Direkt zum Inhalt

Pfadnavigation

  1. Startseite
  2. Deutsch Abitur
  3. 4 Literaturgeschichte
  4. 4.10 Literatur von 1945 bis zur Gegenwart
  5. 4.10.2 Die Nachkriegsliteratur
  6. Rückkehr aus dem Exil

Rückkehr aus dem Exil

In den Osten Deutschlands kehrten unmittelbar nach dem Krieg vor allem im sowjetischen Exil gewesene und der sozialistischen Idee und der Kommunistischen Partei nahestehende Autoren zurück. Sie fühlten sich einem moralischen Erziehungskonzept verpflichtet.

Im Westen Deutschlands lebten nach dem Krieg vor allem Schriftsteller, die das Land nicht verlassen hatten.Westemigranten ließen sich mit der Rückkehr nach Deutschland Zeit. Zum Teil trug die Debatte um innere und äußere Emigration um FRANK THIESS und THOMAS MANN dazu bei, die Rückkehr hinauszuzögern. Andere Autoren kehrten nie nach Deutschland zurück. Bei ihnen war es vor allem die Enttäuschung über das NS-Konforme Verhalten der meisten Deutschen während des Zweiten Weltkrieges, die ihnen eine Rückkehr unmöglich machte.

Schule wird easy mit KI-Tutor Kim und Duden Learnattack

  • Kim hat in Deutsch, Mathe, Englisch und 6 weiteren Schulfächern immer eine von Lehrkräften geprüfte Erklärung, Video oder Übung parat.
  • 24/7 auf Learnattack.de und WhatsApp mit Bildupload und Sprachnachrichten verfügbar. Ideal, um bei den Hausaufgaben und beim Lernen von Fremdsprachen zu unterstützen.
  • Viel günstiger als andere Nachhilfe und schützt deine Daten.
Jetzt 30 Tage risikofrei testen
Your browser does not support the video tag.

Diejenige Literatur, die unmittelbar nach dem Zweiten Weltkrieg erschienen ist, wird als Nachkriegsliteratur bezeichnet.

THEODOR W. ADORNO (1903–1969) sprach von der Unmöglichkeit der Literatur nach Auschwitz:

„... nach Auschwitz ein Gedicht zu schreiben, ist barbarisch, und das frißt auch die Erkenntnis an, die ausspricht, warum es möglich ward, heute Gedichte zu schreiben.“
(Adorno, Theodor W.: Prismen. Kulturkritik und Gesellschaft [1951]. In: Ders.: Kulturkritik und Gesellschaft I. Gesammelte Schriften. Band 10.1. Hg. von Rolf Tiedemann. Darmstadt: Wissenschaftliche Buchgesellschaft 1998 (suhrkamp 1977), S. 30)

Auch die Revision dieses krassen Standpunktes angesichts der Lektüre der „Todesfuge“ von PAUL CELAN zeigt die Hilflosigkeit der Intellektuellen gegenüber den unvorstellbaren Grausamkeiten, die im Namen des deutschen Volkes geschehen waren: Das perennierende Leiden hat soviel Recht auf Ausdruck wie der Gemarterte zu brüllen; darum mag falsch gewesen sein, nach Auschwitz ließe sich kein Gedicht mehr schreiben.“ (ADORNO)

Rückkehr aus dem Exil

In Ost und West siedelten sich jeweils verschiedene Autorengruppen an, die die Literatur bis Mitte der Fünfzigerjahre bestimmten. Im Osten waren es vor allem aus dem Exil zurückgekehrte und der sozialistischen Idee und der Kommunistischen Partei nahestehende Autoren, die sich einem moralischen Erziehungskonzept verpflichtet fühlten. Im Westen Deutschlands waren es vor allem Schriftsteller, die das Land nicht verlassen hatten. Exilautoren der Sowjetunion kamen nach Kriegsende rasch, meist im Gefolge der Roten Armee, nach Deutschland zurück. Sie übernahmen sofort kulturpolitische Aufgaben:

