Sergej Sergejewitsch Prokofjew

In jungen Jahren galt SERGEJ SERGEJEWITSCH PROKOFJEW als Enfant terrible der russischen Musikwelt. Das Studium in St. Petersburg, das er schon mit 13 Jahren begann, erschien ihm im Gegensatz zur kreativen Förderung durch seine Mutter und durch den Kompositionslehrer REINHOLD GLIÈRE (1875–1956) trocken und handwerklich. Trotzdem setzte er sich mühelos an die Spitze des Pianistennachwuchses, erfand eigene Fingersätze, die allen klassischen Regeln zuwiderliefen. Mit seinem

  • 1. Klavierkonzert (Nr. 1 Des-Dur op. 10, 1911/1912) und seiner „Symphonie classique“ (Sinfonie Nr. 1 D-Dur op. 25, „Klassische Sinfonie“, 1917) feierte er erste kompositorische Erfolge,
     
  • sorgte mit „Skythische Suite“ (Ala und Lolli op. 20 – Skythische Suite für großes Orchester, 1914), die von IGOR STRAWINSKYs (1882–1971) „Sacre du Printemps“ inspiriert war, oder dem 2. Klavierkonzert (Nr. 2 g-Moll op. 16, 1913, revidiert 1923) aber auch für Skandale.

1914 absolvierte er sein Studium mit drei Diplomen und erhielt den Rubinsteinpreis – als Belohnung finanzierte ihm seine Mutter die erste Europareise.

PROKOFJEW reiste nach London und Rom, wo er IGOR STRAWINSKY kennen lernte. 1918 verließ er Russland und lebte nach einer Japanreise abwechselnd in den USA und Europa, mehrere Jahre in Paris und im bayerischen Ettal. In Kreisen der Pariser Avantgarde fand der Komponist Zustimmung.

Kontakte zu

  • ARTHUR HONEGGER (1892–1955),
  • DARIUS MILHAUD (1892–1974) und
  • MAURICE RAVEL (1875–1937)

befruchteten seine Arbeit.

Seine Ballette wurden von

  • SERGEJ DIAGHILEW (1872–1929) und
  • SERGE LIFAR (1905–1986)

aufgeführt.

PROKOFJEWs Kompositionen sind durch eindringliche Rhythmik und groteske Themen charakterisiert, durch sprunghafte Harmonik, die sich meist noch innerhalb der Grenzen des Tonalen bewegt, aber einen humoristischen Zug aufweist.

Mitte der 1930er-Jahre kehrte PROKOFJEW in die UdSSR zurück und modifizierte seinen Kompositionsstil dahingehend, sich mit der breit angelegten Melodiösität seiner sinfonischen Werke wieder enger an die russische Tradition des 19. Jh. anzuschließen. In dieser produktiven Phase entstanden

  • das Ballett „Romeo und Julia“ (1935),
  • das Märchenmelodram „Peter und der Wolf“ (1936) sowie
  • die Filmmusik zu „Alexander Newski“ (1938) von SERGEJ EISENSTEIN (1898–1948).

1948 erreichte die geistige Spannung in Russland ihren Höhepunkt mit den SCHDANOW-Erlassen. Der formalistischer Tendenzen beschuldigte PROKOFJEW reagierte mit einem Brief und entsagte der Atonalität und Moderne. Der Konflikt und die Kriegsjahre zehrten an seinen Kräften. Er bereiste abgelegene Gebiete der Sowjetunion, gewann Einblicke in die Volkskunst, musste aber erleben, dass auch seine nach den Vorgaben der offiziellen Instanzen komponierte Oper „Erzählung vom wahren Menschen“ keine Billigung fand.

PROKOFJEW starb am 5. März 1953 in Moskau, am selben Tag wie STALIN.

Werke

Zu den Werken von PROKOFJEW gehören:

  • Orchesterwerke:
    – 7 Sinfonien (1917–1952),
    – Orchestersuiten,
    – „Petja i volk“ („Peter und der Wolf“, 1936, für Sprecher und Orchester),
    – 5 Klavierkonzerte (1911–1935),
    – 2 Violinkonzerte (1917–1935),
    – Violoncellokonzerte (1933–1938, 1952/1953);
     
  • Kammermusik:
    – Quintett (1924; für Oboe, Klarinette, Violine, Viola und Kontrabass),
    – Sonate (1932; für 2 Violinen),
    – 2 Sonaten (1938–1945, 1944; für Violine),
    – Sonate (1949; für Violoncello);
     
  • Klaviermusik:
    – 9 Sonaten (1949),
    – 4 Etüden (1909),
    – 4 Klavierstücke (1907–1911),
    – 4 Klavierstücke (1908–1913),
    – Klavierstücke „Sarkazmy“ („Sarkasmen“, 1912–1914),
    – Sonatinen (1931/1932),
    – 10 Klavierstücke (1937, nach Romeo und Julia);
     
  • Opern, darunter:
    – „Igrok“ („Der Spieler“, 1916, Neufassung 1929, Text von PROKOFJEW nach F. M. DOSTOJEWSKIJ),
    – „Ljubov’ k trem apel’sinam“ („Die Liebe zu den drei Orangen“, 1919, Text von PROKOFJEW nach C. GOZZI),
    – Semen Kotko (1940),
    – „Obrucenie v monastyre“ („Die Verlobung im Kloster“, 1946),
    – „Vojna i mir“ („Krieg und Frieden“, 1. Fassung 1944, szenisch 1946, Neufassung vollständig 1957; nach L.N. TOLSTOI),
    – „Povest’ o nastojascem celoveke“ („Die Erzählung vom wahren Menschen“, 1947/1948, nach B.N. POLEWOJ);
     
  • Bühnen- und Ballettmusik, darunter:
    – „Le chout“ („Der Narr“, 1921),
    – „Romeo i Dzul’etta“ („Romeo und Julia“, 1936),
    – „Zoluska“ („Aschenbrödel“, 1945),
    – „Skaz o kamennom cvetke“ („Das Märchen von der steinernen Blume“, 1954);
     
  • Filmmusiken, darunter:
    – „Alexander Newski“ (1938),
    –„Iwan der Schreckliche“ (1942–1945).

Stand: 2010
Dieser Text befindet sich in redaktioneller Bearbeitung.

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