Leibniz, zur deutschen Sprache

GOTTFRIED WILHELM BARON VON LEIBNIZ war Philosoph, Historiker, Jurist und Mathematiker. Er gilt als letztes Universalgenie der Neuzeit. Unbestritten war er einer der größten deutschen Denker. HERZOG GEORG LUDWIG nannte ihn die „lebende Enzyklopädie“. Von ihm überliefert ist der Satz:

„Beim Erwachen hatte ich schon so viele Einfälle, daß der Tag nicht ausreichte, um sie niederzuschreiben.“

Leben und Werk

LEIBNIZ wurde am 01.07.1646 in Leipzig geboren. Sein Vater FRIEDRICH LEIBNIZ war Juraprofessor und seine Mutter Tochter eines Professors. Seine Eltern starben früh (1652 bzw. 1664). LEIBNIZ lernte mit vier Jahren lesen und brachte sich im Selbststudium bereits als Achtjähriger das Latein bei, das er wenige Jahre später perfekt beherrschte. Über seine Kindheit berichtete er selbst:

„Als ich heranwuchs, fand ich am Lesen von Geschichten ein außerordentliches Vergnügen. Die Historie und poesin auch notitiam rei literariüae habe ich als noch ein Knabe anstatt des Spiels geliebet.“

Er legte mit 17 Jahren die erste philosophische Prüfung ab und wurde mit 18 Magister. Während seines Studiums beschäftigte er sich mit

  • Philosophie,
  • Rechtswissenschaft,
  • Mathematik,
  • Logik,
  • Physik,
  • Alchemie.

Außerdem besticht sein Lebenswerk durch Beschäftigung mit

  • Politik,
  • Sprachwissenschaft,
  • Theologie,
  • Geschichte,
  • Geologie,
  • Technik.

LEIBNIZ promovierte 1666 (20-jährig) in Altdorf bei Nürnberg zum Doktor beider Rechte (weltliches und Kirchenrecht) und schlug danach in Leipzig die juristische Laufbahn ein. Bereits 1669 war er auswärtiges Mitglied der Pariser „Académie des Sciences“ geworden. 1673 nahm ihn die Royal Society (Londoner Akademie) als Mitglied auf. Mit 29 Jahren entdeckte LEIBNIZ die Infinitesimalrechnung (Unendlichkeitsrechnung).

Ab 1670 war er als Rat am kurfürstlichen Revisionsgericht in kurmainzerischen Diensten. Sein Interesse galt schon sehr früh mathematischen und ingenieurtechnischen Problemen. Sein Leitmotiv war THEORIA CUM PRAXI. Neben bahnbrechenden Arbeiten zur Infinitesimalrechnung hat LEIBNIZ mehrere technische Erfindungen gemacht.

Ab 1676 war er als Hofrat und Oberbibliothekar nach Hannover berufen. In diese Zeit fällt die Entwicklung seines Staffelwalzenrechners. Dieses mechanische System erlaubte den Zehnerübertrag und bei der Addition die Speicherung eines Summanden und damit die wiederholte Addition, womit die Multiplikation ausführbar war. Als der Rechner 1672 in London vorgestellt wurde, waren neben den vier Grundrechenarten auch das Potenzieren und das Ziehen der 2. und 3. Wurzel ausführbar. Ab 1685 begann er, in Hannover eine Geschichte des Herrschergeschlechtes der Welfen zu schreiben. Diese Aufgabe führte er zwar widerwillig jedoch mit einer solchen Emsigkeit und Gründlichkeit aus, dass er für viele als der Stammvater der wissenschaftlichen Geschichtsschreibung gilt. 1691 übernahm LEIBNIZ die Leitung der Wolfenbütteler Bibliothek. Er regte die Gründung eines Wissenschaftszentrums nach französischem und englischem Vorbild an und wird Präsident der Berliner „Societät der Wissenschaften “ im Jahre 1700 an. Aus dieser entstand die heutige Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.

1711 war es zur ersten Begegnung zwischen LEIBNIZ und PETER DEM GROSSEN gekommen. Der Zar nahm an den Feierlichkeiten anlässlich einer Hochzeit im damals sächsischen Torgau an der Elbe statt, und LEIBNIZ gelang es, eine Audienz zu erhalten. Dort überreichte er dem Zaren ein Reformprogramm für Russland, das dieser interessiert annahm. Der Zar verlieh ihm den Titel eines Russischen Geheimen Justizrates.
1713 wurde er in Wien zum Reichshofrat ernannt.

