Geschichte der Lyrik

Früh- und Vorzeit, Altertum

Um 1500 v.Chr. finden sich erste schriftliche Zeugnise der Lyrik in China, später auch in Japan (Haiku, Tanka).

2100–600 v. Chr. entstand im Zweistromland das „Gilgamesch-Epos“, ein Monumentalgedicht, aufgeschrieben auf zwölf Tontafeln. Die meisten der noch erhaltenen Tafeln stammen aus der Tontafelbibliothek des Königs ASSURBANIPAL (669–627 v. Chr.).

Die ältesten indischen Hymnen stammen aus der Zeit um 1000 v. Chr. Sie sind in Sanskrit, einer indoeuropäischen Sprache, verfasst und oft religiösen Inhalts. Das älteste erhaltene Werk der indischen Literatur,„Rigveda“, besteht aus 1028 Hymnen. Sie richten sich an verschiedene indische Gottheiten und werden z.T. noch heute beim Opfer für die Götter gesprochen. Das „Mahabharata“ ist die verdichtete Geschichte der Bharatas, eines indischen Volksstammes. Die heutige Fasung stammt aus dem 4. und 5. Jahrhundert v. Chr.

Auf Papyrus überlieferte Liebes,- Arbeits,- Trink,- Preis,- und Götterlieder zeugen vom Reichtum altägyptischer Lyrik. Die überlieferten Stücke stammen aus dem Neuen Reich Ägyptens (1550–1070 v. Chr.).

Die arabische Lyrik hat als erste den Reim verwendet. Sie beginnt in der vorislamischen Epoche der Omaijiden (661–750). Die Lyrik wurde zunächst mündlich überliefert: Die Dichter jener Zeit trugen ihre Werke auf Jahrmärkten vor. Mit der Ausbreitung des arabischen Reiches unter den Mauren und ihres Kalifen WALID I. (705–715) beeinflusste die arabische Lyrik u. a. die spanische Literatur zwischen 711 und 1492. GOETHE ließ sich in seinem „West-östlichen Diwan“ von persischer Lyrik inspirieren.

Die arabisch-persische Lyrik wird bis heute in Europa rezipiert. FRIEDRICH BODENSTEDT (1819–1892), ein Vertreter der „orientalisierenden“ Dichtung, übersetzte u. a. den größten Lyriker der persischen Sprache HAFIS (um 1326–1389) und MIRZA=SCHAFFY, einen Freund BODENSTEDTS.

Die griechische Lyrik hat die älteste lyrische Tradition Europas. Sie lieh dem heutigen Begriff Lyrik ihren Namen, war aber in ihrer Geschichte einer Entwicklung und Wandlung unterzogen. Sie entstand aus dem Mythos. Sie diente zunächst kultisch-religiösen Zwecken, zur Anrufung der Götter, und spielte bei der Arbeit, bei Festen, und beim Tanz eine Rolle. Später – mit weltlichen Themen – auch diente sie der Unterhaltung des Publikums. Sie war von vornherein öffentliche Literatur und spielte eine große soziale und politische Rolle in den griechischen Stadtstaaten. Die griechischen Lyriker entwickelten diese literarische Gattung zu großem Formenreichtum. Bereits HOMER kannte die lyrischen Formen

  • Paian,
  • Threnos,
  • Linos-Lied und
  • Hymenaios.

Bedeutende Dichter waren PINDAR, ALKAIOS, SAPPHO, ANAKREON.
Die griechische Lyrik wurde auch in der lateinischen Sprache nachgeahmt. Später war sie mit der lateinischen Lyrik Vorbild u .a. auch für die deutsche Lyrik..
Früheste literarische Zeugnisse lateinischer Literatur stammen aus dem 3. Jahrhundert v. Chr. Sie orientierte sich in ihrer Blütezeit an der griechischen Literatur. Bedeutende lateinische Autoren waren TERENZ, CATULL, VERGIL, OVID UND HORAZ.

Mittelalter

Bis zur althochdeutschen Phase herrschten traditionelle germanische Reimformen vor (Stabreim, siehe: Hildebrandslied).
Antike Reimformen setzten sich erst mit der Christianisierung der Germanen vor allem in der Liturgie durch.
Deutsche Lyrik des Mittelalters im engeren Sinn ist heute üblicherweise lediglich gesungene Lyrik. Sie ist in

  • Strophen oder
  • strophenähnliche Abschnitte

gegliedert. Vertreter sind WALTHER VON DER VOGELWEIDE, ULRICH VON WINTERSTETTEN, OSWALD VON WOLKENSTEIN, KONRAD VON WÜRZBURG, HEINRICH VON MEISSEN, gen. FRAUENLOB.

Mittelalterliche Lyrik unterscheidet man in

  • weltliche Lyrik und
  • geistliche Lyrik.

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Liebeslyrik unterscheidet zwischen

  • „Minnelyrik“
    – Niedere Minne,
    – Ebene Minne,
    – Hohe Minne sowie
  • „Spruchdichtung“ (vermeintlich nicht-gesungene Einzelstrophen)
Niedere MinneEbene MinneHohe Minne

Ausweitung auf den 3. und 4. Stand

 

Alleinherrschaft des Sexuellen

ethische Unverbindlichkeit



Unterschicht, oft Dirnenmilieu

„Wip“

Standesfragen werden nicht thematisiert, Partner sind gleichberechtigt

Bekenntnis zur Sexualität

sittlich-personale Bindung der Partner



„Aufhebung“ der sozialen Grenzen

„Wip“ als „Frouwe”

gebunden an den Adelsstand

Verdrängung des Sexuellen

Verpflichtung auf einen unpersönlichen normativen Tugendkatalog

unwirkliche Erhabenheit der Frau

„Frouwe“

Der Minnesang wurde zu Fidel oder Harfe vorgetragen.

Bedeutung der Religion im Mittelalter

Die mittelalterliche Welt war eine zutiefst religiöse. Die Suche nach Gott und Seelenheil wurde zur Hauptaufgabe eines Ritters. Deshalb kämpfte er auch für die dauerhafte Rückgewinnung des Heiligen Grabes und Jerusalems. Die Kreuzzugslyrik bzw. das Kreuzlied geht aus diesem Grunde oft eine Synthese von

  • Liebeslyrik und
  • Kreuzzugserfahrung ein.

Häufige Motive der Kreuzzugslyrik sind

  • die Trennung von Liebenden bzw.
  • die Gottesminne.

Gottesminne ist hier als Kontrast zur Frauenminne zu verstehen. Sie meint die idealisierte Liebesvereinigung mit Christus als Hoffnung auf eine glückhaftige jenseitige Welt.

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Politisches Lied im Mittelalter

WALTHER VON DER VOGELWEIDE war ein bedeutender Vertreter des politischen Sangsspruchs. In seinem dreiteiligen Lied „Reichston“ reagierte WALTHER auf die Wahl zweier Kaiser im Deutschen Reich: Die Staufen wählten zwischen 1190 und 1202 PHILIPP VON SCHWABEN und die Welfen OTTO IV. zu ihrem Kaiser. Es brachen darauf hin Tumulte aus, die bürgerkriegsähnlich waren. In Audio 1 kann man die erste und die dritte Strophe des Liedes „Reichston“ hören.

