Heinrich Böll
* 21.12.1917 in Köln
† 16.07.1985 in Langenbroich
HEINRICH BÖLL schrieb Zeitromane, Satiren, Hörspiele und Kurzgeschichten. Fast immer übte er Kritik an gesellschaftlichen Missständen. Hauptthema vieler seiner Werke war das Deutschland nach dem Zweiten Weltkrieg; damit gehört BÖLL zu den Autoren der sogenannten „Trümmerliteratur“.
BÖLL war in der Literaturkritik oft umstritten, trotzdem gehört er auch heute noch zu den meistgelesenen zeitgenössischen deutschen Autoren im In- und Ausland. Zu seinen bekanntesten Werken zählen „Die schwarzen Schafe“ (1951), „Billard um halb zehn“ (1959), „Ansichten eines Clowns“ (1963) und „Die verlorene Ehre der Katharina Blum“ (1974).
BÖLL erhielt für sein Schaffen viele Preise, Höhepunkt war die Verleihung des Literaturnobelpreises 1972. Für sein politisches Engagement wurde er 1974 mit der Carl-von-Ossietzky-Medaille geehrt.
Lebensgeschichte
Die Lebensgeschichte von HEINRICH BÖLL war stark geprägt von den schweren Zeiten der Weltwirtschaftskrise, des Zweiten Weltkrieges und der Nachkriegszeit. BÖLL wurde als achtes Kind des Schreinermeisters VIKTOR BÖLL und seiner Frau MARIA am 21.12.1917 in Köln geboren. BÖLL wuchs in guten Verhältnissen auf, denn sein Vater, beruflich außerordentlich erfolgreich, eröffnete ein „Atelier für kirchliche Kunst“. Dies verschaffte ihm die Mittel, sich eine gute Ausbildung für seine Kinder leisten zu können. Erst ab dem Jahre 1930 – dem Beginn der Weltwirtschaftskrise – wurde diese heile Welt zerstört. Die Firma des Vaters machte Bankrott und die Familie lebte fortan in ständiger finanzieller Not. Trotz des wenigen zur Verfügung stehenden Geldes besuchten die Kinder das Gymnasium. Sie wurden klassisch-katholisch erzogen und mit bürgerlicher und zeitgenössischer katholischer Literatur vertraut gemacht. So gehörten zu HEINRICH BÖLLs Lektüre Bücher von FRIEDRICH HÖLDERLIN, HEINRICH VON KLEIST, PAUL CLAUDEL oder GILBERT CHESTERTON.
1937 legte BÖLL sein Abitur ab und begann eine Lehre als Buchhändler in Bonn. Noch im selben Jahr brach er diese ab und schrieb sich zum Sommersemester 1939 an der Universität Köln in den Fächern Germanistik und klassische Philologie ein.
Der Zweite Weltkrieg zerstörte nicht nur seine Heimat, sondern auch seine Studienpläne. Nach nur einem Semester wurde er zur Wehrmacht einberufen und leistete seinen Kriegsdienst in Frankreich, Rumänien, Ungarn, im Rheinland und in der Sowjetunion. Während des Krieges im Jahre 1942 heiratete er ANNEMARIE CECH aus Pilsen – eine Lehrerin. Kurz vor Kriegsende entfernte er sich unerlaubt von der Truppe und versteckte sich bei ihr. Aus Angst vor Entdeckung kehrte er mit gefälschten Papieren zur Wehrmacht zurück und geriet in Kriegsgefangenschaft. Ende 1945 kehrte er zu seiner Frau zurück. Kurz darauf starb sein erstes Kind.
In den ersten zwei Jahren nach seiner Rückkehr ging es ihm sehr schlecht und so ernährte seine Frau die Familie. Erst nach der Geburt dreier Söhne gab sie den Schuldienst auf und arbeitete mit ihrem Mann oder nahm einige Gelegenheitsjobs, wie das Übersetzen von Texten aus dem Englischen, an.
BÖLL setzte 1946 sein Studium der Germanistik in Köln fort. In dieser Zeit begann er intensiv schriftstellerisch zu arbeiten.
1964 wurde er Gastdozent für Politik an der Universität in Frankfurt am Main. Zwischen 1970 und 1972 war er Präsident des deutschen P.E.N.-Zentrums, von 1971 bis 1974 des internationalen P.E.N.-Clubs.
Ab dem Jahre 1972 begann BÖLL, sich mit kritischen Essays, Reden und öffentlichen Auftritten politisch zu engagieren. Er schrieb einen für Kritik sorgenden Artikel im „Spiegel“ („Will Ulrike Meinhof Gnade oder freies Geleit?“), setzte sich gegen die Beschneidung grundlegender demokratischer Rechte ein und engagierte sich im sozialdemokratischen Wahlkampf. Umstritten war sein Eintreten für einen offenen Umgang mit dem linken Terrorismus in der Bundesrepublik Deutschland der Siebzigerjahre. Im Jahre 1981 trat er für die Friedensbewegung ein und beteiligte sich an Demonstrationen. Auf der ersten Bonner Demonstration verurteilte er in seiner Rede den NATO-Nachrüstungsbeschluss.
