Grauer Star

Der graue Star – eine Augenkrankheit

Der graue Star (Katarakt) ist eine gräuliche Trübung der Augenlinse. Er führt dazu, dass das gesehene Bild immer mehr an Schärfe verliert. Die Trübung ist meist eine Folge der Alterung der Linse. Hat sich die Trübung über die ganze Linse ausgebreitet, kann der Betroffene nur noch hell und dunkel und die Richtung des einfallenden Lichts unterscheiden.
Das griechische Wort „Katarakt“ bedeutet Wasserfall: Früher glaubte man nämlich, dass die graue Farbe in der Pupille eine geronnene Flüssigkeit sei. Der Katarakt betrifft rund 99 Prozent der über 65-Jährigen und ist weltweit die häufigste Erblindungsursache. Die Krankheit kommt in den Entwicklungsländern häufiger vor, weil man dort nur wenige Operationsmöglichkeiten nutzen kann. In Deutschland werden jährlich etwa 150 000 Menschen erfolgreich am grauen Star operiert.

Der Bau des Auges

Die menschliche Linse hat zwei wichtige Merkmale: Sie ist durchsichtig, sodass wir ein klares Bild sehen können, und sie ist flexibel, damit sie von den Augenmuskeln bewegt werden kann („Akkomodation“).

Dies alles wird von der inneren Linsenflüssigkeit reguliert. Kommt es zu einer vermehrten Ansammlung von Flüssigkeit in der Linse, hat die Augenkrankheit „grauer Star“ begonnen.
Der Begriff „grauer Star“ stammt aus dem Althochdeutschen. Menschen wurden dort so bezeichnet, die durch einen starren Blick und eine graue Trübung im Pupillarbereich des Auges auffielen. Symptome sind Sehstörungen und Blendungserscheinungen. Die Patienten geben an, wie durch eine Milchglasscheibe zu sehen. Die Umgebung erscheint unscharf und matt, verschleiert und verzerrt. Kontraste verlieren an Schärfe, Farben an Leuchtkraft. Es können auch Doppelbilder auftreten. Auf Fotos mit Blitzlicht bekommen die Betroffenen keine „roten Augen“ mehr.

Ursachen für diese Augenkrankheit

Der graue Star tritt vor allem im fortgeschrittenen Alter auf, aber nicht nur dann. Auch Infektionskrankheiten können Auslöser dieser Augenkrankheit sein. Besonders gefährlich ist eine vorgeburtliche Infektion eines Embryos durch die Mutter z. B. mit den Erregern der Röteln.
Der graue Star kann auch erblich bedingt sein. Hier wurde ein dominanter Erbgang festgestellt, d. h., die Erkrankung wird in 50 % der Fälle auf die Nachkommen übertragen. Bei dem angeborenen grauen Star ist es besonders wichtig, dass die Diagnose sehr früh nach der Geburt gestellt wird, damit schnell entsprechende Maßnahmen getroffen werden und es nicht zu einer „Schwachsichtigkeit“ des betroffenen Auges kommt.
Der graue Star kann zudem durch Augenverletzungen, Strahleneinwirkungen (Röntgen-, Infrarot- oder UV-Strahlung), Netzhautentzündung oder Krankheiten wie Diabetes mellitus auftreten. Die Einnahme bestimmter Medikamente, wie Kortison, über längere Zeit kann ebenfalls zur Rindentrübung des Auges führen.

Feststellen der Augenkrankheit

Die Diagnose „grauer Star“ bedarf einer Spaltlampenuntersuchung, die dem Augenarzt eine mikroskopische Betrachtung des Auges ermöglicht. Ist die Krankheit ausgebrochen, kann die Pupille weiß erscheinen und es kann zu einer Quellung oder Verflüssigung der Linse mit Austritt von Linsenteilen in die Vorderkammer kommen. Dadurch kann ein Glaukom (grüner Star) hervorgerufen werden.

Verschiedene Erscheinungsarten des grauen Stars

  • Totalstar: eine vollständige Trübung einer oder beider Linsen. Die Sehschärfe ist reduziert und es kommt oft zu anderen Missbildungen und Anomalien des Auges.

  • Schichtstar: tritt nach der Geburt auf, meist nach einer Infektionskrankheit wie Röteln. Dabei ist nur die Linse getrübt, der Linsenkern und die sich neu bildenden Linsenfasern bleiben klar.