Ich sâz ûf eime steine
und dahte bein mit beine:
dar ûf satzt ich den ellenbogen.
ich hete in mîne hant gesmogen
daz kinne und ein mîn wange
dô dâhte ich mir vil ange
wie man zer werlte solte leben.
deheinen rât kond ich gegeben,
wie man driu dinc erwurbe,
der keinez niht verdurbe
die zwei sint êre und varnde guot,
daz dicke einander schaden tuot:
daz dritte ist gotes hulde,
der zweier übergulde.
die wolte ich gern in einen schrîn.

jâ leider desn mac niht gesîn,
daz guot und weltlich êre
und gotes hulde mêre
zesamene in ein herze komen.
stîge unde wege sint in benomen:
untriuwe ist in der sâze,
gewalt vert ûf der strâze,
fride und reht sint sêre wunt.
diu driu enhabent geleites niht,
die zwei enwerden ê gesunt.

Ich sach mit mînen ougen
mann unde wîbe tougen,
daz ich gehôrte und gesach
swaz iemen tet, swaz iemen sprach.
ze Rôme hôrte ich liegen
und zwêne künege triegen.
dâ von huop sich der meiste strît
der ê was oder iemer sît,
dô sich begunden zweien
die pfaffen unde leien.
daz was ein nôt vor aller nôt,
lîp unde sêle lac dô tôt.
die pfaffen striten sêre,
doch wart der leien mêre.
diu swert diu leiten si dernider
und griffen zuo der stôle wider:
si bienen die si wolten
und niht den si solten.
dô stôrte man diu goteshûs.
ich hôrte verre in einer klûs
vil michel ungebære;
dâ weinte ein klôsenære,
er klagete gote siniu leit:
„Owê der bâbest ist ze junc;
hilf, hêrre, dîner kristenheit!“

(Lachmann, Karl (Hrsg.): Die Gedichte Walthers von der Vogelweide. Berlin: G. Reimer, 1827)

Humanismus und Reformation

Lyrik des Humanismus in Deutschland orientierte sich an der klassischen Antike und war Gesellschaftslyrik nach italienischen (PETRARCA) sowie unter der Einwirkung der französischen Pejade (PIERRE DE RONSARD) auch französischen Mustern. Noch wurde die Lyrik vor allem im klassischen Latein verfasst. Vertreter dieser lateinischen Humanistenlyrik sind u. a. KONRAD CELTIS (1459–1508), ULLRICH VON HUTTEN (1488–1523) und PHILIPP MELANCHTHON (1497–1560). Das neue weltliche Kunstlied belebte antike Mythologie und Motive, so etwa Hirten- und Bauernsujets, die im Barock vorherrschend sein werden. Auch antike Versformen, wie

  • der Alexandriner,
  • der Hexameter oder
  • das Sonett

werden in jener Zeit in die deutsche Literatur eingeführt.

Im Zuge der Reformation entwickelte sich das protestantische Kirchenlied in deutscher Sprache.

MARTIN LUTHER
„Ein feste Burg ist unser Gott“

Ein' feste Burg ist unser Gott,
Ein gute Wehr und Waffen;
Er hilft uns frei aus aller Not,
Die uns jetzt hat betroffen.
Der alt' böse Feind,
Mit Ernst er's jetzt meint,
Groß' Macht und viel List
Sein' grausam' Rüstung ist,
Auf Erd' ist nicht seingleichen.

2. Mit unsrer Macht is nichts getan,
Wir sind gar bald verloren;
Es steit't für uns der rechte Mann,
Den Gott hat selbst erkoren.
Fragst du, wer der ist?
Er heißt Jesu Christ,
Der Herr Zebaoth,
Und ist kein andrer Gott,
Das Feld muß er behalten.

3. Und wenn die Welt voll Teufel wär'
Und wollt' uns gar verschlingen,
So fürchten wir uns nicht so sehr,
Es soll uns doch gelingen.
Der Fürst dieser Welt,
Wie sau'r er sich stellt,
Tut er uns doch nicht,
Das macht, er ist gericht't,
Ein Wörtlein kann ihn fällen.

4. Das Wort sie sollen laßen stahn
Und kein'n Dank dazu haben;
Er ist bei uns wohl auf dem Plan
Mit seinem Geist und Gaben.
Nehmen sie den Leib,
Gut, Ehr', Kind und Weib:
Laß fahren dahin,
Sie haben's kein'n Gewinn,
Das Reich muß uns doch bleiben.

(Luther, Martin: Werke. Kritische Gesamtausgabe, 120 Bände, Band 35, Weimar: H. Böhlaus Nachfolger, 1888 ff., S. 455-457.)

Die Meistersinger führten die literarische Tradition der Spruchdichter und Minnesänger fort. Ihr bekanntester Vertreter war der Schuhmacher HANS SACHS (1494–1576). Weitere bedeutende Meistersinger waren HANS ROSENPLÜT (um 1400–1470) und HANS FOLTZ (um 1450–1513).

Ein Meisterlied bestand aus 20 Versen, wobei

  • Vers 1-6 den 1. Stollen,
  • Vers 7-12 den 2. Stollen und
  • Vers 13-20 den Abgesang bildete.

1. und 2. Stollen bildeten den Aufgesang:

In centonovella ich lase,
Wie zu Florenz vor zeiten sase
Ein jung edelman, weit erkannt Fridrich Alberigo genant
Der in herzlicher libe brennet
Gen einem edlen weib, gennet
Giovanna, an gut ser reicht,
An eren stet und gar lobleiche.
Der edelman stach und turnirt,
Zu lieb der frauen lang hofiert,
Sie aber veracht all seine liebe,
An irem herren reulich bliebe.

... 1. Stollen

................... Aufgesang

.... 2. Stollen

Gar reichlich Fridrich ausgab Bis er verschwendet große hab, entlich verpfent er all sein gute, Zug auf ein sitz und in armute. Nichts dan ein falken het,Mit dem er teglich baißen tet, Und nert sich aus eim kleinen garten, Des er auch tet mit arbeit warten.Abgesang

Die Erfindung des Buchdruckes mit bewegbaren Lettern um die Mitte des 15. Jahrhunderts gab dem Humanismus und der Verbreitung der klassischen Werke einen weiteren Aufschwung. Die Reformation führte zu einer Entwicklung der Nationalliteraturen in Europa, weil die Schriften nicht mehr auf Latein veröffentlicht wurden, sondern in der jeweiligen Landessprache.

Barock

Der Barock ist nur im Zusammenhang mit stattgefundenen konfessionellen Auseinandersetzungen, dem Dreißigjährigen Krieg, dem Zerfall des Reiches und der Herausbildung des frühmodernen, absolutistischen Territorialstaates zu verstehen.

Lyrik des Barock war deshalb u. a. gekennzeichnet durch

  • Rhetorisierung der Sprache,
  • gesteigerte Bildlichkeit,
  • Artistik der Form.

