Bundesland Niedersachsen

Niedersachsen ist ein großes Bundesland im Nordwesten von Deutschland (Bild 1). Es grenzt im Norden an die Nordsee, den Stadtstaat Hamburg und Schleswig-Holstein, im Osten an Mecklenburg-Vorpommern, Brandenburg und Sachsen-Anhalt, im Süden an Thüringen, Hessen und Nordrhein-Westfalen und im Westen an die Niederlande. Der Stadtstaat Bremen wird vollständig von Niedersachsen umschlossen. Im Bundesland Niedersachsen leben knapp 8Mio. Menschen (2010) auf einer Fläche von 47613 km². Die Landeshauptstadt Hannover liegt in der Osthälfte des Bundeslandes.

Niedersachsen wurde am 1.11.1946 durch die britische Militärregierung aus der ehemaligen preußischen Provinz Hannover und den Ländern Braunschweig, Oldenburg und Schaumburg-Lippe gebildet. 1947 wurden Teile des Landes Bremen angegliedert.

Niedersachsen - Übersicht

Niedersachsen - Übersicht

Naturraum

Der überwiegende Teil Niedersachsens gehört dem von der Saale-Eiszeit geprägten und überformten Norddeutschen Tiefland an. Dieser nördliche Teil wird als Geest von eiszeitlichen Moränen, Sandern und Talsandbildungen wie der Lüneburger Heide aufgebaut. Dazwischen liegen vermoorte Niederungen und teils ausgedehnte Hochmoore. Zwischen Geest und Küstensaum sowie entlang der Unterläufe von Ems, Weser und Elbe liegen von Deichen geschützte Marschengebiete. Zum Schutz vor verheerenden Sturmfluten und gleichzeitig als Maßnahme zur Landgewinnung wurden Polder angelegt.
Die seit 1600 durch Deiche und Polder (Groden) zu Marschland umgewandelte Harlebucht reichte im Mittelalter noch bis Wittmund. An den Marschensaum der Küste schließt sich das Watt an, in dem die sieben Ostfriesischen Inseln liegen. Als Niedersächsisches Wattenmeer ist dieser Landesteil als Nationalpark ausgewiesen.

Im Süden geht das Tiefland in die Lössbördenzone über, die den Gebirgssaum der folgenden Mittelgebirge begleitet. Zwischen Weser und Harz hat Niedersachsen Anteil an der mitteldeutschen Gebirgsschwelle. Hierzu gehören z. B. Solling, Ith, Deister, Hildesheimer Wald, Elm und Süntel. Die höchste Erhebung Niedersachsens ist der 972 m hohe Wurmberg im Harz.
Die Hauptflüsse sind Ems, Weser und Elbe, die durch Kanäle miteinander verbunden sind.
 

Das Klima in Niedersachsen ist im Norden durch den Atlantik bzw. die Nordsee geprägt. Nach Südosten nimmt es zunehmend kontinentale Züge an. Im Jahresdurchschnitt fallen etwa 600 bis 800 mm Niederschlag. Nur die hoch über das Tiefland hinausragende Westflanke des Harzes erhält örtlich weit über 1200 mm. Die ergiebigen Regenfälle im Harz sind die Grundlage für die Fernwasserversorgung weiter Teile Niedersachsens und der Stadt Bremen (Bild 4). Zwischen 1929 und 1969 wurden im Harz große Talsperren gebaut. Sie dienen nicht nur der Trinkwasserversorgung, sondern auch der Energieerzeugung und sind beliebte Ausflugsziele.
Wald bedeckt gut 20 % der Landesfläche, vor allem in der Mittelgebirgsschwelle.
 

Bevölkerung

Niedersachsen liegt fast ganz im Bereich des niederdeutschen Sprachraumes. Die im äußersten Nordwesten lebenden Friesen pflegen ihre eigene Sprache. In den Harz haben Bergleute aus dem Erzgebirge die oberdeutsche Sprache eingeführt.
Die Bevölkerungsverteilung ist in Niedersachsen sehr unterschiedlich. Einer relativ hohen Bevölkerungsdichte im stärker industrialisierten südlichen Landesteil, besonders im Verdichtungsraum Hannover, steht eine sehr geringe Dichte im Norden gegenüber. Für die Besiedlung des Harzes war der heute bedeutungslos gewordene Bergbau auf Silber-, Blei-, Kupfer-, Zinkerze und Schwerspat von entscheidender Bedeutung.
Mehr als die Hälfte der Bevölkerung gehören den evangelischen Landeskirchen an, knapp 20 % der katholischen Kirche.
Niedersachsen hat Universitäten in Göttingen, Oldenburg, Osnabrück, Hannover, Hildesheim und Lüneburg, Technische Universitäten in Braunschweig und Clausthal-Zellerfeld, eine medizinische und tierärztliche Hochschule in Hannover, eine Hochschule für Bildende Künste in Braunschweig und eine Hochschule für Musik und Theater in Hannover.

