Elbrus – König des Kaukasus

Der Kaukasus – ein junges Faltengebirge zwischen zwei Meeren

Der Kaukasus ist ein junges Faltengebirge, dass sich auf der Landbrücke zwischen dem Schwarzen Meer und dem Kaspischen Meer befindet und sich von Nordwesten nach Südosten erstreckt. Das Kaspische Meer ist geografisch ein See, da keine Verbindung mit den Weltmeeren besteht. Der Kaukasus wird gelegentlich als Großer Kaukasus bezeichnet, da für den nördlichen steilen Abfall des Armenischen Hochlands, das mancherlei gemeinsame Züge mit dem Kaukasus aufweist, auch der Name Kleiner Kaukasus existiert. Zwischen beiden verläuft die vielgestaltige transkaukasische Senke, die meist Transkaukasien genannt wird. Dem Nordabfall des Kaukasus vorgelagert ist das nordkaukasische Kaukasusvorland bzw. der Nordkaukasus, die ehemalige Randsenke bei der Gebirgsbildung. Dort befindet sich das Bäderdreieck mit Thermal- und Mineralquellen in den Städten Kislowodsk, Jessentuki, Shelesnowodsk und Mineralnyje Wody. In dieser Randsenke verläuft eine natürliche Grenze zwischen Europa und Asien, die dann als festgelegte Grenze fortgeführt wird (Manytsch-Ebene, Ural-Fluss, Ural-Gebirge). Aber diese Grenze ist nicht unproblematisch, und somit wird heute oft vom Doppelkontinent Eurasien gesprochen. Auf jeden Fall ist mit der genannten Grenze die auch bei Geografen und Bergsteigern verbreitete Meinung, dass der Elbrus der höchste Berg Europas sei, abgewiesen. Der Elbrus wäre allerdings mehr als 800 m höher als der Montblanc.

Mit einer Länge von 1200 km, einer Breite von 60 bis 120 km und einer durchschnittlichen Höhe der Pässe von 3000 m (Mamisson-Pass 2829 m) ist der Kaukasus eine gewaltige Mauer, die sich insbesondere als Klimascheide auswirkt. So erreichen die boráartigen kalten Fallwinde nicht die subtropische Küste bei Sotschi und Gagra. Über die Pässe führen drei berühmte Heerstraßen, die Suchumi-, Ossetische- und Georgische-Heerstraße. Wegen seiner gradlinigen Erstreckung und seiner Geschlossenheit kann der Kaukasus mit den Pyrenäen verglichen werden. Im Vergleich mit den Alpen ist der Kaukasus außerordentlich verkehrsfeindlich, da Längstäler fehlen, die Quertäler in ihren Durchbrüchen vielfach schluchtartige Engtalstrecken aufweisen, und am Gebirgsrand am Schwarzen Meer bzw. Kaspischen Meer nur eine schmale Fußfläche existiert.

Im Wesentlichen besteht der Kaukasus aus einer Hauptkette mit Verzweigungen (Seitenkämmen), die meist nach Süden verlaufen. Nur an der Nordabdachung, und dort überwiegend im Westen, gibt es Parallelketten. Dem Hauptkamm (Bild 1) sind in Folge starker tektonischer Beanspruchung des Gebirgskörpers zwei mächtige Vulkane, Elbrus (5642 m) und Kasbek (5047 m), aufgesetzt. Sie sind die Eckpfeiler des Zentralen Kaukasus. Nach Westen schließen sich der Westkaukasus und nach Osten der Ostkaukasus an, der meist Dagestanischer Kaukasus genannt wird. Im Zentralkaukasus liegt am Elbrus das Sommer- und Wintersportgebiet von Itkol-Terskol (Skigebiet am Tscheget; 3769 m); im Westkaukasus bei Teberda das Sportgebiet von Dombaj.

