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Hans Jakob Christoffel von Grimmelshausen

* um 1621 Gelnhausen (Hessen)
† 17.08.1676 Renchen (Baden)

HANS JAKOB CHRISTOFFEL VON GRIMMELSHAUSEN war der bedeutendste deutsche Erzähler des 17. Jahrhunderts. In einer Zeit des galanten höfischen Romans erregte er durch seine volkstümliche, urwüchsige Sprache und seinen humoristischen Realismus Aufsehen und Interesse. Er schrieb fast alle seine Werke unter verschiedenen Pseudonymen, so auch den Schelmenroman „Simplicissimus“, der als erster deutscher Prosaroman von Weltrang seinen Ruhm begründete. Neben Romanen verfasste er Moralsatiren, Streitschriften sowie Kalender- und Anekdotenbücher.

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HANS JAKOB CHRISTOFFEL VON GRIMMELSHAUSEN war der bedeutendste deutsche Erzähler des 17. Jahrhunderts. Sein Leben und seine Person sind noch heute von Rätseln umgeben, was insbesondere darauf zurückzuführen ist, dass er fast nur unter Pseudonymen geschrieben hat, z. B. als GERMAN SCHLEIFHEIM VON SULSFORT oder als SAMUEL GREIFENSOHN VON HIRSCHFELD. Mit seinem „Simplicissimus“ war GRIMMELSHAUSEN der Verfasser des ersten weltweit beachteten deutschen Prosaromans.

GRIMMELSHAUSENs Lebensgeschichte war lange Zeit ins Dunkel gehüllt. Sie beruht weitestgehend auf Rückschlüssen aus seinen Schriften, die jedoch oft romanhaft fiktiver oder gar phantastischer Natur sind und dementsprechend meist keine sicheren Aussagen zulassen. Erst ab 1639 ist sein Lebensweg dokumentarisch nahezu lückenlos nachweisbar.
GRIMMELSHAUSEN wurde um 1621 (nach anderen Angaben 1622), vier Jahre nach Beginn des Dreißigjährigen Krieges, in Gelnhausen (Hessen), einem kleinen Städtchen nahe Frankfurt a.M. als Sohn eines protestantischen Gastwirts und Bäckers geboren. Nachdem sein Vater früh gestorben war, heiratete seine Mutter erneut und zog nach Frankfurt. GRIMMELSHAUSEN wurde daher von seinem Großvater in Gelnshausen großgezogen, der für eine Ausbildung in Lesen, Schreiben, Latein und Mathematik an der lutherischen Lateinschule sorgte. 1634 wurde die Stadt von kaiserlich-spanischen Truppen geplündert und die Bevölkerung massakriert. Der Junge floh nach Hanau, wo er, ähnlich wie Simplicissimus, der Held seines berühmtesten Romans, von Kroaten entführt wurde und 1635 in hessische Gefangenschaft geriet, deren Dauer unklar ist.
1636 wurde GRIMMELSHAUSEN zum Soldatendienst in die kaiserliche Armee gepresst und geriet als Trossjunge in die Schlacht bei Wittstock. 1637–1638 diente er in der schwedischen Armee in Westfalen, 1638 in der Armee des Grafen VON GÖTZ, 1639–1648 schließlich beim Regiment des Freiherrn VON SCHAUENBURG in der strategisch wichtigen badischen Stadt Offenburg, zu deren Verteidigung er sich als Garnisionssoldat gemeldet hatte und die bis zum Ende des Krieges gehalten werden konnte.
Etwa um 1643 wurde GRIMMELSHAUSEN aufgrund seiner Schreibkenntnisse in die Regimentskanzlei geholt, um 1645 begann er; als Regimentsschreiber zu arbeiten. Der Regimentssekretär JOHANNES WITSCH, der an der Universität Freiburg seinen Magister gemacht hatte, erkannte und förderte die besonderen Begabungen von GRIMMELSHAUSEN.
1647 fielen die Schweden und Franzosen in Bayern ein und GRIMMELSHAUSEN nahm als Sekretär im Regiment eines Schwagers von SCHAUENBURG am Feldzug in Bayern teil. Hier erlebte er mit dem Friedensschluss vom 24.10.1648 das Ende des Dreißigjährigen Krieges.
GRIMMELSHAUSEN kehrte nach Offenburg zurück. Nachdem er noch vor dem Kriegsende zum katholischen Glauben konvertiert war, heiratete er 1649 die Tochter eines Kameraden aus dem Regimentsstab, KATHARINA HENNINGER.
Es folgte eine Zeit, in der er sich seinen Lebensunterhalt mit den unterschiedlichsten Tätigkeiten verdiente. Er verwaltete die Schauenburgschen Güter in Gaisbach (Renchtal), diente als Burgvogt des Straßburger Arztes Dr. KÜFFER auf Schloß Ullenburg bei Gaisbach und betrieb 1656–1667 die Gaisbacher Weinwirtschaft „Zum silberner Stern“. Schließlich ließ er sich ab 1667 in Renchen am Schwarzwald als bischöflich-straßburgischer Amtsschulteiß nieder. Hier lebte er hoch angesehen und fand ausreichend Zeit zum Schreiben, bis er am 17.08.1676 starb.