Diese Gesellschaftsdichtung war zugleich Gelegenheitsdichtung und diente der Fürstenhuldigung.
Vertreter barocker Lyrik: PAUL GERHARDT, MARTIN OPITZ, SIMON DACH, PAUL FLEMING, ANDREAS GRYPHIUS, FRIEDRICH SPEE VON LANGENFELD, ANGELUS SILESIUS u. a. schufen jedoch auch Gedichte religiösen Inhalts.
Lyrik des Barock zielt

  • auf eine Harmonie der Gegensätze,
  • auf das Gesamtkunstwerk.

Den eigentlichen Beginn der Barocklyrik markiert das „Buch von der Deutschen Poeterey“ von MARTIN OPITZ.
OPITZ’ „Trostgedichte in Widerwärtigkeit des Krieges“ von 1633 widerspiegeln das Harmoniebedürfnis des Verfassers in der Zeit des Dreißigjährigen Krieges:.

Wo Tityrus vorhin im Schatten pflag zu singen,
Vnd ließ von Galathee Wald, Thal vnd Berg erklingen,
Wo vor das süsse Lied der schönen Nachtigal,
Wo aller Vogel Thon biß in die Lufft erschall,
Ach! ach! da hört man jetzt die grawsamen Posaunen,
Den Donner und den Plitz der fewrigen Carthaunen,
Das wilde Feldgeschrey: wo vormals Laub vnd Graß
Das Land vmbkrönet hat, da ligt ein faules Aas.

(Opitz, Martin: Weltliche und geistliche Dichtung, Berlin und Stuttgart: W. Spemann, [1889], S. 270)

Bei ANDREAS GRYPHIUS (1616–1664) heißt es in dessen Gedicht „Threnen des Vatterlandes/ Anno 1636“ (Audio 2)

Wir sindt doch nuhmer gantz/ ja mehr den gantz verheret!
Der frechen völcker schaar/ die rasende posaun
Das vom blutt fette schwerdt/ die donnernde Carthaun
Hatt aller schweis/ vnd fleis/ vnd vorraht auff gezehret.
Die türme stehn in glutt/ die Kirch ist vmbgekehret.
Das Rahthaus ligt im graus/ die starcken sind zerhawn.
Die Jungfrawn sindt geschändt/ vnd wo wir hin nur schawn
Ist fewer/ pest/ vnd todt der hertz vndt geist durchfehret.
Hier durch die schantz vnd Stadt/ rint alzeit frisches blutt.
Dreymall sindt schon sechs jahr als vnser ströme flutt
Von so viel leichen schwer/ sich langsam fortgedrungen.
Doch schweig ich noch von dem was ärger als der todt.
Was grimmer den die pest/ vndt glutt vndt hungers noth
Das nun der Selen schatz/ so vielen abgezwungen.

(Gryphius, Andreas: Gesamtausgabe der deutschsprachigen Werke. Band 1, Tübingen: Niemeyer, 1963, S. 48.)

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Die barocke Sprache dieses Gedichtes sucht noch im Untergang nach dem „schönen Bild“, nach dem Erhabenen. Die wohlgesetzte Metrik (Jambus) steht dem geschilderten Sachverhalt diametral entgegen. Chaos kennt kein Metrum.
Weitere herausragende Lyriker des Barock waren

  • BARTHOLD HINRICH BROCKES, der als ausgesprochener Naturlyriker galt,
  • CHRISTIAN HOFFMANN VON HOFMANNSWALDAU, Haupt der früher sogenannten 2. Schlesischen Schule,
  • SIGMUND VON BIRKEN, Mitglied des Pegnesischen Blumenordens (Audio 3),
  • JOHANN KLAJ, Mitbegründer und Mitglied des Pegnesischen Blumenordens (Audio 3 und Audio 4),
  • und ANGELUS SILESIUS (dt. „Bote aus Schlesien“, eigentl. JOHANNES SCHEFFLER).
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CHRISTOPH MARTIN WIELAND hingegen gilt als Inbegriff der deutschen Rokokodichtung, einer literarischen Epoche, die an die Epoche des Barocks anschließt, sowie als Dichter der deutschen Aufklärung. Weitere Vertreter waren u. a. FRIEDRICH VON HAGEDORN und JOHANN FÜRCHTEGOTT GELLERT.

Aufklärung und Empfindsamkeit

Im 18. Jahrhundert, dem Zeitalter der Aufklärung, nahmen sich die Lyriker vor allem das französische heitere Lied zum Vorbild. FRIEDRICH VON HAGEDORNs anakreontische Gedichte wirkten bei WILHELM LUDWIG GLEIM und JOHANN PETER UZ weiter. Auch LESSING orientierte sich zunächst an der Anakreontik.
Im Mittelpunkt der aufklärerischen Lyrik stand jedoch die Gedankenlyrik und Lehrdichtung.
GOTTSCHEDs „Versuch einer critischen Dichtkunst vor die Deutschen“ (1730), einer kritischen Auseinandersetzung mit dem Barock, spiegelte sich auch in seinen „Helden-und Ehrenliedern“ wider. Die Auseinandersetzung LESSINGs mit GOTTSCHEDs dogmatischen Auffassungen zum Drama beeinflusste auch die Lyrik jenes Zeitraums.
Bedeutsamkeit erreichte zudem die Lyrik der Empfindsamkeit, die stark durch pietistische Strömungen in England und seinen Kolonien (Nordamerika) beeinflußt wurde. Der englische Lyriker LAWRENCE STERNE gab mit dem Reisebericht „A Sentimental Journey Through France and Italy“ (1768, dt.: „Yoricks empfindsame Reise durch Frankreich und Italien“) dieser Strömung den Namen. Ihre Kennzeichen waren Gefühlsbetontheit, Begeisterung für sittliche Ideale, das Schwärmen für Natur und Vaterland. Herausragende Vertreter waren die Dichter des Göttinger Hain (J. H. VOSS, HÖLTY u. a.) und des Darmstädter Kreises (JOHANN WOLFGANG VON GOETHE, JOHANN GOTTFRIED HERDER, CAROLINE FLACHSLAND).

Sturm und Drang

Im Sturm und Drang, einer Weiterentwicklung und teilweise Radikalisierung bestimmter Tendenzen der Aufklärung, wurde SHAKESPEARE zum Vorbild für junge Autoren. Die Abkehr von der Vernunftsherrschaft der Aufklärung, das Feiern des „Originalgenies“ (Geniezeit) führt zur Bejahung der schöpferischen Kraft des Gefühls und der Phantasie. Das Sammeln und Nachempfinden von Volksliedern und volksliedhaften Gedichten wurde typisch für die Lyrik des Sturm und Drang.

Ich ging im Walde
So für mich hin,
Und nichts zu suchen,
Das war mein Sinn...

heißt es in dem Gedicht „Gefunden“ von J. W. VON GOETHE ganz im Geiste der Volksliedstrophe.
Die Stürmer und Dränger protestierten gegen die herrschende Ständeordnung und die erstarrten sozialen Konventionen.

