Wespen

Wespen oder Bienen rufen bei einer gemütliche Kafferunde oft hektische Bewegungen der Anwesenden hervor. Bienen und Wespen gehören zu den Insekten (Ordnung Hautflügler). Sie werden aber verschiedenen systematischen Gruppen zugeordnet. Vier wichtige Unterscheidungsmerkmale im Körperbau der Wespen sind:

  • Die ca. 100 in Mitteleuropa vorkommenden Arten sind kräftig schwarz-gelb gefärbt und besitzen in Ruhe längs gefaltete Vorderflügel (daher der deutsche Name Faltenwespen). Bei den Wespen lösen sich die Vorder- und Hinterflügel in Ruhestellung im Gegensatz zu den anderen Hautflüglern nicht, sondern die Vorderflügel werden entlang einer nach dem Schlüpfen herausgebildeten Linie gefaltet (überdecken den Hinterleib).
  • Der Körper der Wespen ist nur schwach behaart.
  • Wespen besitzen eine sogenannte „Wespentaille“ - stecknadelfein - gerade so groß, dass einige Sehnen, Nervenstrang und das Blutgefäß noch durchpassen.
  • Faltenwespen besitzen einen ähnlich Stachelapparat wie die Bienen. Wespen können durch die feste Verankerung im Hinterleib trotz der vorhandenen Widerhaken ihren Stachel aus der Haut wieder herausziehen.

Es gibt einzeln lebende (solitäre - z.B. Lehmwespen) Wespen und staatenbildende Wespen (soziale, z. B. Faltenwespen). Die etwa 3000 Wespenarten verteilen sich auf 3 Familien.

Der Wespenstaat

Mit maximal 5500 Organismen sind die Wespenstaaten wesentlich kleiner als die Bienen- oder Ameisenstaaten und sie erreichen auch deren Organisationshöhe nicht.

Wespen bilden als soziale Insekten Kasten (Königin, Arbeiterinnen, Männchen), auf die grundsätzlich die gleichen Merkmale wie die der Bienen zutreffen. Jedoch ist die Unterscheidung der Kasten anhand des Körperbaus viel schwieriger. Die weiblichen Organismen - Königin und Arbeiterinnen, die sich aus befruchteten Eiern bilden, lassen sich oft anhand der Größe, genauer aber am Verhalten erkennen. Die Männchen entstehen aus unbefruchteten Eiern und besitzen längere Fühler.

Die Aufgaben der Arbeiterinnen im Innen- bzw. Außenbereich werden in Abhängigkeit vom Alter bei Bienen und Wespen nacheinander ausgeführt. Der Zusammenhang besteht darin, dass je nach Alter die notwendigen Organe für die Arbeiten nach und nach funktionstüchtig werden. Jedoch dauern die Aufgabenbereiche bei den Wespen unterschiedlich lang und überschneiden sich. So füttert z.B. eine Arbeiterin bis zum 9.Tag Larven, ab dem 8.Tag steht sie schon für das Eintragen von Nestmaterial, Wasser und zur Nestverteidigung zur Verfügung. Vierzehn Tage lang sammelt sie ab dem 12. Lebenstag im Außendienst Nahrung. Danach verrichtet sie bis zu ihrem Tod Wächterdienst.

Die Bildung eines neues Wespenstaates

Die begattete junge Königin verlässt im Frühjahr ihr Winterquartier. Nachdem sie sich kurz mit Nektar gestärkt hat, muss das Weibchen zur Gründung und Entwicklung ihres neuen Volkes ein kleines Nest bauen. Die Wahl des Ortes ist von Licht-, Feuchtigkeit- und Temperaturverhältnisse abhängig. Die Nistorte können frei in Bäumen hängen, sich in Bodensenken (Bodennester) oder unter der Erdoberfläche - meist Mäuselöcher - (Erdnester) befinden. Nestbaumaterial sind immer Pflanzenfasern, welche durch das Abschaben von Holz mithilfe des Oberkiefers gewonnen werden.

Die Königin betreibt, nachdem sie ihre Eier ins kleine Nest abgelegt hat, zunächst selbst Brutpflege. Wenn die ersten Arbeiterinnen geschlüpft sind, wird das Nest schrittweise vergrößert und sie übernehmen alle weiteren Arbeiten.
Anfangs besteht der Wespenstaat nur aus einer horizontalen Wabe mit vielen sechseckigen Zellen. Jede Wabe besteht nur aus einer Zellschicht (im Gegensatz zu den Honigbiene) und die Öffnungen zeigen nach unten. Die Eier und Junglarven werden mit einem Sekret festgeklebt, damit sie nicht herausfallen. Der Kopf der Larven zeigt zur Fütterung nach unten. Die meisten Wespen vertilgen große Mengen an Insekten. Sie werden zur Ernährung des Nachwuchses getötet, zerstückelt und z.T. mit den Mundwerkzeugen zerkaut. Der entstandene Fleischbrei wird mit eigenen Ausscheidungsprodukten an die Larven verfüttert. Man hat 60 Wespen beobachtet, die in einer Stunde ca. 227 Fliegen gefangen haben. Die erwachsenen (adulten) Wespen leben in Symbiose mit den Larven, indem sie Flüssigkeiteitstropfen der Larven aufsaugen. Der abgegebene Speichel enthält Enzyme zum Eiweißabbau (Proteasen), welche die weiblichen Individuen nicht mehr besitzen.

Wespen können ihre Nesttemperatur ähnlich wie die Honigbienen z.B. durch Wärmeerzeugung oder Wassereintragen bei zu hohen Temperaturen regulieren und relativ konstant halten.

Von „Kuckuckswespen“ und Hornissen

Unter den Wespen haben sich auch schmarotzende Arten (Kuckuckswespen) herausgebildet. Sie suchen andere Nester auf, töten die dort lebende Königin oder verdrängen sie, um ihre Brut von fremden Arbeiterinnen pflegen zu lassen. Schmarotzerwespen sind durch ihren Körperbau an ihre Lebensweise angepasst, indem sie stärker gepanzert sind und einen kräftigeren Stachel als die Wirte besitzen.

Hornissen als die größten einheimischen Wespen, erreichen eine Größe bis 40 mm. Nach vielen Legenden über die Hornisse als „Horrorinsekt“ ist ihr Bestand stark zurückgegangen. Die Gefährlichkeit der Hornissen wird seit jeher stark übertrieben. Es ist noch kein sicherer Fall aufgetreten, dass ein Mensch an Hornissenstichen gestorben ist. Ausnahmen sind allerdings Menschen, die gegenüber Insektenstichen allergisch sind. Die Hornissen leben sozial in ihrem bis zu 1500 Organismen umfassenden Nest und ähnlich den mit ihnen verwandten Wespen.

Stand: 2010
Dieser Text befindet sich in redaktioneller Bearbeitung.

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