Direkt zum Inhalt

Pfadnavigation

  1. Startseite
  2. Chemie Abitur
  3. 6 Chemisches Gleichgewicht und Massenwirkungsgesetz
  4. 6.3 Anwendungen des Massenwirkungsgesetzes
  5. 6.3.1 Gleichgewichtsreaktionen in der Industrie
  6. Technische Herstellung von Ammoniak

Technische Herstellung von Ammoniak

Ammoniak ist eine der wichtigsten Chemikalien in der chemischen Industrie und dient als Ausgangsstoff für viele Synthesen.

Das technische Verfahren zur Ammoniaksynthese wird nach seinen Entwicklern Haber-Bosch-Verfahren genannt. Hierbei werden Wasserstoff und Stickstoff mithilfe eines Katalysators bei hoher Temperatur und hohem Druck zu Ammoniak umgesetzt. Die ablaufende Reaktion stellt ein Musterbeispiel für eine Gleichgewichtsreaktion dar.

Schule wird easy mit KI-Tutor Kim und Duden Learnattack

  • Kim hat in Deutsch, Mathe, Englisch und 6 weiteren Schulfächern immer eine von Lehrkräften geprüfte Erklärung, Video oder Übung parat.
  • 24/7 auf Learnattack.de und WhatsApp mit Bildupload und Sprachnachrichten verfügbar. Ideal, um bei den Hausaufgaben und beim Lernen von Fremdsprachen zu unterstützen.
  • Viel günstiger als andere Nachhilfe und schützt deine Daten.
Jetzt 30 Tage risikofrei testen
Your browser does not support the video tag.

Die Herstellung von anderen Stickstoffverbindungen erfolgt ausschließlich über Ammoniak. Weltweit werden jährlich über 100 Millionen Tonnen produziert, die zum Großteil zu Stickstoffdüngemitteln weiterverarbeitet werden.

Verwendung von Ammoniak

Ammoniak ist ein wichtiges Grundprodukt der chemischen Industrie, das als Ausgangstoff für viele chemische Synthesen dient. Etwa 80-85 % werden zur Herstellung verschiedener Düngemittel genutzt, der Rest wird u. a. zur Produktion verschiedener organischer Zwischenprodukte sowie von Kunststoffen und Synthesefasern eingesetzt.

Die technische Synthese von Ammoniak

Die technische Synthese von Ammoniak aus den Elementen Stickstoff und Wasserstoff beruht auf der Gleichgewichtsreaktion :
3       H 2   ( g )         +         N 2   ( g )           ⇌         2       N H 3     ( g )                                 Δ H     =     − 46     k J ⋅ m o l − 1

Die Bildung von Ammoniak aus den Elementen ist exotherm und verläuft unter Volumenabnahme. Nach dem Prinzip des kleinsten Zwanges begünstigen daher niedrige Temperaturen und hohe Drücke die Bildung von Ammoniak. Die Untersuchung des Gleichgewichtes ergab, dass es nur bei Temperaturen unter 200 °C und einem Druck von weit über 10 MPa weit gehend auf der Seite des Ammoniaks liegt (Bild 2). Bei diesen Temperaturen ist aber die Reaktionsgeschwindigkeit unmessbar klein, da insbesondere Stickstoff außerordentlich reaktionsträge ist.
Durch Einsatz eines Katalysators lässt sich die Einstellung des Gleichgewichts zwar beschleunigen, die technisch geeigneten Katalysatoren sind aber erst oberhalb 400 °C ausreichend wirksam.
Man arbeitet daher in der Technik bei 400 bis 520 °C und Drücken von 25 bis 30 MPa. Unter diesen Bedingungen verschiebt sich das Gleichgewicht wieder auf die Seite der Ausgangsstoffe, sodass man theoretisch einen Anteil von 35-40 % Ammoniak erzielen könnte. Da die Verweilzeit im Reaktor nicht zur vollständigen Gleichgewichtseinstellung ausreicht, beträgt der tatsächlich erreichte Umsatz bei einmaligem Durchgang durch den Reaktor jedoch nur 15 bis 20%.
Man trennt deshalb Ammoniak aus dem Reaktionsgasgemisch ab, indem man es durch Kühlung verflüssigt. Die nicht umgesetzten Ausgangsstoffe werden kontinuierlich wieder dem Reaktor zugeführt. Durch die Anwendung dieses Kreislaufprinzips können die Edukte vollständig umgesetzt werden (Bild 3).

