Direkt zum Inhalt

Pfadnavigation

  1. Startseite
  2. Deutsch Abitur
  3. 4 Literaturgeschichte
  4. 4.2 Vorbilder für die deutsche Literatur
  5. 4.2.2 Die Antike als Quelle europäischer Literatur
  6. Rezeptionsgeschichte der Antigone

Rezeptionsgeschichte der Antigone

SOPHOKLES selbst entnahm seinen Stoff einer alten thebanischen Sagengestalt.

Die Sage um Antigone als Hauptgestalt der Handlung reicht bis ins 4. Jahrhundert v. Chr. zurück. Erst mit der Renaissance tritt die Figur der Antigone erneut ins Blickfeld:

  • 1356–1364 verfasste GIOVANNI BOCCACCIO „De claris mulieribus“,
  • 1533 übersetzte LUIGI ALAMANNI das Stück erstmals ins Italienische,
  • 1573 gab es die erste französische Übersetzung durch ANTOINE DE BAIF,
  • 1636 übersetzte MARTIN OPITZ die „Antigone“ ins Deutsche,
  • bei FRIEDRICH HÖLDERLIN wurde die Antigone zur Repräsentantin des Anarchischen (1804).

Schule wird easy mit KI-Tutor Kim und Duden Learnattack

  • Kim hat in Deutsch, Mathe, Englisch und 6 weiteren Schulfächern immer eine von Lehrkräften geprüfte Erklärung, Video oder Übung parat.
  • 24/7 auf Learnattack.de und WhatsApp mit Bildupload und Sprachnachrichten verfügbar. Ideal, um bei den Hausaufgaben und beim Lernen von Fremdsprachen zu unterstützen.
  • Viel günstiger als andere Nachhilfe und schützt deine Daten.
Jetzt 30 Tage risikofrei testen
Your browser does not support the video tag.

Die „Antigone“ gehört zum großen Stoffkomplex um Ödipus, der seinen Vater erschlug und seine Mutter heiratete. Schon vor HOMER wurde er in den altgriechischen – nicht erhaltenen – Epen „Oidipodeia“ und „Thebais“ behandelt.

HOMER hat in seiner „Odyssee“ die tragische Geschichte um Ödipus und Iokaste erwähnt (11. Gesang, 271–280):

Hierauf kam Epikaste, die schöne, Ödipus' Mutter,
Welche die schrecklichste Tat mit geblendeter Seele verübet.
Ihren leiblichen Sohn, der seinen Vater ermordet,
Nahm sie zum Mann! Allein bald rügten die Götter die Schandtat.
Ödipus herrschte, mit Kummer behäuft, in der lieblichen Thebä,

Über Kadmos' Geschlecht, durch der Götter verderblichen Ratschluss.
Aber sie fuhr hinab zu den festen Toren des Todes,
Denn sie knüpft' an das hohe Gebälk, in der Wut der Verzweiflung,
Selbst das erdrosselnde Seil, und ließ unnennbares Elend
Jenem zurück, den Fluch der blutgeschändeten Mutter.

Die „Antigone“ von SOPHOKLES stammt aus der Zeit um 442 v. Chr. Der Stoff um Ödipus und seine Kinder wurde vom Autor in drei Werken verarbeitet:

  • „Ödipus der Tyrann“ (Oidipous Tyrannos)
  • „Ödipus auf Kolonnos“
  • „Antigone““

Neben den Bearbeitungen des SOPHOKLES haben mindestens zwölf andere antike Autoren den Ödipus-Mythos bearbeitet (wie u. a. WALTER KAUFMANN in „Tragödie und Philosophie“, S. 123, darlegt), u.a.:

  • AISCHYLOS:
    „Die Sieben gegen Theben“ (Heptá epí Thébas)
    („Lajos“, „Oidipus“ und „Die Sphinx“ gingen verloren)
  • EURIPIDES,
    „Die Phönikerinnen“ (Phoinissai)
    („Oidipus“ ging verloren)
  • XENOKLES,
    (keine Stückfragmente )
  • MELETOS,
  • SENECA
    „Oedipus“
    („Phoenissae“ ist nur fragmentarisch erhalten) .
  • PUBLIUS PAPINIUS STATIUS
    „Thebais“,

SENECAs Bearbeitungen waren entscheidend für die mittelalterlichen Versionen des Stoffes.