JOHANN WOLFGANG VON GOETHE (Audio 5 und Audio 6):
Prometheus

Bedecke deinen Himmel, Zeus,
Mit Wolkendunst,
Und übe, dem Knaben gleich,
Der Disteln köpft,
An Eichen dich und Bergeshöhn;
Mußt mir meine Erde
Doch lassen stehn,
Und meine Hütte, die du nicht gebaut,
Und meinen Herd,
Um dessen Glut
Du mich beneidest.

Ich kenne nichts Ärmeres
Unter der Sonn als euch, Götter!
Ihr nähret kümmerlich
Von Opfersteuern
Und Gebetshauch
Eure Majestät
Und darbtet, wären
Nicht Kinder und Bettler
Hoffnungsvolle Toren.

Da ich ein Kind war,
Nicht wußte, wo aus noch ein,
Kehrt ich mein verirrtes Auge
Zur Sonne, als wenn drüber wär
Ein Ohr, zu hören meine Klage,
Ein Herz wie meins,
Sich des Bedrängten zu erbarmen.

Wer half mir
Wider der Titanen Ubermut?
Wer rettete vom Tode mich,
Von Sklaverei?
Hast du nicht alles selbst vollendet,
Heilig glühend Herz?
Und glühtest, jung und gut,
Betrogen, Rettungsdank
Dem Schlafenden da droben?

Ich dich ehren? Wofür?
Hast du die Schmerzen gelindert
Je des Beladenen?
Hast du die Tränen gestillet
Je des Geängsteten?
Hat nicht mich zum Manne geschmiedet
Die allmächtige Zeit
Und das ewige Schicksal,
Meine Herrn und deine?

Wähntest du etwa,
Ich sollte das Leben hassen,
In Wüsten fliehn,
Weil nicht
Blütenträume reiften?

Hier sitz ich, forme Menschen
Nach meinem Bilde,
Ein Geschlecht, das mir gleich sei,
Zu leiden, weinen,
Zu genießen und zu freuen sich,
Und dein nicht zu achten,
Wie ich!

(Goethe, Johann Wolfgang von: Prometheus. In: ders.: Goethes Schriften. Achter Band, Leipzig: G. J. Göschen. 1789. S. 207–209)

Vertreter dieser aus der Aufklärung gewachsenen und z.T. mit ihr verwobenen Autoren waren neben GOETHE und SCHILLER HERDER, H. W. V. GERSTENBERG und G. A. BÜRGER.

Klassik

Die Weimarer Klassik ist ohne den deutschen philosophischen Idealismus nicht zu begreifen. KANTs kategorischer Imperativ forderte die Einsicht in das Wesen der Sittlichkeit:

„Handle so, dass die Maxime deines Willens jederzeit zugleich als Prinzip einer allgemeinen Gesetzgebung gelten könnte“.

Klassik war vor allem von den Leitideen der Harmonie und Humanität geprägt. Die Übereinstimmung von Mensch und Natur, Individuum und Gesellschaft führten zu einer Ausrichtung am Ideal der griechisch-römischen Antike. GOETHEs und SCHILLERs oft stark weltanschaulich geprägte Lieder, Sonette, Elegien, Balladen und Hymnen sind am Gleichmaß der antiken Metrik geschult. Sie sind oft philosophische und existenzielle Reflexionen und in diesem Sinne ausgesprochene Gedankenlyrik:

  • SCHILLERs Das Ideal und das Leben,
  • GOETHEs Grenzen der Menschheit.

Gegenseitig inspirierten sich beide Autoren beim Schreiben von Balladen. Ideenballaden, die an konkreten Beispielen moralische Prinzipien verdeutlichen, sind

  • SCHILLERs
    – Die Kraniche des Ibykus,
    – Die Bürgschaft
    – Der Handschuh,
  • GOETHEs
    – Die Braut von Korinth,
    – Der Zauberlehrling.

HÖLDERLINs Weltanschauungslyrik wurde dagegen erst im 20. Jahrhundert wieder wahrgenommen.
In HÖLDERLINs „Hälfte des Lebens“ beispielsweise werden hymnisch Vergänglichkeit, seelische Ängste, Trauer, Schwermut, Sehnsüchte thematisiert.

 

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„Hälfte des Lebens“ als Vorahnung verstanden, bedeutet hier: 1806, ein Jahr nach seiner Veröffentlichung, wurde sein Verfasser in die Heilanstalt Tübingen eingewiesen; seit 1808 lebte er in geistiger Umnachtung beim Tischlerehepaar ZIMMER.

Romantik

Die Romantik war insofern eine Art Fortführung des Sturm und Drang, als sie die Volkspoesie als Urgrund der Dichtung ansah. Zugleich jedoch gab es eine Hinwendung zum Mittelalter sowohl als literarischem Sujet als auch poetischem Stilprinzip. Die Gegensetzung „nordischer“ Landschaft zu antikem Ideal spiegelte sich auch im Denken wider. Nicht von ungefähr entstanden romantische Geisteshaltungen während der napoleonischen Kriege. Die Lyrik die wohl wichtigste literarische Gattung innerhalb der Romantik. In der Frühromantik verstand sich Kunst – und also auch Lyrik – als Naturpoesie. Sie barg den Wunsch zur Poetisierung der Welt in sich. (NOVALIS „Hymnen an die Nacht“, 1797). Sie war in großen Teilen sehr volkstümlich und liedhaft (EICHENDORFF „Mondnacht“), mit stark religiösen Zügen ausgestattet (NOVALIS, BRENTANO, ACHIM VON ARNIM, EICHENDORFF).

Der Hang zum Irrationalismus und zum Gefühl wird vorwiegend durch die Motive Wanderschaft und Sehnsucht, Wehmut und Melancholie, Nacht und Traum deutlich.
Der wesentliche Sinn des Lebens ist Gefühl. Zu fühlen, dass wir sind, und sei es durch den Schmerz. Es ist die „sehnsuchtsvolle Leere“, die uns dazu treibt, zu spielen – zu kämpfen – zu reisen – zum leidenschaftlichen Tun. (LORD BYRON)
Als mit den napoleonischen Kriegen das Heilige Römische Reich aufhörte zu existieren, verstärkte sich die Tendenz zum Konservativismus, die auch die Lyrik prägte (EICHENDORFF, DROSTE-HÜLSHOFF).

Biedermeier, Realismus, Vormärz, Junges Deutschland

Der Zeitraum zwischen den Befreiungskriegen (1813-15) und der bürgerlichen Revolution 1848 wird im allgemeinen als Restaurationszeit bzw. -epoche bezeichnet und fällt mit sehr unterschiedlichen literarischen Strömungen zusammen. Der Biedermeier, als Ausläufer der Spätromantik, verkörpert am ehesten den Rückzug ins Bürgerlich-Private. Die bekanntesten Lyriker des Biedermeier sind ANETTE VON DROSTE-HÜLSHOFF, NIKOLAUS LENAU und EDUARD MÖRIKE.
Junges Deutschland (1830–40/50) lässt sich geschichtlich am Ausbruch der französischen Julirevolution ausmachen. Der Begriff zielt auf eine Gruppe von Schriftstellern, die nur in losem Kontakt miteinander gestanden hatten. Die herausragendsten Lyriker dieser literarischen Strömung waren Heinrich HEINE, GEORG HERWEGH, HOFFMANN VON FALLERSLEBEN, FRIEDRICH DINGELSTEDT und FERDINAND FREILIGRATH.

