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Umfrage

Umfragen gehören zu den wichtigsten Methoden der empirischen Sozialforschung. Insbesondere für die Ermittlung der öffentlichen Meinung und deren Einbeziehung in den politischen Willensbildungsprozess ist die Umfrageforschung von herausragender Bedeutung. Je nach Beschaffenheit einer Befragung und der Auswahl von Probanden lassen sich verschiedene Typen von Umfragen charakterisieren. Zu nennen wären hier beispielsweise das mündliche Interview und die schriftliche Fragebogen-Erhebung, das Leitfadeninterview und die standardisierte Befragung oder die Totalerhebung und die Stichproben-Untersuchung. Alle Befragungstypen haben spezielle Vor- und Nachteile und ihre Auswahl orientiert sich meist am Kontext des Forschungsinteresses. Im Rahmen demoskopischer Untersuchungen wird vor allem das standardisierte, mündliche (immer häufiger auch telefonische) Interview sehr häufig eingesetzt.

Kritisch bewertet wird die gehäufte und nicht immer professionelle Durchführung von Befragungen sowie die Gefahr der Ergebnis-Manipulation. Darüber hinaus spielen auch demokratietheoretische Positionen bei Kontroversen zur Umfrageforschung eine Rolle.

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Umfrageforschung als Teilbereich der empirischen Sozialforschung

Die Umfrage (oder Befragung) gehört zu den wichtigsten Methoden der Datengewinnung in der empirischen Sozialforschung. Der für die Umfrageforschung ebenfalls gebräuchliche Begriff „Demoskopie“ stammt aus dem Griechischen und bedeutet so viel wie „Abbildung, Darstellung des Volkes“ („demos“ = „Volk“ und „skopein“ = „schauen, betrachten, untersuchen“), womit zunächst offen bleibt, was im Einzelnen genau untersucht und abgebildet wird. In der empirisch orientierten Politikwissenschaft spielt die Umfrageforschung (z. B. durch die Forsa-Gesellschaft oder das Infas-Institut) vor allem für:

  • die Ermittlung von politischen Meinungen und Einstellungen der Bürger,
  • des Wählerverhaltens sowie
  • von gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Sachverhalten

eine bedeutsame Rolle. Zunächst wurde die Umfrageforschung überwiegend in den USA vorangetrieben. Die Methode wurde hier in enger Zusammenarbeit universitärer und anwendungsorientierter Forschung entwickelt und eingesetzt. In Deutschland konnte sich die Umfrageforschung erst nach dem Zweiten Weltkrieg etablieren und hatte ihren Schwerpunkt dabei noch vor allem im wirtschaftlichen Bereich.
Erst seit Beginn der 1970er-Jahre erlangte sie auch in der deutschen Forschung weitgehende Verbreitung und ein entsprechendes theoretisches sowie praktisches Fundament.

Umfrage-Typen

Alle Befragungen zielen darauf ab, auf Stichproben beruhende Daten zu erhalten, um mit ihrer Hilfe verlässliche Aussagen über die Realität zu ermöglichen. Je nach Beschaffenheit einer Befragung und der Auswahl von Probanden lassen sich aber verschiedene Typen von Umfragen beschreiben. Diese Einteilungen variieren allerdings häufig von Lehrbuch zu Lehrbuch. Sie sind daher nicht als strenge Klassifizierungen, sondern vielmehr als charakteristische Typen aufzufassen. Alle Befragungstypen haben spezielle Vor- und Nachteile und ihre Auswahl orientiert sich meist am Kontext des Forschungsinteresses.

Zu unterscheiden sind mündliche (immer häufiger auch telefonische) und schriftliche Umfragen.

  • Mündliche Befragungen werden in der Regel in Form von Interviews durchgeführt und
  • schriftliche Befragungen erfolgen mithilfe von Fragebögen.