1983 wurde er zum Professor ernannt und erhielt die Ehrenbürgerschaft der Stadt Köln.
BÖLL starb am 16.07.1985 in Langenbroich.
Literarisches Schaffen
BÖLLs literarisches Schaffen umfasst Zeitromane, Satiren, Hörspiele und Kurzgeschichten. Seine schriftstellerische Arbeit begann er kurz nach Kriegsende mit Kurzgeschichten, in denen er den Krieg schilderte und die Frage nach der Schuld Deutschlands und der Deutschen stellte. Die erste Kurzgeschichte veröffentlichte er 1947.
Später war eher das Leben in dem von Besitzlosigkeit gekennzeichneten Nachkriegsdeutschland Thema seiner Werke. Diese in den Fünfzigerjahren entstandene Literatur trägt allgemein die Bezeichnung „Trümmerliteratur“. 1951 erschien BÖLLs erster Roman „Wo warst du, Adam?“ – ein Antikriegsroman.
Auch später übte BÖLL in seinen Werken meist Kritik an den gesellschaftlichen Missständen. So zum Beispiel kritisierte er in dem Roman „Ansichten eines Clowns“ (1963) die Wohlstandsgesellschaft der Adenauerzeit und die heuchlerische Moral der katholischen Kirche aus der Sicht des gesellschaftlichen Außenseiters Hans Schnier. Die Erzählung „Ende einer Dienstfahrt“ (1966) richtete sich gegen den Dienst in der Bundeswehr und die Terroristenangst. Die Erzählung „Die verlorene Ehre der Katharina Blum“ (1974) kritisierte die Meinungsmanipulation durch die Presse und andere Medien, also die Rolle der Sensationspresse, und wurde 1975 von VOLKER SCHLÖNDORFF und MARGARETHE VON TROTTA verfilmt.
BÖLL war in der Literaturkritik oft umstritten, trotzdem zählt er auch heute noch zu den meistgelesenen zeitgenössischen deutschen Autoren im In- und Ausland. Seine Werke wurden in 45 Sprachen übersetzt.
BÖLL wurde für sein literarisches Werk mit vielen Preisen ausgezeichnet; er erhielt u. a.:
- 1951 einen Preis der Gruppe 47 (der bedeutendsten deutschen Autorenvereinigung nach 1945) für seine satirische Geschichte „Die schwarzen Schafe“,
- 1959 den Großen Kunstpreis des Landes Nordrhein-Westfalen für seinen Roman „Billard um halb zehn“,
- 1967 den Georg-Büchner-Preis,
- 1972 den Literaturnobelpreis,
- 1974 die Carl-von-Ossietzky-Medaille für sein politisches Engagement.
Werke (Auswahl)
- Der Zug war pünktlich (1949, Erzählung)
- Wanderer, kommst du nach Spa . . . (1950, Erzählungen)
- Wo warst du, Adam? (1951, Roman, Bild 2)
- Die schwarzen Schafe (1951, Satire)
- Nicht nur zur Weihnachtszeit (1952, Erzählungen)
- Und sagte kein einziges Wort (1953, Roman)
- Ein Tag wie sonst (1953, Hörspiele)
- Haus ohne Hüter (1954, Roman)
- Zum Tee bei Dr. Borsig (1955, Hörspiele)
- Das Brot der frühen Jahre (1955, Erzählung)
- Irisches Tagebuch (1957, Reisebericht)
- Im Tal der donnernden Hufe (1957, Erzählung)
- Die Spurlosen (1957, Hörspiel)
- Dr. Murkes gesammeltes Schweigen und andere Satiren (1958, Erzählungen)
- Die Waage der Baleks (1958, Erzählungen)
- Der Bahnhof von Zimpren (1959, Erzählungen)
- Billard um halb zehn (1959, Roman)
- Brief an einen jungen Katholiken (1961)
- Ein Schluck Erde (1961, Drama)
- Als der Krieg ausbrach. Als der Krieg zu Ende war (1962, Erzählungen)
- Ansichten eines Clowns (1963, Roman)
- Entfernung von der Truppe (1964, Erzählung)
- Ende einer Dienstfahrt (1966, Erzählung)
- Aufsätze, Kritiken, Reden (1967)
- Offener Brief an die Deutschen (1969)
- Hausfriedensbruch (1969, Hörspiel)
- Gruppenbild mit Dame (1971, Roman)
- Die verlorene Ehre der Katharina Blum (1974, Erzählung)
- Berichte zur Gesinnungslage der Nation (1975, Satire)
- Gedichte (mit Collagen von Klaus Staeck) (1975)
- Du fährst zu oft nach Heidelberg und andere Erzählungen (1979)
- Fürsorgliche Belagerung (1979, Roman)
- Was soll aus dem Jungen bloß werden (1981, Kindheitserinnerungen)
- Das Vermächtnis (1982, Erzählung)
- Die Verwundung (1983, Erzählung)
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