Konrad von Würzburg
* um 1230 wahrscheinl. in Würzburg
† 1287 in Basel
KONRAD VON WÜRZBURG war ein auffallend vielseitiger mittelhochdeutscher Lyriker des 13. Jahrhunderts. Sein literarisches Schaffen umfasst neben kurzen epischen Gedichten Legenden, Versnovellen und Romanzen.KONRAD VON WÜRZBURG war maßgeblich an der Gestaltung des Übergangs der deutschen Literatur von den Minnesängern zu den Meistersingern beteiligt. Für die Meistersinger galt er als einer der „Zwölf alten Meister“.
KONRAD VON WÜRZBURG wurde wahrscheinlich in Würzburg geboren. Das „von Würzburg“ ist kein Hinweis auf eine adlige Abstammung. Es bezeichnet nur die geografische Herkunft des mittelhochdeutschen Dichters, dessen Leben und Schaffen sich dann allerdings überwiegend in Straßburg und Basel vollzogen.
Frühestes datierbares Werk des Dichters war „Das Tunier von Nantes“. Aus diesem wird auf den ungefähren Geburtszeitpunkt rückgeschlossen, den man um 1230 annimmt. Die Existenz einer Reihe von urkundlichen Zeugnissen und Chroniken ermöglichte es, die Biografie von KONRAD VON WÜRZBURG in groben Zügen nachzuvollziehen und seine Werke mit einer gewissen Sicherheit chronologisch zu ordnen.
Bekannt ist, dass KONRAD VON WÜRZBURG mit einer BERCHTA verheiratet war. Aus dieser Ehe gingen zwei Töchter hervor: GERINA und AGNES. Nach der Überlieferung trug er den Titel „meister“/Magister. Damit sollte er als geschätzter und gelehrter Berufsdichter geehrt werden, der u. a. sowohl Latein als auch Französisch beherrschte.
Literarisches Schaffen
In jedem Fall gehörte KONRAD VON WÜRZBURG zu den vielseitigsten Dichtern des Mittelalters. Er wurde bereits von Dichtern seiner Zeit geachtet ( u. a.FRAUENLOB, HERMANN VON DAMEN, RUMELANT VON SACHSEN); für die Meistersinger galt er gar als einer der „Zwölf alten Meister“. Sein literarisches Schaffen umfasst kurze epische Gedichte, Legenden, Versnovellen und Romanzen. Viele seiner Werke beruhen auf älteren lateinischen und französischen Quellen. Für einen Teil seiner Werke mit Sprachschöpfungen, die sich durch einen „geblümten Stil“ auszeichnen, war vor allem GOTTFRIED VON STRASSBURG stilistisches Vorbild. Andere Vorlagen für Werke mit dieser „Schmuck-, Edelstein- und Blumenmetaphorik“ (sogenannte manieristische Sprachschöpfungen) waren deutsche und lateinische Predigten und Bibelkommentare.
Es wird vermutet, dass die meisten Werke Auftragsarbeiten für Adel und Geistlichkeit waren. So wurde wahrscheinlich schon sein Erstwerk („Das Tunier von Nantes“) im Auftrage eines Mäzens (vermögender Privatmann, der Künstler oder Sportler bzw. Kunst, Kultur oder Sport mit finanziellen Mitteln fördert) – des niederrheinischen Grafen VON KLEVE – als Preisgedicht für König RICHARD VON CORNWALL geschaffen und das in etwa zur gleichen Zeit entstandene Gedicht „Schwanritter“ vermutlich auf Wunsch der Grafen VON RIENECK geschrieben.
Seine Hauptschaffensperiode hatte KONRAD VON WÜRZBURG in Basel. Hier ließ er sich in den 60er Jahren des 13. Jahrhunderts nach einer Zeit als fahrender Minnesänger als Berufsdichter nieder. Zu seinen Auftraggebern gehörten u. a. der Straßburger Dompropst BERTHOLD VON TIERSBERG (für das Maere „Heinrich von Kempten“) sowie politisch und ökonomisch führende Persönlichkeiten der Stadt Basel. In dieser Zeit entstanden der Roman „Partonopier und Meliur“, die Leichs, Minnelieder, Sangsprüche, die Legenden „Alexius“, „Silvester“ und „Pantaleon“ und das Romanfragment „Trojanerkrieg“. Nicht sicher lassen sich Werke datieren, die nicht mit dem oder den Gönnernamen versehen sind, z. B. „Die Goldenen Schmiede“.
Religiöse Haupttexte KONRADs VON WÜRZBURG waren:
- Der geistliche Leich
(ein hymnisches Lob Gottes, Mariens und insbesondere Christi im „geblümten Stil“) - 7 Strophen unter den Sangsprüchen
- Die Goldene Schmiede
(eines der berühmtesten Werke KONRADs VON WÜRZBURG, Marienlob im „geblümten Stil“) - die Verslegenden „Alexius“, „Silvester“ und „Pantaleon“
(eng an lateinische Vorlagen gehaltene Dichtungen mit relativ schlichtem Stil und ohne Annäherung an den Roman).
Insgesamt zeichnet sich das Werk KONRADs VON WÜRZBURG durch eine starke Nähe zur Traditon aus; sein stilistisches Können ermöglichte jedoch gleichzeitig ein hohes Maß eigener Prägung.
KONRAD VON WÜRZBURG starb 1287 in Basel.
Hauptwerke (Auswahl)
- Das Turnier von Nantes (um 1258, Preisgedicht)
- Der Schwanritter ( um 1258, historische Versnovelle, Vorlage für RICHARD WAGNERs Oper „Lohengrin“)
- Der Welt Lohn (vor 1260, Versnovelle, (siehe PDF "Konrad von Würzburg - Der Welt Lohn")
- Das Herzmaere (vor 1260, Versnovelle, (siehe PDF "Konrad von Würzburg - Das Herzmære")
- Engelhard (vor 1260, Epos)
- Heinrich von Kempten (1261–1277, Maere)
- Alexius (1273–1287, Verslegende)
- Silvester (1274–1287, Verslegende)
- Pantaleon (1277–1287, Verslegende)
- Die Goldene Schmiede (1277–1287, Marienpreis)
- Partonopier und Meliur (um 1277, Feen- und Ritterroman)
- Der Trojanerkrieg (1281–1287, historisches Epos, unvollendet)
Suche nach passenden Schlagwörtern
- KONRAD VON WÜRZBURG
- Engelhard
- GOTTFRIED VON STRAßBURG
- Roman
- Dompropst BERTHOLD VON TIERSBERG
- Alexius
- Der Schwanritter
- Minnesang
- Marienpreis
- HEINRICH VON KEMPTEN
- HERMANN VON DAMEN
- Versnovelle
- König RICHARD VON CORNWALL
- Meistersinger
- mittelhochdeutsche Dichter
- Graf VON KLEVE
- Das Turnier von Nantes
- Minnesänger
- Partonopier und Meliur
- Frauenlob
- Das Herzmaere
- Epos
- Die Goldene Schmiede
- Der Welt Lohn
- Lyrik
- Der geistliche Leich
- Pantaleon
- GOTTFRIED VON STRASSBURG
- Grafen VON RIENECK
- Mittelalter
- Engelhart
- Verslegende
- Preisgedicht
- Der Trojanerkrieg
- Silvester
- Sangsprüche