Letztere haben gegenüber persönlichen Interviews den Nachteil, dass in ihrem Verlauf nicht motivierend oder regulierend Einfluss auf die Beantwortung der Fragen genommen werden kann (vor allem dann nicht, wenn es sich um per Post verschickte oder auf der Straße verteilte Fragebögen handelt, wodurch zwar auf der einen Seite Kosten gespart werden, weil der Befragte nicht persönlich aufgesucht wird, auf der anderen Seite dafür aber die Zahl der verweigerten oder falsch aufgefassten Fragen steigt). Genau hierin liegt gleichzeitig aber auch ein großer Nachteil von mündlichen Befragungen: Der soziale Kontext, in dem die Durchführung des Interviews steht, führt nämlich häufig zu Antworten, die weniger mit den Überzeugungen oder dem tatsächlichen Verhalten des Befragten übereinstimmen als vielmehr mit solchen Ansichten, von denen der Befragte annimmt, sie seien von seinem Gegenüber, dem Interviewer, „erwünscht“. (Ein Beispiel hierfür liefern Umfragen zum umweltgerechten Verhalten, bei denen sich sehr häufig mehr Menschen zu ökologischen Handlungsweisen bekennen, als es durch empirische Studien dann bestätigt werden kann).

Je nachdem, wie die Fragen eines Interviews oder eines Fragebogens formuliert sind, unterscheidet man außerdem Leitfadeninterviews und strukturierte oder standardisierte Befragungen sowie offene und geschlossene Fragen:

  • Bei einem Leitfadeninterview wird dem Befragten ein bestimmter Themenbereich, jedoch keine genauen Fragen vorgegeben und der Interviewte hat eine relativ freie Auswahl darüber, in welche Richtung seine Antworten beziehungsweise Äußerungen zielen. Diese Form der Befragung bietet sich vor allem dann an, wenn über die Forschungsfrage noch nicht viel Hintergrundwissen vorhanden ist und zunächst einmal Beobachtungen beschrieben werden sollen, aus denen sich dann später Hypothesen ableiten lassen. Zur Überprüfung von konkreten Annahmen und ihren Voraussagen wird stattdessen meist eher das strukturierte oder das standardisierte Interview eingesetzt.
  • Strukturierte Interviews werden so vorbereitet, dass Themengebiete und Fragen sowie ihre Reihenfolge im Voraus festgelegt sind. Das wird bei einer standardisierten Befragung sogar bis zu Antwortvorgaben für den Interviewer bzw. zu Überlegungen, wie er auf die Antworten reagieren soll, weiter geführt.

Auch die Anzahl von Antwortvorgaben kann variieren, was insbesondere bei der Konzeption von Fragebögen zum Tragen kommt.

  • Bei offenen Fragen bleibt es ganz der Testperson überlassen, welche Antwort sie auf eine Frage gibt,
  • bei geschlossenen Fragen bieten Antwortvorgaben eine Auswahl von Beantwortungen an (zum Beispiel bei Alternativ- oder Multiple-Choice-Fragen).

Mündliche wie schriftliche Umfragen lassen sich des weiteren nach der Häufigkeit der Durchführung charakterisieren.

  • So kann eine Umfrage einmalig stattfinden (Einmalbefragung),
  • sie kann aber auch in einem bestimmten Zeitraum mehrfach durchgeführt werden (Wiederholungs- oder Panelbefragung).

Weitere Typisierungen von Befragungsformen orientieren sich an der Anzahl der Befragten sowie an der Auswahl der Stichprobe:

  • Bei einer Voll- oder Totalerhebung werden alle Individuen der zu untersuchenden Gruppe befragt (zum Beispiel: alle Abgeordneten eines Parlaments). Eine solche Umfrage liefert folglich sehr sichere Ergebnisse.
  • Aus arbeitsökonomischen und finanziellen Gründen kann es jedoch bei größeren Gruppen nicht angemessen sein, alle Personen zu befragen (zum Beispiel sämtliche Bürger eines Staates). In solchen Fällen kann aus der Grundgesamtheit von Individuen eine Stichprobe ermittelt und zur Befragung herangezogen werden. Nach den Gesetzen der Wahrscheinlichkeitstheorie liefert eine Auswahl von Individuen nämlich auch dann verlässliche Ergebnisse, wenn sie einen gewissen Umfang nicht unterschreitet, und wenn alle Personen der Grundgesamtheit die gleiche Chance haben, in die Probe aufgenommen zu werden, es sich also um eine Zufallsstichprobe handelt.
  • Daneben wurden insbesondere im Bereich der Marktforschung früher häufig auch Quotenstichproben herangezogen, bei denen soziale Merkmale die Auswahl der Befragten zu bestimmten Anteilen beeinflusste (zum Beispiel das Geschlecht, das Alter oder der Wohnort von Testpersonen). Inwieweit Quotenstichproben allerdings verlässliche allgemeine Schlussfolgerungen zulassen, wird angezweifelt (vgl. SCHMITT 1994).

