In der nachfolgend dargestellten Übersicht sind die Teilgebiete der Biologie so angeordnet, dass verwandte Gebiete möglichst benachbart stehen. Da sich allerdings zwischen sehr vielen verschiedenen Teilgebieten Beziehungen und sogar Überlappungen ergeben, ist dies in einer zweidimensionalen Darstellung nur sehr eingeschränkt möglich. Auch kann eine solche Auflistung – wenn die Übersichtlichkeit nicht verloren gehen soll – nicht vollständig sein. Zudem entstehen laufend neue Teildisziplinen und in der Bedeutung kommt es zu Verschiebungen der Schwerpunkte. In dem hellgrünen Kasten sind einige Disziplinen genannt, die sich nur mit bestimmten Gruppen von Lebewesen befassen.
Innerhalb dieser Gruppendisziplinen kann es dann wieder zu einer Untergliederung in Physiologie, Morphologie, Genetik (dunkelgrüne Kästen) usw. kommen.
Teilgebiete der Biologie
Humanbiologie (Menschenkunde): Diese Teildisziplin untersucht alle den Menschen betreffenden biologischen Fragen wie Bau und Funktion der Organe und Organsysteme (Stoff- und Energiewechsel, Reizaufnahme, Reizreaktion, Fortpflanzung, Vererbung) sowie Stammes- und Individualentwicklung (Embryonalentwicklung, Ontogenese). Ziel dabei ist es, die menschliche Vielfalt zu erfassen und deren Ursachen unter dem Einfluss der geografischen und sozialen Umwelt zu erforschen und zu verstehen. Kenntnisse über die biologische Natur des Menschen ermöglichen ein besseres Selbstverständnis und können darauf beruhend Verhaltensweisen fördern, die zum Schutz des einzelnen Menschen wie auch der menschlichen Gemeinschaft beitragen.
Während die Humanbiologie teilweise nicht als eigentliche Forschungsdisziplin sondern eher als Lehrfach angesehen wird, beschäftigt sich die Anthropologie mit der umfassenden Erforschung des Menschen, die auch kultur- und geisteswissenschaftliche Aspekte einbezieht (Kulturanthropologie, Sozialanthropologie, pädagogische Anthropologie usw.).
Botanik (Pflanzenkunde): Sie untersucht Bau, Lebensweise, Stammesgeschichte und Verbreitung (Organisation, Lebensfunktionen, Verwandtschaftsverhältnisse und Ökologie) der Pflanzen. Die grundlegende Gliederung der Botanik geht auf ERNST HAECKEL zurück: In der Allgemeinen Botanik stehen der Bau der Organismen sowie Bau und Funktion der pflanzlichen Organe im Mittelpunkt (Morphologie, Anatomie, Physiologie); die Spezielle Botanik untersucht die Abweichungen vom Allgemeinen, d. h. die systematischen Gruppen des Pflanzenreichs (Systematik), ihre baulichen Besonderheiten und ihre Verbreitung (Geobotanik).
Früher wurden alle Lebewesen den zwei Reichen „Tiere“ (Animalia) und „Pflanzen“ (Plantae) zugeordnet. Dabei waren Pflanzen eher als „Nicht-Tiere“, denn als eigenständige Gruppe mit gemeinsamen Merkmalen definiert: Bakterien, einzellige und vielzellige Algen, Schleimpilze und Niedere und Höhere Pilze einschließlich der Flechten wurden dazu gerechnet. Bei einzelligen Eukaryoten war das Kriterium der Besitz von Chloroplasten. Heterotrophe Einzeller zählte man als „Protozoen“ zum Tierreich. Lebewesen, wie die Augengeißler, bei denen heterotrophe und autotrophe Formen in einer Gattung und manchmal sogar in einer Art vorkommen, fanden sich sowohl im botanischen als auch im zoologischen System.
Noch heute halten sich „Lehrbücher der Botanik“ teilweise an diese traditionelle Einteilung und behandeln auch Bakterien, Algen und Pilze. Relativ eigenständige Bereiche innerhalb der Botanik oder Phytologie sind die Bryologie (Mooskunde) und die Pteridologie (Farnkunde).
