Kaspar-Hauser-Versuche

KASPAR HAUSER wurde 1812 geboren und am 25. Mai 1828 hilflos in Nürnberg aufgegriffen. Nach eigenen Angaben, KASPAR HAUSER konnte nur einige Worte sprechen, war er wie ein Tier in einem Verlies aufgewachsen. Da er ohne gesellschaftlichen Kontakt (ohne Möglichkeiten, etwas zu lernen) aufgewachsen war, war er für Wissenschaftler natürlich sehr interessant. Den Lebensumständen dieses Findelkindes entsprechend wird der Name KASPAR HAUSER in der Sozialpsychologie auch für die Phänomene der gesellschaftlichen Isolierung verwendet.

KASPAR-HAUSER-Versuche (auch Isolierversuche genannt) sind daher eine Methode innerhalb der Verhaltensforschung um herauszufinden, welche Verhaltensweisen einem Tier angeboren sind.

Bei dieser Methode werden Jungtiere möglichst früh (meist direkt nach dem Schlüpfen oder nach der Geburt) von ihren Eltern getrennt und wachsen isoliert von den Artgenossen und von denjenigen Reizsituationen, die mit dem zu überprüfenden Verhalten in Zusammenhang stehen, auf. Es wird also eine völlig reizlose Umgebung geschaffen, dadurch werden Lernmöglichkeiten ausgeschlossen. Man spricht in diesem Zusammenhang auch von „Aufzucht unter Erfahrensentzug“. Das gezeigte Verhalten dieser Tiere geht also ausschließlich auf genetische Programmierung zurück.

Durch KASPAR-HAUSER-Versuche wurde z. B. herausgefunden, ob die Lautäußerungen bei Singvögeln angeboren sind oder nicht. Man nahm im Brutschrank ausgebrütete Jungvögel und zog sie sozial und schallisoliert auf. Dann wurde überprüft, wie die Jungvögel auf bestimmte Reize reagierten. Es wurde festgestellt, dass die Rufe der Singvögel angeboren sind. Die Gesänge der Singvögel zur Paarbindung und Reviermarkierung dagegen müssen bei vielen Arten durch Nachahmung von Artgenossen gelernt werden.

Auch das Vergraben von Nüssen bei den Eichhörnchen konnte auf diese Weise als angeborene Verhaltensweise erkannt werden. Isolierte Eichhörnchen wurden nur mit Pulverfutter aufgezogen. Bekommen sie plötzlich eine Nuss angeboten, sind die folgenden Verhaltensweisen identisch mit denen eines erfahrenen Tieres: Sie scharren, die Nuss wird auf dem Boden abgelegt, die Nuss wird zugedeckt und der Boden wird festgestoßen. Eine angeborene Bewegungsabfolge wird beobachtet.

Insgesamt sollte die Durchführung solcher KASPAR-HAUSER-Versuche sehr kritisch gesehen werden. Die Versuchstiere werden völlig unnatürlichen Bedingungen ausgesetzt. Ohne jeglichen Einfluss der Artgenossen ist die Entwicklung eines isoliert aufgewachsenen Tieres völlig untypisch und die Tiere nehmen großen psychischen Schaden an diesen Versuchen. Wenn man z. B. Affenkinder von den Artgenossen isoliert aufzieht, was man in früheren Jahren häufiger getan hat, zieht man regelrechte Psychopathen heran, deren Störungen auch im Erwachsenenalter nicht zurückgehen. Die Tiere sind irreversibel geschädigt.

Stand: 2010
Dieser Text befindet sich in redaktioneller Bearbeitung.

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