Otto Heinrich Warburg

OTTO HEINRICH WARBURG wurde am 8. Oktober 1883 in Freiburg als Sohn des Physikers EMIL WARBURG geboren. Er studiere bei dem berühmten Chemiker EMIL FISCHER in Berlin und promovierte dort 1906. Dann setzte er seine Studien in Heidelberg fort, wo er 1911 einen medizinischen Doktorgrad erlangte. Nach dem Ersten Weltkrieg, an dem er als Kavallerist teilnahm, wurde er 1918 zum außerplanmäßigen Professor an das Kaiser-Wilhelm-Institut für Biologie nach Berlin-Dahlem berufen. Für seine Entdeckung der Atmungsenzyme erhielt er 1931 den Nobelpreis für Medizin und Physiologie. Im selben Jahr wurde er Direktor des neu gegründeten Kaiser-Wilhelm-Instituts für Zellphysiologie.

WARBURGS erste Forschungen unter der Anleitung von FISCHER beschäftigten sich mit Polypeptiden. In Heidelberg befasste er sich dann mit der Bedeutung von Oxydationsprozessen im Zellstoffwechsel. Sein besonderes Interesse galt der Kohlenstoffdioxid-Assimilation bei Pflanzen, dem Metabolismus von Tumorzellen und der chemischen Zusammensetzung des Sauerstoffübertragenden Enzymkomplexes der Atmungskette. WARBURG war nie in die Lehre involviert, sondern konnte sich sein ganzes Leben lang ausschließlich der Forschung widmen. Während seiner späteren Forschungen am Kaiser-Wilhelm-Institut entdeckte er die Flavine und das Nikotinamid als wichtige Wasserstoffüberträger. Damit hatte er die wichtigsten Grundlagen für die weitere Erforschung der Zellatmung und der Fotosynthese gelegt. Zur exakten quantitativen Messung von Gasumsätzen bei Stoffwechselvorgängen entwickelte er eine neuartige Methode („Warburg-Apparat“). Bei dieser Methode werden sich entwickelnde Gase manometrisch gemessen. Eine wichtige Erkenntnis seiner stoffwechselphysiologischen Untersuchungen war, dass Krebszellen ohne Sauerstoff leben und sich entwickeln können, dass sie also einen rein anaeroben Stoffwechsel haben können. Diese Erkenntnis eröffnete neue Diagnose- und Behandlungsmöglichkeiten.

In den ersten Jahren nach HITLERS Machtantritt wagten es die Nationalsozialisten zunächst noch nicht, den „rassisch verfemten“ aber hoch renommierten Wissenschaftler WARBURG zu entlassen. 1941 sollte er sein Amt zur Verfügung stellen. Doch wegen der großen Bedeutung seiner Forschungen wurde einem Antrag auf „Gleichstellung mit Deutschblütigen“ stattgegeben. 1944 sollte WARBURG für seine Forschungen über das eisenfreie gelbe Zellatmungsferment erneut den Nobelpreis erhalten. HITLERS generelles Verbot für Deutsche, diese Ehrung anzunehmen, verhinderte das. Als einer der wenigen während des Dritten Reiches verfolgten deutschen Wissenschaftler blieb WARBURG jedoch die ganze Zeit in Deutschland und setzte seine Forschungen unmittelbar nach Kriegsende und fast ohne Unterbrechung - zunächst in seiner Privatwohnung in Berlin - fort. 1950 übernahm er die Leitung des wiedereröffneten Instituts für Zellphysiologie, das 1953 in die Max-Planck-Gesellschaft übernommen wurde. Alleine in seinem letzten Forschungsabschnitt zwischen 1953 und 1968 veröffentlichte WARBURG 240 wissenschaftliche Arbeiten.

Neben einer großen Zahl spezieller Publikationen war WARBURG der Autor von „Stoffwechsel der Tumoren“ (1946), „Katalytische Wirkungen der lebendigen Substanz“ (1928), „Schwermetalle als Wirkungsgruppen von Fermenten“ (1946), „Wasserstoffübertragende Fermente“ (1948), „Mechanismen der Fotosynthese“ (1951), „Entstehung der Krebszellen“ (1955) und „Weiterentwicklung der zellphysiologischen Methoden“ (1962). In den letzten Jahren seiner Forschungstätigkeit entwickelte er z. B. neue Chemotherapien für die Krebsbehandlung. OTTO HEINRICH WARBURG war Mitglied zahlreicher internationaler und nationaler Forschungsgesellschaften. Für seine Arbeiten erhielt er außer dem Nobelpreis zahlreiche weitere Auszeichnungen.

WARBURG starb am 1. Januar 1970 in Berlin und wurde auf dem Dorffriedhof Berlin-Dahlem begraben. In seinem Testament hatte er bestimmt, dass keine Trauerfeier veranstaltet und keine Traueranzeigen verschickt werden sollten. Auch wollte er, dass keine Straße nach ihm benannt werde.

Stand: 2010
Dieser Text befindet sich in redaktioneller Bearbeitung.

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