Mykologie (Pilzkunde): Sie untersucht Bau, Lebensweise, Stoffwechsel, Verbreitung, Ökologie, Systematik und Geschichte der Pilze sowie in Spezialdisziplinen u. a. krankheitserregende Pilze und den technischen Einsatz von Pilzen zur Herstellung einer ganzen Reihe organischer Verbindungen.
Phycologie (Algenkunde): Die Phycologie ist ein Bereich der Botanik, der sich mit der Biologie der Algen befasst. Aus traditionellen Gründen werden in der Phycologie auch die prokaryotisch organisierten Cyanobakterien behandelt.
Zoologie (Tierkunde): Sie untersucht Bau, Lebensweise, Stammesgeschichte und Verbreitung der tierischen Organismen. Die allgemeine Zoologie untersucht in erster Linie den Bau der Organismen sowie Bau und Funktion ihrer Organe (Morphologie, Anatomie, Physiologie, Embryologie).
Die spezielle Zoologie untersucht die Stellung der Sippen im System, beschreibt und ordnet die Tierarten in Gruppen (Taxa) nach der stammesgeschichtlichen Verwandtschaft (Phylogenetik) und betrachtet die Vergesellschaftung und Verbreitung der Tiere (Systematik, Angewandte Zoologie, Tiergeografie).
Die angewandte Zoologie befasst sich mit den für Menschen nützlichen (Nutztiere) bzw. schädlichen Tieren (Schädlinge), mit dem Ziel, ihren Nutzen zu mehren und ihren Schaden zu mindern (z. B. biologische Schädlingsbekämpfung). Zur Angewandten Zoologie gehören: Tierzüchtung, Jagd, Fischereibiologie, Teichwirtschaft, Abwasserbiologie, Naturschutz, Landschaftsökologie und alle Bereiche, die der Human- und Veterinärmedizin dienen.
Eine Einteilung der Zoologie in bestimmte Fachgebiete kann schließlich auch nach den systematischen Gruppen vorgenommen werden z. B. in: Entomologie (Insektenkunde), Ornithologie (Vogelkunde), Herpetologie (Amphibien- und Reptilienkunde) u. a.
Mikrobiologie (Kleinorganismenkunde) auch Einzeller-(Protisten oder Protozoen)Kunde: Sie erforscht Bau, Lebensweise, Verbreitung und Bedeutung der Viren (keine echten Lebewesen) und Kleinlebewesen (Mikroorganismen), die in der Regel mit bloßem Auge kaum oder gar nicht zu erkennen sind und im Vergleich zu Tieren und Pflanzen eine einfache biologische Differenzierung aufweisen. Besondere Relevanz weist ihre Bedeutung für den Stoffkreislauf der Natur und für den Menschen auf.
Nach der taxonomischen Zuordnung verschiedener Mikroorganismen werden mehrere Zweige der Mikrobiologie unterschieden: Bakteriologie (Bakterien), Protozoologie (Protozoen, Einzeller), Phycologie (Phykologie) oder Algologie (Algen), Mykologie (Pilze und pilzähnliche Protisten [Niedere Pilze]). Die Virologie wird auch zur Mikrobiologie gerechnet, obwohl Viren (Bakteriophagen) keine Organismen sind.
Zytologie (Zellenlehre): Sie erforscht Struktur, Funktion und Leistung der Zellen aus allen Organismenreichen (Viren, Einzeller, Pflanzen, Pilze, Tiere, Mensch) und ihrer Bestandteile. Nach ihren gemeinsamen Merkmalen werden die untersuchten Zelltypen in Gruppen geordnet (Prokaryoten (zellkernlos), Eukaryoten (zellkernhaltig).
