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Das historische Sujet in den Siebziger- und Achtzigerjahren

Das historische Sujet wurde erst in den Siebzigerjahren in der Literatur der Bundesrepublik wieder ernsthaft diskutiert.

In der DDR dagegen kann man von einer gewissen Kontinuität des Auftretens historischer Belletristik seit 1952 sprechen. Wurde der historische Stoff anfangs dazu benutzt, dem sozialistischen deutschen Staat seine Existenzberechtigung zuzusprechen, wird er später auch für Sozialismuskritik genutzt.

In der Bundesrepublik beschäftigte man sich mit ausgewählten historischen Themen, es wurden Biografien veröffentlicht und historische Stoffe mit Fantastischem verwoben. Einen bedeutenden Erfolg verzeichnete PATRICK SÜSKINDs „Das Parfum“.

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Das historische Sujet in der DDR

In den Fünfzigerjahren war in der DDR ein massenhaftes Auftreten von Literatur mit historischer Thematik festzustellen. Die deutsche Geschichte sollte so dargestellt werden, dass der sozialistische deutsche Staat seine Existenzberechtigung eben auch daraus belegen konnte. WILHELM PIECK hatte auf dem III. Parteitag der SED (1950) auf die Unterschätzung des Studiums revolutionärer Bewegungen aufmerksam gemacht. Nach 1952 erschienen deshalb vorwiegend Werke, in denen das Volk gegen seine Unterdrücker kämpft:

Stoff-Felder waren

  • der Bauernkrieg und
  • die Reformation,
  • die Revolution von 1848 und
  • die Befreiungskriege von 1813–1815.

Während für 1949 ein Anteil von 1,5 % an Belletristik mit historischer Thematik ausgewiesen wurde, waren es 1955 bereits 20 % und 1957 sogar 25 %. Diese stark didaktisch angelegte Literatur verschwand bald vom Buchmarkt. Stattdessen setzte sich historische Belletristik mit komplexeren Weltbildern durch. Bereits in den Fünfzigerjahren hatte ROSEMARIE SCHUDER (geb. 1928) einige wichtige historische Romane verfasst.

Die historische Belletristik in den Sechzigerjahren

Das historische Sujet wurde auch in den Sechzigerjahren gepflegt. ROSEMARIE SCHUDER verfasste Werke in der Tradition LION FEUCHTWANGERs. „Der Gefesselte“ (1962) und „Die zerschlagene Madonna“ (1964) beschäftigen sich mit dem Bildhauer und Maler MICHELANGELO BUONAROTTI. „Die Erleuchteten oder Das Bild des armen Lazarus zu Münster in Westfalen – von wenig Furchtsamen auch der Terror der Liebe genannt“ (1968) erzählt die Errichtung, Verteidigung und grausame Niederschlagung der Wiedertäuferbewegung im westfälischen Münster zwischen 1534 und 1535.
Einige der bedeutendsten literarischen Kunstwerke schuf JOHANNES BOBROWSKI mit „Lewins Mühle“ (1964) und „Litauische Claviere“ (1966). BOBROWSKIs Werke wurden auch in Westdeutschland stark beachtet. 1962 las er vor der Gruppe 47 und wurde ihr Preisträger für dieses Jahr.

„Lewins Mühle. 34 Sätze über meinen Großvater“ wurde innerhalb kürzester Zeit in 14 Sprachen übersetzt. Er spielt etwa 1874.

Lewin, dessen Mühle zur ungewollten Konkurrenz für einen deutschen Mühlenbesitzer wird, gibt vor Gericht gegen seinen Widersacher auf, nachdem der Deutsche ihm zuerst mit Stauwasser die Mühle wegschwemmt, ihm dann das Haus anzündet, in dem Lewin wohnt und zuletzt die deutschen Dorfbewohner gegen den jüdischen Mühlenbesitzer einnimmt.

Auch in der Kinder- und Jugendliteratur wurde das historische Sujet stark beachtet. Von WILLI MEINCK (geb. 1914, „Die seltsamen Abenteuer des Marco Polo“, 1955), der bereits in den Fünfzigerjahren historische Romane veröffentlicht hatte, und KURT DAVID (geb. 1924, „Der schwarze Wolf“, 1966, ein Roman um Dshingis Khan) entstanden Jugendbücher, die in der Tradition der abenteuerlichen Geschichtserzählung stehen. Daneben wurden Romane und Erzählungen um Persönlichkeiten der Arbeiterbewegung veröffentlicht, u. a. VILMOS und lLSE KORNs „Mohr und die Raben von London“, eine Geschichte um KARL MARX.

