Cartoon, Geschichte

Der erste Comic

Die Geschichte des Cartoons begann mit einem Dinosauriermädchen namens Gertie. 1914 bekam das Kinopublikum in Chicago WINSOR McCAYs animiertes Werk vorgestellt - und war restlos begeistert.
Der Film war als Unterhaltungsmedium schon gute 20 Jahre alt. Der Talkie (Tonfilm) war zwar noch nicht erfunden, die bewegten Bilder den Kinogängern aber wohl vertraut. Zu dieser Zeit herrschte eine ausgeprägte Comic-Strip-Kultur. Auch Gertie-Erfinder McCAY war ein renommierter Comic-Strip-Künstler, der sich mit Little Nemo längst einen Namen gemacht hatte.
Gertie the Dinosaur war ein bewegter Comicstrip. Die Begeisterung des Publikums darüber, gezeichnete Bilder animiert zu sehen, übertraf dennoch alle Erwartungen.
Zunächst hielt sich diese Begeisterung auch, vermutlich des Neuheitscharakters wegen. Doch da die frühen Cartoons - schwarzweiß und stumm - zunächst eher eine Aneinanderreihung von Bildern, als abgeschlossene Geschichten darstellten, verebbte die Begeisterung, als sich die Kinogänger einmal an die neue Filmart gewöhnt hatten, vorerst wieder.

WALT DISNEY & The Golden Cartoon Age

Ab den 1920er-Jahren erlaubte es die fortschreitende Technik, farbige Cartoons herzustellen. Der Durchbruch aber kam 1928, als mit Steamboat Willy von WALT DISNEY der erste Mickey-Mouse-Ton-Cartoon ausgestrahlt wurde. Für DISNEY, der zuvor bereits mit Alice and Cartoonland erste Erfahrungen in dem Gebiet gesammelt hatte, begann nun ein glanzvoller und sagenumwobener Aufstieg.

Amerika litt in den 1930er-Jahren unter der Great Depression. Die allgegenwärtige Sorge trieb die Amerikaner in die Kinos, wo sie Ablenkung von dem tristen Alltag suchten. Die lustigen und kurzweiligen Cartoons vor dem Hauptfilm waren eine ideale Einstimmung auf den bevorstehenden „Urlaub vom Alltag“ und extrem beliebt. Deshalb werden die 1930er-Jahre auch als The Golden Cartoon Age bezeichnet.
Zunächst schien es, als sei WALT DISNEY alleiniger Cartoon-Zauberer auf weiter Flur. Zwar wurden auch andere Zeichentrickfilme gezeichnet (der Comic-Strip-Held Popeye etwa wurde in dieser Zeit von den Fleischer-Studios zu Leinwandleben erweckt) doch keiner konnte DISNEY das Wasser reichen.
Mickey Mouse avancierte zum Superstar und entwickelte sich analog zu DISNEYs künstlerischem Heranreifen weiter. 1937 hatte DISNEY sich so perfektioniert, dass er sich an seinen ersten richtigen Zeichentrickspielfilm wagte: Snow White war ein atemberaubender Erfolg und führte dazu, dass DISNEY sich fortan auf Cartoon-Langfilme (Pinocchio, Bambi, Fantasia, Dumbo) konzentrierte, um die nach wie vor beliebten Kurz-Cartoons seinen Zeichnern zu überlassen.
Auf diesem Gebiet aber begannen nun auch andere Talente sich zu entfalten. Im LEON-SCHLESINGER-Studio, das im Auftrag der Warner Brothers zeichnete mischte TEX AVERY die Szene kräftig auf. Er kreierte Cartoon-Persönlichkeiten wie Bugs Bunny (1940), Porky Pig (1935) oder Daffy Duck (1932) die zunächst in den Looney Tunes und später in Merrie Melodies ihre über die Jahre immer skurrileren Abenteuer erlebten. Unvergessen ist der virtuose Stimmkünstler MEL BLANC, der Bugs und Co. Seine Stimme lieh.
Da der Tonfilm noch jung war, hörten die Kinobesucher genauer hin, als heute. Dies erklärt auch, warum DISNEY mit seinen Silly Symphonies so viel Erfolg hatte. Diese Kurzfilm-Serie, in der 1934 auch Donald Duck debütierte, war oft um klassische Musikstücke angelegt und immer Detail verliebt orchestriert. Die Liste berühmter Klassiker ist lang. Als Meisterwerke werden bis heute Episoden wie The Skeleton Dance (1929) oder The Ugly Duckling (1934) gehandelt.