Molekularbiologie: Sie ist eine erst in der Mitte des 20. Jahrhunderts begründete Teildisziplin der Biologie, welche die Lebenserscheinungen im molekularen Bereich, besonders im Bereich der informationstragenden Makromoleküle (Desoxyribonucleinsäuren, Ribonucleinsäuren, Proteine) untersucht. In der Molekularbiologie wird versucht, Lebensvorgänge auf der Ebene von Struktur, Funktion und Umwandlung dieser Moleküle zu erklären. Ziel der Molekularbiologie ist nach JACQUES L. MONOD (1910 – 1976) „die Interpretation der wesentlichen Eigenschaften der Organismen aufgrund ihrer molekularen Strukturen“. Molekularbiologie ist sowohl inhaltlich als auch methodisch ein interdisziplinäres Fach, zwischen Biologie, Chemie und Physik (und auch Medizin) stehend, weshalb eine Abgrenzung zu Biochemie bzw. Biophysik nicht möglich ist und zum Teil sogar erhebliche Überlappungen mit diesen Fächern bestehen. Molekularbiologische Arbeitsmethoden haben auch in andere Disziplinen Einzug gehalten, was häufig durch den Zusatz „molekular“ deutlich wir
Genetik (Erblehre, Vererbungslehre): Ausgangspunkt für diese Wissenschaftsdisziplin sind die Kenntnisse über Vorgänge bei der Vererbung, die GREGOR MENDEL vor ca. 150 Jahren formulierte. Der Mönch entdeckte bei Kreuzungsversuchen „Erbfaktoren“ (Gene), die eine wesentliche Rolle bei der Ausbildung bestimmter Merkmale spielen ohne jedoch analysieren zu können von welcher Art sie waren bzw. aus welchem Material sie bestanden und wie bzw. wo sie organisiert waren. Die Genetik ist als biologische Teildisziplin die Wissenschaft von den Gesetzen und materiellen Grundlagen der Ausbildung von genetisch bedingten Merkmalen und der Übertragung der Erbanlagen von den Eltern auf die Nachkommen sowie möglicher Variationserscheinungen. Es werden die Gesetze der Vererbung von Generation zu Generation erforscht. Mit den molekularen Grundlagen und materiellen Strukturen des Erbguts befasst sich der Bereich Molekulargenetik.
Molekulargenetik: Mit der Aufklärung der DNA-Struktur beschäftigt sich seit Mitte des 20. Jahrhunderts die Molekulargenetik. Sie untersucht die stoffliche Zusammensetzung der Erbanlagen, ihre chemischen Eigenschaften und die Prozesse der Vererbung auf molekularer und biochemischer Ebene. Grundlegende Erkenntnisse dieser Disziplin sind die Entdeckung der Chromosomenstruktur (Protein und Desoxyribonucleinsäure) und die Entschlüsselung der DNA als schraubig gewundene Doppelhelix aus Zucker-Phosphat-Ketten mit Stickstoffbasen, welche in ihrer bestimmten, unveränderlichen Reihenfolge den genetischen Code beinhalten.
Populationsgenetik (Bevölkerungsbiologie): Die Populationsgenetik beschäftigt sich nicht mit dem einzelnen Individuum, sondern mit Vererbungsvorgängen in Populationen (Gruppen gleichartiger Individuen). Sie beinhaltet die Erforschung der formalen Gesetzmäßigkeiten der Erbgänge von Merkmalen vor allem bei Höheren Organismen (Genetik) sowie die Ermittlung der Häufigkeit, Verbreitung/Verteilung und Veränderung von Erbanlagen in Populationen. Die Gesamtheit der Erbanlagen einer Population wird auch als Genpool bezeichnet. Der Genpool einer natürlichen Population ist nie konstant, d. h. er ändert sich stetig auf Grund verschiedener Einflüsse wie beispielsweise Mutationen, Veränderungen der Mitgliederzahl oder Selektion. An Hand der Häufigkeitsverteilungen innerhalb einer Population lässt sich der Verlauf und die Verbreitung genetisch bedingter Erkrankungen verfolgen.
Immunbiologie: Die Immunbiologie befasst sich mit der Erforschung der biologischen Mechanismen, die der Verteidigung gegen infektiöse Organismen (z. B. Bakterien, Pilze, Einzeller oder Viren) zugrunde liegen.
Histologie (Gewebelehre): erforscht Aufbau und besondere Leistung (Spezialisation) der Gewebe, also der Verbände von Zellen gleicher Aufgabe, bei allen Organismengruppen. Die Histologie untersucht mikroskopische Gewebsschnitte mittels besonderer Färbetechniken und Mikroskopen.