Kontroverse Ansichten zur Umfrageforschung

Ein grundsätzliches Problem stellt sich für die Umfrageforschung ein, wenn ihre Ergebnisse auf internationaler Ebene verglichen werden sollen. Zum einen gilt dies schon für die Konstruktion der Fragen, da eine reine Übersetzung des Wortlautes in die entsprechende andere Sprache meist nicht ausreicht, um identische Befragungssituationen zu schaffen, weil der kulturelle und institutionelle Hintergrund zwischen den Ländern in der Regel variiert. Zum anderen wird auch das Antwortverhalten nicht selten durch kulturelle Hintergründe beeinflusst, wodurch die Auswertung und der Vergleich von Ergebnissen erschwert wird (z. B.: Neigung zur Übertreibung in mediterranen Ländern versus Tendenz zu Untertreibungen beispielsweise in Großbritannien) (vgl. SCHMITT 1994).

Dennoch lässt sich sagen, dass innerhalb Deutschlands vor allem die stichprobenbezogene, standardisierte mündliche Befragung zu einer der wichtigsten Methoden demoskopischer Untersuchungen geworden und „aus dem Leben moderner Industriegesellschaften nicht mehr wegzudenken“ (KRIZ 1994, 93) ist.
Befürworter der Umfrageforschung weisen nicht nur auf den fortgeschrittenen Stand der methodischen Entwicklung und die damit einhergehende Aussagekraft von Befragungen hin, sondern betonen vor allem auch ihre Bedeutung für die Einbeziehung der öffentlichen Meinung in die politische Willensbildung: Schließlich seien Befragungen die einzige Möglichkeit, die Bewertung und Akzeptanz politischer Prozesse und Entscheidungen in der Bevölkerung zu beobachten und zu berücksichtigen (vgl. CANTRIL 1991).

Vor allem in Deutschland wird die Umfrageforschung allerdings auch kritisch betrachtet. Kritiker bezweifeln die Verlässlichkeit von Umfrageergebnissen und verweisen dabei einerseits auf Methodenprobleme, andererseits aber auch auf den häufigen Missbrauch durch Datenmanipulation und den sehr häufigen und nicht immer professionellen Einsatz von Umfragen. Abgesehen davon wird auch die Wirkung von Umfrageergebnissen gerade auf die öffentliche Meinung kritisch betrachtet, da durch Mitläufer-Effekte zum Beispiel Wahlergebnisse beeinflusst werden, aber auch Politiker in ihrem Handeln und Entscheiden durch Umfrageergebnisse beeinträchtigt werden könnten (vgl. NOELLE-NEUMANN 1989; TRAUGOTT 1970).

Lernhelfer (Duden Learnattack GmbH): "Umfrage." In: Lernhelfer (Duden Learnattack GmbH). URL: http://www.lernhelfer.de/index.php/schuelerlexikon/politikwirtschaft/artikel/umfrage (Abgerufen: 23. May 2025, 15:21 UTC)