Wie bei den anderen jungen Faltengebirgen (Alpen, Pamir, Himalaja) besteht der Kaukasus aus einem tertiären Kern kristalliner Gesteine (Granite, Gneise, dunkle methamorphe Schiefer, besonders im Ostkaukasus) und aus mehr oder weniger stark gefalteten mesozoischen Schichten (Mergel, Sand- und Kalksteine) an den Flanken im Norden und Süden. Aufgrund seiner Oberflächengestalt ist das Gebirge in weitgehend voneinander isolierte Talkammern zerteilt, was sich darin wiederspiegelt, dass es seit alters her von einer großen Zahl von Völkern und Stämmen bewohnt wird (mehr als 40 verschiedene ethnische Gruppen), die sich nicht vermischt haben.
Darüber, wie die vielen Volksgruppen zu ihrem herrlichen Land gekommen sind, gibt es sagenhafte Überlieferungen. Als Gott die Welt schuf und sie unter den Völkern verteilte, sollen die Kaukasier zu spät gekommen sein. Darüber waren sie sehr traurig. Der Herr hatte schließlich Mitleid und gab ihnen das, was er eigentlich für sich behalten wollte, das Paradies. Damit soll gesagt werden, dass der Kaukasus von außerordentlicher, weitgehend unberührter Schönheit ist.

Blick vom Prijut 11 über das Baksan-Tal nach Ost/Südost zum Hauptkamm des Kaukasus mit den Gipfeln Uschba, Schchelda und Kawkas

Blick vom Prijut 11 über das Baksan-Tal nach Ost/Südost zum Hauptkamm des Kaukasus mit den Gipfeln Uschba, Schchelda und Kawkas

Elbrus-König des Kaukasus - Blick vom Prijut 11 über das Baksan-Tal

Der Elbrus – König des Kaukasus

Der höchste Berg des Kaukasus, der Elbrus, liegt auf der Grenze von Karatschajewo-Tscherkessien und Kabardino-Balkarien nahe der Grenze der Russischen Föderation zu Georgien und ist von Norden durch das Baksan-Tal zugänglich. Der Elbrus ist ein erloschener Vulkan, der wie der Kasbek als „greiser Patriarch“ auf dem Kamm des Kaukasus thront. Wegen seiner ursprünglichen Schönheit wurde er auch schon als achtes Weltwunder bezeichnet.

Der Doppelgipfel des Elbrus (mit seinen Eiskalotten) von Südost mit West- und Ostgipfel, den Gletschern Kleiner Asau, Garabaschi und Terskol sowie dem Tal des Garabaschi, der Hochfläche von Nowyj Krugosor und der meterologischen Station auf dem Terskol

Der Doppelgipfel des Elbrus (mit seinen Eiskalotten) von Südost mit West- und Ostgipfel, den Gletschern Kleiner Asau, Garabaschi und Terskol sowie dem Tal des Garabaschi, der Hochfläche von Nowyj Krugosor und der meterologischen Station auf dem Terskol

Elbrus - Der Doppelgipfel des Elbrus

Der Elbrus (Bild 2) ist ein Schichtvulkan mit einem Doppelgipfel (Westgipfel 5642 m und Ostgipfel 5621 m), der seit dem Eiszeitalter nicht mehr aktiv war, und seither stark vergletschert ist. Der Hauptkamm des Kaukasus erreicht hier ca. 3700 m Höhe und ist durch die charakteristischen Merkmale des alpinen Hochgebirges gekennzeichnet. Der höchste Punkt des Hauptkammes ist der Gipfel des Dongusorun (4454 m). Er trägt eine Firnkappe von ca.120 m Mächtigkeit (Bild 3).

Dongusorun (mit Firnkappe) und Nakra Tau mit Firnansammlungen an der Wand, geordnet wie eine schräggestellte 7, und ihrem von Deckmoränen völlig verschütteten Talgletscher

Dongusorun (mit Firnkappe) und Nakra Tau mit Firnansammlungen an der Wand, geordnet wie eine schräggestellte 7, und ihrem von Deckmoränen völlig verschütteten Talgletscher

Der Elbrus - Dongusorun und Nakra Tau mit Firnansammlungen an der Wand

Dem Hauptkamm ca. 10 km vorgelagert, sitzt der Elbrus einem Seitenkamm auf. So bildet das Vulkanmassiv des Elbrus ein isoliertes Vergletscherungszentrum, das von den Gletschereiskalotten des Doppelgipfels ausgeht und wie ein kompaktes Hochland seine Umgebung bis 2000 m überragt. Auch in der Zusammensetzung der Gesteine unterscheidet sich der Elbrus vom Hauptkamm. Auf einem kristallinen Sockel sind hier u. a. neben Basaltgesteinen, Andesite, Liparite und Tuffe zu finden (Bild 4).