HEINRICH HEINEs „Deutschland. Ein Wintermärchen“ ist ein politisch-satirisches Versepos. HEINE nannte es ein „neues Genre, versifizierte Reisebilder“ und es war das Ergebnis der ersten Reise HEINEs nach Deutschland (Herbst 1843, Ziel Hamburg) seit seiner Emigration nach Paris. In 27 Capita werden Reiseeindrücke von den tatsächlichen Stationen der Hin- und Rückreise (in veränderter Folge) episodenhaft aneinandergereiht vermittelt und grundsätzliche Konflikte erörtert. Das „Wintermärchen" bildet den Schluss der „Neuen Gedichte“ und gilt als HEINEs bedeutendstes politisches Gedicht. Vor allem die Kritik an Preußen missfiel der damaligen Zensur.

Man schickte uns Kleider und Betten genug,
Auch Brot und Fleisch und Suppen!
Der König von Preußen wollte sogar
Uns schicken seine Truppen....

Fatal ist mir das Lumpenpack,
Das, um die Herzen zu rühren,
Den Patriotismus trägt zur Schau
Mit allen seinen Geschwüren....

(Heine, Heinrich: Werke und Briefe in zehn Bänden. Band 1, Berlin und Weimar: Aufbau, 1972, S. 486)

Das Junge Deutschland wird zuweilen mit dem Vormärz gleichgesetzt. Im eigentlichen Sinne ist hiermit jedoch eher die Zeit zwischen 1840 und 1848 gemeint. Nach der Thronbesteigung FRIEDRICH WILHELMs IV. und einer allgemeinen Radikalisierung der Gesellschaft, verbunden mit dem berechtigten Hoffen auf Änderung der politischen Verhältnisse, d. h. auf mehr Bürgerfreiheiten, wurde gerade die Lyrik ein wirkungsvolles Medium der politischen Agitation.

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Realismus

Um 1830 gibt es auch erste Ansätze für die ab 1850 zu verzeichnenderealistische Lyrik. Zwar spielte diese literarische Gattung in jener Zeit eine untergeordnete Rolle (der Roman und die Novelle waren die Hauptgenres des poetischen Realismus), Bedeutsames aber findet sich unter den Balladen und Dinggedichten CONRAD FERDINAND MEYERs, THEODOR STORMs und THEODOR FONTANEs. Auch GOTTFRIED KELLER, eigentlich bekannt für sein umfangreiches Prosaschaffen, schuf eindringliche Lyrik (Audio 7).

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„Der römische Brunnen“ von C. F. MEYER, „Die Brück' am Tay“ und „John Maynard“ von FONTANE sind herausragende Beispiele realistischer Lyrik von klassischem Rang.

CONRAD FERDINAND MEYER (Audio 8)
Der römische Brunnen

Aufsteigt der Strahl, und fallend gießt
Er voll der Marmorschale Rund,
Die, sich verschleiernd, überfließt
In einer zweiten Schale Grund;
Die zweite gibt, sie wird zu reich,
Der dritten wallend ihre Flut,
Und jede nimmt und gibt zugleich
und strömt und ruht ...

(Meyer, Conrad Ferdinand: Sämtliche Werke in zwei Bänden. Band 2, München: Winkler, 1968, S. 88.)

THEODOR FONTANE
Die Brück' am Tay

„Wann treffen wir drei wieder zusamm'?“
„Um die siebente Stund', am Brückendamm.“
„Am Mittelpfeiler.“
„Ich lösch die Flamm'.“
„Ich mit.“
„Ich komme vom Norden her.“
„Und ich vom Süden.“
„Und ich vom Meer.“

„Hei, das gibt ein Ringelreihn,
und die Brücke muß in den Grund hinein.“
„Und der Zug, der in die Brücke tritt
um die siebente Stund'?“
„Ei, der muß mit.“
„Muß mit.“
„Tand, Tand
ist das Gebild von Menschenhand.“

Auf der Norderseite, das Brückenhaus -
alle Fenster sehen nach Süden aus,
und die Brücknersleut', ohne Rast und Ruh
und in Bangen sehen nach Süden zu,
sehen und warten, ob nicht ein Licht
übers Wasser hin „ich komme“ spricht,
„ich komme, trotz Nacht und Sturmesflug,
ich, der Edinburger Zug.“

Und der Brückner jetzt: „Ich seh einen Schein
am andern Ufer. Das muß er sein.
Nun, Mutter, weg mit dem bangen Traum,
unser Johnie kommt und will seinen Baum,
und was noch am Baume von Lichtern ist,
zünd alles an wie zum heiligen Christ,
der will heuer zweimal mit uns sein, -
und in elf Minuten ist er herein.“

Und es war der Zug. Am Süderturm
keucht er vorbei jetzt gegen den Sturm,
und Johnie spricht: „Die Brücke noch!
Aber was tut es, wir zwingen es doch.
Ein fester Kessel, ein doppelter Dampf,
die bleiben Sieger in solchem Kampf,
und wie's auch rast und ringt und rennt,
wir kriegen es unter: das Element.

Und unser Stolz ist unsre Brück';
ich lache, denk ich an früher zurück,
an all den Jammer und all die Not
mit dem elend alten Schifferboot;
wie manche liebe Christfestnacht
hab ich im Fährhaus zugebracht
und sah unsrer Fenster lichten Schein
und zählte und konnte nicht drüben sein.“

Auf der Norderseite, das Brückenhaus -
alle Fenster sehen nach Süden aus,
und die Brücknersleut' ohne Rast und Ruh
und in Bangen sehen nach Süden zu;
denn wütender wurde der Winde Spiel,
und jetzt, als ob Feuer vom Himmel fiel,
erglüht es in niederschießender Pracht
überm Wasser unten... Und wieder ist Nacht.

„Wann treffen wir drei wieder zusamm'?“
„Um Mitternacht, am Bergeskamm.“
„Auf dem hohen Moor, am Erlenstamm.“
„Ich komme.“
„Ich mit.“
„Ich nenn euch die Zahl.“
„Und ich die Namen.“
„Und ich die Qual.“
„Hei!
Wie Splitter brach das Gebälk entzwei.“
„Tand, Tand
ist das Gebilde von Menschenhand“  

(Fontane, Theodor: Sämtliche Werke. Bd. 1–25, Band 20, München: Nymphenburger Verlagshandlung, 1959–1975, S. 165-167.)

Zu den bedeutenden Lyrikern jener Zeit gehört auch der Philosoph FRIEDRICH NIETZSCHE.
Formkünstlerische Lyrik schuf AUGUST VON PLATEN. Der Dichter huldigte einem elitären Schönheitskult. Seine Lyrik ist geprägt von der meisterlichen Beherrschung anspruchsvoller Formen und Metren. Für PLATEN war die vollendete Form Rettung aus dem Gefühlschaos. Seine dichterischen Ausdrucksmittel umfassen die antike Ode, die romantische Romanze, das Sonett („Venezianische Sonette“) und orientalische Gedichtformen (Ghaseln).

