Stereotype
Stereotype sind Verallgemeinerungen, die unsere Wahrnehmung, unser Denken, Sprechen und Handeln prägen. Ein Beispiel für eine solche Verallgemeinerung wäre die Aussage: „Die Deutschen essen Eisbein und Sauerkraut“. Mit ihren vereinfachenden Urteilen erleichtern Stereotype die Orientierung in einer komplexen Welt.
Stereotype wirken oft unbewusst und werden in vielen Fällen pauschal angewandt. Sie können die Kommunikation zwischen Sprechern unterschiedlicher kultureller Herkunft erschweren; etwa wenn Erwartungen nicht eingelöst werden oder ein festgefügtes Bild die erforderliche Offenheit für neue Erfahrungen verhindert. Deshalb sollten bisherige Erfahrungen oder Kenntnisse nur als mögliche Interpretationen eines kulturellen Kontextes herangezogen und nicht zu unumstößlichen Kategorien geformt werden.
Für einen Fremdsprachenlerner sind nicht nur sprachliche Kenntnisse, sondern auch Informationen über den kulturellen Kontext der Situation, der Sprecher etc. wichtig. Wenn wir uns nicht vor Augen halten, dass kulturelle Kontexte komplex sind und sich stetig ändern, besteht die Gefahr, in Stereotype zu verfallen.
Stereotype als soziale Konzepte
Stereotype sind Verallgemeinerungen, die durch einfache Kategorien die komplexe Welt reduzieren und ordnen helfen. Bei ihnen handelt es sich um so genannte soziale Konzepte, das heißt, dass sie in einer Gemeinschaft weit verbreitet sind, weil die Mitglieder der Gemeinschaft sie als Alltagswissen erworben haben. Sie müssen aber nicht automatisch von allen Mitgliedern akzeptiert sein. Ein Stereotyp wie „Alle Spanier sind Machos“ wird vermutlich nur von wenigen Mitgliedern der deutschen Sprachgemeinschaft als richtig benannt werden. Auch müssen Stereotype nicht von allen Mitgliedern einer Sprachgruppe geteilt werden.
Stereotype finden sich in Form von Wörtern („Krauts“ für Deutsche aus britischer Sicht), Aussagen („Die Deutschen reservieren im Urlaub morgens ihre Liegestühle mit dem Handtuch.“), Sprichwörtern, Rätseln oder Witzen. Sie beziehen sich auf Regionen, Kulturen, Religionen, Altersgruppen, Berufsgruppen, soziale Schichten und so fort.
Es gibt zwei Arten von Stereotypen, die allerdings eng zusammenhängen:
Autostereotype | Heterostereotype |
die eigene Gruppe betreffend | eine andere Gruppe betreffend |
differenzierter | weniger differenziert |
eher positiv konnotiert | eher negativ konnotiert |
Die kognitive, soziale und politische Funktion von Stereotypen
- Die kognitive Funktion von Stereotypen hilft, die Komplexität der Welt zu reduzieren, indem Eindrücke in Form von Kategorien geordnet werden und so die Orientierung erleichtert wird.
- Die soziale Funktion hängt eng mit Auto- und Heterostereotypen zusammen, weil sie eine Gruppenzugehörigkeit nach außen exponiert. „Die vom XY-Gymnasium“ werden als arrogant klassifiziert, damit die eigene Gruppe (und damit man selbst) besser dasteht. Die Abwertung der fremden Gruppe mittels Stereotypen dient also der Aufwertung der eigenen Gruppe und damit der eigenen Person.
- Die politische Funktion dient der Legitimation. So wurde zum Beispiel die mehrheitlich schwarze Bevölkerung in Südafrika per stereotyper Beschreibung abklassifiziert, damit die weiße Minderheit das diskriminierende Apartheid-Regime, also die Rassentrennung, einführen konnte.