- Lexikon
- Geografie
- 7 Regionen
- 7.1 Die Erdteile und ihre Länder
- 7.1.3 Asien
- Russische Föderation
Die Russische Föderation ist fast doppelt so groß wie China oder 48 mal so groß wie Deutschland. Russland nimmt 11 % der Landmasse der Erde ein (Bild 1).
Die Hauptstadt ist Moskau.
Fläche: | 17 075 400 km² |
Einwohner: | 142,4 Mio. |
Bevölkerungsdichte: | 8Einw./km² |
Bevölkerungswachstum: | –0,6 %/Jahr |
Lebenserwartung: | 66 Jahre |
Landeshauptstadt: | Moskau |
Staatsform: | Bundesrepublik |
Sprachen: | Russisch, Sprachen der übrigen Nationalitäten |
Religionen: | Russisch-orthodox 24 %, Muslime 12 %, Juden, Katholiken |
Klima: | Kontinentalklima |
Bodennutzung: | Ackerland 8 %, Wald 45 %, Weideland 4,5 % |
Wirtschaftssektoren: (Anteil der Beschäftigten): | Landwirtschaft 5 %, Industrie 34 %, Dienstleistungen 61 % |
Exportgüter: | Rohöl, Erdgas, Erdölprodukte, Maschinen, Ausrüstungs- und Transportmittel, Eisen, Stahl |
Bruttoinlandsprodukt: | 432 855 Mio. US-$ (2003) |
Bruttosozialprodukt: | 2 610 US-$/Einw. (2003) |
Von Westen nach Osten lässt sich das Land in sechs Großlandschaften unterteilen. Von der Westgrenze bis zum Uralgebirge und dem Kaukasus erstreckt sich das Osteuropäische Tiefland. Es wird von der Wolga durchflossen. Niedere Höhenrücken dominieren.
Das Uralgebirge hat nur im Süden Hochgebirgscharakter. Es gilt als die Grenze zwischen Europa und Asien. Den Raum vom Ural bis zum Fluss Jenissej nimmt das Westsibirische Tiefland ein. Es ist eine flache, niedrige Ebene, die von den Flüssen Ob, Irtysch und Jenissej durchflossen wird.
Nach Osten schließt sich das Mittelsibirische Bergland an, das von stark zergliederten Plateaus zwischen 400 und 1000 m Höhe geprägt wird.
Das Ostsibirische Gebirgsland besteht aus Hochgebirgen. Auf der Halbinsel Kamtschatka im Pazifischen Ozean gibt es etwa 120 Vulkane, von denen 28 aktiv sind.
Im Süden schließen Hochgebirge Russland ab. Der höchste Berg liegt im Kaukasusgebirge im Südwesten des Landes. Es ist der Elbrus mit 5642 m Höhe.
Russische Föderation und Nachbarländer
Durch die große Nord-Süd-Erstreckung über fast 40 Breitengrade hat Russland Anteil an unterschiedlichen Klimazonen. Allen Klimazonen ist die Kontinentalität gemeinsam. Die Temperaturunterschiede zwischen Sommer und Winter sind auf Grund der Meeresferne und der Offenheit des Landes nach Norden sehr groß. Ausgedehnte Hochdruckgebiete sorgen im Winter für arktische Kälte, im Sommer für viel Sonnenschein und entsprechenden Temperaturanstieg. Die extremen klimatischen Bedingungen, vor allem die winterliche Kälte, begrenzen die Verkehrserschließung weiter Teile Russlands (Bild 2).
Als Folge der langen und schneearmen Winter herrscht auf knapp der Hälfte des Landes Dauerfrostboden. Im Norden und Osten ist der Boden bis in mehrere hundert Meter Tiefe gefroren. Das Oberflächenwasser kann nicht versickern, es kommt zu Versumpfung. Die Klima-, Vegetations- und Bodenzonen ordnen sich im Landesinnern, wo große Gebirge fehlen, nahezu parallel zu den Breitenkreisen an (Bild 3). Vom Bereich des arktischen Klimas in Nordsibirien reichen die Zonen bis zum subtropischen Klima an der Schwarzmeerküste.
Naturvoraussetzungen für die Verkehrserschließung in Russland
Klima- und Vegetationszonen im Bereich der früheren UdSSR
Südlich der Polarmeerküste erstreckt sich die Tundra. Bäume fehlen fast ganz, es dominieren Flechten, Moose und niedrige Sträucher. Nach Süden schließt sich die Taiga an. Es ist eine boreale Nadelwaldzone mit Lärchen, Kiefern, Fichten und Birken. Sie ist von Sümpfen durchsetzt und beherbergt etwa ein Fünftel der gesamten Weltvorräte an Holz. Sie ist das größte Waldgebiet der Erde.