Die letzten Lebensjahre von LEIBNIZ – er starb am 14.11.1716 in Hannover – wurden von dem Prioritätsstreit mit ISAAC NEWTON überschattet.
LEIBNIZ erkannte, dass das Dualsystem für die Rechentechnik besser geeignet ist als das Dezimalsystem, und entwarf 1676 einen dualen Kugelrechner, der in einer Schrift von 1679 beschrieben ist.

Auf dem Gebiet der Philosophie schrieb LEIBNIZ

  • Neue Versuche über den menschlichen Verstand (1703),
  • Theodizee („Essais de theodicée sur la bonté de Dieu, la liberté de l'homme et l'origine du mal“ 1710) und
  • Monadologie („La monadologie“, 1714).

Seine wichtigsten sprachwissenschaftlichen Werke warenBild

  • Ermahnung an die Teutsche, ihren verstand und sprache beßer zu üben, samt beygefügten vorschlag einer Teutsch=gesinten gesellschafft  (PDF 1)
  • Unvorgreiffliche Gedancken, betreffend die Ausübung und Verbesserung der Teutschen Sprache (PDF 2)

LEIBNIZ hinterließ kein systematisches sprachwissenschaftliches Werk.  

Er fasste die Sprache in Unvorgreiffliche Gedancken, betreffend die Ausübung und Verbesserung der Teutschen Sprache“ als „Spiegel des Verstandes“ auf, für ihn bestand sie aus

  • Sätzen,
  • Worten, schließlich aus
  • Zeichen als kleinste, abstrakte Einheiten der Sprache.

Mit dem Zeichen gelingt es dem Menschen „das Wort an die Stelle der Sache “ zu setzen. Es müsse sich eine Begriffssprache fassen lassen, die ebenso eindeutig ist wie die Mathematik.
Eingedenk dessen, dass sich jedem Begriff ein Zeichen zuordnen lassen müsse, beklagt er sich, dass es den

„Teutschen nicht am Vermögen, sondern am Willen gefehlet, ihre Sprache durchgehends zu erheben. Denn weil alles was der gemeine Mann treibet, wohl in Teutsch gegeben, so ist kein Zweiffel, dass dasjenige, so vornehmen und gelehrten Leuten mehr fürkommt, von diesen, wenn sie gewolt, auch sehr wohl, wo nicht besser in reinem Teutsch gegeben werden können.“

Vor allem Unwissenheit beklagt LEIBNIZ: Der „gemeine Man“  gebärde sich oft so „als ein taubgebohrener von einen herrlichen Concert zu urtheilen vermag.“
Er appellierte an die Wissenschaftler, sich durch kultiviertes Sprechen der deutschen Sprache anzunehmen, um sie so zu verbessern. Sein Bestreben war es „Verstand, Gelehrsamkeit und Beredsamkeit“ zu vereinen.

In einer Zeit als die Sprachgesellschaften bemüht waren, die deutsche Sprache von Fremdwörtern zu säubern, sprach er sich für die Nützlichkeit derselben aus:

„Ich will doch gleichwohl gern jedermann recht thun, und also nicht in Abrede seyn, dass mit diesem Frantz- und Fremd-entzen auch viel Gutes bey uns eingeführet worden; man hat gleichwie von den Italiänern die gute Vorsorge gegen ansteckende Kranckheiten, also von den Frantzosen eine bessere Kriegs-Anstalt erlernet, darin ein freyherrschender grosser König andern am besten vorgehen können; man hat mit einiger Munterkeit im Wesen die Teutsche Ernsthafftigkeit gemässiget, und sonderlich ein und anders in der Lebens-Art etwas besser zur Zierde und Wohlstand, auch wohl zur Beqvemlichkeit eingerichtet, und so viel die Sprache selbst betrifft, einige gute Redens-Arten als fremde Pflantzen in unsere Sprache selbst versetzet.“

Er regte an, sich mit den deutschen Dialekten zu beschäftigen und darüber hinaus die Sprachgeschichte zu berücksichtigen,

„das Alt-Gothische, Alt-Sächsische und Alt-Fränckische, wie sichs in uralten Schrifften und Reimen findet, daran der treffliche Opiz selbst zu arbeiten gut gefunden.“

Darüber hinaus sollte sich auch mit der Sprache der

„alten Gallier, Celten, und auch Scythen“

beschäftigt werden, von deren Sprachen Reste im Deutschen vorhanden sind. Es ist die Suche nach den Ursprüngen der Völker, die LEIBNIZ anregt.

Stand: 2010
Dieser Text befindet sich in redaktioneller Bearbeitung.

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