Erst mit der Renaissance tritt die Figur der Antigone erneut ins Blickfeld:

  • 1356–64 (nach anderen Quellen 1361–1375) verfasste GIOVANNI BOCCACCIO (1313–1375) „De claris mulieribus“ (dt.: Von großen Frauen), eine Überarbeitung der Schrift PLUTARCHs. Die „großen Frauen“ ist ein Geschichtswerk, in der BOCCACCIO etwa hundert Porträts verschiedenster realer, literarischer und mythologischer Frauenfiguren (Göttinnen, Hausfrauen, Künstlerinnen, gelehrte Frauen, Herrscherinnen) verewigte.
  • HANS SACHS' „Die unglück hafftig Königin Jocasta“ (1550)
  • 1533 übersetzte LUIGI ALAMANNI (1495–1556) das Stück erstmals ins Italienische.
  • 1573 gab es die erste französische Übersetzung durch ANTOINE DE BAIF (1532–1589).
  • 1580 veröffentlichte ROBERT GARNIER (1545–1590) sein religiöses Drama „Antigone ou La Piété“.
  • 1636 übersetzte MARTIN OPITZ (1597–1639) die „Antigone“ ins Deutsche.
  • 1638 wurde die „Antigone ou La Thébaïde“ von JEAN DE ROTROU (1609–1650) uraufgeführt.

Bei FRIEDRICH HÖLDERLIN (1770–1843) wurde die „Antigone“ (1804) zur Repräsentantin des Anarchischen (siehe HÖLDERLIN-Übersetzung in der PDF "Sophokles - Antigone").

1841 wurde das Stück in Potsdam unter der Leitung von LUDWIG TIECK mit der Musik von MENDELSSOHN-BARTHOLDY aufgeführt.

  • BWS-DEU2-0135-01.pdf (124.24 KB)

1917 veröffentlichte WALTHER HASENCLEVER (1890–1940) seine pazifistisch-expressionistische „Antigone“ (siehe PDF "Walther Hasenclever - Antigone") , wofür ihm im selben Jahr der Kleist-Preis verliehen wurde.

Neue Antigone-Dichtungen entstanden besonders nach zwei verheerenden Weltkriegen im 20. Jahrhundert als Ergebnis von Herrscherwillkür. Antigone wird nun zum Symbol der Friedenshüterin und des Widerstandes gegen autokratische Politik und der Verteidigung individueller Rechte:

  • Während der deutschen Besetzung Frankreichs schrieb JEAN ANOUILH (1910–1987) 1942 seine „Antigone“.
  • 1947 erschien ELISABETH LANGGÄSSERs (1899–1950) Kurzgeschichte „Die getreue Antigone“, in der Carola, deren Bruder im KZ umgekommen ist, das Grab eines unbekannten Soldaten pflegt. Ein junger Mann möchte sie von der Grabespflege abbringen. Beide Figuren vertreten gegensätzliche Positionen: Carola will den Frieden der Toten bewahren, für den jungen Mann ist der Tod der Endpunkt allen Seins und nicht wert, über ihn hinaus zu schaffen: Die Gegenwart allein zählt. Carola schafft es, den Nihilismus des jungen Mannes wenigstens teilweise überwinden zu helfen: Es gelingt ihr, dass er die Todesmesse mitsingt.
  • 1948 erschien BERTOLT BRECHTs (1898–1956) „Antigone - Modell 48“.
  • 1975 erschien ROLF HOCHHUTHs (geb. 1931) „Berliner Antigone“.
  • 1980 erschien GRETE WEILs (1906–1999) Roman „Meine Schwester Antigone“.
  • BWS-DEU2-0135-03.pdf (184.27 KB)
Lernhelfer (Duden Learnattack GmbH): "Rezeptionsgeschichte der Antigone." In: Lernhelfer (Duden Learnattack GmbH). URL: http://www.lernhelfer.de/schuelerlexikon/deutsch-abitur/artikel/rezeptionsgeschichte-der-antigone (Abgerufen: 24. November 2025, 19:38 UTC)

Suche nach passenden Schlagwörtern

  • Volltext
  • Antigone-Dichtungen
Jetzt durchstarten

Lernblockade und Hausaufgabenstress?

Entspannt durch die Schule mit KI-Tutor Kim und Duden Learnattack.

  • Kim hat in Deutsch, Mathe, Englisch und 6 weiteren Schulfächern immer eine von Lehrkräften geprüfte Erklärung, Video oder Übung parat.
  • 24/7 auf Learnattack.de und WhatsApp mit Bildupload und Sprachnachrichten verfügbar. Ideal, um bei den Hausaufgaben und beim Lernen von Fremdsprachen zu unterstützen.
  • Viel günstiger als andere Nachhilfe und schützt deine Daten.

