Direkt zum Inhalt

Pfadnavigation

  1. Startseite
  2. Physik Abitur
  3. 6 Quantenphysik
  4. 6.1 Quanteneffekte bei elektromagnetischer Strahlung
  5. 6.1.3 Röntgenstrahlung
  6. Interferenz von Röntgenstrahlung

Interferenz von Röntgenstrahlung

1912 wurde durch WALTHER FRIEDRICH (1883-1968) und PAUL KNIPPING (1883-1935) erstmals die Interferenz von Röntgenstrahlung nachgewiesen. Damit wurde ihr Wellencharakter bestätigt. Aufgrund der sehr kleinen Wellenlänge von Röntgenstrahlen sind Interferenzmuster nur zu registrieren, wenn die verwendeten Gitter sehr fein sind. Diese Bedingung wird durch Kristallgitter erfüllt. Die Lage von Interferenzmaxima ist durch die sogenannten BRAGG-Gleichung gegeben. Sie lautet:
k ⋅ λ = 2   d ⋅ sin   α k
Genutzt wird die Interferenz von Röntgenstrahlen bei der Röntgenstrukturanalyse, einem Verfahren zur Bestimmung der Anordnung von Atomen und Ionen in Kristallen.

Schule wird easy mit KI-Tutor Kim und Duden Learnattack

  • Kim hat in Deutsch, Mathe, Englisch und 6 weiteren Schulfächern immer eine von Lehrkräften geprüfte Erklärung, Video oder Übung parat.
  • 24/7 auf Learnattack.de und WhatsApp mit Bildupload und Sprachnachrichten verfügbar. Ideal, um bei den Hausaufgaben und beim Lernen von Fremdsprachen zu unterstützen.
  • Viel günstiger als andere Nachhilfe und schützt deine Daten.
Jetzt 30 Tage risikofrei testen
Your browser does not support the video tag.

Der entscheidende Gedanke

Der Charakter der 1895 von WILHELM CONRAD RÖNTGEN (1845-1923) entdeckten neuen Strahlung, die er selbst als X-Strahlen bezeichnete und die im deutschsprachigen Raum Röntgenstrahlen genannt werden, war längere Zeit unklar. MAX VON LAUE (1879-1960) schilderte in seinem Nobelvortrag, wie ihm im Februar 1912 der entscheidende Einfall kam. Ein Doktorand des berühmten theoretischen Physiker ARNOLD SOMMERFELD, PAUL EWALD, besuchte M. VON LAUE zu Hause, um sich zu einer wellenoptischen Arbeit fachlich beraten zu lassen. Zwar hatte LAUE zu dem von EWALD angesprochenen Problem auch keine Lösung, äußerte aber während der Unterhaltung den Gedanken, man sollte doch einmal Kristalle mit Röntgenstrahlen durchleuchten. Denn wenn Röntgenstrahlen wirklich Wellencharakter besäßen und ihre Wellenlängen sehr klein waren und wenn Kristalle tatsächlich aus Raumgittern aufgebaut wären, dann müssten - so folgerte LAUE - bei der Durchstrahlung von Kristallen mit Röntgenstrahlen ähnliche Interferenzmuster auftreten wie bei Gittern, die mit Licht bestrahlt werden. LAUE verband also zwei Hypothesen aus zwei verschiedenen Forschungsbereichen miteinander - die Wellentheorie der Röntgenstrahlen und die Raumgitter-Hypothese der Kristalle. Er verknüpfte damit zwei vorhandene, aber bis dahin unabhängig voneinander existierende Gedankengänge. LAUE selbst formulierte später zu seiner Entdeckung:

„Die ihr zugrunde liegende Idee schien mir, nachdem ich sie einmal gefaßt hatte, so selbstverständlich, dass ich das Erstaunen, das sie in der Fachwelt hervorrief, nie verstanden habe, ebensowenig die Zweifel, denen sie ein paar Jahre später noch begegnete.“

Als der damals 28-jährige WALTHER FRIEDRICH, ein Assistent, der bei W. C. RÖNTGEN promoviert hatte und der mit Röntgenstrahlung große Erfahrung besaß, von der Idee LAUEs hörte, erklärte er sich sofort bereit, die Hypothese experimentell zu prüfen. Zusammen mit einem zweiten Assistenten, F. KNIPPING, führte er die Untersuchungen durch. Es gelang beiden relativ schnell, Interferenzen nachzuweisen und zu dokumentieren. Entscheidend für das Gelingen war, dass FRIEDRICH aufgrund seiner Erfahrungen mit Röntgenstrahlen eine vielstündige Belichtungszeit ansetzte und damit erstmals Röntgenstrahlinterferenzen nachwies. Dabei waren Kristalle schon ca. 15 Jahre lang mit Röntgenstrahlung durchleuchtet worden, ohne dass jemand ein Beugungsbild erhalten hätte.
Für seine wissenschaftliche Leistung erhielt MAX VON LAUE bereits zwei Jahre später, also im Jahr 1914, den Nobelpreis für Physik.