Die Siebziger- und Achtzigerjahre

In den Siebziger- und Achtzigerjahren war auch eine Tendenz des freieren Umgangs mit historischen Stoffen zu beobachten.
STEFAN HEYM beschäftigte sich in seinem „König David Bericht“ mit biblischer Überlieferung: der Geschichte um den König David. Die von der Geschichtsschreibung festgehaltenen heroischen Taten des Königs werden infrage gestellt. Die Geschichte wird aus der Sicht eines Schreibers erzählt. König David, der in seiner Jugend den Riesen Goliath bezwang, wird bei HEYM zu einem machthungrigen, zwar nicht nach den Geboten Gottes handelnden, wohl aber im Sinne seiner selbst und seiner Berater handelnden Tyrannen. Sein Chronist hat lediglich die Wahl, sein Leben in Glück und Reichtum zu beenden oder aber durch das Beil des Henkers zu sterben. Der Roman will die Zweifel nähren an der Wahrheit der Überlieferungen, will den Blick schärfen helfen für die politischen Vorgänge in der Welt. Die eingeschriebene Ablehnung diktatorischer Regimes ist durchaus sozialismuskritisch zu lesen. In diesem Sinn erhält der „König David Bericht“ starke aktuelle Bezüge. gesellschaftliches Engagement ist gefordert, der innere Widerstand des Einzelnen reicht nicht aus, die Verhältnisse zu korrigieren.

IRMTRAUD MORGNERs „Leben und Abenteuer der Trobadora Beatriz, nach Zeugnissen ihrer Spielfrau Laura“ (1974) und „Amanda. Ein Hexenroman“ (1983) vereinen das mythologische, das utopische Element mit dem gesellschaftlichen Alltag in der DDR. Der „Eintritt der Frau in die Historie“ wird thematisiert. Man kann MORGNERs Geschichten in diesem Sinne als „historische Gegenwartsromane“ lesen, wenn nach der Rolle der Frau in der (sozialistischen) Gesellschaft gefragt wird. Die Geschichten sind voller Phantasie und Fabulierlust und knüpfen in Teilen an den magischen Realismus an.

WALTRAUD LEWINs „Federico“ ist ein Roman um den Hohenstauffener Kaiser FRIEDRICH II. und versucht, Mythologie und überlieferte Geschichte der Menschheit mit existenziellen Fragen zu verbinden. LEWIN stimmt ein Hohelied auf den „Unruhvollen Stamm“ (deren Urahnen Gott und Eva sind) an. Trude, Abkömmling dieses Stammes, die fahrende Botin und Erzählerin verbindet die Antworten des Hochmittelalters mit Fragen der Entstehungszeit des Romans. Der Unruhvolle Stamm ist auf der Suche nach Erkenntnis der Epoche, die er durchschreitet. Trude kann die Vergangenheit befragen, nicht die Zukunft. und so will sie den Stauffer-Kaiser, der in Sizilien einen Ideen-Staat schaffen wollte, befragen. Für seine Idee sanktionierte der in Deutschland die Ketzerverfolgung. Trude will nach dem Preis der Macht befragen. Sie findet Einlass in die Unterwelt (ähnlich Dante in der „Göttlichen Komödie“). Aus der Sicht der Gegenwart ersteht das Bild FRIEDRICHs II. neu.

Historische Themen in der Literatur der Bundesrepublik, Österreichs und der Schweiz

In der Bundesrepublik der Siebzigerjahre gab es eine eine stärkere Hinwendung zu historischen Themen. So beschäftigte sich PETER HÄRTLING mit der Figur Hölderlins (1976) und in „Hoffmann oder Die vielfältige Liebe. Eine Romanze.“ (2001) mit der Person E.T.A. HOFFMANNs in dessen fünf Bamberger Jahren. Er war dort Theaterkapellmeister, Komponist, Regisseur und Bühnenmaler.
WOLFGANG HILDESHEIMERs „Mozart“ (1977) wurde mit 250 000 verkauften Exemplaren in zehn Jahren sein erfolgreichstes Buch. GOLO MANNs „Wallenstein“ (1971) war zwar aus der Sicht des Geschichtswissenschaftlers geschrieben, wies stilistisch jedoch sehr starke poetische Momente auf.


Einer der erfolgreichsten historischen Romane wurde PATRICK SÜSKINDs „Das Parfum“ (1985), der Geschichte des Mörders Jean-Baptiste Grenouille, der 1738 auf dem Fischmarkt in Paris zur Welt kommt, von seiner Mutter für eine Todgeburt gehalten und zu den Fischabfällen gelegt wird. Das Kind überlebt, während die Mutter hingerichtet wird. Grenouille wird von einer Amme aufgezogen. Er lebt er in der Welt der Gerüche, obwohl er selbst nach gar nichts riecht. Erwachsen arbeitet er bei einem Parfumeur und stellt die unwiderstehlichsten Parfums her. Durch seine einmalige Nase wird er zum Mörder, denn er will den perfekten Duft entwickeln. So tötet er 24 Jungfrauen, um aus ihnen diesen Duft zu extrahieren.

Lernhelfer (Duden Learnattack GmbH): "Das historische Sujet in den Siebziger- und Achtzigerjahren." In: Lernhelfer (Duden Learnattack GmbH). URL: http://www.lernhelfer.de/schuelerlexikon/deutsch-abitur/artikel/das-historische-sujet-den-siebziger-und-achtzigerjahren (Abgerufen: 20. May 2025, 01:25 UTC)

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Die literarischen Themen der Fünfzigerjahre

Die Themen der Literatur der Fünfzigerjahre ähnelten sich zu Teilen in Ost wie West. Man reflektierte die Zeit des Nationalsozialismus und des Zweiten Weltkrieges, sichtete die Nachkriegs- und Aufbauzeit. Auch historische Sujets wurden in der Literatur verarbeitet.

