Carl von Linné

Die zunehmende Anzahl bekannter Pflanzen- und Tierarten machte es im 18. Jahrhundert notwendig, ein System zu entwickeln, mit dessen Hilfe diese Arten sinnvoll geordnet und so charakterisiert werden konnten, dass eine sichere Bestimmung möglich war. Es gab verchiedene Versuche, solche Systeme zu entwickeln. Auch CARL VON LINNÉ beschäftigte sich mit dieser Problematik. Sein System war schließlich das erfolgreichste und wurde allgemein verwendet.

Kindheit, Schule, Ausbildung

CARL VON LINNÉ wurde am 23. Mai 1707 als erstes Kind des protestantischen Landgeistlichen NILS LINNÉ in Rashult, Provinz Småland geboren. Er wuchs dort sehr naturverbunden auf. Sein Vater, der einen der formenreichsten Gärten ganz Schwedens angelegt hatte, beeinflusste sicher den späteren Werdegang seines Sohnes als Botaniker. Er unterrichtete den Jungen über die Pflanzen seiner Heimat.

In den Jahren 1716 bis 1727 besuchte LINNÉ die Schule, die letzten vier Jahre das Gymnasium. Da ihn außer Latein, der internationalen Wissenschaftssprache, und Naturkunde nicht viel interessierte, schloss er die Schule mit nicht so glänzenden Noten ab. Aber in Naturkunde hatte LINNÉ einen ausgezeichneten Lehrer, der seine Begabung und sein großes Interesse für die Erforschung der Natur erkannte und förderte. Er führte ihn in die Welt der Wissenschaft ein, machte ihn u. a. mit JOSEPH PITTON DE TOURNEFORTs (1656–1708) Pflanzensystematik bekannt. Außerdem überzeugte er LINNÉS Vater, seinen Sohn Medizin studieren zu lassen und nicht Theologie.

LINNÉ nahm 1727 das Medizinstudium auf, wo er sich weitgehend im Selbststudium die wichtigsten Studieninhalte aneignete. An den schwedischen Universitäten war die Theologie sehr stark vertreten, die Medizin dagegen wurde vernachlässigt.
In Uppsala förderten ihn naturwissenschaftlich interessierte Gelehrte und so erhielt er bereits als Student im dritten Studienjahr einen Lehrauftrag für Botanik. Einen Tag vor seinem 25. Geburtstag machte sich CARL VON LINNÉ von Uppsala aus auf den Weg nach Norden, um im Auftrag und auf Kosten der Königlichen Wissenschaftssozietät in Uppsala insbesondere die Pflanzen- und Tierwelt Lapplands zu erkunden. (Nach dem heute allgemein verwendeten Gregorianischen Kalender war das übrigens der 22. Mai. Der Gregorianische Kalender wurde in Schweden erst 1753 eingeführt.) LINNÉs „Lappländische Reise“ war das erste Lapplandbuch, welches von einem Naturforscher geschrieben wurde, der das Land, das er darin beschreibt, auch selbst bereist hat.

Wissenschaftliche Leistungen

1735 promovierte LINNÉ zum Doktor der Medizin in Holland. Im gleichen Jahr wurde LINNÉ von dem Bürgermeister Amsterdams zum Vorsteher seiner weitläufigen botanischen und zoologischen Gartenanlagen in Hartkamp bei Harlem berufen. In dieser Zeit erschien auch sein berühmtes Werk „Systema naturae“, in dem er eine Bestandsaufnahme des Mineral-, Pflanzen- und Tierreichs der Erde vornahm. Dieses Buch machte ihn bei den Gelehrten der Welt berühmt.

