Methoden der Verhaltensforschung

Vogelgesang im Frühjahr

Jedes Jahr im Frühjahr beginnen die Vögel, vor allem die Männchen, mit ihrem Gesang. Für uns Menschen hört sich z. B. der Gesang eines Goldammermännchens als ein immer wieder zu erkennendes musikalisches „Tschitschi tschitschi tschitschi bäh“ an.

Was für den Menschen wie „Musik“ klingt, hat für Vögel eine ganz andere Funktion. Sie teilen ihren Artgenossen  dadurch u. a. mit, wo ihr Aufenthaltsort ist, um Geschlechtspartner anzulocken oder um ein Revier zur Aufzucht und Ernährung ihrer Jungen abzugrenzen und zu verteidigen. Vögel singen also, um zu überleben und um sich fortpflanzen zu können.
Den Gesang der Vögel kann man mit moderner Technik, z. B. unter Verwendung von Sonogrammen (Lautspektrogramm, Klangspektrogramm), sehr gut untersuchen. Mithilfe der grafischen Aufzeichnung von Lautfolgen können Rufe und Gesänge genau ausgewertet und beschrieben werden. Daraus können Verhaltensforscher immer mehr über die Entwicklung, die Funktionen und die Folgen des Vogelgesangs ableiten.

Fragen der Verhaltensbiologen

Die Fragen, die Verhaltensbiologen während all ihrer Beobachtungen beantworten wollen, sind im Wesentlichen:

  1. Wie und in welcher Form treten bestimmte Verhaltensweisen auf?
  2. Wo liegen die Ursachen für ein bestimmtes Verhalten?
  3. Welche biologische Funktion hat das Verhalten?

Methoden der Verhaltensbiologen

Um die Fragen beantworten zu können, die sich die Verhaltensforscher stellen, wenden sie verschiedene Methoden an:

  • Beobachten und Beschreiben von Verhalten
  • Messen, Auswerten und Analysieren
  • Mengenmäßiges Erfassen von bestimmtem Verhalten
  • Beschreiben von komplexen Verhaltensweisen (z. B. Verhalten im Rudel)

Bevor man darüber nachdenkt, warum ein Tier bzw. eine Tierart eine bestimmte Verhaltensweise ausübt, muss man wissen, wie groß der Umfang an Verhaltensweisen bei diesem Tier oder dieser Tierart insgesamt ist. Verhaltensweisen sind einzelne Handlungen, die sich aus einzelnen Verhaltenselementen zusammensetzen. Diese Verhaltensweisen eines Tieres bzw. einer Tierart müssen erst alle genau erfasst werden, bevor man eine Aussage zu einem beobachteten Verhalten treffen kann. Dazu erarbeitet man einen Verhaltenskatalog, das Ethogramm.

Das Ethogramm

Ein Ethogramm ist die Gesamtheit aller möglichen Verhaltensweisen, die bei einer Tierart im Laufe ihres Lebens auftreten und beobachtet werden können. In diesem Ethogramm werden alle beobachteten Verhalten in bestimmte Gruppen unterteilt. So ein Ethogramm kann, je nachdem, was man herausfinden will,  nur eine einzelne Muskelbewegung oder aber eine umfangreiche Verhaltensabfolge betreffen. Es ist die erste notwendige Voraussetzung für das Beantworten konkreter Fragen in der Verhaltensbiologie. Will man z. B. wissen, wie ein Fuchs zu seiner Nahrung kommt, muss vieles berücksichtigt werden. Beispiele:

  • Ausmachen der Beute- und Beerenstandorte des Fuchses
  • Analysieren des Verhaltens des Fuchses bei der Nahrungssuche:
    Wie beschafft er sich die Früchte bzw. wie bearbeitet er sie?
    Wie fängt er Mäuse, Hasen oder andere Tiere?

Das Ziel besteht dabei darin, Zusammenhänge im Verhalten der Tiere zu erkennen. Um die Ursachen für ein bestimmtes Verhalten herauszubekommen, werden gezielt einzelne Umweltfaktoren verändert. Dann wird die Reaktion des Tieres beobachtet. Dabei sind Experimente unter kontrollierten Bedingungen im Freiland zwar möglich, aber sie können häufig sinnvoll durch Laboruntersuchungen ergänzt werden.

  • Kaspar-Hauser-Experiment: Tier wird isoliert aufgezogen, um angeborenes und erlerntes Verhalten zu unterscheiden.
  • Freilandbeobachtungen: Aufwendige Beobachtungsmethode, oft aber auch ergiebigste Art und Weise, das Verhalten von Tieren zu studieren. Langzeitstudien sind meist nötig. Die Tiere werden anfangs aus der Ferne beobachtet, gewöhnen sich aber in der Regel mit der Zeit an den Anblick und Geruch des Beobachters.

  • Attrappenversuch: Mithilfe von Attrappen (= Objekten, die bestimmte Eigenschaften eines Tieres imitieren) wird untersucht, welche Eigenschaft ein „Schlüsselreiz“ hat.

 

Stand: 2010
Dieser Text befindet sich in redaktioneller Bearbeitung.

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