Innerhalb der Literatur der Bundesrepublik wurde zudem die Vertriebenenproblematik allmählich interessant, während in der DDR der sozialistische Aufbau der Gesellschaft und die Umgestaltungsprozesse in der Landwirtschaft eine Rolle spielten.

In der Bundesrepublik kam es zur Ausprägung neuer Schreibstile, etwa der konkreten Literatur, und zur Weiterentwicklung vorhandener Schreibstile, etwa des magischen Realismus.

In der DDR bildete sich der sozialistische Realismus als vorherrschender Schreibstil heraus.

James Joyce

* 02. Februar in 1882 in Rathgar bei Dublin
† 13. Januar 1941 in Zürich

Die Werke des irischen Schriftstellers JAMES JOYCE, allen voran der Roman Ulysses, gehören zu den wichtigsten literarischen Arbeiten des 20. Jahrhunderts. Durch die Weiterentwicklung der Technik des inneren Monologs und sprachliche Experimente erneuerten sie die Erzählweise des Romans.

JOYCE hatte sein Heimatland Irland früh verlassen und lebte lange Zeit in Triest, Zürich und Paris, wo er unter finanziellen und gesundheitlichen Problemen litt. Im Laufe seines Lebens nahm seine Sehkraft ständig ab, bis er schließlich annähernd erblindete.

Auch die Veröffentlichung seiner Romane erwies sich als höchst problematisch, da seine Werke in Konflikt mit der Zensur gerieten. MARGARET ANDERSON und JANE HEAP, die es als erste wagten, Auszüge des „Ulysses“ in ihrer Zeitschrift „The Little Review“ zu veröffentlichen, wurden in New York wegen Verbreitung obszöner Schriften verurteilt. Das Manuskript wurde beschlagnahmt. Während der Roman 1922 in Frankreich erschien, blieb er in Großbritannien und den USA noch lange Zeit verboten.

Heute zählt „Ulysses“ zu den bedeutendsten Werken der Weltliteratur.

Literarische Themen der Neunzigerjahre

Die Literatur der Neunzigerjahre griff sowohl Themen auf, die in den vorhergehenden Jahrzehnten bereits Stoffgrundlage gewesen waren als auch neue Themen, die sich mit dem Vereinigungsprozess von DDR und BRD auseinandersetzten. BERNHARD SCHLINK griff in seinem Roman „Der Vorleser“ (1995) die nach dem Zweiten Weltkrieg viel diskutierte Frage um die Schuld des Einzelnen an Holocaust und Massenmord wieder auf.
Mit der Vereinigung der beiden deutschen Staaten am 03. Oktober 1990 fragten Autoren danach, wie es sich in dem neuen – alten Land lebte, in dem sich der Alltag vor allem für viele Ostdeutsche radikal geändert hatte. Aus dieser Sicht waren die 1990er-Jahre eine Zeit des Übergangs.

Alice Schwarzer

* 03. Dezember 1942 in Wuppertal-Elberfeld

ALICE SCHWARZER ist die Pionierin und Führungsfigur der zweiten deutschen Frauenbewegung. Als Feministin, Journalistin und Publizistin hat sie sich in Deutschland nicht nur Freunde gemacht. Sie wird oft genug von ihren Feinden belacht und beschimpft. „Ein Macho im Rock“ titelte z. B. HENRYK M. BRODER 1998 im „Spiegel“. Aber das entmutigt sie nicht in ihrem Kampf um die Gleichberechtigung der Frau.
Im Herbst 1976 gründete ALICE SCHWARZER ihre Frauenzeitschrift EMMA in Köln. Die Zeitschrift wurde zum Sprachrohr der Frauenbewegung.
1996 wurde SCHWARZER wegen ihres Engagements das Bundesverdienstkreuz verliehen.

John Ronald Reuel Tolkien

* 03.01.1896 in Bloemfontein (Südafrika)
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Obwohl das Buch „The Hobbit " (dt. „Der kleine Hobbit") bereits 1937 zum ersten Mal veröffentlicht wurde, erklären es noch heute viele Schüler – noch vor HARRY POTTER – zu ihrem Lieblingsbuch.

Der Verfasser JOHN RONALD REUEL TOLKIEN wurde auch durch seine dreiteilige Romanfolge „The Lord of the Rings" (1954/1955; dt. „Der Herr der Ringe") bei erwachsenen Lesern bekannt. Allerdings wissen die wenigsten, womit sich TOLKIEN beruflich beschäftigte: Er arbeitete über 30 Jahre lang als Professor für altenglische Sprache und Literatur in Oxford. In seinen Studien beschäftigte er sich mit der altnordischen und keltischen Dichtung sowie mit der Erforschung von Mythen. Seine Kenntnisse ließ er mit in sein literarisches Werk einfließen, das dem Genre der High Fantasy Literatur zu einem ungeheuren Boom verhalf.

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