  • JOHANNES R. BECHER wurde Präsident des „Kulturbundes zur demokratischen Erneuerung Deutschlands“ (Kulturbund),
  • WILLI BREDEL wurde Vorsitzender der Landesleitung Mecklenburg des Kulturbundes und 1947 Chefredakteur der Zeitschrift „Heute und Morgen“.
  • FRIEDRICH WOLF engagierte sich im Kulturbund.
  • ERICH WEINERT übernahm die Vizepräsidentschaft der Zentralverwaltung für Volksbildung.
  • ADAM SCHARRER (1889–1948) ging als Redakteur zur „Schweriner Volkszeitung“.
  • OTTO GOTSCHE (1904–1985) war zunächst 1. Vizepräsident des Regierungsbezirks Merseburg, leitete dort die Bodenreform und wurde 1946 Bezirkspräsident, später Ministerialdirektor im Ministerium des Innern des Landes Sachsen-Anhalt. Ab 1949 leitete GOTSCHE das Büro WALTER ULBRICHTs.

Auch Autoren der Inneren Emigrationübernahmen nach Kriegsende in der sowjetischen Besatzungszone (SBZ) Funktionen. So wurde HANS FALLADA kurzfristig Bürgermeister von Feldberg und arbeitete dann bei der „Täglichen Rundschau“.

Westemigranten

Westemigranten ließen sich mit der Rückkehr nach Deutschland Zeit. Zum Teil trug die Debatte um innere und äußere Emigration um FRANK THIESS und THOMAS MANN dazu bei, die Rückkehr hinauszuzögern.
ANNA SEGHERS kam 1947 in ein Land, das ihr „ganz beklemmend und ganz unwahrscheinlich frostig“ vorkam. Ihre Gründe für die Rückkehr nannte sie der „Täglichen Rundschau“:

„Ich will durch die Bücher, die hier entstehen werden, verhindern helfen, dass die Fehler der Vergangenheit jemals wiederholt werden.“

  • SEGHERS wurde Präsidentin des Schriftstellerverbandes der DDR (1952–1978).
  • BERTOLT BRECHT kam 1949 aus der Schweiz nach Ostberlin, weil ihm dort ein Theater versprochen war: das Berliner Ensemble.
  • WIELAND HERZFELDE (1896–1988) erhielt nach seiner Rückkehr aus dem Exil eine Professur für Literatur an der Universität Leipzig.
  • BODO UHSE leitete von 1949 bis 1958 die Monatszeitschrift „Der Aufbau“,
  • LUDWIG RENN das Kulturwissenschaftliche Institut in Dresden.
  • STEFAN HEYM (1913–2001) und Hans HABE arbeiteten in den Westzonen bei der amerikanischen „Neue Zeitung“,
  • ALFRED DÖBLIN gab zwischen 1946 und 1951 die Literaturzeitschrift „Das goldene Tor“ heraus,
  • WOLFGANG HILDESHEIMER (1916–1991) war Simultandolmetscher bei den Nürnberger Prozessen

Anm.: Während der Nürnberger Prozesse (20.11.1945 bis 01.10.1946) wurden die Hauptverantwortlichen an den Nazi-Verbrechen verurteilt. Die Anklage richtete sich gegen 24 Hauptkriegsverbrecher sowie gegen sechs verbrecherische Organisationen (u.a. SS, SA, Gestapo, NSDAP).

Andere Autoren kehrten nie nach Deutschland zurück. Bei ihnen war es vor allem die Enttäuschung über das NS-konforme Verhalten der meisten Deutschen während des Zweiten Weltkrieges, die ihnen eine Rückkehr unmöglich machte.

Publizierung von Exilliteratur

In der SBZ wurde relativ schnell mit der Publizierung von Exilliteratur und während des Nationalsozialismus verbotener Literatur begonnen:

  • THEODOR PLIEVIER hatte 1943 im sowjetischen Exil die Möglichkeit, mit Überlebenden der Schlacht von Stalingrad zu reden und Tagebücher und Briefe von Soldaten auszuwerten. Sein Roman „Stalingrad“ erschien 1945 im gerade gegründeten „Aufbau-Verlag“.
  • ANNA SEGHERS' Roman „Transit“ erschien 1948.
  • BODO UHSEs Erzählband „Die heilige Kunigunde im Schnee“ wurde 1949 herausgegeben.
  • HANS FALLADA mit „Jeder stirbt für sich allein“ (1947) und
  • BERNHARD KELLERMANN mit „Totentanz“ (1948) durften wieder veröffentlichen.