Interferenz am Kristallgitter - die Zusammenhänge

Einen Kristall kann man sich aufgebaut denken aus Gitterebenen . Sie werden auch als Netzebenen oder Kristallebenen bezeichnet. Trifft Röntgenstrahlen unter einem Winkel zwischen 0° und 90° auf solche Gitterebenen, so erfolgt eine Reflexion. Die an der Gitterebene reflektierte Röntgenstrahlen überlagert sich, es kommt zur Interferenz. Auf einem Film, den man in den Strahlengang bringt, sind regelmäßige Interferenzmuster zu beobachten.
Eine Verstärkung von Röntgenstrahlung tritt nur dann auf, wenn zwei Bedingungen erfüllt sind:

  •  
Der Winkel α ' , in dem die Röntgenstrahlung nachgewiesen wird, muss so groß sein wie der Winkel α , mit dem die Röntgenstrahlung auf den Kristall auftrifft.
  •  
Es muss eine von dem englischen Physiker WILLIAM LAWRENCE BRAGG (1890-1971) aufgestellte Beziehung gelten, die als BRAGG-Gleichung bezeichnet wird und die lautet:

k ⋅ λ = 2   d ⋅ sin   α k k 1 , 2 , 3 , ... λ Wellenlänge d Abstand der Gitterebenen α k Reflexionswinkel (BRAGG-Winkel)

Die BRAGG-Gleichung kann genutzt werden, um die Wellenlänge von Röntgenstrahlung zu ermitteln oder um die kristalline Struktur von Stoffen zu untersuchen.

  • Reflexion von Röntgenstrahlung an den Ebenen des Gitters eines Kristalls

Ableitung der BRAGG-Gleichung

Die BRAGG-Gleichung ergibt sich aus einfachen geometrischen Überlegungen: Wir betrachten Röntgenstrahlen, die an zwei unterschiedlichen Gitterebenen reflektiert werden. Soll Verstärkung erfolgen, so muss der Gangunterschied gleich der Wellenlänge oder einem ganzzahligen Vielfachen davon sein. Betrachtet man den in Bild 2 dargestellten Fall, dann beträgt der Gangunterschied zwischen den Strahlen 1 und 2:

Δ s = 2   d ⋅ sin   α Mit der Bedingung für Maxima Δ s = k ⋅ λ ( k = 1, 2 , ... ) und der Bezeichnung α k für den betreffenden Winkel k-ter Ordnung erhält man: k ⋅ λ = 2   d ⋅ sin   α k

Röntgenstrukturanalyse

Die Interferenz von Röntgenstrahlen wird bei der Röntgenstrukturanalyse genutzt. Darunter versteht man ein Verfahren zur Bestimmung der Anordnung von Atomen und Ionen in Kristallgittern unter Verwendung von Röntgenstrahlung.
Das historisch älteste Verfahren ist das LAUE-Verfahren. Es geht auf die erste Form des Nachweises von Röntgenstrahlinterferenzen zurück (siehe oben). Bei diesem Verfahren wird ein Kristall mit Röntgenstrahlung unterschiedlicher Wellenlänge - sogenanntem weißem Röntgenlicht - bestrahlt. Dadurch bekommt man auf einem Film Schwärzungspunkte (Maxima) an verschiedenen Stellen. Das betreffenden Bild wird als LAUE-Diagramm bezeichnet.

Beim Drehkristallverfahren wird ein Kristall einer monochromatischen Röntgenstrahlung ausgesetzt. Auf einem dahinter liegenden Film oder Detektor werden die Maxima registriert. Es würden sich - wie beim LAUE-Verfahren - Punkte ergeben. Dreht man aber den Kristall gleichmäßig um eine Achse parallel zur Verbindungslinien Röntgenröhre - Film, so erhält man auf dem Film statt Punkten Kreise. Der Vorteil besteht darin, dass man Kreise besser ausmessen kann als Punkte.

  • Drehkristallverfahren

Beim DEBYE-SCHERRER-Verfahren , benannt nach dem niederländischen Physiker PETER DEBYE (1884-1966) und dem schweizer Physiker PAUL SCHERRER (1890-1969), wird ebenfalls mit monochromatischer Röntgenstrahlung gearbeitet. Dabei nutzt man aber statt eines einzelnen Kristalls ein Kristallpulver, in dem sich eine Vielzahl kleiner Kristalle mit den unterschiedlichsten Orientierungen befinden. Damit ist stets für einige die BRAGG-Gleichung erfüllt. Auf einem Film entstehen dann, wie beim Drehkristallverfahren, Ringe.