Fernwasserversorgung aus dem Harz

Fernwasserversorgung aus dem Harz

Landeshauptstadt Hannover

Die Stadt liegt am Südrand des Norddeutschen Tieflandes an Leine und Mittellandkanal. Hannover ist eine bedeutende Industrie- und Handelsstadt, Verwaltungs- und Kulturzentrum. Es ist Sitz der Landesregierung. Auch Forschungsinstitute sind in Hannover angesiedelt, z. B. die Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe und die Akademie für Raumforschung und Landesplanung. Wichtige Industriebranchen sind Maschinen- und Fahrzeugbau, Gummiindustrie, Herstellung von Bürobedarf, Nahrungs- und Genussmittel-, elektrotechnische und elektronische sowie chemische Industrie. Große Wirtschaftsunternehmen und Versicherungen haben in Hannover ihren Sitz.

In der Messestadt finden regelmäßig Ausstellungen von internationaler Bedeutung statt, so die Hannovermesse und die CeBIT. Das umfangreiche Messegelände war Schauplatz der Weltausstellung EXPO 2000, die unter dem Motto „Mensch-Natur-Technik“ stand. Hannover verfügt über eine hervorragende Verkehrslage mit einem internationalen Flughafen in Langenhagen, vier Häfen am Mittellandkanal und einem Autobahnkreuz. Die weitläufigen Wald- und Grüngebiete, Parkanlagen und der 1934–1936 angelegte Maschsee verleihen Hannover einen hohen Wohn- und Freizeitwert.
Nach starken Zerstörungen im Zweiten Weltkrieg wurde eine moderne City aufgebaut. Einige historische Gebäude konnten erhalten oder wiederaufgebaut werden, darunter die Marktkirche, das Alte Rathaus, das Neue Rathaus und das Leineschloss. Die barocken Gartenanlagen in Hannover-Herrenhausen sind Ziel zahlreicher Besucher.

Wirtschaft und Verkehr

Knapp 60 % der Landesfläche Niedersachsens werden landwirtschaftlich genutzt. Beste Voraussetzungen für den Ackerbau bieten die Lössböden der Braunschweig-Hildesheimer Börde. Neben Weizen und Zuckerrüben werden dort auch Sonderkulturen wie Spargel angebaut. In den Fluss- und Küstenmarschen herrscht Grünlandwirtschaft mit Viehzucht vor. Gemüse wird besonders zwischen Hannover und Braunschweig und im Emsland angebaut, Gemüse und Obst in den Marschlandschaften Altes Land und Land Kehdingen.

Eine bedeutende Rolle spielt die Viehwirtschaft. Im Raum Südoldenburg entstanden ab etwa 1960 große Schweine- und Geflügelmastbetriebe (Bild 7). Einige dieser Betriebe haben sich zu Erzeugergemeinschaften zusammengeschlossen, um die hohen Investitionskosten tragen zu können. Die konzentrierte Massentierhaltung bringt Probleme mit sich. Der erhöhte Einsatz von Antibiotika und die Ausbringung der anfallenden Gülle als Düngemittel auf die Felder bringt langfristig die Trinkwasserversorgung der Bevölkerung in Gefahr. Die Stickstoffeinträge in das Grundwasser können den Nitratgehalt im Trinkwasser in gesundheitsgefährdender Weise steigern (Bild 8).

Fast 100 % der deutschen Erdgasförderung findet in Niedersachsen statt. Über 70 % des heimischen Erdöls wird ebenfalls dort gefördert. Die Fördergebiete für Erdgas liegen in den Räumen Emsland, Südoldenburg, Sulingen und Söhlingen, für Erdöl im Emsland und Celle-Gifhorn. Im Raum Celle-Hannover werden Stein- und Kalisalze, im Raum Helmstedt Braunkohle abgebaut.

Entwicklung der Tierbestände in den Landkreisen Vechta und Cloppenburg in Südoldenburg

Entwicklung der Tierbestände in den Landkreisen Vechta und Cloppenburg in Südoldenburg

Nitratgehalt im Trinkwasser des Landkreises Vechta

Nitratgehalt im Trinkwasser des Landkreises Vechta

Die Industrie konzentriert sich im südlichen Niedersachsen. Schwerpunkte bilden die Eisenerzverhüttung sowie die Eisen- und Stahlverarbeitung im Gebiet Salzgitter-Peine. Die bedeutendsten Industriezweige sind Fahrzeugbau, besonders in Wolfsburg, Maschinenbau, Elektrotechnik und Nahrungsmittelindustrie. Die beiden Industriestädte Salzgitter und Wolfsburg sind übrigens Gründungen der Nationalsozialisten. An der Küste findet man Schiffbau, chemische und petrochemische Industrie sowie Fischverarbeitung. Eine der international bekanntesten Werften, die sich auf den Bau von großen Kreuzfahrtschiffen und Gastankern spezialisiert hat, liegt allerdings im Hinterland in der Stadt Papenburg an der Ems.

Der Fremdenverkehr spielt in den Nordseebädern, vor allem auf den Ostfriesischen Inseln, in der Lüneburger Heide und im Harz eine große Rolle.
Zur umfangreichen Verkehrsinfrastruktur zählt neben dem Straßennetz und dem Eisenbahnnetz auch ein beachtliches Netz von Binnenwasserstraßen. Dortmund-Ems-Kanal, Elbeseitenkanal, Mittellandkanal und Küstenkanal sind für Europaschiffe bis1350 t befahrbar. Die wichtigsten Seehäfen sind Wilhelmshaven, Brake und Nordenham. Auch die Fährverbindungen zu den Inseln sind gut ausgebaut.

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