Mächtiger Aufschluss am Elbrus oberhalb von Terskol; Basaltsäulen, in der oberen Decke auch Basaltrosen

Mächtiger Aufschluss am Elbrus oberhalb von Terskol; Basaltsäulen, in der oberen Decke auch Basaltrosen

Kaukasus - Mächtiger Aufschluss am Elbrus oberhalb von Terskol

Im Pleistozän (2,5 Mio. Jahre bis 10000 Jahre v. Chr.) wurde bei einem Vulkanausbruch die Spitze des Vulkankegels weggesprengt, so dass ein Krater zurückblieb. Auf dessen Rand entstanden zwei neue Vulkane, die den heutigen Doppelgipfel bildeten. Das Magma suchte sich jedoch zuvor neue Austrittsmöglichkeiten an den Hängen. So entstanden im Osten und Westen Seitenkrater. Der Kjukjurtlu im Westen weist eine Wand von 480 m auf. Zu jüngeren Ausbrüchen der Seitenkrater ist es vor 25000 bis 1500 Jahren gekommen (Bild 5). Seitdem „schläft“ der Elbrus.

Rekonstruktion der jüngeren pleistozänen Ausbrüche der Seitenkrater am Elbrus

Rekonstruktion der jüngeren pleistozänen Ausbrüche der Seitenkrater am Elbrus

König des Kaukasus - Rekonstruktion der jüngeren pleistozänen Ausbrüche der Seitenkrater am Elbrus

Der Elbrus und seine Gletscher

Die feurige Lava war nur ein Phänomen am Elbrus, das zweite Phänomen sind Schnee und Gletscher. Die Gletscher wirken seit Jahrtausenden und bis in die Jetztzeit am Elbrus. Lediglich partiell und zeitweilig wurde ihre Tätigkeit von Lavaströmen beeinflusst oder unterbunden. Die vergletscherte Fläche im Elbrusgebiet (166 Gletscher) umfasst 190 km². 

Hiervon werden 53 km² von 7 Elbrusgletschern eingenommen. Dazu gehören die Gletscher Großer Asau (20 km²), Irik (11 km²), Kleiner Asau (10 km²) und Terskol (8 km²). Der größte Elbrusgletscher ist der Dshikaugenkes (28 km²). Er entwässert mit 9 weiteren Elbrusgletschern in das westlich gelegene Malka-Tal. Insgesamt gibt es am Elbrus innerhalb des Elbrusgebietes 29 Gletscher.

Der dreispitzige Schchelda-Gipfel und das Zungenende des Talgletschers Schchelda

Der dreispitzige Schchelda-Gipfel und das Zungenende des Talgletschers Schchelda

Elbrus, Kaukasus - Der dreispitzige Schchelda-Gipfel und das Zungenende des Talgletschers Schchelda

Bei den Gletschertypen sind anzahlmäßig die Kargletscher und die Wandgletscher am meisten verbreitet. Sie haben aber durchweg nur eine geringe Ausdehnung (bis 0,5 km²). Die größte vergletscherte Fläche am Elbrus nehmen die Kegelberggletscher ein, die direkt am Doppelgipfel ansetzen, z. B. der Dshikaugenkes. Sie werden von den Talgletschern gefolgt. Wenn Kegelberggletscher in Talgletscher übergehen, entstehen große Gletscherlängen. Der Große Asau-Gletscher erreicht so eine Länge von 10,2 km. Der größte reine Talgletscher im Elbrusgebiet ist der Schchelda-Gletscher (5,6 km², 9,7 km lang), der am Hauptkamm ansetzt (Bilder 7 und 8).
Die Oberfläche der Gletscher im Elbrusgebiet ist durch tiefe Längs- und Querspalten, Gletscherbrüche und Eispfeiler stark zerklüftet (Bild 9).

Das Gletschertor und die Stirnfront (ca. 50 m) am Zungenende des Schchelda-Gletschers

Das Gletschertor und die Stirnfront (ca. 50 m) am Zungenende des Schchelda-Gletschers