Während KELLERMANN im „Totentanz“ das Verhältnis von Großbürgertum, Intellektuellen und Beamtenschaft zum deutschen Faschismus aufgriff, wendete sich FALLADA in „Jeder stirbt für sich allein“ den „kleinen Leuten“ zu, wie auch schon in seinen früheren Geschichten. Dem Roman liegt eine wahre Begebenheit zugrunde, die einer im Gestapo-Archiv aufgefundenen Akte entnommen wurde: JOHANNES R. BECHER hatte FALLADA die Unterlagen verschafft. Das alte Ehepaar Quangel, bisher durchaus NS-konform, erfährt, dass ihr Sohn 1940 im Frankreichfeldzug gefallen ist. Von nun an wehren sie sich mit Postkarten mit „staatsfeindlichen“ Aufrufen, die sie in Briefkästen von Privat- und Geschäftsleuten werfen. Sie werden jedoch von der Gestapo gefasst und zum Tode verurteilt.

Lernhelfer (Duden Learnattack GmbH): "Rückkehr aus dem Exil." In: Lernhelfer (Duden Learnattack GmbH). URL: http://www.lernhelfer.de/schuelerlexikon/deutsch-abitur/artikel/rueckkehr-aus-dem-exil (Abgerufen: 19. May 2025, 22:50 UTC)

Suche nach passenden Schlagwörtern

  • WILLI BREDEL
  • ADAM SCHARRER
  • LUDWIG RENN
  • WIELAND HERZFELDE
  • THOMAS MANN
  • PAUL CELAN
  • ERICH WEINERT
  • ADORNO
  • Berliner Ensemble
  • JOHANNES R. BECHER
  • Nachkriegsliteratur
  • Rückkehr aus dem Exil
  • FRANK THIESS
  • OTTO GOTSCHE
  • Bertolt Brecht
  • STEFAN HEYM
  • WOLFGANG HILDESHEIMER
Jetzt durchstarten

Lernblockade und Hausaufgabenstress?

Entspannt durch die Schule mit KI-Tutor Kim und Duden Learnattack.

  • Kim hat in Deutsch, Mathe, Englisch und 6 weiteren Schulfächern immer eine von Lehrkräften geprüfte Erklärung, Video oder Übung parat.
  • 24/7 auf Learnattack.de und WhatsApp mit Bildupload und Sprachnachrichten verfügbar. Ideal, um bei den Hausaufgaben und beim Lernen von Fremdsprachen zu unterstützen.
  • Viel günstiger als andere Nachhilfe und schützt deine Daten.

Verwandte Artikel

Heinrich Böll

* 21.12.1917 in Köln
† 16.07.1985 in Langenbroich

HEINRICH BÖLL schrieb Zeitromane, Satiren, Hörspiele und Kurzgeschichten. Fast immer übte er Kritik an gesellschaftlichen Missständen. Hauptthema vieler seiner Werke war das Deutschland nach dem Zweiten Weltkrieg; damit gehört BÖLL zu den Autoren der sogenannten „Trümmerliteratur“.
BÖLL war in der Literaturkritik oft umstritten, trotzdem gehört er auch heute noch zu den meistgelesenen zeitgenössischen deutschen Autoren im In- und Ausland. Zu seinen bekanntesten Werken zählen „Die schwarzen Schafe“ (1951), „Billard um halb zehn“ (1959), „Ansichten eines Clowns“ (1963) und „Die verlorene Ehre der Katharina Blum“ (1974).
BÖLL erhielt für sein Schaffen viele Preise, Höhepunkt war die Verleihung des Literaturnobelpreises 1972. Für sein politisches Engagement wurde er 1974 mit der Carl-von-Ossietzky-Medaille geehrt.

