Höfische Dichtung

Minnesang

Der Minnesang ist Liebesdichtung. Liebe im Hochmittelalter muss als entsagungsvolles Sehnen nach Tugend und Sittlichkeit verstanden werden. Dafür geht der Ritter in Turnier und Schlacht und freudig in den Tod, denn in der Person der Herrin (frouwe) wird symbolisch die Liebe zu Gott und zu der Jungfrau Maria gesucht.
Ziel des Minnesangs ist also zum einen die charakterliche Läuterung des Ritters, ein würdiges Mitglied der höfischen Gesellschaft zu werden, zum anderen hat der Minnesang ein religiöses Ziel. In den Machtkämpfen jener Zeit wird er vom Papst als miles (Soldat, berittener Reiter) gebraucht.
Minnelyrik variiert einen engen Kreis von Motiven und Formen. Die Gedichte wurden zur Laute gesungen. Dies erforderte eine strenge Gliederung. Die ältesten erhaltenen Minnedichtungen entstanden zur Zeit BARBAROSSAs und gehen auf den KÜRENBERGER zurück. Die bedeutendsten Interpreten waren fahrende Sänger sowohl niederen als auch adeligen Standes.

Heldendichtung

Im Mittelpunkt der Heldendichtung stand die Darstellung der adligen Führungsschichten. Historische Ereignisse wurden oft nur angedeutet. Bekannte Heldendichtungen waren

  • das althochdeutsche „Hildebrandslied“,
  • die altnordischen Heldenlieder der „Edda“ sowie
  • das um 1200 entstandene „Nibelungenlied“.

Im „Nibelungenlied“ wird der Versuch unternommen, die bis dahin offenbar mehrheitlich mündlich überlieferten germanischen Heldenlieder in eine Form zu bringen, die nicht all zu sehr von den Idealen der höfischen Kultur abwich.
Aus den germanischen Wehrbauern wurden Ritter, aus den amazonenhaften Frauen wurden „Friuwen“ = Damen.

„Uns ist in alten mæren / wunders vil geseit
von helden lobebæren / von grôzer arebeit,
von fröuden, hôchgezîten, / von weinen und von klagen,
von küener recken strîten / muget ir nu wunder hœ ren sagen.“

Höfischer Roman

Formen des höfischen Romans sind:

  • Antikenroman
  • Artusepik
  • Liebesroman

Am Anfang der Geschichte des mittelhochdeutschen höfischen Romans steht HEINRICH VON VELDEKEs „Eneas“, für den u.a. VERGILs „Aeneis“ und der französische „Roman d'Eneas“ die literarischen Vorbilder waren. Während „Eneas“ Stoffe der Antike aufgreift, lehnen sich die höfischen Romane „Tristan und Isolde“ von GOTTFRIED VON STRASSBURG (siehe PDF "Gottfried von Straßburg – Tristan und Isolt") und der „Parzival“ von WOLFRAM VON ESCHENBACH an den Artus-Stoff an (siehe PDF "Wolfram von Eschenbach – Parzival" und PDF "Wolfram von Eschenbach").

König ARTUS galt im Mittelalter als Ideal des Ritters. An seinem Hof gibt es einen runden Tisch, an dem sich die (gleichrangigen) Ritter versammeln. Diese Tafelrunde versucht, die ritterlichen Tugenden zu leben.Dazu wird richtiges und falsches Rittertum gegenübergestellt. Die Ritter sind auf der Suche nach dem heiligen Gral, d.h. nach der idealen Gottesfürchtigkeit und der Suche nach Gott. Minnedienst gilt als oberstes Gebot des Ritters.

WOLFRAM VON ESCHENBACHs „Parzival“ ist von allen Epen des Mittelalters mit über 80 Handschriften am reichsten überliefert. Damit gilt es als das erfolgreichste Werk mit ritterlichem Sujet jener Zeit. Es ist in 25000 Verse und 16 Bücher gegliedert. Die beiden Haupthelden sind Parzival und Gawan, deren Lebenswege sich kreuzen. Am Beginn des Romans steht ein dritter Erzählstrang, in dem die Geschichte der Eltern von Parzival, Gahmuret und Herzeloyde erzählt wird.

„Tristan und Isolde“ von GOTTFRIED VON STRASSBURG (siehe PDFs "Gottfried von Straßburg – Tristan und Isolt", neuhochdeutsch/mittelhochdeutsch) ist einerseits sowohl ein Artusroman, andererseits gehört er zugleich zur Gattung des höfischen Liebesromans.

Aus Tristan und Isolde:

Die Brautfahrt

Als Tristan hæte gesaget
von siner vrouwen der maget,
der wunneclîchen von Îrlant,
da nâch als ez im was erkant,
swer dô dâ bî dem mære was
und ez rehte in sîn herze las,
dem süezete diu rede den muot
rehte alse des meien tou die bluot:
si hæten alle muot dâ van.
der wol gemuote Tristan
der greif dô wider an sîn leben.
im was ein ander leben gegeben:
er was ein niuborner man.
ez huop sich êrste umbe in an.
er was dô geil unde vrô.

(vgl. PDF "Tristan und Isolt")

Die Brautfahrt

Als Tristan erzählt hatte
von seiner Herrin,
dem liebreizenden Mädchen aus Irland,
was er wußte;
jedem, der bei dem Bericht anwesend war
und ihn ganz in sich aufnahm,
erquickten diese Worte das Herz
wie der Mai die Blumen.
Sie alle gerieten dadurch in Entzücken.
Der hochgestimmte Tristan
begann wieder sein Leben.
Ihm war ein zweites Leben geschenkt worden,
und er war wie neugeboren.
Nun begann er erst richtig zu leben;
er war heiter und frohgestimmt.

Stand: 2010
Dieser Text befindet sich in redaktioneller Bearbeitung.

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