Kaukasus, Elbrus - Das Gletschertor und die Stirnfront

Die jährlichen Niederschläge von ca. 1100 mm am Elbrus lassen die Schneedecke um etwa 3 m wachsen. Durch Windumlagerungen gehen aber bis zu 50 % der gefallenen Schneemenge verloren. An anderen Stellen können dadurch Schneehöhen bis maximal 17 m aufgehäuft werden. An den Hängen ist die mittlere Mächtigkeit der Schneedecke recht unterschiedlich, z. B. am Doppelgipfel ca. 60 cm, in 3800 Meter Höhe (Firnlinie) ca. 3 m, darunter existiert nur noch saisonweise eine Schneedecke. Auch die jährliche Abschmelzung (Ablation) der Schneedecke ist differenziert. Die Tauprozesse beginnen in 4000 m Höhe, steigern sich laufend in Abhängigkeit von Hangposition, Sonneneinstrahlung, Hangneigung, Verschmutzungsgrad des Schnees und dessen Reflexionsvermögen (Albedo) bis sie an der Gletscherzunge tiefstgelegener Gletscher ca. 2 m jährlich erreichen. Dies geschieht zum Beispiel am Großen Asau-Gletscher, der in 2080 m Höhe endet.
Die Gletscher bewegen sich nur mit geringer Geschwindigkeit. Sie ist abhängig von der Größe des Gletschers, seiner Höhenlage, der Lage seiner Teile (Ränder, Zunge) und seiner Beschaffenheit (Gletscherbrüche). Am Elbrus wurden Gletscherbewegungen zwischen wenigen Millimetern und 140 cm täglich gemessen, d. h. von einigen Metern bis zu 5 km pro Jahr.
Die Mächtigkeit der Gletscher beträgt im Sattel des Doppelgipfels ca. 25 m, bei 5000 m am Westgipfel ca. 90 m, am Ostgipfel ca. 30 m und an der Firnlinie ca. 80 m. Diese werden bis zum Zungenende meist beibehalten.

Mitte des 19. Jahrhunderts begann der noch anhaltende Rückzug der Gletscher, der nur von kurzzeitigem Halten und Vorstößen unterbrochen wurde. Seit 1889 hat sich im Elbrus-Gebiet die vergletscherte Fläche des Elbrus-Massivs (incl. Seitenkamm) um 20 % und die des Hauptkammes um 15 % verringert. Die Gletscher sind durchschnittlich um 800 bis 900 m, maximal 2700 m zurückgegangen. Der Rückgang beim Großen Azau-Gletscher betrug 2450 m.

Die Besteigungen des Elbrus

Die Erstbesteigung des Elbrus erfolgte am 10. Juli 1829 auf Anordnung des Oberbefehlshabers der russischen Truppen im Kaukasus, General EMANUEL, Held des Vaterländischen Krieges von 1812. Der General ließ im oberen Malka-Tal ein Lager errichten. Dort wurde die Expeditionsgruppe aus Kosaken und Soldaten zusammengestellt und ausgerüstet. Nur der einheimische Führer, der ca. 60 Jahre alte Kabardiner KILLAR CHASCHIROW, erreichte nach 11 Stunden den Gipfel (Westgipfel, 5642 m) und errichtete dort eine Steinpyramide. Der General hatte den Aufstieg mit dem Fernrohr verfolgt und ließ Salut schießen. CHASCHIROW erhielt 100 Goldrubel als Anerkennung.
Die zweite Besteigung wurde 1868 von Engländern durchgeführt. Sie baten den Ataman im Baksan-Tal um Unterstützung. Der schickte ihnen einige erfahrene Alte, die widerwillig mitgenommen wurden. ACHIJA SOTTAJEW, ein 80jähriger Balkare, brachte sie auf den Ostgipfel (5621 m). Sechs Jahre später, 1874, wurde der Westgipfel (5642 m) von den Engländern „erobert“. Die Besteigung wurde unter A. GROWE vom Geographischen Club in London organisiert. SOTTAJEW war wieder der Führer. Unbestätigte Quellen berichten, dass er fünfzehnmal auf dem Elbrus gewesen sein soll, zuletzt 1902 im Alter von 114 Jahren.

Der Militärtopograph A. W. PASTUCHOW hat 1890 den Westgipfel und 1896 den Ostgipfel bestiegen. Von ihm stammt die erste Karte vom Elbrus, in die die Ergebnisse seiner physikalischen und meterologischen Beobachtungen eingeflossen sind.

Die erste Winterbesteigung führten 1934 A. GUSEW und W. KORSUN zum Ostgipfel durch. Ein Jahr darauf standen im Januar unter N. GUSAK deutsche Alpinisten auf dem Westgipfel.