  • DEBYE-SCHERRER-Verfahren

    L. Meyer, Potsdam

Lernhelfer (Duden Learnattack GmbH): "Interferenz von Röntgenstrahlung." In: Lernhelfer (Duden Learnattack GmbH). URL: http://www.lernhelfer.de/index.php/schuelerlexikon/physik-abitur/artikel/interferenz-von-roentgenstrahlung (Abgerufen: 20. May 2025, 03:01 UTC)

Suche nach passenden Schlagwörtern

  • Raumgitter-Hypothese
  • Drehkristallverfahren
  • Walther Friedrich
  • Röntgenstrahlen
  • Röntgenstrukturanalyse
  • Kristallebenen
  • Gitterebenen
  • Laue-Diagramm
  • Paul Knipping
  • Röntgenstrahlinterferenzen
  • Netzebenen
  • BRAGG-Gleichung
  • Debye-Scherrer-Verfahren
  • Max von Laue
  • Laue-Verfahren
  • Interferenz von Röntgenstrahlung
  • Bragg-Winkel
Jetzt durchstarten

Lernblockade und Hausaufgabenstress?

Entspannt durch die Schule mit KI-Tutor Kim und Duden Learnattack.

  • Kim hat in Deutsch, Mathe, Englisch und 6 weiteren Schulfächern immer eine von Lehrkräften geprüfte Erklärung, Video oder Übung parat.
  • 24/7 auf Learnattack.de und WhatsApp mit Bildupload und Sprachnachrichten verfügbar. Ideal, um bei den Hausaufgaben und beim Lernen von Fremdsprachen zu unterstützen.
  • Viel günstiger als andere Nachhilfe und schützt deine Daten.

Verwandte Artikel

Interferenz bei Quantenobjekten

Unter Quantenobjekten verstehen wir Elektronen, Neutronen, Protonen, Atome und Moleküle. Das Verhalten einzelner Quantenobjekte kann in der Regel nicht vorhergesagt werden. Trotzdem kann man Quantenobjekte teilweise als Teilchen betrachten. Schickt man aber Quantenobjekte durch einen Doppelspalt oder durch einen Einzelspalt, dann zeigt sich: Bei Quantenobjekten kann Interferenz auftreten. Solche Interferenzen sind im Teilchenmodell nicht beschreibbar.

Interferenz von Photonen

Schickt man kohärentes Licht durch einen Doppelspalt und bringt man dahinter einen Schirm an, so kann man auf dem Schirm ein typisches Interferenzmuster beobachten. Analoge Experimente kann man auch mit einzelnen Photonen durchführen. Dann zeigt sich:

  •  
Die einzelnen Photonen sind an bestimmten Stellen nachweisbar.
  •  
Es gibt Stellen, an denen sich die nachgewiesenen Photonen häufen.
  •  
Bei großer Photonenzahl ergibt sich eine Maxima-Minima-Verteilung wie bei Versuchen mit Licht am Doppelspalt oder Gitter.

Zeigerformalismus nach FEYNMAN

Die Photonenoptik behandelt die Lehre des Lichts unter Berücksichtigung der Annahme, dass dieses aus Teilchen, den sogenannten Photonen, besteht. Sie erklärt alle uns bekannten Phänomene der Strahlen- und der Wellenoptik, z.B. das fermatsche Prinzip, die Brechung des Lichts, die Lichtbeugung oder auch das Zustandekommen der Farben an dünnen Schichten. RICHARD P. FEYNMAN hat einen Weg gefunden, dieses Teilgebiet der Quantenelektrodynamik fast ganz ohne Mathematik darzustellen. Um obige Phänomene beschreiben zu können, müssen lediglich viele kleine Pfeile gezeichnet und zu einem resultierenden Pfeil zusammengesetzt werden. Daher spricht man vom Zeigerformalismus nach FEYNMAN.

Beugung von Licht

Unter der Beugung von Licht versteht man die Erscheinung, dass sich Licht hinter schmalen Spalten, kleinen Hindernissen und Kanten auch in die Schattenräume hinein ausbreitet. Beugung ist eine wellentypische Erscheinung. Erklärt werden kann die Beugung mithilfe des huygensschen Prinzips.
Ein experimentelles Beispiel für das Auftreten von Beugung bei Licht ist der POISSON-Fleck, benannt nach dem französischen Mathematiker und Physiker S. D. POISSON (1781-1840).

CD als Reflexionsgitter

Die Spuren einer CD wirken wie ein Reflexionsgitter. Beleuchtet man die CD mit Laserlicht, so erhält man ein Gitterspektrum. Aus den Abständen der Maxima kann man auf den Spurabstand und auf den Abstand benachbarter digitaler Informationen auf der CD schließen. Daraus lässt sich die Speicherkapazität der CD berechnen.

Ein Angebot von

Footer

  • Impressum
  • Sicherheit & Datenschutz
  • AGB
© Duden Learnattack GmbH, 2025