Literarisches Schaffen

Mit GRIMMELSHAUSEN verbindet sich ein umfangreiches und bis in die heutige Zeit stark beachtetes literarisches Schaffen . Er war ein volkstümlicher Schriftsteller, der sich den zeitgenössischen höfisch-galanten Moderomanen (bis auf wenige Ausnahmen) verweigerte und sich einer direkten und urwüchsigen Sprache bediente. Hinter seinem oft derben und teilweise auch obszönen Humor steht immer ein sprachlich genauer Realismus. Neben Romanen schrieb er auch Moralsatiren, Streitschriften und Kalender- und Anekdotenbücher.
Er gilt heute als der wichtigste und bedeutendste deutsche Erzähler des 17. Jahrhunderts. Sein Leben und seine Person sind von vielerlei Rätseln umgeben, denn er liebte das Versteckspielen und schrieb die wenigsten seiner Bücher unter eigenem Namen. Er nutzte vielmehr eine Reihe von Pseudonyme n, so u. a.: SAMUEL GREIFNSON VOM HIRSCHFELD, PHILARCHUS VON TROMMENHEIM, ERICH STAINFELS VON GRUFENHOLM, MELCHIOR STERNFELS VON FUCHSHAIM, MICHAEL RECHULIN VON SEHMSDORFF. Zudem vermischte er in seinen Werken seine oft autobiografisch eingeflochtenen persönlichen Erlebnisse mit fiktiven oder sogar phantastischen Personen und Ereignissen. Trotz dieser vieler Parallelen und Überschneidungen mit dem eigenen Leben nutzte GRIMMELSHAUSEN das Medium des Schreibens nicht allein für die autobiografische Aufarbeitung, sondern vor allem, um in dieser seiner unsicheren, gewalttätigen Zeit eine Botschaft mitzuteilen. Aus seinen Werken spricht die Überzeugung, dass die diesseitige Welt kein Glück birgt und es nur eine Alternative gibt: sich aus der Welt zurückzuziehen und als Eremit in völliger Abgeschiedenheit sein Leben Gott zu widmen.
Die ersten überlieferten Werke stammen aus dem Jahr 1667 („Der Satyrische Pilgram“, „Die Histori vom keuschen Joseph in Egypten“), doch bekannt wurde er mit dem 1668 erschienenen, in der Manier des spanischen Schelmenromans geschriebenen „Der Abentheuerliche Simplicissimus Teutsch“. In diesem ersten deutschen Prosaroman von Weltrang und einem der berühmtesten Barockromane überhaupt vermischte GRIMMELSHAUSEN in sechs Büchern auf Basis eines religiösen Konzeptes geläufige Schwankstoffe mit eigenen Erlebnissen. Der Roman beschreibt die Abenteuer des Simplicius, des „Einfältigen“, in den Wirren des Dreißigjährigen Krieges. So entstand ein faszinierendes zeit- und kulturhistorisches Werk voller abenteuerlicher Spannung und hintergründigen, derben Humors, das vermittelt, dass man als Mensch ausschließlich über Erfahrungen zu Urteilen kommt. THOMAS MANN wertete den Roman als „... ein Erzählwerk von unwillkürlicher Großartigkeit.“

Der „Simplicissimus“ wurde praktisch für den lesekundigen Teil der Bevölkerung aus Adel und Bürgertum der erste „Bestseller“ im deutschen Sprachraum. Nur wenigen war jedoch bekannt, dass sich hinter dem Verfasser-Pseudonym GERMAN SCHLEIFHEIM VON SULSFORT in Wahrheit die anagrammatische Umstellung von CHRISTOFFEL GRIMMELSHAUSEN verbarg. Dieses Wissen geriet ebenfalls bald in Vergessenheit und erst 1838 wurde der wirkliche Autor herausgefunden.