Besonders in der Medizin ist die Histologie ein wesentlicher Bestandteil, denn durch die Untersuchung von Geweben mittels histologischer Schnitte können Krankheiten diagnostiziert werden.
Physiologie (Lehre von den Lebensvorgängen): Sie erforscht die Funktionen und Leistungen der Zellen, Gewebe, Organe und Organsysteme der Organismen (des Organismus und seiner Teile). Ziel ist es, möglichst auf molekularer Ebene die Reaktionen und Abläufe von Lebensvorgängen (Bewegung, Entwicklung, Reizbarkeit, Fortpflanzung, Keimung, Stoff- und Energiewechsel, Wachstum und anderes) zu beschreiben. Damit sollen die grundsätzlichen Zusammenhänge der Lebensvorgänge untereinander und ihre Abhängigkeit von den Umweltverhältnissen aufgeklärt werden.
Innerhalb der Physiologie haben sich Disziplinen etabliert, die spezielle Leistungen des Organismus zum Gegenstand haben; so die Stoffwechselphysiologie, Sinnesphysiologie, Nervenphysiologie (Neurophysiologie) Keimungsphysiologie, Entwicklungsphysiologie, Bewegungsphysiologie, Physiologie des Alterns, Zellphysiologie und andere. Krankheitsbedingte Veränderungen der Lebensvorgänge sind Gegenstand der Pathophysiologie.
Zellphysiologie: Die Zelle als kleinste Einheit von Lebewesen ist in der Lage, die Grundfunktionen des Organismus wie Stoffwechsel, Wachstum, Bewegung, Vermehrung und Vererbung zu erfüllen. Mit den Ablaufprinzipien und -details dieser Vorgänge beschäftigt sich die Zellphysiologie.
Stoffwechselphysiologie (Ernährungs- und Atmungsphysiologie): Sie untersucht die Aufnahme der Stoffe aus der Umwelt in den Körper (Ernährung, Verdauung, Resorption), die Umwandlung in körpereigene Stoffe (Assimilation), den Abbau von Stoffen (Dissimilation), die Ausscheidung von Stoffen (Exkretion) sowie die Regulation dieser Vorgänge durch Enzyme, Hormone u. a.
Hormonphysiologie (Endokrinologie): Sie ist die Lehre von der Funktion und Regulation endokriner Drüsen (Körperdrüsen, die ihre Sekrete oder Hormone direkt in das Blut oder die Lymphbahnen des Körpers abgeben) sowie von den Hormonen. Hormone sind Gruppen von Substanzen im Tier- und Pflanzenreich (Phytohormone), die bei Tier und Mensch – häufig in spezifischen endokrinen Drüsen (Hormondrüsen) gebildet – in sehr niedrigen Konzentrationen ins Blut oder in die Hämolymphe abgegeben werden und an Organen, die über entsprechende Rezeptoren (Hormonrezeptoren) verfügen, spezifische Wirkungen entfachen.
Sinnesphysiologie: Es erfolgt die Aufklärung der Sinnesfunktionen und Sinnesleistungen (Aufnahme von Sinnesreizen, Weiterleitung, Verarbeitung); heute werden biochemische und biophysikalische Methoden bevorzugt (z. B. Elektrophysiologie).
Neurophysiologie (Nervenphysiologie): ermittelt Leistung und Funktion des Nervensystems.
Fortpflanzungsbiologie (Lehre von der Vermehrung): Sie erfasst Erscheinungen und Strategien zur Erzeugung und Sicherung einer Nachkommenschaft bei allen Organismen (Paarungsverhalten, Befruchtungsmechanismen, Begattungsapparate, geschlechtliche und ungeschlechtliche Fortpflanzung). Die Erforschung heute erfolgt vor allem mit dem Ziel neue, künstliche Verfahren der Fortpflanzung oder Vermehrung (z. B. In Vitro Produktion) zu ermitteln und anzuwenden. Bedeutung haben diese vor allem bei der Züchtung von Nutztieren und -pflanzen, bei der Behandlung von Krankheiten sowie beim Schutz und Erhalt bedrohter Tier- und Pflanzenarten. Die Ergebnisse der Forschung dienen der Sicherung einer hohen reproduktiven Gesundheit der Nutztiere und der Entwicklung und Optimierung von Biotechniken.