  • Kernstar: wird vererbt, die zentralen Trübungen haben ein pulverartiges Aussehen. Das Sehvermögen ist beeinträchtigt. Im Laufe des Lebens kommt es zu einer Sehverbesserung, weil die neu gebildeten Linsenfasern den getrübten Kern zusammenpressen.

  • Polstar: Linsentrübungen liegen entweder am vorderen oder hinteren Pol der Linsenoberfläche oder an beiden Polen. Die Ursache für einen Polstar ist die Rückbildungsstörung einer gefäßhaltigen Haut, die die Linse während ihrer Entwicklung im Mutterleib ernährt.

  • Kranzstar: kommt häufig vor und ist ausschließlich doppelseitig. Die Linsentrübungen liegen kranzartig in der äußeren Augenrinde und sind meist nur bei weiter Pupille sichtbar. Die Trübungen haben einen aquamarinblauen Farbton.

  • Speichenstar: tritt in der tiefen Augenrinde auf und ist durch grauweißliche Speichen gekennzeichnet. Es handelt sich dabei um Flüssigkeitseinlagerungen zwischen zerfallenden Linsenfasern.

Verlauf und Heilungschancen

Das Fortschreiten des grauen Stars verläuft unterschiedlich, oft vergehen viele Jahre bis zur Reifung. Mitunter tritt der Verlust des Sehvermögens aber auch innerhalb von wenigen Wochen ein. Bei einer Grundkrankheit oder nach einem Unfall verläuft der Prozess meist schneller. Bei massiven Verletzungen der Linsenkapsel nach einer durchbohrenden Augapfelverletzung kann sich die Linse auch bei Jugendlichen innerhalb weniger Stunden eintrüben.
Eine effektive medikamentöse Behandlung des grauen Stars gibt es noch nicht. Um eine Verbesserung der Sehkraft zu erreichen, muss eine Operation erfolgen. Die Staroperation ist heute eines der sichersten Operationsverfahren überhaupt.

Operationsmethoden gestern und heute

Im Mittelalter wurde die getrübte Linse von „Starstechern“ mit einer Nadel, die durch die äußere Hornhaut ins Auge eingeführt wurde, von ihrem Aufhängeapparat gelöst und in den Glaskörper gedrückt. Neben Infektionen durch Nichtbeachtung der Sterilität führte das zerfallende Linseneiweiß zu einem grünen Star oder zur Erblindung.
Noch vor etwa 20 Jahren entfernte man die Linse vollständig mit ihrer Kapsel. Dabei wurde die getrübte Linse mit einer Kältesonde angefroren oder mit einer Pinzette aus dem Auge gezogen. Unter Umständen konnte danach eine künstliche Linse in die Vorderkammer oder in die Pupille eingesetzt werden. Durch den großen Schnitt war eine Hornhautverkrümmung nicht selten, die aber korrigiert werden konnte.
In den letzten Jahren ist auf diesem operativen Gebiet sehr viel passiert. Das Prinzip einer Staroperation ist es, durch das Entfernen der eingetrübten Linse die Sehschärfe wieder herzustellen. In der Regel wird die Staroperation unter örtlicher Betäubung durchgeführt.

Es gibt zwei verschiedene M öglichkeiten der Linsenentfernung: die intrakapsuläre und die extrakapsuläre Methode.
Bei der intrakapsulären wird die Linse mit Kapsel aus dem Auge entfernt. Diese Operation wird seltener angewandt, weil es zu Komplikationen kommen kann.
Nicht so bei der modernen extrakapsulären Methode. Die vordere Linsenkapsel wird geöffnet, der Linsenkern per Ultraschall zerkleinert und abgesaugt, während der Chirurg die hintere Kapselwand bestehen lässt. So bleibt dem Auge die natürliche Barriere zwischen hinterem und vorderem Augenabschnitt erhalten.

Da die Linse entfernt wird, muss sie durch eine ins Auge gepflanzte Kunstlinse z. B. aus Plexiglas oder Silikon ersetzt werden. Weil die Kunstlinsen aber starr sind, können sie die Akkommodation nicht übernehmen. Daher benötigt man auch nach der Staroperation immer eine Brille (Starbrille) oder Kontaktlinsen.

Stand: 2010
Dieser Text befindet sich in redaktioneller Bearbeitung.

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