Die Besteigung mit der größten Teilnehmerzahl fand 1967 aus Anlass des 50. Jahrestags der Oktoberrevolution statt; 2288 Sowjetbürger sind auf den Ostgipfel gestiegen.
Im Jahre 1969 fuhr der Georgier ALEXEJ BERBERASCHWILI mit einem dafür speziell hergerichteten Motorrad zum Gipfel, den er beim 7. Versuch auch erreichte.

Der älteste Besteiger des Elbrus war der kabardinische Bergführer TSCHOKKA SALICHANOW. Er ist 209-mal auf dem Gipfel gewesen, zuletzt im Alter von 110 Jahren. Ein Jahr später verstarb er.
Der jüngste Mensch, der auf dem Gipfel stand, war mit 7 Jahren DAVID GASCHWIANI.

Der berühmteste Bergführer im Elbrusgebiet war der Swanetier MICHAEL CHERGIANI. Er war ab 1957 im Alpinistenlager Schchelda tätig und ist 1969 in Italien beim Bergsteigen tödlich verunglückt. Die englische Königin hat ihn mit dem Titel „Tiger der Felsen“ geehrt. CHERGIANI war der Einzige, der die Traverse Dongusorun – Nakra Tau in einer Tour geschafft hat.

Die viel leichtere Traverse vom Ostgipfel zum Westgipfel in einer Tour haben bisher nur wenige Alpinisten bezwungen. Traverse bedeutet in diesem Fall: Nach dem kraftraubenden Aufstieg bis auf 5621 m (Ostgipfel), Abstieg von ca. 300 m in den Sattel und dann wieder Aufstieg bis 5642 m (Westgipfel), bevor zum Baksan-Tal abgestiegen werden kann.

Gefährliche Rand- und Querspalten am Gletscher Garabaschi

Gefährliche Rand- und Querspalten am Gletscher Garabaschi

Der Kaukasus - Gefährliche Rand- und Querspalten am Gletscher Garabaschi

Die traditionelle Aufstiegsroute zum Gipfel begann in Terskol (2150 m), führte über den Nowyj Krugosor (neuer Rundblick; nicht öffentliche Hütte), Piket 105 (3400 m; Hütte), Eislager (3700 m; meterologische und vulkanologische Station) zum Prijut 11 (4200 m). Von dort ging es hangaufwärts zum Prijut Pastuchow (4800 m) und durch den Sattel (5325 m) auf den Westgipfel (Bild 10).
Im Jahre 1990 war diese Route schon in Vergessenheit geraten und die Bauwerke an ihr aufgegeben. Das Eislager und der Piket 105 wurden als Wüstung vorgefunden. Die Bezeichnung „Prijut 11“ („Zufluchsort“ der 11) geht auf 11 bergkranke Petersburger Studenten zurück, die 1905 hier eine Nacht verbrachten. A. W. PASTUCHOW ist ein berühmter russischer Militärtopograf der von 1887 bis 1889 im Elbrusgebiet gearbeitet hat.

Aufstieg zum Prijut 11 (unterhalb der linken Felsrippe); die Route zum Gipfel führt zwischen den Felsrippen zum Pastuchow-Felsen unter dem Ostgifel und dann nach links in den Sattel und auf den Hauptgipfel.

Aufstieg zum Prijut 11 (unterhalb der linken Felsrippe); die Route zum Gipfel führt zwischen den Felsrippen zum Pastuchow-Felsen unter dem Ostgifel und dann nach links in den Sattel und auf den Hauptgipfel.

Das Kaukasus Gebirge - Aufstieg zum Prijut 11

In den 70er Jahren wurde begonnen, oberhalb Asau eine Luftseilbahn zum Prijut 11 zu bauen. Im Jahre 1974 ist der Bau mit der Fertigstellung der Station Mir (Frieden) nicht mehr weitergeführt worden. Im Jahre 1983 ging dann noch eine Lift-Verlängerung bis zu den Botschkis (Tonnenbasis; Fässer russ. Botschki) in Betrieb.
Diese Bahn war fortan Ausgangspunkt für die Elbrusbesteigungen. Sie beginnt in Asau (2366 m), führt in westlicher Richtung hinauf zum Staryj Krugosor (Alter Rundblick; 2980 m; umsteigen) und erreicht dann nach Nordwesten die Mir (3700 m; Bild 11). Mit dem Lift gelangen die Bergsteiger zur Tonnenbasis (3900 m; Übernachtungsmöglichkeit; Bild 12) und steigen auf zum Prijut 11, dessen Höhe heute mit 4050 m angegeben wird. Der Prijut ist gewöhnlich der Ausgangspunkt der Gipfelbesteigungen. Der Aufbruch ist um Mitternacht. Von hier ab wird wieder die alte Route benutzt.