Entwicklungsbiologie (Ontogenie): Sie befasst sich mit der Entwicklung eines Individuums von der Befruchtung bis zum Tod (Individualentwicklung oder Ontogenese). Die Entwicklung wird dabei als ein gerichteter Prozess der Entstehung und Veränderung verstanden und meint insbesondere die körperliche Entwicklung also das Wachstum eines Lebewesens.
In der Ontogenese werden häufig Merkmale aus der Phylogenese (Stammesentwicklung der Lebewesen (= biologische Evolution) im Verlauf der Erdgeschichte) sichtbar. Daher kann man aus der Untersuchung der Ontogenese Hinweise auf die Phylogenese entnehmen. Diesen Zusammenhang hat ERNST HAECKEL im ausgehenden 19. Jahrhundert als Biogenetisches Grundgesetz formuliert.
Heute wird der Terminus Embryologie oft im Kontrast zur Entwicklungsbiologie verwendet. Embryologie erforscht speziell die Embryonalentwicklung (von der befruchteten Eizelle zum Embryo und Fetus) und beschreibt die morphologisch sichtbaren Veränderungen während dieser Phase, wie z. B. Furchung (erste Zellteilungen), Gastrulation (Keimblattbildung) oder der Neurulation (Anlegung des Nervensystems, Neuralrohrbildung). Dabei entwickeln sich beim Embryo nach und nach die Organanlagen, aus denen Organe entstehen, in denen sich wiederum die Zellen (zu Geweben zusammengefasst) weiter spezialisieren.
Morphologie (Gestalt- und Formenlehre): Sie ist die Lehre von der äußeren Körpergestalt und dem Aufbau der Organismen sowie von der Lage und den Lagebeziehungen der Organe (bei Einzellern der Organellen).
Der Begriff Morphologie wurde von J.W. VON GOETHE 1795 in die Wissenschaft eingeführt. Man hat vielfach die wissenschaftliche Erforschung der äußeren Gestalt als Eidonomie, die des Baues der inneren Organe als Anatomie unterschieden. Zur Morphologie gehört auch die (vergleichende) Embryologie, welche die unterschiedlichen Formstadien (darunter auch reine Embryonalorgane) in der Individualentwicklung untersucht (Embryonalentwicklung). Im weiteren Sinne sind auch Gewebelehre (Histologie) und die Lehre vom Feinbau der Zelle (Zytologie) Teilgebiete der Morphologie. Neben einer beschreibenden Morphologie, die eine exakte Beschreibung des Baus der Körper und Organe gibt, liegt die Hauptbedeutung der Morphologie im Vergleich des Baus verschiedener Organismen (vergleichende Morphologie). Die Funktionsmorphologie untersucht und beschreibt die Anpassung von Organen und Strukturen an ihre spezielle Funktion. Ein bedeutender Forschungsschwerpunkt liegt dabei auf der Zweckausrichtung der organismischen Strukturen, welche offensichtlich den Charakter spezieller Apparaturen besitzen.
Anatomie (Lehre vom Körperbau): Die Anatomie wird im Allgemeinen als Teilgebiet der Morphologie angesehen. Von der Wortbedeutung her (Anatomie – Auseinanderschneiden) bezieht sie sich aber mehr auf den inneren Bau der Lebewesen, den man durch das Auseinanderschneiden, Sezieren und Präparieren erforscht. Teilweise hat man die Erforschung der äußeren Gestalt der Lebewesen als Eidonomie, die des Baus und der Lage der inneren Organe als Anatomie bezeichnet.
Über ein Jahrtausend bestimmten die Schriften von ARISTOTELES und GALENUS die anatomischen Erkenntnisse der Menschheit. Erst 1543 begründete ANDREAS VESALIUS (1515 – 1564) durch Beschreibung des menschlichen Körpers die moderne Anatomie und bildete damit eine Grundlage für die moderne Medizin.
