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Ziele der Verhaltensbiologie

Unerwartete Beobachtungen verlangen nach einer Erklärung. Gezielte Fragestellungen in Form von prüfbaren Hypothesen müssen formuliert werden, um zu konkreten Antworten zu gelangen. Jede Verhaltensweise hat proximate und ultimate Ursachen.

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Die Verhaltensbiologie als Wissenschaft hat sich, gemessen an anderen biologischen Teildisziplinen, erst relativ spät entwickelt. In der Steinzeit z. B. war das Wissen über die Verhaltensweisen der Tiere für das Überleben des Menschen von existenzieller Bedeutung. Das Kennen der Gewohnheiten, Bevorzugungen und Aversionen der Tiere, die sich im Umfeld des Menschen aufhielten, war notwendig, um als Jäger erfolgreich Beute zu machen, und es verminderte gleichzeitig das Risiko, selbst zur Beute zu werden. Durch die Beobachtung tierischen Verhaltens steigerten unsere Vorfahren also ihren Fortpflanzungserfolg (Darwin-Fitness).

Beim Verhalten handelt es sich um beobachtbare, von Muskeln erzeugte Bewegungen. Verhalten ist, was ein lebendes Tier tut und wie es dies tut. Dazu zählen u. a.

  • Bewegungen,
  • Lautäußerungen,
  • Körperhaltungen,
  • ein aktives Abgeben von Duftstoffen oder aber
  • eine Veränderung der Form und Farbe des Körpers.

Der Gesang eines Goldammermännchens ist für das geschulte menschliche Ohr ein im Frühjahr immer wieder zu erkennendes musikalisches „Tschitschi tschitschi tschitschi bäh“, bei dem die letzte Note nach unten gezogen wird. Der Vogelkundler (Ornithologe) jedoch wird dem Laien erklären, dass der Gesang für die Ohren des Vogels ganz und gar keine „Musik“ darstellt, sondern dass die Vögel eher aus funktionalen Gründen singen, um etwa ihren Artgenossen mitzuteilen, wo ihr Aufenthaltsort ist, um Geschlechtspartner anzulocken oder um ein Revier zur Aufzucht und Ernährung ihrer Jungen abzugrenzen und zu verteidigen. Vögel singen also, um zu überleben und um ihre Gene an die nächste Generation weiterzugeben. Der Gesang der Vögel lässt sich sehr gut mithilfe moderner Methoden der Verhaltenserfassung untersuchen, ein gelungener Einstieg also in das Thema Verhalten. Auf diese Weise finden die Verhaltensforscher immer mehr über die Entwicklung, die Funktionen und die Konsequenzen des Vogelgesangs heraus. Außerdem ist der Vogelgesang ein geeignetes Modellsystem für tierisches Verhalten, weil mit ihm ein wichtiges Prinzip verdeutlicht werden kann:

Verhalten wird sowohl von genetischen Faktoren als auch von Umweltfaktoren beeinflusst.

NIKOLAAS TINBERGEN (1907–1989) hat ursprünglich vier Fragen der Verhaltensforschung bezüglich des Auftretens von Verhaltensphänomenen formuliert:

1. Frage nach Mechanismus und Form des Auftretens
2. Frage nach den Ursachen in der Entwicklung (Ontogenese)
3. Frage nach der biologischen Funktion
4. Frage nach der Stammesgeschichte

Schon bei der Formulierung der Frage denke ich mir also mögliche Antworten (Hypothesen) aus. Diese Hypothesen beziehen sich auf Zusammenhänge zwischen dem beobachteten Verhalten und den Bedingungen sowie zwischen einem Verhaltensphänomen und seinen Folgen.
In der Verhaltensbiologie zielen die Fragen auf zwei ganz verschiedene Aspekte ab: Entweder geht es um die Mechanismen, die der zu erklärenden Verhaltensweise zugrunde liegen, oder aber es geht um die Funktion, die die Verhaltensweise erfüllt. Das Verhalten der Individuen kommt einerseits durch die inneren und äußeren Faktoren (proximate Ebene) zustande und beeinflusst andererseits aufgrund seiner Funktionen die reproduktive Fitness (ultimate Ebene).

Um Verhalten umfassend zu analysieren, müssen sowohl auf der proximaten als auch auf der ultimaten Ebene Forschungen durchgeführt werden.

  • Hypothesenbildung

Frage: Warum singen Vögel im Frühjahr?

1. Proximate Ursachen von Verhalten
Wirkursache (direkt, unmittelbar)

Die Frage wird formuliert:
  • nach den Mechanismen der Verhaltenssteuerung.
  • nach den Mechanismen der Verhaltensentwicklung (Ontogenese).
Wie wird das Verhalten ausgelöst und gesteuert?
Inwieweit sind z. B. Gene oder Hormone an der Verhaltenssteuerung beteiligt?