Wolfgang Borchert

* 20.05.1921 in Hamburg
† 20.11.1947 in Basel

WOLFGANG BORCHERT hatte nur den einen Traum: auf der Bühne zu stehen. Er verbrachte seine Jugend in Deutschlands dunkelster Zeit, denn schon wenige Wochen nach seinem Schauspielexamen musste er in den Krieg und kehrte erst 1945 als kranker Mann zurück. An das Krankenbett gefesselt, blieb ihm nur das Schreiben und so entstanden die Kurzgeschichten, die zum Faszinierendsten deutscher Nachkriegsliteratur gehören und der so genannten Trümmerliteratur zugeordnet werden.

BORCHERT wurde besonders bekannt mit seinem Erzählband „Die Hundeblume“ (1947), der Kurzgeschichte „Nachts schlafen die Ratten doch“ (1946–1947) und seinem Heimkehrerstück „Draußen vor der Tür“ (1947).

Johannes Bobrowski

* 09.04.1917 in Tilsit
† 02.09.1965 in Berlin

JOHANNES BOBROWSKI ist ein Lyriker und Erzähler polnischer Herkunft, der im Deutschland des Dritten Reiches und später in der DDR lebte und dessen Werke thematisch stark von der Landschaft Litauens und dem einfachen und schwermütigen Charakter seiner Bewohner beeinflusst sind.
BOBROWSKI schrieb Gedichte, Erzählungen und Romane. Bekannt wurde er besonders durch seinen ersten Lyrikband „Sarmatische Zeit“ (1961) und den Roman „Levins Mühle“ (1964). Für beide Werke wurde er mit Preisen ausgezeichnet (Preis der Gruppe 47, 1962; Heinrich-Mann-Preis, 1965).

Bund proletarisch-revolutionärer Schriftsteller und Parteiliteratur

1924 gründeten KPD-Mitglieder die „Organisation der Arbeiterkorrespondenten“, die 1928 in dem „Bund proletarisch-revolutionärer Schriftsteller“ (BPRS) aufging. Organ des BPRS wurde 1929 „Die Linkskurve“, eine Zeitschrift, die sich eher verpflichtet fühlte, die politischen Positionen der KPD zu veröffentlichen, als literarisch auf die Wirklichkeit zu reagieren.

Bis 1928 gab es eine teilweise sehr intensive Zusammenarbeit zwischen Autoren des BPRS und sozialdemokratischen und bürgerlichen Schriftstellern. Nach dem VI. Weltkongress der Kommunistischen Internationale (KOMINTERN), der Juli/August 1928 stattfand, war diese Zusammenarbeit kaum mehr möglich. Stattdessen wurde im BPRS das Prinzip der Parteiliteratur propagiert.

Günter Grass

* 16.10.1927 in Danzig (Polen))
† 13.04.2015 in Lübeck

GÜNTHER GRASS zählt zu den weltweit bekanntesten deutschen Schriftstellern der Gegenwart. Seine Romane erschienen in über 40 Sprachen und brachten ihm u.a. den Nobelpreis für Literatur ein. Neben seiner schriftstellerischen Tätigkeit arbeitete er als Grafiker und Bildhauer. Er engagierte sich zunehmend politisch, um gegen die Verhältnisse der Sechziger- und Siebziger- und besonders der Neunzigerjahre in Deutschland zu protestieren. Sein politisches Engagement spiegelte sich in seinen Werken wider.
Zu den bekanntesten Werken von GRASS zählen:

  • „Die Blechtrommel“ (1959),
  • „Die Rättin“ (1986) und
  • „Ein weites Feld“ (1995).

„Die Blechtrommel“ war der erste große Roman von GRASS; er brachte ihm Weltruhm ein und gilt heute als wichtigster deutscher Roman der Nachkriegszeit.

Ein Angebot von

Footer

  • Impressum
  • Sicherheit & Datenschutz
  • AGB
© Duden Learnattack GmbH, 2025