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Methoden der Datengewinnung

Das Ziel empirischer Wissenschaft besteht in der Gewinnung gesicherter Erkenntnisse über die Wirklichkeit. Für die Beschreibung, Erklärung und Überprüfung von Hypothesen und Theorien, für einen Vergleich oder eine Prognose, eine Einzelfallanalyse oder eine Klassifizierung werden in der empirischen Sozialwissenschaft in einem systematischen Prozess Daten erhoben und ausgewertet. Die Daten werden unmittelbar bei so genannten Merkmalsträgern erhoben. Das können Individuen, Parteien, Verbände sein. Ein sehr bekanntes Beispiel stellt die Wahlforschung dar.
Die Vorgehensweise bei einem solchen Forschungsprozess besteht aus mehreren Schritten.
In der empirischen Sozialforschung gibt es eine Vielzahl verschiedener Methoden. Sie werden grundlegend in quantitative und qualitative Methoden klassifiziert.                                                                                                                                                                      Empirische Sozialforschung findet in Deutschland vor allem an den Universitäten aber auch in Markt- und Meinungsforschungsinstituten statt.

Methoden der empirischen Sozialforschung

Die Politikwissenschaft selbst hat keine eigene Methodenlehre entwickelt. Sie nutzt das gesamte Methodenrepertoire der Sozialwissenschaften. Gegenstand der empirischen Sozialforschung ist die Analyse und Erklärung sozialer Phänomene mit wissenschaftlichen Methoden, z. B. die Analyse der Bevölkerungsentwicklung in einem Land oder die Erfassung der Meinungen der Bürger über die von ihnen gewählten Politiker.
In Abhängigkeit von der jeweiligen Zielstellung der vorgesehenen sozialempirischen Untersuchung werden verschiedene Verfahren unterschieden.

Hermeneutik

Hermeneutik bezeichnet allgemein die „Kunst des Deutens“. Ihre Ursprünge reichen zurück bis in die griechische Mythologie. Aus ihnen bildeten sich in der frühen Neuzeit unterschiedliche (sprach-, religions- und rechtswissenschaftliche) hermeneutische Kunstlehren heraus.
Innerhalb der Sozialforschung trug JÜRGEN HABERMAS wesentlich zur Weiterentwicklung der philosophischen Hermeneutik GADAMERs bei. Im Zentrum seiner Überlegungen stehen vor allem erkenntnistheoretische Probleme, auf denen er seine „Theorie des kommunikativen Handelns“ aufbaut. Im Unterschied dazu setzte ULRICH OEVERMANN bei konkreten Erfahrungen aus der Forschungspraxis an und entwickelte eine „objektive Hermeneutik“, die in der empirischen Sozialforschung als qualitative Methode zur Interpretation von Texten immer häufiger eingesetzt wird.
Die hermeneutische Deutung erfolgt grundsätzlich mittels eines Dreischritts: dem Verstehen, dem Auslegen und dem Beurteilen.

Tabellen und Diagramme

Zusammenhänge, Trends und Zahlenverhältnisse lassen sich am einfachsten über Statistiken – das sind Tabellen und Diagramme – erkennen.
Dabei ist die Anschaulichkeit bei Diagrammen besonders hoch.
Tabellen, die in Diagramme umgewandelt werden sollen, müssen zwei Tabellenköpfe besitzen.

  • Der eine Tabellenkopf beschreibt die Rubriken, die im Allgemeinen an der Rubrikenachse eines Diagramms zu erkennen sind.
  • Der andere Tabellenkopf wird zur Legende und beschreibt die Datenreihen.

Man nutzt unterschiedliche Diagrammtypen – je nachdem, was man darstellen möchte.

Aristoteles: Von der Dichtkunst

ARISTOTELES war der wohl größte Denker des Altertums und ein universeller Gelehrter. Seine philosophischen Denkweisen haben bis weit in das Mittelalter die Entwicklung der Wissenschaften beeinflusst. Er systematisierte das Wissen seiner Zeit, begründete u. a. die Botanik, die Zoologie, die Logik und das Staatsrecht als Wissenschaften. Er war Erzieher ALEXANDERs DES GROSSEN. Sein gewaltiges Werk umfasste nahezu das gesamte Wissen der Antike.

Seine „ποιητική“ („Von der Dichtkunst“) ist der älteste poetologische Text der Antike und hatte einen bestimmenden Einfluss bei der Herausbildung der neuzeitlichen Dichtungstheorie.

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