Balder Olden

Der Schriftsteller, Redakteur, Übersetzer und Journalist BALDER OLDEN (1882–1949), Bruder von RUDOLF OLDEN (1885–1940), der 1933 den „Exil-P.E.N.“ gründete, ist ein heute zu Unrecht fast vergessener Autor. Er nannte sich auch OLAF BALDER, OLAF B. und B. O. KERSHAW und schrieb Hörspiele. Prosa, Novellen, Erinnerungen, Reiseberichte, Aufsätze, Zeitungsbeiträge, Rezensionen u. a.

Leben und literarisches Werk

BALDER OLDEN wurde am 26.03.1882 in Zwickau geboren. Er studierte Literaturwissenschaft, Geschichte und Philosophie in Freiburg.
OLDEN begann mit publizistischen Arbeiten in Hamburg. In Berlin war er u. a. Mitarbeiter an CALRL v.OSSIETZKYs „Weltbühne“ und schrieb für die „Berliner Morgenpost“, die „Berliner Illustrierte Zeitung“ und die „Vossische Zeitung“. Als Schriftsteller legte er einen damals viel beachteten antimilitaristischen Roman über den Kolonialisten CARL PETERS („Ich bin ich“, 1927) vor.
1933 ging OLDEN ins Exil in die Tschechoslowakei. Dort arbeitete er am „Prager Tagblatt“ und an WIELAND HERZFELDEs „Neue Deutsche Blätter“ mit.

Erster antifaschistischer Roman des Exils

OLDEN schrieb als Erster im Exil einen Roman über das nationalsozialistische Deutschland, in dem er den Aufstieg der NSDAP zwischen Dezember 1932 und Mai 1933 in Einzelschicksalen beschrieb. OLDEN begann mit der Niederschrift in seinem tschechischen Exil unmittelbar nach dem Machtantritt HITLERs. Sein „Roman eines Nazi“ unter dem Titel „Anbruch der Finsternis" (1933) erschien zunächst in englischer Übersetzung in London und New York. Das trug ihm die Ausbürgerung und den Verlust der Ehrenrechte ein. Seine Bücher wurden öffentlich verbrannt („Bücherverbrennung“ am 10. Mai 1933 auf dem Berliner Opernplatz, heute August-Bebel-Platz). Ab März 1934 erschien „Anbruch der Finsternis“ als Fortsetzungsroman im „Pariser Tageblatt“.
1935 reiste der Autor zum „I. Unionskongress der Sowjetschriftsteller“. In der Sowjetunion erschien sein „Roman eines Nazi“ 1935 in russischer Übersetzung. Im selben Jahr übersiedelte OLDEN nach Paris. Dort arbeitete er an der „Neuen Weltbühne“ mit.

Am 21. Dezember 1937 unterzeichnete OLDEN einen Aufruf des „Ausschusses zur Vorbereitung einer deutschen Volksfront“ unter dem Titel „AUFRUF FÜR DIE DEUTSCHE VOLKSFRONT. FÜR FRIEDEN, FREIHEIT UND BROT!“.
Nach dem Einmarsch der deutschen Truppen in Frankreich wurde er u. a. mit LEONHARD FRANK sowie dem heute längst von der Literaturgeschichte vergessenen SOMA MORGENSTERN („Flucht in Frankreich“, 1998) und dem Berliner Schriftsteller LEO LANIA, der das Buch zum Film „Die Dreigroschenoper“ (1930/31) unter der Regie von G.W. PABST schrieb, im Konzentrationslager Audierne am Cap Finistère im westlichen Zipfel Frankreichs interniert. Im April 1941 gelang ihm eine abenteuerliche Flucht via Portugal nach Buenos Aires. OLDEN lebte nach 1945 mit seiner Ehefrau MARGARET im Hause seiner Schwester ILSE SEILERN in der Nähe von Montevideo.

Die Aufforderung GÜNTHER WEISENBORNs in dessen programmatischer Rede „ An die Deutschen Dichter im Ausland “:

Hier im Elend rufen wir feierlich die Schriftsteller unserer Nation! Wir bitten um ihre Rückkehr aus allen Ländern der Welt...
(Weisenborn, Günther: An die Deutschen Dichter im Ausland. In: Der Autor, April 1947 )

hörte BALDER OLDEN nicht mehr. Am 23. Oktober 1949 beging er Selbstmord.

Werke (Auswahl)

  • „Der Gottverhaßte. Ein moderner Studenten-Roman.“ (Dresden, 1909)
  • „Der Strom des Lebens“. Novellen und Extrakte. (München, um 1925)
  • „Ich bin Ich. Der Roman Carl Peters“ (Berlin, 1927)
  • „Flucht vor Ursula“ (Berlin, 1928)
  • Madumas Vater“ (Berlin, 1928)
  • „Das Herz mit einem Traum genährt“. Roman (Berlin, 1929)
  • „Kilimandscharo. Ein Roman aus Deutsch-Ost“. (Berlin, um 1930)
  • „Paradiese des Teufels. Das Leben Sir Roger Casements“ (1933)
  • „Anbruch der Finsternis. Roman eines Nazis“ (engl. 1933, dt. 1934)

Übersetzungen

  • Lewis, Sinclair: Die Hauptstraße. Carola Kennicotts Geschichte (1922)
  • Upton Sinclair: Auf Vorposten. Erinnerungen (1934)
  • Charles G. D. Roberts, (d. i. Charles George Douglas): „Jäger und Gejagte“ (Berlin, 1921)

Stand: 2010
Dieser Text befindet sich in redaktioneller Bearbeitung.

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