  • BWS-DEU1-0542-01.pdf (1.7 MB)

Da der „Simplicissimus“ so erfolgreich war, entlehnte GRIMMELSHAUSEN Figuren aus diesem Werk und setzte deren Lebensweg in weiteren Büchern fort, z. B. in:

  • „Der seltzame Springinsfeld“ (1670) oder in
     
  • „Trutz Simplex“ (1670, PDF 2; die Hauptfigur, die „Landstörtzerin Courasche“ inspirierte BERTOLT BRECHT zu seinem Stück „Mutter Courage“).
  • BWS-DEU1-0542-02.pdf (271.59 KB)

Werke

Zu den Hauptwerke n von GRIMMELSHAUSEN gehören:

  • Der Satyrische Pilgram (1667)
     
  • Die Histori vom keuschen Joseph in Egypten (1667)
     
  • Der Abentheuerliche Simplicissimus Teutsch (1668, PDF 1)
     
  • Dietwalds und Amelinden anmuthige Lieb- und Leids-Beschreibung (1670)
     
  • Der Simplicanische zweyköpffige Ratio Status (1670)
     
  • Trutz Simplex Oder ... Lebensbeschreibung der Ertzbetrügerin und Landstörtzerin Courasche (1670, PDF 2)
  • BWS-DEU1-0542-03.pdf (257.47 KB)

 

  • Der erste Beernhäuter (1670)
     
  • Der seltzame Springinsfeld (1670, PDF 3)
     
  • Ewig währender Calender (1671)
     
  • Das wunderbarliche Vogel-Nest (1672)
     
  • Rathstübel Plutonis (1672)
     
  • Des abenteuerlichen Simplicii verkehrte Welt (1672)
     
  • Der stoltze Melcher (1672)
     
  • Des Durchleuchtigen Printzen Proximi und seiner ohnvergleichlichen Lympidae Liebs-Geschicht-Erzehlung (1672)
     
  • Der Teutsche Michel (1673)
     
  • Der Bart-Krieg (1673)
     
  • Das Simplicissimi Galgen-Männlin (1673, PDF 4)
  • BWS-DEU1-0542-04.pdf (112.93 KB)
Lernhelfer (Duden Learnattack GmbH): "Hans Jakob Christoffel von Grimmelshausen." In: Lernhelfer (Duden Learnattack GmbH). URL: http://www.lernhelfer.de/schuelerlexikon/deutsch/artikel/hans-jakob-christoffel-von-grimmelshausen (Abgerufen: 08. July 2025, 12:13 UTC)
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Exil und Innere Emigration

Mit dem Machtantritt der Nationalsozialisten am 30. Januar 1933 wurde die deutsche Kultur um ihre Vielfalt gebracht. Musiker, Maler, Schriftsteller, Philosophen erklärten ihre Gegnerschaft zum nationalsozialistischen Regime. Für viele von ihnen gab es nur einen Weg: den des Exils. Sie wurden von den Nationalsozialisten verfolgt und mussten um ihr Leben fürchten. Die Verfolgung durch die Nationalsozialisten geschah aus unterschiedlichsten Gründen (politische, rassische, religiöse Gründe). Andere blieben in Deutschland. Auch für sie gab es trotz erklärter Gegnerschaft zum Nazi-Regime Gründe für das Bleiben im Land.

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Die Rezeptionsgeschichte des Faustmotivs beginnt schon vor der Veröffentlichung des Faustbuches:

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Bunte Steine

Der Schriftsteller, Pädagoge und „begeisterte Landschaftsmaler“ (mehr als 160 Zeichnungen, Aquarelle und Ölbilder stammen aus seiner Hand) ADALBERT STIFTER (1805–1868) veröffentlichte seine Erzählungen „Bunte Steine“ 1853. Benannt sind diese sechs Geschichten nach Gesteinsvorkommen in seiner Heimat Oberösterreich. Außer der Erzählung „Katzensilber“ waren sie alle bereits in Zeitschriften abgedruckt worden. „Kalkstein“, z. B., erschien 1848 unter dem Titel „Der arme Wohltäter“, „Granit“ 1849 als „Die Pechbrenner“ und „Turmalin“ 1852 unter dem Titel „Der Pförtner im Herrenhause“.

STIFTER gilt als einer der bedeutendsten österreichischen Autoren des 19. Jahrhunderts. Unumstritten ist er jedoch der bedeutendste Biedermeierautor Österreichs. In unnachahmlicher Detailtreue und Ausdrucksgabe schilderte er Menschen, Landschaft und Natur. Seine Figuren „sollen nur durch das wirken, was sie sind ...“, bemerkte der Autor in der Vorrede zu seiner Sammlung. Er bevorzugte den mittleren Helden:

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