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Rezeptionsgeschichte der Antigone

SOPHOKLES selbst entnahm seinen Stoff einer alten thebanischen Sagengestalt.

Die Sage um Antigone als Hauptgestalt der Handlung reicht bis ins 4. Jahrhundert v. Chr. zurück. Erst mit der Renaissance tritt die Figur der Antigone erneut ins Blickfeld:

  • 1356–1364 verfasste GIOVANNI BOCCACCIO „De claris mulieribus“,
  • 1533 übersetzte LUIGI ALAMANNI das Stück erstmals ins Italienische,
  • 1573 gab es die erste französische Übersetzung durch ANTOINE DE BAIF,
  • 1636 übersetzte MARTIN OPITZ die „Antigone“ ins Deutsche,
  • bei FRIEDRICH HÖLDERLIN wurde die Antigone zur Repräsentantin des Anarchischen (1804).

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Die „Antigone“ gehört zum großen Stoffkomplex um Ödipus, der seinen Vater erschlug und seine Mutter heiratete. Schon vor HOMER wurde er in den altgriechischen – nicht erhaltenen – Epen „Oidipodeia“ und „Thebais“ behandelt.

HOMER hat in seiner „Odyssee“ die tragische Geschichte um Ödipus und Iokaste erwähnt (11. Gesang, 271–280):

Hierauf kam Epikaste, die schöne, Ödipus' Mutter,
Welche die schrecklichste Tat mit geblendeter Seele verübet.
Ihren leiblichen Sohn, der seinen Vater ermordet,
Nahm sie zum Mann! Allein bald rügten die Götter die Schandtat.
Ödipus herrschte, mit Kummer behäuft, in der lieblichen Thebä,

Über Kadmos' Geschlecht, durch der Götter verderblichen Ratschluss.
Aber sie fuhr hinab zu den festen Toren des Todes,
Denn sie knüpft' an das hohe Gebälk, in der Wut der Verzweiflung,
Selbst das erdrosselnde Seil, und ließ unnennbares Elend
Jenem zurück, den Fluch der blutgeschändeten Mutter.

Die „Antigone“ von SOPHOKLES stammt aus der Zeit um 442 v. Chr. Der Stoff um Ödipus und seine Kinder wurde vom Autor in drei Werken verarbeitet:

  • „Ödipus der Tyrann“ (Oidipous Tyrannos)
  • „Ödipus auf Kolonnos“
  • „Antigone““

Neben den Bearbeitungen des SOPHOKLES haben mindestens zwölf andere antike Autoren den Ödipus-Mythos bearbeitet (wie u. a. WALTER KAUFMANN in „Tragödie und Philosophie“, S. 123, darlegt), u.a.:

  • AISCHYLOS:
    „Die Sieben gegen Theben“ (Heptá epí Thébas)
    („Lajos“, „Oidipus“ und „Die Sphinx“ gingen verloren)
  • EURIPIDES,
    „Die Phönikerinnen“ (Phoinissai)
    („Oidipus“ ging verloren)
  • XENOKLES,
    (keine Stückfragmente )
  • MELETOS,
  • SENECA
    „Oedipus“
    („Phoenissae“ ist nur fragmentarisch erhalten) .
  • PUBLIUS PAPINIUS STATIUS
    „Thebais“,

SENECAs Bearbeitungen waren entscheidend für die mittelalterlichen Versionen des Stoffes.

Erst mit der Renaissance tritt die Figur der Antigone erneut ins Blickfeld:

  • 1356–64 (nach anderen Quellen 1361–1375) verfasste GIOVANNI BOCCACCIO (1313–1375) „De claris mulieribus“ (dt.: Von großen Frauen), eine Überarbeitung der Schrift PLUTARCHs. Die „großen Frauen“ ist ein Geschichtswerk, in der BOCCACCIO etwa hundert Porträts verschiedenster realer, literarischer und mythologischer Frauenfiguren (Göttinnen, Hausfrauen, Künstlerinnen, gelehrte Frauen, Herrscherinnen) verewigte.
  • HANS SACHS' „Die unglück hafftig Königin Jocasta“ (1550)
  • 1533 übersetzte LUIGI ALAMANNI (1495–1556) das Stück erstmals ins Italienische.
  • 1573 gab es die erste französische Übersetzung durch ANTOINE DE BAIF (1532–1589).
  • 1580 veröffentlichte ROBERT GARNIER (1545–1590) sein religiöses Drama „Antigone ou La Piété“.
  • 1636 übersetzte MARTIN OPITZ (1597–1639) die „Antigone“ ins Deutsche.
  • 1638 wurde die „Antigone ou La Thébaïde“ von JEAN DE ROTROU (1609–1650) uraufgeführt.

Bei FRIEDRICH HÖLDERLIN (1770–1843) wurde die „Antigone“ (1804) zur Repräsentantin des Anarchischen (siehe HÖLDERLIN-Übersetzung in der PDF "Sophokles - Antigone").

1841 wurde das Stück in Potsdam unter der Leitung von LUDWIG TIECK mit der Musik von MENDELSSOHN-BARTHOLDY aufgeführt.

  • BWS-DEU2-0135-01.pdf (124.24 KB)

1917 veröffentlichte WALTHER HASENCLEVER (1890–1940) seine pazifistisch-expressionistische „Antigone“ (siehe PDF "Walther Hasenclever - Antigone") , wofür ihm im selben Jahr der Kleist-Preis verliehen wurde.

Neue Antigone-Dichtungen entstanden besonders nach zwei verheerenden Weltkriegen im 20. Jahrhundert als Ergebnis von Herrscherwillkür. Antigone wird nun zum Symbol der Friedenshüterin und des Widerstandes gegen autokratische Politik und der Verteidigung individueller Rechte:

  • Während der deutschen Besetzung Frankreichs schrieb JEAN ANOUILH (1910–1987) 1942 seine „Antigone“.
  • 1947 erschien ELISABETH LANGGÄSSERs (1899–1950) Kurzgeschichte „Die getreue Antigone“, in der Carola, deren Bruder im KZ umgekommen ist, das Grab eines unbekannten Soldaten pflegt. Ein junger Mann möchte sie von der Grabespflege abbringen. Beide Figuren vertreten gegensätzliche Positionen: Carola will den Frieden der Toten bewahren, für den jungen Mann ist der Tod der Endpunkt allen Seins und nicht wert, über ihn hinaus zu schaffen: Die Gegenwart allein zählt. Carola schafft es, den Nihilismus des jungen Mannes wenigstens teilweise überwinden zu helfen: Es gelingt ihr, dass er die Todesmesse mitsingt.
  • 1948 erschien BERTOLT BRECHTs (1898–1956) „Antigone - Modell 48“.
  • 1975 erschien ROLF HOCHHUTHs (geb. 1931) „Berliner Antigone“.
  • 1980 erschien GRETE WEILs (1906–1999) Roman „Meine Schwester Antigone“.
  • BWS-DEU2-0135-03.pdf (184.27 KB)
Lernhelfer (Duden Learnattack GmbH): "Rezeptionsgeschichte der Antigone." In: Lernhelfer (Duden Learnattack GmbH). URL: http://www.lernhelfer.de/schuelerlexikon/deutsch-abitur/artikel/rezeptionsgeschichte-der-antigone (Abgerufen: 17. September 2025, 19:35 UTC)

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