AUGUST VON PLATEN
An die Schöne

Sie trug ein Band in Haaren,
Das flatterte durch die Luft,
Am Busen barg sie Rosen,
Die spendeten würzigen Duft.
Vom Busen gib mir die Rosen,
Oder gib mir das Band im Haar,
Oder gib mir die Haare selber,
Oder gib mir den Busen gar!

Vom Bande flicht mir Fesseln,
Von Rosen den bräutlichen Kranz,
Ein Ringlein winde von Haaren,

Aber schenke dein Herz mir ganz!
(Platen, August von: Gedichte. Stuttgart: Philipp Reclam jun. 1968, S. 13-14)

audio

PLATENs Gedicht „Tristan“ offenbart die vollendete Form seiner Lyrik:

Tristan

Wer die Schönheit angeschaut mit Augen,
Ist dem Tode schon anheimgegeben,
Wird für keinen Dienst auf Erden taugen,
Und doch wird er vor dem Tode beben,
Wer die Schönheit angeschaut mit Augen!

Ewig währt für ihn der Schmerz der Liebe,
Denn ein Tor nur kann auf Erden hoffen,
Zu genügen einem solchen Triebe:
Wen der Pfeil des Schönen je getroffen,
Ewig währt für ihn der Schmerz der Liebe!

(Was er wünscht, das ist ihm nie geworden,
Und die Stunden, die das Leben spinnen,
Sind nur Mörder, die gemach ihn morden:
Was er will, das wird er nie gewinnen,
Was er wünscht, das ist ihm nie geworden.)

Ach, er möchte wie ein Quell versiechen,
Jedem Hauch der Luft ein Gift entsaugen
Und den Tod aus jeder Blume riechen:
Wer die Schönheit angeschaut mit Augen,
Ach, er möchte wie ein Quell versiegen!

(Platen, August Graf von: Werke in zwei Bänden. Band 1: Lyrik. München: Winkler, 1982, S. 69.)

Naturalismus

Der Naturalismus (1870–1900) forderte die naturgetreue Widerspiegelung der empirisch erfassbaren Realität. (HERMANN CONRADI, ARNO HOLZ PDF 1, Friedrichshagener Dichterkreis), Die bevorzugte Gattung des Naturalismus war das Drama, die naturalistischen Lyriker wie JOHANNES SCHLAF und ARNO HOLZ hingegen vollzogen einen völligen Bruch mit der Tradition, indem sie eine neuartige Formsprache fanden, die einzig dem Rhythmus gehorchen sollte. Dabei hoben sie die Einheit von Vers und Strophe auf und schufen die sogenannte Prosalyrik.
Der Gedichtzyklus „Phantasus“ von ARNO HOLZ, 1916–24 noch erweitert, bietet auch insofern Neues in der Form, als der Autor die Verszeilen um die Mittelachse der Buchseiten anordnete. Die Gedichte bestechen durch Knappheit und eigenwilligen, der Natur „nachempfundenen“ Rhythmus.

Draussen die Düne
Einsam das Haus,
eintönig,
ans Fenster,
der Regen.

Hinter mir,
tictac,
eine Uhr,
meine Stirn
gegen die Scheibe.

Nichts.

Alles vorbei.

Grau der Himmel,
grau die See
und grau
das Herz.

(Holz, Arno: Phantasus. Stuttgart: Reclam, [1978], S. 49)

 

Symbolismus, Impressionismus

Der Symbolismus beeinflusste aus Frankreich kommend die deutschen Dichter. Zentralgestalten des französischen Symbolismus waren ARTHUR RIMBAUD und PAUL VERLAINE sowie STEPHANÉ MALARMÉ, dessen „Nachmittag eines Faun“ („L’après-midi d’un faune“, 1876) die symbolistische Bewegung vorantrieben. STEFAN GEORGE bspw. sprach sich für die Erziehung durch die Kunst aus. Er versammelte Gleichgesinnte um sich, schuf die „Blätter für die Kunst“ und löste sich auch theoretisch von der Auffassungl’art pour l’art. GEORGEs Gedichte waren durch eine besondere Formenstrenge, auch als Gegenbild zur naturalistischen Lyrik geprägt. Herausragende deutsche Vertreter des Symbolismus waren z. T. HUGO VON HOFMANSTHAL, MAX DAUTHENDEY und RAINER MARIA RILKE.
RILKEs „Der Panther“ vom September 1903 beschreibt das Erleben und Mitfühlen menschlichen Gefangenseins. Auffallend ist das Sich-Einfühlen in die Kreatur und das darin Aufgehen. Das Gedicht gehört zu den sogenannten „Dinggedichten“ des Bandes „Neue Gedichte“, seine symbolbildende Wirkung erreicht es durch die Intensität der Beobachtung und das sprachliche Nachvollziehen und Nachgestalten von Bewegung und Raum.

Der Panther
Im Jardin des Plantes, Paris

Sein Blick ist vom Vorübergehn der Stäbe
so müd geworden, daß er nichts mehr hält
Ihm ist, als ob es tausend Stäbe gäbe
und hinter tausend Stäben keine Welt.

Der weiche Gang geschmeidig starker Schritte,
der sich im allerkleinsten Kreise dreht,
ist wie ein Tanz von Kraft um eine Mitte,
in der betäubt ein großer Wille steht.

Nur manchmal schiebt der Vorhang der Pupille
sich lautlos auf –. Dann geht ein Bild hinein,
geht durch der Glieder angespannte Stille –
und hört im Herzen auf zu sein.

(Rilke, Rainer Maria: Sämtliche Werke. Band 1–6, Band 1, Wiesbaden und Frankfurt a.M.: Insel, 1955–1966, S. 505.)

Um die Jahrhundertwende entstand impressionistische Lyrik (DETLEV VON LILIENCRON, MAX DAUTHENDEY, RICHARD DEHMEL, HUGO VON HOFMANSTHAL, ARTHUR SCHNITZLER, PETER ALTENBERG) und mit l’art pour l’art läutete der Impressionismus die ästhetische Moderne ein.

Expressionismus

KURT HILLER prägte 1911 den Begriff des Expressionismus. Die literarische Strömung entstand am Vorabend des Ersten Weltkrieges. Zu ihr gehörten fast ausnahmslos Autoren der jungen Generation: GEORG TRAKLs (1887–1914) erste Gedichte erschienen 1910, GEORG HEYM (1887–1912) schrieb seit seiner Schulzeit, sein erster Gedichtband erschien 1911. ERNST STADLERs (1883–1914) erstes Gedicht wurde 1901 abgedruckt.

Die Expressionisten strebten eine „Erneuerung des Menschen“ an. Nicht zufällig folgten viele von ihnen begeistert des Kaisers Rufen in den Krieg, woraus sie ernüchtert und desillusioniert heimkehrten. Einige bedeutende Lyriker starben auf den Schlachtfeldern: 1914 ERNST STADLER und GEORG TRAKL, ein Jahr später AUGUST STRAMM (1874–1915). Der Arzt GEORG BENN (1886–1956) verarbeitete seine Erlebnisse in den Lazeretten (1917: „Fleisch“, Gedichte).