  • Lage des chemischen Gleichgewichts in Abhängigkeit von Temperatur und Druck

Gewinnung der Ausgangsstoffe

Die Ausgangsstoffe für die Ammoniaksynthese erhält man aus der katalytischen Umsetzung von Erdgas (Methan) mit Wasserdampf und Luft. Hierbei entsteht ein Gasgemisch aus Wasserstoff und Stickstoff im Verhältnis 3:1, das als Synthesegas eingesetzt wird. Der Einsatz von Methan ist hierbei günstiger als Kohle oder Erdölfraktionen, da für die Ammoniaksynthese Wasserstoff benötigt wird, der vom Methan schon mitgeliefert wird.

Mechanismus der Ammoniakbildung

Zur Beschleunigung der Reaktion der Edukte zum Ammoniak sind eine Reihe von Katalysatoren geeignet. In der ursprünglichen Versuchsanlage von FRITZ HABER wurde Osmium als Katalysator verwendet. Wichtig für den Erfolg des Verfahrens war jedoch die Entwicklung eines preiswerteren Katalysators hoher Lebensdauer durch ALWIN MITTASCH. Unter seiner Leitung wurden in über 20.000 Versuchen etwa 3.000 verschiedene Katalysatoren getestet. Als besonders geeignet erwies sich ein Kontakt aus metallischem Eisen, der durch Reduktion von Magnetit ( F e 3 O 4 ) entsteht und Zusätze von A l 2 O 3 ,       C a O       u n d       K 2 O zur Aktivierung und Temperaturstabilisierung enthält.

  • Schematischer Ablauf der Synthesegasherstellung

Der Mechanismus der Reaktion unter Beteiligung des Katalysators konnte erst im Jahre 1983 - Jahrzehnte nach Beginn der technischen Herstellung - endgültig aufgeklärt werden. Mit modernen spektroskopischen Methoden, die es gestatten, adsorbierte Teilchen an Katalysatoroberflächen näher zu charakterisieren, wurde von ERTL (der später den Nobelpreis erhielt) gezeigt, dass der entscheidende Schritt die Adsorption des Stickstoffs unter Dissoziation in Atome ist. In dieser Form ist der atomare Stickstoff viel reaktiver als der molekulare (Bild 4).

N 2   ( g )           ⇌         N 2   ( a d s )         ⇌         2       N     ( a d s )
Wasserstoff wird ebenfalls unter Dissoziation adsorbiert.
H 2   ( g )           ⇌         H 2   ( a d s )         ⇌         2       H     ( a d s )
Der atomare Stickstoff reagiert dann in drei aufeinanderfolgenden Schritten mit adsorbiertem atomaren Wasserstoff zu Ammoniak.
N     ( a d s )                     +       H     ( a d s )           ⇌         N H     ( a d s ) N H     ( a d s )               +     H     ( a d s )           ⇌         N H 2     ( a d s ) N H 2   ( a d s )         +       H     ( a d s )           ⇌         N H 3     ( a d s )
Zum Schluss wird der adsorbierte Ammoniak in die Gasphase abgegeben. Diesen Vorgang nennt man Desorption.
N H 3     ( a d s )             ⇌             N H 3     ( g )
  • Mechanismus der Ammoniakbildung an der Katalysatoroberfläche

Die Grundlagen zur technischen Ammoniaksynthese aus Wasserstoff und Stickstoff entwickelte FRITZ HABER in den Jahren 1905 bis 1910 im Labor, die industrielle Umsetzung ist das Verdienst von CARL BOSCH. In der Badischen Anilin- und Sodafabrik (BASF) wurde schon 1913 die erste Anlage zur großtechnischen Ammoniaksynthese mit einer Tageskapazität von 30 Tonnen Ammoniak in Betrieb genommen. Eigens für die Ammoniaksynthese wurden die Leunawerke dann 1915 gebaut. Moderne Großanlagen erzeugen heute 1.000 -1.500 Tonnen Ammoniak pro Tag.