Verwandte Artikel

Lateinische Literatur im 10. und 11. Jahrhundert

Die „Volkssprachen“ des 10. und 11. Jahrhunderts waren:

  • die lingua theodisca (Althochdeutsch) und
  • die lingua vulgaris (Altfranzösisch).

Sie lagen auch als Schreibsprachen vor. Ihnen gegenüber stand das klassische Latein als überregionale Verständigungssprache des Klerus sowie des Staates, das mit der wachsenden Macht des Klerus in dieser Zeit allbeherrschend wurde.

Friedrich von Schlegel: Beiträge zur Geschichte der modernen Poesie

KARL WILHELM FRIEDRICH VON SCHLEGEL verfasste mehrere programmatische Entwürfe zur Literatur, u. a. die an seinen Bruder AUGUST WILHEM gerichteten „Beiträge zur Geschichte der modernen Poesie und Nachricht von provenzalischen Manuscripten“ (siehe PDF "Friedrich Schlegel - Beiträge zur Geschichte der modernen Poesie"), die 1803 in der ersten Ausgabe der Zeitschrift „Europa“ veröffentlicht wurden.

Sophokles

* 496 v. Chr. in Kolonos (heute Athen, Griechenland)
† 406 v. Chr. in Kolonos (heute Athen, Griechenland)

SOPHOKLES gehörte zusammen mit AISCHYLOS und EURIPIDES zu den drei großen altgriechischen Tragödiendichtern. Er gilt als Neuerer der attischen Tragödie, da er es verstand, Inhalte und Aufführungspraxis entsprechend dem „Zeitstil“ anzupassen bzw. zu reformieren.

Er führte den dritten Schauspieler und damit eine weitere Rolle in die Handlung ein, verlagerte den Handlungsschwerpunkt vom Chor auf die Schauspieler und entwickelte die analytische Tragödie, die das Geschehen von rückwärts aufrollt. In den Mittelpunkt des Geschehens rückte er das nach Wahrheit und Selbsterkenntnis suchende Individuum.

SOPHOKLES war schon zu Lebzeiten sehr bekannt und beliebt und galt und gilt als Meister der tragischen Ironie, der gedanklichen Tiefe und sprachlichen Ausdruckskraft.

Petrarkismus und Schäferidylle als besondere Sujets des Barock

Petrarkismus bezeichnet die in Europa verbreitete Nachahmung und Umdichtung von FRANCESCO PETRARCAs Liebeslyrik „Rime in vita e morta di Madonna Laura“. Schäferdichtung dagegen nennt man jede Form der Dichtung, die Sujets des Hirtenlebens nutzt. Diese zwei Sujets, die Liebe und ein freies dörfliches Leben, waren eine Zeit lang die bestimmenden Themen des Barock. Daneben tauchte in der Literatur vor allem das im Zusammenhang mit den Verwüstungen im Dreißigjährigen Krieg häufiger werdende Vanitasmotiv auf.

Joseph von Eichendorff

* 10.03.1788 auf Schloss Lubowitz (bei Ratibor)
† 26.11.1857 in Neisse

EICHENDORFFs Gedichte, erst 1837 gesammelt erschienen, bilden neben denen BRENTANOs den Höhepunkt deutscher spätromantischer Lyrik. Sie sind gekennzeichnet durch volksliedhafte Schlichtheit in Sprache, Thematik und Form (vertont u. a. von FELIX MENDELSSOHN BARTHOLDY, ROBERT SCHUMANN, HUGO WOLF); Bilder der Natur (Wald, Tal, Bach) werden zum Ausdruck seelischer Regungen und Stimmungen.

Prägendes Motiv vieler Gedichte ist die Sehnsucht, der die Bewegung des Wanderns in eine unbestimmte Ferne entspricht. Hinter dem unbeschwert-fröhlichen Ton stehen oft Wehmut, Gedanken an Abschied und Tod, Trauer über einen Verlust. Viele Gedichte erschienen zuerst in Romanen und Erzählungen, die häufig dieselben Motive und Stimmungen in lyrisch-offenen Darstellungsformen behandeln.

Das gilt für den autobiographischen Roman „Ahnung und Gegenwart“, in dem die „schöne alte Zeit“ auf dem schlesischen Schloss verklärt und zugleich reflektiert wird, ebenso für die Erzählung „Aus dem Leben eines Taugenichts“, der Geschichte des wandernden Sängers, der sich dem bürgerlichen Leistungsstreben entzieht. In anderen Prosawerken spielen daneben die Problematik des Künstlers und zeitgeschichtliche Bezüge eine größere Rolle.

Ein Angebot von

Footer

  • Impressum
  • Sicherheit & Datenschutz
  • AGB
© Duden Learnattack GmbH, 2025