Im Gegensatz zur Anatomie des gesunden Körpers beschäftigt sich die pathologische Anatomie mit den krankhaften Veränderungen der Körperteile. Die vergleichende Anatomie versucht die Verschiedenheiten und Gleichwertigkeiten (Homologie), die Funktionsänderungen und die damit einhergehenden Abwandlungen und Übergänge der Organe, Organsysteme und Gewebe im Vergleich verschiedener Organismengruppen herauszuarbeiten. Sie ist daher eine wichtige Teildisziplin der Evolutionsbiologie.
Populationsgenetik (Bevölkerungsbiologie): Die Populationsgenetik beschäftigt sich nicht mit dem einzelnen Individuum, sondern mit Vererbungsvorgängen in Populationen (Gruppen gleichartiger Individuen). Sie beinhaltet die Erforschung der formalen Gesetzmäßigkeiten der Erbgänge von Merkmalen vor allem bei Höheren Organismen (Genetik) sowie die Ermittlung der Häufigkeit, Verbreitung/Verteilung und Veränderung von Erbanlagen in Populationen. Die Gesamtheit der Erbanlagen einer Population wird auch als Genpool bezeichnet. Der Genpool einer natürlichen Population ist nie konstant, d. h. er ändert sich stetig auf Grund verschiedener Einflüsse wie beispielsweise Mutationen, Veränderungen der Mitgliederzahl oder Selektion. An Hand der Häufigkeitsverteilungen innerhalb einer Population lässt sich der Verlauf und die Verbreitung genetisch bedingter Erkrankungen verfolgen.
Evolutionsbiologie (Lehre von der allmählichen Entwicklung der Lebewesen): Als Evolution bezeichnet man alle Veränderungen, durch die das Leben auf der Erde zu seiner heutigen Form und Vielfalt gelangt ist. Dazu gehören die Entstehung des Lebens sowie die Bildung, Umwandlung und Weiterentwicklung der Arten. Alle diese Prozesse stehen in einem engen Zusammenhang, der auf dem Vorhandensein und der Weitergabe biologischer Informationen beruht, die als Ursache für gemeinsame Merkmale zwischen Lebewesen angenommen werden können. Veränderungen entstehen durch Variationen bei der Weitergabe der Informationen; können sich die veränderten Lebewesen in ihrer Umwelt erfolgreich durchsetzen, entwickeln sich neue Arten (die Abweichungen können unterschiedlich ausgeprägt sein), welche wiederum die Informationen zu ihrer Ausbildung weiter vererben. Als Ergebnis dieser Entwicklung steht die Formenvielfalt der Lebewesen.
Heute ist man ziemlich sicher, dass die Faktoren Mutation und Rekombination von Erbanlagen sowie Selektion durch bestehende Umweltbedingungen ausschlaggebend für die Entwicklung der Lebewesen auf der Erde sind. Es gilt also innerhalb der Evolutionsbiologie zu prüfen, ob Ähnlichkeiten zwischen Organismen auf übereinstimmende Erbinformation (Verwandtschaft) und damit gemeinsame Vorfahren zurückgehen oder ob es sich um funktionelle Ähnlichkeit auf Grund ähnlicher Anpassung an ähnliche Umweltbedingungen handelt.
Paläontologie (Fossilienkunde): Sie ist die Wissenschaft von den Organismen in den verschiedenen, vergangenen Erdzeitaltern (vorzeitlichen Lebewesen). Sie untersucht Fossilien, die Spuren von Organismen aus der erdgeschichtlichen Vergangenheit, sowie die sie umschließenden Gesteine (die Fundorte). Dazu gehört die Ermittlung des relativen chronologischen Alters (Geochronologie) und gegebenenfalls der fossilen Umwelt (Paläoökologie). Die Paläontologie ermittelt also die Geschichte des Lebens auf der Erde und steht in sehr engem Zusammenhang mit der Evolutionsbiologie und Abstammungslehre.
Abstammungslehre (Phylogenese): Die zum Teil hochorganisierten Lebewesen von heute stammen von einfacheren Vorfahren aus früheren Erdzeitaltern ab und sind mehr oder weniger nah miteinander verwandt. Als wissenschaftliche Disziplin hat die Abstammungslehre die Aufgabe, die Abstammungsbeziehungen heutiger und ehemaliger Arten und Artengruppen zu rekonstruieren; sie ist damit ein Grundstein für die Systematik.