Der Laubmischwald ist auf eine schmale Zone im Osteuropäischen Tiefland beschränkt.
Die fruchtbaren Böden der Waldsteppen und Steppen, darunter ein breiter Gürtel von Schwarzerde im Süden Russlands; sind am stärksten durch agrarische Nutzung umgestaltet worden. Nur Reste des einstigen Graslandes sind im ursprünglichen Zustand erhalten.
Wolga und Don sind die wichtigsten Flüsse im europäischen Teil Russlands. Lena und Jenissej sind die größten Flüsse Sibiriens. Weiter westlich bilden Ob und Irtysch mit zusammen 5410 km² das längste Fluss-System Asiens. Der größte See Europas ist der Ladogasee mit eine Wasseroberfläche von 18135 km² nordöstlich von St. Petersburg. Er ist 33 mal so groß wie der Bodensee. Riesige Binnengewässer wie das Kaspische Meer und der Baikalsee liegen im östlichen Teil Russlands.
Russland steht nach seiner Bevölkerungszahl an sechster Stelle in der Welt. Die Bevölkerungsverteilung ist sehr unterschiedlich. Der größte Teil der Einwohner lebt in den europäischen Gebieten und der Übergangszone des Ural. Von den 13 Millionenstädten Russlands liegen nur zwei im asiatischen Teil (Nowosibirsk und Omsk). Moskau und St. Petersburg, die bei weitem größten Städte, liegen im westlichen Tiefland.
Russland ist ein Vielvölkerstaat. Die Russen stellen zwar 80 % der Einwohner, es leben im Land jedoch mehr als 100 anerkannte nationale Minderheiten. Die ethnische Vielfalt birgt viele Konflikte. Viele der an der Peripherie des Landes lebenden Völker erstreben Selbstständigkeit oder suchen den Anschluss an die Nachbarstaaten.
Der größte Teil der religiös gebundenen Bevölkerung gehört der russisch-orthodoxen Kirche an. Die Muslime sind die zweitgrößte religiöse Gruppe. Zu ihnen gehören auch die Turkvölker im Nordkaukasus und der Wolgaregion.
Nach dem Ende der UdSSR (Union der Sozialistischen Sowjetrepubliken) im Juli 1991 kam es in Russland zu tief greifenden politischen und wirtschaftlichen Reformen. Die Wirtschaftslage hat sich aber weiter verschlechtert. Das Warenangebot wurde zwar durch schrittweise Privatisierung der Betriebe verbessert, die Stabilisierung der Preise ist jedoch nicht gelungen. Im Land herrscht eine hohe Inflation. Der Lebensstandard der Bevölkerung sank unter das Niveau der Zeiten der UdSSR.
Arbeitslosigkeit und Armut sind die Folgen. Reichtum und Erfolg erlangte nur eine kleine Gruppe von Geschäftsleuten. Eine russische Mafia unterwandert Teile der Wirtschaft. Der natürliche Reichtum des Landes bietet jedoch beste Voraussetzungen einer allmählichen positiven Trendwende im Land.
Nur 12 % der Landfläche Russlands können landwirtschaftlich genutzt werden. Nur im zentralen und südlichen Bereich des europäischen Russlands ist die Naturausstattung günstig genug. Im übrigen Land wird die landwirtschaftliche Nutzung durch die klimatischen Bedingungen eingeschränkt. Das Anbaugebiet ist daher im zentralen Russland beschränkt auf ein Dreieck, das keilförmig nach Westsibirien hineinragt. Es wird im Norden von der winterlichen Kälte und im Süden von sommerlicher Trockenheit begrenzt (Bild 6).
Das selbstständige Bauerntum war in der UdSSR durch Kollektivierung beseitigt worden. Seit 1992 kann Land wieder individuell bewirtschaftet werden. Es überwiegen nach wie vor Kooperativen, Kolchosen und Sowchosen. Da es an Kapital fehlt, erwirtschaften die Großbetriebe jedoch geringe Hektarerträge. Ernteverluste sind aufgrund mangelhafter Lagerhaltung groß. Seit 1990 ist die Produktion um 30 % gesunken. Die wichtigsten Anbauprodukte sind Getreide und Kartoffeln. Trotzdem muss etwa die Hälfte des Getreidebedarfs importiert werden. Die Bestellung der Felder und die Grünlandnutzung erfolgt teilweise noch mit einfachsten Mitteln. Viehzucht hat große Bedeutung.