Blick von der Station Mir über die messerscharfe Ufermoräne des Kleinen Asau-Gletschers zur Station Staryj Krugosor zum Kargletscher Tschiparasau am Hauptkamm; links hinten Dongusorun-Pass, Nakra Tau und Dongusorun

Blick von der Station Mir über die messerscharfe Ufermoräne des Kleinen Asau-Gletschers zur Station Staryj Krugosor zum Kargletscher Tschiparasau am Hauptkamm; links hinten Dongusorun-Pass, Nakra Tau und Dongusorun

Das Gebirge Kaukasus - Blick von der Station Mir
Die Tonnenbasis am Elbrus, möglicher Ausgangspunkt für Elbrusbesteigungen

Die Tonnenbasis am Elbrus, möglicher Ausgangspunkt für Elbrusbesteigungen

Das Faltengebirge Kaukasus - Die Tonnenbasis am Elbrus

Der erste Prijut ist von 1937 bis 1939 erbaut worden. Im November 1942 kamen bei einem kurzen Vorstoß deutsche Soldaten (Division Edelweiß) hierher und setzten auf dem Gipfel des Elbrus ihre Flagge. Dabei wurde der Prijut bis auf die Grundmauer zerstört. Die Nazifahne haben sowjetische Partisanen im Februar 1943 wieder entfernt. Nach dem Krieg wurde ein neuer, wesentlich größerer Prijut erbaut, stromlinienförmig, metallverkleidet, dreietagig. Er wird als „höchst gelegenes Berghotel der Welt“ bezeichnet (Bilder 13 und 14). Eine gute, sehr nützliche Hütte ist der Prijut in jedem Fall. Doch derer gibt es höhere, z. B. am Chimborazo in Ecuador in 5000 m Höhe.

Der Prijut 11, das höchste „Berghotel“ der Welt, liegt im Schutz eines Felsens.

Der Prijut 11, das höchste „Berghotel“ der Welt, liegt im Schutz eines Felsens.

Der Elbrus am Kaukasus - Der Prijut 11, das höchste „Berghotel“ der Welt

Der Elbrus in Legenden und Sagen

Um den Elbrus ranken sich viele Legenden und Sagen.
PROMETHEUS soll am Gipfel angekettet gewesen sein. Er hatte den Menschen hier das Feuer gebracht und damit gegen ein Gebot von Göttervater Zeus verstoßen. Zur Strafe wurde er hoch oben an die Felsen geschmiedet, wo die Geier an seiner Leber zerrten. Doch eines Tages kam HERAKLES und befreite ihn. Damit aber das Urteil des Zeus nicht unvollzogen blieb, musste PROMETHEUS fortan einen eisernen Ring tragen, an den sich ein Steinchen von jenem Kaukasusfelsen befand.
ODYSSEE muss auch im Kaukasus gewesen sein. In Odyssee III ist von brüllendem Fleisch auf Spießen die Rede, das nach dem Braten heruntergezogen und mit den Fremdlingen beim Gastmahl geteilt wurde.
STRABON, der große Geograf der Antike, überlieferte, dass der Kaukasus über den Meeren, dem Pontischen und Kaspischen, liege und wie eine Mauer über die Landenge laufe, die sie trennt (Pontos Euxeinos = Schwarzes Meer).
ATTILA flößte der mächtige Berg (Elbrus) Angst und Schrecken ein, so dass er nie versucht hat, den Kaukasus zu erobern.