Systematik (Taxonomie): Die Vielseitigkeit und Vielfältigkeit lebender Organismen erweckte schon früh den Wunsch, sie durch Ordnen und Zusammenfassen übersichtlicher darzustellen. Die Systematik beschäftigt sich ausführlich mit Methoden und Möglichkeiten einer sinnvollen Strukturierung der Lebewesen. Es wird versucht, durch vergleichende Untersuchungen der einzelnen Organismen verschiedene natürliche Gruppen zu finden, denen sich Lebewesen auf Grund gemeinsamer Merkmale zuordnen lassen. Die Systematik verfolgt das Ziel, die Gesamtheit der lebenden und ausgestorbenen Organismen zu beschreiben, zu vergleichen, zu benennen, sie in ein natürliches System nach dem Grad ihrer Verwandtschaft einzuordnen.
Traditionelle Methoden richteten sich nach morphologischen Merkmalen, wie etwa dem Körperbau bei Tieren oder dem Bütenaufbau bei Pflanzen (CALR VON LINNÈ). Mit dem Aufkommen neuer Erkenntnisse in den Wissenschaften (Mikroskopie, Chemie, Biochemie, Genetik) erschlossen sich auch dem Taxonomen neue Einteilungsmerkmale. Hier spielen vor allem phylogenetische Verwandtschaftsbeziehungen eine Rolle. Die Phylogenetik bzw. Abstammungslehre steht deshalb in enger beziehung zur Systematik. Die unterschiedlichen Taxa (Gruppen) werden in der Systematik in einen hierarchischen Stammbaum eingeordnet, der ihre evolutionäre Abstammung widerspiegeln soll.
Ethologie (Verhaltensbiologie): Die Ethologie ist ein Teilgebiet der Biologie, welches sich mit dem Verhalten von Tieren und Menschen beschäftigt. Als Verhalten bezeichnet man die Aktivitäten, die ein Lebewesen zeigt. Die deutsche Bezeichnung für Ethologie ist Verhaltensbiologie oder auch Verhaltensforschung. Sie ist eng mit der Psychologie verknüpft, welche versucht, Ursachen für bestimmte Verhaltensweisen zu erklären. Die Ethologie analysiert Formen, Ursachen und Gesetzmäßigkeiten arttypischen Tierverhaltens und untersucht seine physiologischen Grundlagen. Das Verstehen eines bestimmten Verhaltens erfordert immer eine ganzheitliche Betrachtung des Lebewesens, denn ähnlich erscheinende Verhaltensweisen verschiedener Tiere können eine ganz unterschiedliche Ursache und Zielstellung haben und umgekehrt. Wissen über das Verhalten von Tieren war für den Menschen schon seit frühester Zeit von Bedeutung. Um sie zum Nahrungserwerb zu nutzen oder als Konkurrenten oder Feinde auszuschalten waren Informationen über Lebensgewohnheiten und Kenntnisse über die Bedeutung bestimmter Verhaltensweisen lebensnotwendig.
Ökologie (Lehre von den Beziehungen der Lebewesen zu ihrer Umwelt): Die Ökologie ist die Wissenschaft von den Wechselbeziehungen zwischen den Lebewesen (Organismen) untereinander und mit ihrer Umwelt. Der Begriff Umwelt umfasst dabei die Gesamtheit der auf einen Organismus direkt oder indirekt einwirkenden biotischen (durch andere Lebewesen bedingte, z. B. Nahrung, Feinde, Symbionten) und abiotischen (physikalisch-chemische, z. B. Temperatur, Strahlung, Wasser, Wind) Faktoren. Die zu untersuchenden Ebenen teilen die Ökologie je nach Ausgangspunkt der Betrachtung in folgende Gebiete ein:
Die Gesamtheit aller Beziehungen machen den „Haushalt“ der Natur aus. So auch die Wortbedeutung des Begriffes Ökologie: Lehre vom Haushalt (der Natur).
Stand: 2010
Dieser Text befindet sich in redaktioneller Bearbeitung.
Ein Angebot von