Zunächst wichtigster Ort des Expressionismus war Berlin.
Verlage und Zeitschriften des Expressionismus:

  • Die Zeitschriften „Der Sturm“ von HERWARTH WALDEN und
  • „Die Aktion“ von FRANZ PFEMFERT wurden dort verlegt.
  • In Leipzig gründeten ROWOHLT und
  • KURT WOLFF ihre für den Expressionismus wichtigen Verlage.
  • Hier erschien auch die Lyrik-Anthologie „Menschheitsdämmerung“ (1920) (Hrg.: KURT PINTHUS).

GEORG TRAKL (Audio 9)
de profundis

Es ist ein Stoppelfeld, in das ein schwarzer Regen fällt.
Es ist ein brauner Baum, der einsam dasteht.
Es ist ein Zischelwind, der leere Hütten umkreist -
Wie traurig dieser Abend.

Am Weiler vorbei
Sammelt die sanfte Waise noch spärlich Ähren ein.
Ihre Augen weiden rund und goldig in der Dämmerung
Und ihr Schoß harrt des himmlischen Bräutigams.

Bei der Heimkehr
Fanden die Hirten den süßen Leib
Verwest im Dornenbusch.

(Trakl, Georg: Das dichterische Werk. München: dtv, 1972, S. 27-28.)

Wien und Prag waren weitere wichtige Zentren dieser literarischen Strömung. Während des Ersten Welktkrieges wurde in Zürich der „Club Voltaire“ gegründet, in dem sich vor allem die jungen Dadaisten versammelten. (KURT SCHWITTERS, RICHARD HUELSENBECK, JOHANNES BAADER, HUGO BALL)
Die Lyrik war die entscheidende Gattung des Expressionismus. Die Gedichte sind gekennzeichnet durch die gehäufte Verwendung charakteristischer Motive:

  • Weltende,
  • Großstadt,
  • Krieg.

Häufige poetische Verfahrensweisen waren

  • Allegorie,
  • Bildverdichtung und
  • Typisierung.

ELSE LASKER-SCHÜLER

ELSE LASKER-SCHÜLER (1869–1945) wird in den Umkreis des Berliner Expressionismus gerechnet, obwohl ihr literarisches Werk sehr eigenständig war und u. a. auch neoromantische Tendenzen aufwies. JAKOB VAN HODDIS (1887–1942) gab den Frühexpressionisten das wohl wichtigste Gedicht: „Weltende“.

Bild

Surrealismus

Nach dem Ende des Ersten Weltkrieges formte sich, aus Frankreich kommend, in Deutschland der Surrealismus aus. Seine Vertreter hatten sehr unterschiedliche Vorbilder, wie bspw. Barockdichter, Romantiker, Symbolisten, Dadaisten. Sie partizipierten von S. FREUDs „Psychoanalyse“ und dementsprechend thematisierten sie das Unbewusste, Triebhafte und Irrationale. Durch Verzicht auf Logik, Inhalt und literarische Form versuchten sie, die Grenzen zwischen Realität und Traumwelt aufzuheben Die Bezeichnung geht auf eine Äußerung GUILLAUME APOLLINAIREs von 1917 zurück und wurde durch ANDRÉ BRETONs „Erstes Manifest des Surrealismus“ 1924 theoretisch untermauert. MAX ERNST und HANS ARP waren bedeutende Dichter und Bildhauer.
Einer der herausragendsten Vertreter des späten Surrealismus ist PAUL CELAN. Er benutzte surrealistische Elemente, um seine Erlebnisse als Zwangsarbeiter und Internierter in Czernowitz während der deutschen Besatzung Rumäniens zu verarbeiten.

 

Die Zwanziger- und Dreißigerjahre

Die Zwanzigerjahre waren u. a. auch durch Gebrauchslyrik (BERTOLT BRECHT) und Lyrik der Neuen Sachlichkeit (ERICH KÄSTNER) geprägt.
Aus den Dreißigerjahren überdauerte innerhalb der sogenannten Inneren Emigration vor allem die Naturlyrik OSKAR LOERKEs und WILHELM LEHMANNs sowie die religiöse Lyrik RUDOLF ALEXANDER SCHRÖDERs, die nach dem Zweiten Weltkrieg die Lyrik der Nachkriegszeit stark beeinflussten. Nach der Machtergreifung Hitlers wurde heroisierende nationalsozialistische Lyrik gefördert. Dichter der Exilliteratur äußerten sich in lyrischer Form wenig, Ausnahmen sind hier BRECHT mit seinem anklagenden Gedicht „Die Bücherverbrennung“, in dem er OSKAR MARIA GRAFs Artikel „Verbrennt mich“ dichterisch verarbeitete und den 1939 erschienenen „Svendborger Gedichten“, Gedichte von HANS SAHL sowie ELSE LASKER-SCHÜLERs Gedichtband „Mein blaues Klavier“ (1943).

Lyrik nach 1945

Die im Ergebnis des Zweiten Weltkrieges gespaltene Nation brachte auch das Phänomen zweier Literaturen hervor:
Nach 1945 gab es in den westlichen Besatzungszonen (der späteren BRD), in Österreich und der Schweiz neben

  • sehr konservativer Lyrik (W. BERGENGRÜN) und
  • magisch-realistischen Tendenzen
  • die sogenannte Kahlschlagslyrik (ein Terminus von WOLFGANG WEYRAUCH) bzw. Trümmerliteratur (GÜNTHER EICH, WOLF-DIETRICH SCHNURRE).

Sie war zuweilen sehr lakonisch, skeptisch, verbalisierte die inneren Widersprüche der Autoren: „zerschlagt eure Lieder/ verbrennt eure Verse/ sagt nackt/ was ihr müßt.“ (WOLF-DIETRICH SCHNURRE)

Die Lyrik der Nachkriegszeit war

  • oft schwer verständlich,
  • „hermetisch“ (verschlossen),
  • rätselhaft,
  • „chiffriert“.

Daneben gab es eine größere Gruppe christlicher Autoren, die mit religiöser Lyrik an die Öffentlichkeit traten:

  • ALBRECHT GOES: Gedichte, 1953,
  • RUDOLF ALEXANDER SCHRÖDER: „Die geistlichen Gedichte“, 1949,
  • REINHOLD SCHNEIDER: „Die Sonette von Leben und Zeit, dem Glauben und der Geschichte“, 1954:

Bedeutsamkeit erlangte vor allem die von HANS WERNER RICHTER gegründete „Gruppe 47“. In ihr lasen u. a. INGEBORG BACHMANN, ILSE AICHINGER, HANS MAGNUS ENZENSBERGER und GÜNTHER GRASS.

Nach INGEBORG BACHMANN ist der wohl bedeutendste deutsche Literaturpreis benannt, den die Stadt Klagenfurt und der österreichische Rundfunk (ORF) jährlich für das beste unveröffentlichte Manuskript vergeben.