Die meist erzählte Sage ist folgende:
Beschtau, Sohn des Elbrus, liebte ein hübsches achtzehnjähriges Mädchen namens Maschuk. Als Beschtau das Heer seines Vaters in den Krieg führen musste, gab er Maschuk einen Zauberring, der ihre Liebe beschützen sollte. Elbrus erfuhr von der schönen Maschuk und wollte sie besitzen. Doch diese war durch den Ring sicher beschützt. Schließlich entdeckte Elbrus das Geheimnis des Ringes und riss ihn Maschuk vom Finger. Der aber rollte nach Kislowodsk und wurde dort zum Ringberg. Als Beschtau nach der Rückkehr von der Schandtat erfuhr, kam es zu einem fürchterlichen Zweikampf mit dem Vater. Elbrus verlor dabei seinen Helm, aus dem der Eisenberg entstand. Beschtau wurde schließlich vom Vater gefünfteilt. Aus ihm bildete sich der Beschtau-Berg mit seinen fünf Gipfeln. Die heilende Quelle am Bergfuß entstand aus den Tränen der Maschuk. Eine Schlange wollte Beschtau das Labsal bringen. Aber Elbrus hatte einen Löwen beauftragt, Maschuk zu bewachen. Der Löwe erschlug die Schlange und der Schlangenberg entstand. Zurück blieb die zum Berg versteinerte Maschuk. Elbrus selbst zog sich verbittert in seinen Marmorpalast im kalten Gebirge zurück, wo er einschlief bis ihn die Menschen weckten.
So wär die Entstehung der Berge im Bäderdreieck des Kaukasus-Vorlandes erklärt. Bliebe nach einer anderen Überlieferung nachzutragen, dass Beschtau im Kampf der stärkere geblieben war und den Vater zweigeteilt hat, wodurch auch der Doppelgipfel des Elbrus gedeutet wäre.

Bis in die jüngste Zeit werden derartige Erzählungen weitergetragen, verändert und ergänzt; neue Legenden kommen hinzu:
Narsan, das wohlschmeckende Mineralwasser aus den zahlreichen Quellen im Vulkangestein des Elbrus, soll aus Tränen entstanden sein, die ein junger Recke über die Schmach vergoss, dass Feinde in seine schöne Heimat eingebrochen sind, ihn besiegt und an die Kaukasusfelsen gefesselt haben.

Der Betscho-Pass mit zahlreichen metallischen Erinnerungstafeln, Übergang von Kabardino-Balkarien nach Swanetien, von Russland nach Georgien© Hans-Ulrich Pews, Berlin

Der Betscho-Pass mit zahlreichen metallischen Erinnerungstafeln, Übergang von Kabardino-Balkarien nach Swanetien, von Russland nach Georgien© Hans-Ulrich Pews, Berlin

Elbrus am Kaukasus - Der Betscho-Pass

In der Jusengi-Schlucht, die vom Betscho-Pass zum Bagsantal herunterkommt, soll vor Jahren der grausame Fürst Sultanow geherrscht haben. Er hatte eine sehr hübsche Tochter, Fatima, die er scharf bewachen ließ. Dennoch lernte Fatima einen jungen Hirten, Boris, kennen und verliebte sich in ihn. Boris entführte schließlich Fatima und brachte sie in die obere Schlucht, wo er das Haus „Jusenga“ („hier ist dein Haus“) baute. Dort lebten sie glücklich und hatten 10 Kinder. Seither wird das Tal auch „Liebesschlucht“ genannt (Bild 15).

Das obere Jusengi-Tal am lawinenzerstörten Nördlichen Prijut, wo das „Haus Jusenga“ gestanden haben soll.

Das obere Jusengi-Tal am lawinenzerstörten Nördlichen Prijut, wo das „Haus Jusenga“ gestanden haben soll.

Großer Kaukasus - Das obere Jusengi-Tal

Im Jahre 1984, während der internationalen Alpinade, will ein deutscher Teilnehmer im Sattel zwischen dem Doppelgipfel des Elbrus deutliche Spuren eines Yeti gesehen haben. Die phantastischen Berichte jener Zeit aus dem Pamir hatten also auch den Kaukasus erreicht. Oder waren es nur die verblichenen Spuren von Yaks, die vor Jahren Ausrüstung zur Schutzhütte Sedlovina gebracht haben?
Die 70jährige Französin MARIE-JEANNE KOFFMANN, die seit einem Vierteljahrhundert über den „Schneemenschen“ forscht, den sie Almasty nannte, war oft im Kaukasus. Obwohl sie eine genaue Vorstellung von ihm hat, konnte sie auch nach der Expedition von 1992 keine unbestreitbaren Dokumente über seine Existenz vorlegen.

Mag der Wahrheitsgehalt solcher Überlieferungen umstritten sein. Sie gehören zum Kolorit dieses Landstriches und unterstreichen seine erhabene einmalige Schönheit (Bild 16).

Über den Wolken des Kaukasus die zweigipflige Uschba (4697 und 4700 m)

Über den Wolken des Kaukasus die zweigipflige Uschba (4697 und 4700 m)

Der König des Kaukasus - Die zweigipflige Uschba
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