Agrarregionen im Bereich der früheren UdSSR
Russland ist außerordentlich reich an Bodenschätzen, vor allem in Sibirien. Es besitzt die ergiebigsten Eisenerz- und Steinkohlenvorkommen der Welt. Es hat 34 % der globalen Erdgas und 17 % der Erdölvorkommen. Es ist reich an Bunt- und Edelmetallen.
Die räumlichen Entfernungen im Land sind das größte Problem einer effektiven Nutzung. Die Orte der Förderung, der Verarbeitung und des Verbrauchs müssen mit hohem Kostenaufwand miteinander verbunden werden. Der Schiffstransport kommt wegen der bis zu neunmonatigen Vereisung der Flüsse nur bedingt in Frage. Der Landverkehr wird durch Dauerfrostboden und Witterung behindert. Die Transsibirische Eisenbahn reicht für die wirtschaftlichen Erfordernisse nicht aus.
Durch die politischen und wirtschaftlichen Probleme Russlands ist die Industrieproduktion zwischen 1990 und 2000 um etwa 50 % zurückgegangen. Viele Werke sind veraltet, die Waren entsprechen nicht mehr den Qualitätsnormen. Staatsbetriebe können nicht mehr rentabel arbeiten. Eine generelle Privatisierung hat bis jetzt nicht stattgefunden, da es an Kapital, an Technologie und marktwirtschaftlicher Erfahrung fehlt. Trotz der derzeitigen negativen Situation ist Russland ein bedeutendes Industrieland. 35 % der Beschäftigten arbeiten in der Industrie. Grundstoffproduktion, Luft- und Raumfahrt sind leistungsfähige Sektoren. Zu den bedeutendsten Industriezweigen gehört die Verhüttungsindustrie. In den Regionen Kursk, Uralgebirge und Sibirien werden Erze und Kohle abgebaut. Die Metall verarbeitende Industrie schließt sich räumlich an, ist aber auch in Moskau und St. Petersburg ansässig. Chemische Industrie konzentriert sich entlang der Transsibirischen Eisenbahn und der Wolga. Textilien- oder Nahrungsmittel werden im europäischen Teil Russlands produziert. Erdgas, Steinkohle und Erdöl machen 41 % der Exporte aus. Haupthandelspartner sind die Länder der GUS (Gemeinschaft Unabhängiger Staaten), Deutschland und die USA.
Eine Jahrhunderte lange Staatsentwicklung mit Eroberungen, Zusammenschlüssen und Verlusten haben die Grenzen des heutigen Russland geprägt.
Im 9. Jh. bildeten slawische und normannische Fürstentümer das erste Altrussische Reich um das Zentrum Kiew. Das Reich wurde im 13. Jh. durch einfallende Mongolen und Tataren zerschlagen. Die Mongolenherrschaft dauerte 200 Jahre.
Mitte des 16. Jh. ließ sich IWAN IV., der Schreckliche, zum ersten Zaren krönen. Unter den Zaren wurde das Reich ausgedehnt. Durch grausame Eroberungszüge und eine brutale Unterwerfung der dort lebenden Stämme wurde Sibirien dem Reich zugeschlagen. Sibirien war das Land der Häftlinge und Verbannten. Zehntausende mussten in Ketten Zwangsarbeit verrichten. Im Jahre 1917 stürzten die Kommunisten den Zaren und gründen 1922 die UdSSR. An deren Spitze gelangte 1928 der Diktator STALIN, der in Sibirien Arbeitslager für Häftlinge und Kriegsgefangene errichten ließ und ganze Völker umsiedelte und unterdrückte.
Die unumschränkte Herrschaft der kommunistischen Partei währte 75 Jahre. Presse und Fernsehen wurden kontrolliert, Menschen wurden bespitzelt und gerichtliche Willkür versetzte sie in Angst und Schrecken. Die Religionsfreiheit war eingeschränkt.
Am 21. Dezember 1991 zerfiel die Union der Sozialistischen Sowjetrepubliken. An ihre Stelle trat eine lockere Staatenverbindung, die Gemeinschaft der Unabhängigen Staaten (GUS). Mit Ausnahme der baltischen Staaten Estland, Lettland und Litauen gehören ihr alle zwölf ehemaligen Sowjetrepubliken an. Russland ist der größte Staat der GUS.
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