Eine der größten Leistungen LINNÉs war die Schaffung eines praktikablen Klassifikationssystems der Arten. Grundlage dafür waren intensive Beobachtung der Natur und die Beschreibung der Lebewesen. Die von ihm beschriebenen Arten ordnete er nach eindeutigen und sicher erkennbaren Merkmalen, die Pflanzenarten z. B. nach dem Bau der Blüte, insesondere nach Zahl und Anordnung der Staubgefäße und Stempel (Linnésches Sexualsystem). Er vergab dabei Namen nach einem festgelegten Schema, welches bis heute Gültigkeit besitzt. So werden Arten mit einem zweiteiligen Namen belegt, z. B. das Sumpfveilchen Viola palustris L., welches zuerst von LINNÉ selbst beschrieben wurde. Dies erkennt man an dem nachgestellten großen L. Alle, Tiere und Pflanzen, erhielten zweigliedrige Bezeichnungen, bestehend aus Gattungsnamen und einem Adjektiv, dem Epitheton, das zusammen mit dem Gattungsnamen die Art bezeichnet. Die Namensgebung von LINNÉ ist aufgrund ihrer systematischen Anlage in der Gruppierung bis heute für die Bildung der Artnamen (binäre oder binomiale Nomenklatur) gültig.
Der Gefranste Enzian trug vor LINNÉs Zeit die aufwendige, wissenschaftliche Bezeichnung: Gentiana angustifolia autumnalis minor floribus ad latera pilosis. LINNÉ taufte ihn nach seiner Nomenklatur in: Gentiana ciliata L. Der Gattungsname ist Gentiana, das Art-Epitheton ist cilliata, das L steht für LINNÉ.

LINNÉ hat selbst über 7 000 Pflanzenarten und über 4 000 Tierarten beschrieben. Zeitgenossen sagten von LINNÉ: Gott habe die Welt geschaffen, aber LINNÉ habe sie geordnet. Diese große Zahl an Beschreibungen war nur möglich, weil LINNÉ seine Schüler in alle Welt aussandte. Auf diesen gefährlichen Forschungsreisen fanden nicht wenige den Tod: JOHANN BARTSCH im Alter von 28 Jahren in Surinam, CHRSTOPHER TÄRNSTRÖM auf einer Reise nach China, PEHR LÖFLING erst 27 Jahre alt in Venezuela, PETER FORSSKÅL in Arabien. Teilweise benannte LINNÉ Pflanzengattungen im Gedenken an seine Schüler und die Namen erinnern noch heute an die todesmutigen Forscher, z. B. Bartschia, Ternstroemia, Loeflingia, Forsskaolea.

LINNÉ ordnete auch die Menschen zusammen mit den Affen in die Gruppe der Herrentiere. Wir Menschen erhalten nach der von ihm vorgeschlagenen Namensgebung die systematische Bezeichnung Homo sapiens. Er glaubte aber zunächst an die Unveränderlichkeit (Konstanz) der Arten, die gemäß dem biblischen Buch der Genesis in einem einmaligen Schöpfungsakt erschaffen worden waren.

Weiterer Lebensweg

Seit 1738 praktizierte LINNÉ wieder in Schweden und zwar in Stockholm. Am dortigen Bergkollegium hielt er Vorlesungen in Mineralogie und Botanik. 1741 wurde er als Professor für Anatomie und Medizin nach Uppsala berufen und erhielt den Titel eines Königlichen Leibarztes. Durch seinen Einfluss erreichte er z. B. auch, dass 1747 der naturwissenschaftliche Unterricht an den allgemeinbildenden Schulen Schwedens eingeführt wurde.
In Uppsala gründete LINNÉ ein naturhistorisches Museum und legte den Botanischen Garten an.

Von LINNÉ erschienen noch viele weitere Werke, z. B. „Flora svecica“ (1745), „Fauna svecica“ (1746), „Philosophia botanica“ (1751).

1762 wurde LINNÉ geadelt und durfte sich von diesem Zeitpunkt an VON LINNÉ nennen.

Die Schweden verehren LINNÉ so sehr, dass sein Portrait sogar einen der meist verwendeten schwedischen Geldscheine (100 Kronen-Schein) ziert.

Von sich selbst durchaus überzeugt, charakterisiert sich CARL VON LINNÉ in einer Autobiografie folgendermaßen:
„... Keiner hat mit mehr Eifer seinen Beruf ausgeübt und mehr Hörer an unserer Hochschule gehabt. Kein Naturwissenschaftler hat mehr Beobachtungen in der Natur angestellt. Keiner hat einen solideren Einblick in alle drei Reiche der Natur zugleich gehabt. Keiner war ein größerer Botaniker oder Zoologe. Keiner hat mehr Werke geschrieben, besser, ordentlicher, aus eigener Erfahrung. Keiner so völlig eine ganze Wissenschaft reformiert und eine neue Epoche eingeleitet. Keiner hat eine so über alle Welt ausgedehnte Korrespondenz gehabt. Keiner hat so viele Schüler in so viele Teile der Welt ausgeschickt. ...

Am 10. Januar 1778 stirbt LINNÉ in Uppsala.

Stand: 2010
Dieser Text befindet sich in redaktioneller Bearbeitung.

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