Nachhaltigkeitsstrategie in Deutschland

Der Begriff der Nachhaltigkeit stammt aus der Forstwirtschaft und wurde erstmalig um 1700 von Oberberghauptmann HANS CARL VON CARLOWITZ geprägt. Sein Nachhaltigkeitskonzept sollte eine dauerhafte Bewirtschaftung des regionalen Waldbestands garantieren und somit eine für die damalige Zeit wesentliche Grundvoraussetzung des Silberbergbaus langfristig sichern.

Ökologische Nachhaltigkeit

Ökologische Nachhaltigkeit ist grundlegend darauf gerichtet, die Bedürfnisse der gegenwärtigen Generation zu befriedigen, ohne die Lebenschancen künftiger Generationen zu gefährden.

Im Kern geht es um den zukunftsfähigen Umgang mit den Ressourcen, wobei Ressourcen sowohl Bodenschätze wie auch nachwachsende Rohstoffe und die Ökosysteme der Erde einschließt. Nachhaltigkeit betont qualitatives Wachstum und umfasst einen sozialen Wandlungsprozess, der zu neuen Wertvorstellungen und Konsumgewohnheiten führen soll.

Begriff der Nachhaltigkeit

Nachhaltigkeit und Nachhaltigkeitsstrategien haben begrifflich solche ökologischen Leitbilder wie „ökologisches Gleichgewicht“ oder „Schließung von Stoffkreisläufen“ abgelöst. Die Auffassungen über den Begriffsinhalt gehen jedoch bis in die Gegenwart auseinander. Es werden zwei konträre Positionen vertreten:

enge Definitionweite Definition

Zentrales Merkmal ist das Fließgleichgewicht; das bedeutet z. B.:

  • Es sollen nicht mehr Schadstoffe in die Umweltmedien geleitet werden, als diese
    abbauen können,
  • der Staat soll nicht mehr einnehmen als er ausgibt.

Soziale, ökonomische und kulturelle Zusammenhänge werden nicht erfasst. Die ökologische Säule hat Priorität.
Normativ liegt der Schwerpunkt auf Generationengerechtigkeit.

Diese Definition wird als umweltpolitisches Leitbild vor allem von Ökologen vertreten.

Neben dem Prinzip des Fließgleichgewichts werden weitere Aspekte begrifflich erfasst, z. B.:

  • sozialer Ausgleich,
  • Nord-Süd-Ausgleich,
  • Geschlechtergerechtigkeit.

Hinsichtlich der Dimensionen sind mehrere Säulen gleichberechtigt, so die ökologische, ökonomische, soziale u. a.
Ethisch begründet zielt sie auf inter- und intragenerationelle Gerechtigkeit.
Seit 1989 – mit dem Abschlussbericht der zweiten Enquetekommission des deutschen Bundestags – ist diese Definition überwiegend verbreitet.

Nationale Nachhaltigkeitsstrategie

Der nationalen Nachhaltigkeitsstrategie in Deutschland liegen folgende Kriterien zugrunde:

  • Die Nutzung einer erneuerbaren Ressource darf nicht größer sein als ihre Regenerationsrate.
  • Die Freisetzung von Stoffen darf nicht größer sein als die Aufnahmefähigkeit der Umwelt.
  • Die Nutzung nicht erneuerbarer Ressourcen muss so beschränkt werden, dass die Schaffung eines gleichwertigen Ersatzes in Form erneuerbarer Ressourcen ermöglicht wird.
  • Das Zeitmaß der menschlichen Eingriffe muss in einem ausgewogenen Verhältnis zu dem natürlichen Prozess stehen.

Zur Wahrung der Zukunftschancen kommender Generationen legte die Bundesregierung 2002 Handlungsfelder einer langfristig angelegten Strategie fest. Das sind:

  • Klimaschutz und Energiepolitik,
  • umweltverträgliche Mobilität,
  • Umwelt, Ernährung und Gesundheit sowie
  • globale Verantwortung.

Beim Handlungsfeld Klimaschutz und Energiepolitik werden zwei Ansätze verfolgt:

  • zum einen wird auf eine deutliche Steigerung der Energieeffizienz,
  • zum anderen auf den Ausbau erneuerbarer Energien gesetzt.

So ist der Anteil der erneuerbaren Energien 2010 auf 17% gestiegen – vor allem durch moderne Kraftwerke und Ressourcen schonende Stromerzeugung. Die nationale Klimaschutzstrategie besteht darin, die Kohlenstoffdioxid-Emissionen deutlich zu reduzieren.

Nachhaltigkeitsindikatoren

Die praktische Umsetzung einer nationalen Nachhaltigkeitsstrategie ist an einen Komplex zu schaffender Voraussetzungen gebunden. Dazu gehören

  • eine umfassende Problemdiagnose und Darstellung,
  • die Vorgabe von Umweltqualitätszielen und
  • Umwelthandlungszielen.

Nachhaltigkeit muss durch „messbare“ Kriterien operationalisiert werden.

In Deutschland wurden verschiedene Nachhaltigkeitsindikatoren erarbeitet. Sie werden lokal, regional und global angewendet, um Status und Entwicklung zu bilanzieren, zu vergleichen und zu bewerten. Ein Beispiel ist der Deutsche Umweltindex (DUX), der aus sechs Faktoren (Klima, Luft, Boden, Wasser, Energie,Rohstoffe) gebildet und vom Umweltamt berechnet wird.

Die nationale Nachhaltigkeitsstrategie beinhaltet mit 21 Indikatoren aus den Bereichen Umwelt, Wirtschaft und Gesellschaft/Soziales ein „Kernindikatorenset“, das mit allen überregional aktiven Anbietern abgestimmt wurde. Es liegt seit Mitte 2003 vor und geht auf die Agenda 21 zurück, die alle Unterzeichnerstaaten verpflichtete, eine nationale Nachhaltigkeitsstrategie zu entwickeln.
Das „Indikatorenset“ umfasst solche Handlungsfelder wie:

  • Abfall,
  • Boden,
  • erneuerbare Energie,
  • Ökosysteme und Artenvielfalt,
  • Arbeit,
  • Wirtschaftsstruktur,
  • ökologische Landwirtschaft,
  • Sicherheit und
  • Integration.

Eine nachhaltige Entwicklung kann nur durch ein weltweites Aktionsprogramm erreicht werden, weshalb mit der in Rio verabschiedeten Agenda 21 detaillierte Handlungsaufträge gegeben wurden. Diese müssen in Form von Strategien, nationalen Umweltplänen und Umweltaktionsplänen von den einzelnen Staaten erfüllt werden. Wichtig ist dabei eine breite Öffentlichkeitsbeteiligung, denn es geht darum, lokal zu handeln und dabei global zu denken.

Stand: 2010
Dieser Text befindet sich in redaktioneller Bearbeitung.

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