Teildisziplinen der Verhaltensbiologie, die sich mit den proximaten Ursachen von Verhalten beschäftigen:

  • Verhaltensphysiologie,
  • Mechanismusforschung

Mechanismus der Verhaltenssteuerung:
Die Tageslänge nimmt im Frühjahr zu, dadurch steigt die Konzentration einzelner Hormone im Blut männlicher Singvögel. Dieser physiologische Prozess bewirkt das artspezifische Singen männlicher Vögel an speziellen Plätzen und zu bestimmten Zeiten.

Mechanismus der Verhaltensentwicklung:

Sowohl vorhandene Gene als auch Umweltfaktoren sind notwendig, damit Entwicklungsprozesse biologisch sinnvoll ablaufen können. So sind z. B. beim Buchfinkenmännchen die Grundstrukturen des Gesangs durch Gene vorgegeben, die Vielfältigkeit des arttypischen Gesangs jedoch wird erst erlernt.

2. Ultimate Ursachen von Verhalten
Zweckursache (indirekt, mittelbar)

Die Frage wird formuliert:
  • nach der biologischen Funktion.
  • nach dem Anpassungswert.
  • nach der biologischen bzw. evolutionären Bedeutung.
Wozu dient die Verhaltensweise?
Was ist ihr Anpassungswert?
Welchen reproduktiven Nutzen hat das Individuum von seinem Verhalten?

Teildisziplinen, der Verhaltensbiologie, die sich mit den ultimaten Ursachen von Verhalten beschäftigen:

  • Evolutionsbiologie,
  • Verhaltensökologie, Soziobiologie

Funktion des Verhaltens:

Vögel singen nicht in erster Linie, um ihren Artgenossen oder anderen Individuen eine Freude zu machen. Mit ihrem Gesang teilen sie ihren Artgenossen mit, wo ihr Aufenthaltsort ist. Sie locken damit fortpflanzungswillige Weibchen an bzw. grenzen ihr Revier gegenüber männlichen Rivalen ab.

Evolutionäre Bedeutung des Verhaltens:

Gene, die die Entwicklung von Verhaltensmustern oder aber des Körperbaus steuern, werden von den Vorfahren an die nachfolgenden Generationen vererbt. Die Vorfahren haben also das Verhaltensmuster des Gesangs der heute lebenden Singvögel vererbt. Das Vogelmännchen erhöht mit seinem Verhalten seinen Reproduktionserfolg.

  • Um Verhalten umfassend zu analysieren, müssen sowohl auf der proximaten als auch auf der ultimaten Ebene Forschungen durchgeführt werden.
Lernhelfer (Duden Learnattack GmbH): "Ziele der Verhaltensbiologie." In: Lernhelfer (Duden Learnattack GmbH). URL: http://www.lernhelfer.de/schuelerlexikon/biologie-abitur/artikel/ziele-der-verhaltensbiologie (Abgerufen: 19. May 2025, 18:50 UTC)

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Charles Robert Darwin

* 12.02.1809 in The Mount bei Shrewsbury
† 19.04.1882 in Down House (gehört heute zu London-Bromley)

DARWIN gilt als der Begründer der modernen Evolutionslehre. Aufgrund eigener Beobachtungen waren ihm Zweifel an der Unveränderlichkeit der Arten gekommen. Sein Untersuchungsansatz bestand nicht darin zu beweisen, dass Arten sich ändern, sondern wie dies geschieht.
DARWIN fand heraus, dass die Umweltbedingungen eine entscheidende Rolle bei der Evolution spielen. Es überleben und vermehren sich bevorzugt die Lebewesen, die sich in der Auseinandersetzung mit ihrer Umwelt behaupten. Über Generationen werden dabei zunehmend die Merkmale, deren Vorhandensein sich in dieser Auseinandersetzung als vorteilhaft erweisen, an die Nachkommen weitergegeben. DARWIN fasst das zusammen, indem er im „Kampf ums Dasein“ ein „Überleben der Bestgeeignesten“ sieht.
Seine Abstammungstheorie veröffentlichte er 1859 in seinem Hauptwerk „Entstehung der Arten durch natürliche Auslese“. Das Buch war am Tag seines Erscheinens ausverkauft, es folgten sechs Auflagen.

Darwins Weltreise und Evolutionstheorie

CHARLES DARWIN (1809-1882) war ein britischer Naturforscher und Begründer der modernen Evolutionstheorie.
Er entwickelte die Idee der natürlichen Selektion, die in einem lang dauernden Prozess zu Veränderungen der Lebensformen führt.
Seine Arbeiten beeinflussten die Biologie und die Geologie maßgeblich und haben auch auf geistesgeschichtlichem Gebiet große Wirkung ausgeübt.
DARWIN wurde am 12. Februar 1809 als fünftes Kind einer reichen englischen Familie geboren. Seinem Vater zuliebe, einem berühmten Arzt, studierte er Medizin. 1827 brach DARWIN das Studium jedoch ab um auf den ausdrücklichen Wunsch seines Vaters hin, Theologie zu studieren. Damals machte er die Bekanntschaft mit dem Geologen ADAM SEDGWICK und dem Botanikprofessor JOHN HENSLOW.
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