Lernhelfer (Duden Learnattack GmbH): "Technische Herstellung von Ammoniak." In: Lernhelfer (Duden Learnattack GmbH). URL: http://www.lernhelfer.de/schuelerlexikon/chemie-abitur/artikel/technische-herstellung-von-ammoniak (Abgerufen: 21. May 2025, 06:19 UTC)

Suche nach passenden Schlagwörtern

  • Ammoniak
  • Haber Bosch Verfahren
  • Düngemittel
  • Mechanismus der Reaktion
  • Synthesegas
  • Kreislaufprinzip
  • Mittasch
  • Gleichgewicht
  • Gleichgewichtsreaktion
  • Haber
  • Zwanges
  • Bosch
  • Katalysator
  • HABER-BOSCH-Verfahren
Jetzt durchstarten

Lernblockade und Hausaufgabenstress?

Entspannt durch die Schule mit KI-Tutor Kim und Duden Learnattack.

  • Kim hat in Deutsch, Mathe, Englisch und 6 weiteren Schulfächern immer eine von Lehrkräften geprüfte Erklärung, Video oder Übung parat.
  • 24/7 auf Learnattack.de und WhatsApp mit Bildupload und Sprachnachrichten verfügbar. Ideal, um bei den Hausaufgaben und beim Lernen von Fremdsprachen zu unterstützen.
  • Viel günstiger als andere Nachhilfe und schützt deine Daten.

Verwandte Artikel

Wilhelm Ostwald

* 02.09.1853 in Riga
† 04.04.1932 in Großbothen (bei Leipzig)

WILHELM OSTWALD war ein außergewöhnlich vielseitiger Forscher und machte sich vor allem um die Begründung der Farblehre und die Ausbildung vieler bedeutender Chemiker Europas verdient. In der Elektrochemie formulierte er das Verdünnungsgesetz für schwache Elektrolyte. Nach ihm ist in der Thermodynamik u. a. die OSTWALDSCHE Stufenregel benannt. Er entwickelte das Verfahren zur Salpetersäureherstellung durch Ammoniakverbrennung. 1909 erhielt er den Nobelpreis für Chemie.

Alwin Mittasch

* 27.12.1869 in Großdehsa
† 04.06.1953 in Heidelberg

ALWIN MITTASCH war zunächst Lehrer. Nebenbei studierte er Chemie und fand schließlich eine Anstellung bei der BASF.
Unter seiner Leitung wurde der technische Katalysator für die Ammoniaksynthese entwickelt.

Carl Bosch

* 27.08.1874 in Köln
† 26.04.1940 in Heidelberg

CARL BOSCH studierte Chemie und promovierte 1896 an der Universität Leipzig. 1899 erhielt er Anstellung bei der BASF, wo er sein ganzes Arbeitsleben blieb. Zu seinen besonderen Leistungen gehört die Entwicklung der Ammoniaksynthese zur Großtechnik sowie die Herstellung von Stickstoffdüngesalzen. Für seine Arbeiten erhielt BOSCH 1931 den Nobelpreis.

Friedrich Bergius

* 11.10.1884 in Goldschmieden (heute zu Breslau gehörig)
† 31.03.1949 in Buenos Aires

FRIEDRICH BERGIUS war ein deutscher Chemiker. Er entwickelte ein Verfahren zur Hochdruckhydrierung von Kohle, befasste sich mit der Holzverzuckerung und der Umwandlung von Ethen zu Glycol (Ethandiol). 1931 erhielt FRIEDRICH BERGIUS gemeinsam mit CARL BOSCH (1874-1940) den Nobelpreis für Chemie.

Fritz Haber

* 09.12.1868 in Breslau
† 29.01.1934 in Basel

FRITZ HABER, Sohn eines jüdischen Kaufmanns, machte sich insbesondere um die Ammoniaksynthese verdient. Hier gelang es ihm nach umfangreichen Arbeiten, eine halbtechnische Anlage für die Ammoniaksynthese zu errichten. Daneben beschäftigte er sich mit der Entwicklung von chemischen Kampfstoffen und leitete auch den ersten Giftgaseinsatz im ersten Weltkrieg. Nachdem er 1933 Deutschland verlassen musste, starb er ein Jahr später in Basel.

Ein Angebot von

Footer

  • Impressum
  • Sicherheit & Datenschutz
  • AGB
© Duden Learnattack GmbH, 2025