INGEBORG BACHMANN

Für die Lyrik der F ünfziger- und Sechzigerjahre wird INGEBORG BACHMANN zur Schlüsselperson. Sie thematisierte in ihren Gedichten die Bedrohung des Menschen durch die Allmacht der Geschichte schlechthin. BACHMANNs Affinität zum Werk HEIDEGGERs und dessen bevorzugten Themenkreisen Endlichkeit, Tod, Nichtigkeit und Authentizität rühren von einer tiefgreifenden Beschäftigung mit dem Philosophen her, in deren Höhepunkt ihre Dissertation „Die kritische Aufnahme der Existentialphilosophie Martin Heideggers“ (1950) stand.
Für ihren ersten Gedichtband „Die gestundete Zeit“ (1953) wurde sie ausgezeichnet. Im Titelgedicht wird sowohl der Metaphernreichtum als auch der existenzialistische Tenor ihrer Lyrik bereits sehr deutlich („Die auf Widerruf gestundete Zeit/
wird sichtbar am Horizont.“).

SBZ/DDR

In der sowjetischen Besatzungszone erschien zunächst Lyrik der aus dem Exil heimgekehrten Autoren. Sie befasste sich mit der unmittelbaren Vergangenheit und Zukunft.

Der Chefredakteur der renommierten Zeitschrift Sinn und Form (1948–62) PETER HUCHEL (1903–81) war ein bedeutender Verfasser von politisch-verschlüsselter Naturlyrik. Seit 1963 erschienen seine Gedichtbände jedoch nur noch in der Bundesrepublik und nach Kontroversen mit Kulturschaffenden und -funktionären verließ er 1971 die DDR. Bis dahin wurde er ständig überwacht, traf sich jedoch auch mit namhaften Literaten, unter ihnen WOLF BIERMANN, GÜNTER KUNERT, REINER KUNZE, INGEBORG BACHMANN, HEINRICH BÖLL und MAX FRISCH.

Die Theorie des sozialistischen Realismus bestimmte nach dem dritten Parteikongress der SED 1950 die Literatur – und also auch die Lyrikproduktion. DerBitterfelder Weg (Konferenzen 1959 und 1964) formulierte unter dem Slogan „Greif zur Feder, Kumpel!“ ein „authentisches“ Schreiben und versuchte, die Kluft zwischen Hand- und Kopfarbeit zu überwinden. Die Arbeitswelt sollte sich auch in der Kunst widerspiegeln. Das „Laienschaffen“ brachte die „Zirkel schreibender Arbeiter“ hervor. Die jährlichen Poetenseminare der FDJ in Schwerin seit 1970 förderten vor allem junge Lyriker bis zum 27. Lebensjahr. Zu diesen Autoren gehörten u. a. STEFFEN MENSCHING, UWE LUMMITSCH und UWE KOLBE.

JOHANNES BOBROWSKI

JOHANNES BOBROWSKI wurde mit seinen Lyrikbänden „Sarmatische Zeit“ (1961) und „Schattenland Ströme“ (1962) in ganz Deutschland rezipiert. Das geografische Gebiet im sogenannten Dreiländereck Litauen, Ostpreußen und Polen um die Stadt Tilsit / Memel verarbeitet BOBROWSKIs Erinnerungen an Kindheit und Jugend und meint damit auch die eigene Schuldverarbeitung und die Deutschlands sowie die Suche nach Identität nach dem Zweiten Weltkrieg. Die Kulturlandschaft Sarmatien, geografisch in Nordpolen, der Region Kaliningrad und Litauen gelegen, wird in seinen Gedichten zu einem mythischen Ort. In dieser Landschaft begegnen sich Natur und Geschichte auf unterschiedlichste Weise:

  • Schuld und Unschuld,
  • Freundschaft und Hoffnung,
  • Trauer,
  • Angst und
  • Wurzellosigkeit,
  • Polen, Juden und Deutsche einmal in Harmonie, ein andermal aus der Sicht der schuldbeladenen Seele des lyrischen Sprechers.

Lyrik in der DDR seit den Sechzigerjahren

FRANZ FÜHMANN, in den Fünfzigerjahren sehr produktiver Lyriker des sozialistischen Realismus, wendet sich in den Sechzigerjahren der Prosa zu.
Die relativ ungebrochene Lyrikproduktion in der DDR seit den Sechzigerjahren muss man auch als eine Art Nische für die Autoren verstanden wissen. Hier konnte am ehesten Protest, in Metaphern versteckt, aber auch Kritik an der Art und Weise des Aufbaus des Sozialismus ausgesprochen werden. Beispiele dafür sind

  • VOLKER BRAUNs „Wir und nicht sie“(1970) und „Gegen die symmetrische Welt“ (1974),
  • die gleichsam barocken Gedichte von ANDREAS REIMANN („Die Weisheit des Fleisches“, 1975),
  • ADOLF ENDLERs „Die Kinder der Nibelungen“(1974).

In den Achtzigerjahren entstand im Berliner Bezirk Prenzlauer Berg eine neuartige Literaturszene mit SASCHA ANDERSON, REINER SCHEDLINSKI, BERT PAPENFUSS-GOREK JAN FAKTOR u.a. Die Dichter benutzten unterschiedliche Mittel und Formen lyrischen Gestaltens und waren sich lediglich einig in einer gewissen Opposition zur damaligen offiziellen Kulturauffassung.

Lyrik in der BRD, in der Schweiz und in Österreich

Seit etwa 1950 entwickelte sich in der Bundesrepublik, in der Schweiz und in Österreich auch innerhalb der experimentellen Dichtung die konkrete Poesie (konkrete Dichtung, konkrete Literatur), wobei das konkrete sprachliche Material (Buchstaben, Wörter, Wortteile) visuell (visuelle Dichtung) bzw. akustisch (akustische Dichtung) Ausgangspunkt für literarische Experimente wird.
Satzbau und Wortbedeutung spielen keine Rolle mehr, Ziel ist es, das sprachliche Feingefühl zu erhöhen.
Vertreter der konkreten Dichtung sind u. a. EUGEN GOMRINGER, ERNST JANDL, und die Autoren der Wiener Gruppe (H. C. ARTMANN, GERHARD RÜHM, OSWALD WIENER, FRIEDRICH ACHLEITNER), die deutlich von Positionen des Dadaismus und Surrealismus beeinflusst war.

In den Siebzigerjahren kommt der Lyrik in der Bundesrepublik erstmals wieder eine größere Bedeutung zu. In Darmstadt wird der Leonce-und-Lena-Preis ausgelobt. Zu den bedeutendsten Lyrikern gehören HILDE DOMIN, KARL KROLOW, KARIN KIWUS, ULLA HAHN, PETER MAIWALD und JÜRGEN BECKER. In dieser Zeit setzte sich in Ost wie West eine literarische Richtung durch, deren Gedichte sehr stark vom Alltagsleben, persönlichen Befindlichkeiten und privaten Beziehungen sprachen. Vertreter der Neuen Subjektivität (nach M. REICH-RANICKI) sind z. B. SARAH KIRSCH, PETER HÄRTLING und REINER KUNZE.

audio

Stand: 2010
Dieser Text befindet sich in redaktioneller Bearbeitung.

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