Der Comic im zweiten Weltkrieg

Der Zweite Weltkrieg veränderte das Cartoonwesen spürbar. Hollywood begleitete den Kriegsbeitritt Amerikas mit zahllosen Propagandafilmen. Ebenso die Cartoon-Studios: Popeye etwa, trat der Marine bei und bekämpfte Cartoon-Nazis, Bugs Bunny warb für Kriegsanleihen, und DISNEY drehte den Propagandastreifen Victory Through Air Power. Warner produzierte gar einen Propaganda-Cartoon speziell für die Soldaten im Einsatz. Schusseliger Held war der Gefreite Private Snafu, der in seiner liebenswürdigen Naivität all jene Fehler beging, die ein guter Soldat vermeiden sollte. Die Serie war ausschließlich dem Armee-Gebrauch vorbehalten.

Der Comic erobert das Fernsehen

In den frühen 1950ern prägte das massenweise Aufkommen des Fernsehens die Cartoon-Landschaft. Der Aufstieg von MGM begann. Pussy Gets The Boot stellte einem begeisterten Publikum das neueste Cartoon-Star-Duo Tom and Jerry vor.
Die Cartoon-Produzenten konzentrierten sich jetzt auf das neue Medium Fernsehen, das den Kinos deutlich die Zuschauer abspenstig machte. Zwar produzierte DISNEY weiter seine Zeichentrick-Langfilme (Peter Pan, Onehundredandone Dalmations, Cinderella, Sleeping Beauty), erschloss aber auch mit seiner wöchentlich ausgestrahlten Disneyland-Show den TV-Markt.
Überhaupt wurden mit dem Fernsehen auch die Verknüpfung Comics-Kinder gemacht. Plötzlich waren Kinder als Publikum gezielt ansprechbar. Die alten Kino-Cartoons aus den 1920er und 1930er-Jahren wurden im Fernsehen in Kinderprogrammen „recycelt“ und schnell waren die Kinder als dankbare neue und riesige Zielgruppe erkannt. Der Samstagmorgen wurde als Sende-Lücke entdeckt und mit Cartoon-Programmen, wie sie bis heute laufen, gefüllt.

Doch auch wenn Zeichentrickfilme jetzt ausdrücklich an Kinder gerichtet waren, erfreuten sie sich doch weiter auch bei Erwachsenen großer Beliebtheit. Hanna Barbera Productions war einer der erfolgreichsten TV-Cartoon-Lieferanten. Einige der Produktionen waren so beliebt, dass sie auch den Weg ins Abendprogramm fanden. Ab den 1960ern etwa The Flintstones, ab den 1970ern Scooby Doo.
Allgemein betrachtet flaute die Qualität der Cartoons Ende der 1960er-Jahre jedoch ab. WALT DISNEYs Tod 1966 war zudem ein harter und spürbarer Schlag. Die Großproduktionen gingen zwar weiter, verloren aber an Glanz und Zauber. Abgesehen von einigen Dauerbrennern wie Tom and Jerry oder erfolgreichen Ausnahmen Scooby Doo, wurden jetzt vorzugsweise einmalige TV-Cartoon-Filme gedreht.
Beliebt waren Kinderbuch-Adaptionen, etwa DR. SEUSS' How The Grinch Stole Christmas!. Ende der 1960er-Jahre war der beste Trickfilm das von Independent-Regisseur GEORGE DUNNING erschaffene Yellow Submarine (1968), ein psychedelischer Cartoon-Musikfilm um und über die Musik der britischen Erfolgsband THE BEATLES.

Es ging, verglichen mit der Golden Age, ähnlich traurig weiter. Mit Fritz The Cat floppte der Versuch, den Comic des Underground-Künstlers ROBERT CRUMB zu verfilmen. Auch eine Cartoon-Adaption von J. R. R. TOLKIENs Lord of the Rings wurde ein grandioser Misserfolg.
In den 1980er-Jahren nahmen die Einflüsse aus anderen Ländern, vorzugsweise dem asiatischen Raum zu. Amerikanische Cartoon-Serien waren flach erzählte aber Action geladene Serien wie He-Man.
Doch in den 1990er-Jahren erholte sich die Szene wieder. Serien wie Batman - The Animated Series, The Ren & Stimpy Show, vor allem aber The Simpsons, Futurama und Southpark wurden Riesenerfolge, die erneut ins Prime-Time-Fernsehprogramm aufgenommen wurden.

Stand: 2010
Dieser Text befindet sich in redaktioneller Bearbeitung.

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