- Lexikon
- Geografie
- 7 Regionen
- 7.1 Die Erdteile und ihre Länder
- 7.1.1 Amerika
- Vereinigte Mexikanische Staaten
Mexiko ist mehr als fünfmal so groß wie die Bundesrepublik Deutschland. Er liegt zwischen dem Golf von Mexiko (Atlantik) im Osten und dem Pazifik im Westen. Von der Grenze zu den USA im Norden bis zu den Grenzen mit Belize und Guatemala im Südosten erstreckt sich das Land über mehr als 3000 km. Die schmalste Stelle auf der mittelamerikanischen Landbrücke, die Landenge von Tehúantepec misst dagegen nur 216 km (Bild 1).
Landeshauptstadt ist Mexiko-Stadt.
Mexiko - Übergang zwischen Nord- und Mittelamerika
Tiefland gibt es in Mexiko nur entlang der Küsten, wobei die Küstenebene im Osten deutlich breiter ist als die am Pazifik im Westen. Der weitaus größte Teil des Gebirgslandes liegt aber höher als 1000 m. Von der Grenze zur USA bis zum Isthmus von Tehúantepec steigt das Mexikanische Hochland allmählich von etwa 1000 bis 2000 m an und verengt sich dabei keilförmig. Das Hochlandplateau, die Fortsetzung der Nordamerikanischen Kordilleren, wird von mächtigen Randgebirgen begrenzt, die sowohl zum Golf von Mexiko als auch zum Pazifik hin steil abfallen. Am Westrand verläuft die bis 3150 m ansteigende Sierra Madre Occidental, ein unwirtliches, durch tiefe Canons zerschnittenes Gebirge. Jenseits des Golfs von Kalifornien bildet die mehr als 1000 km lange, schmale, gebirgige Halbinsel Niederkalifornien die Fortsetzung der in den USA liegenden Küstenkordillere Kaliforniens.
Als östliches Randgebirge steigt die Sierra Madre Oriental mehr als 4000 m aus dem Golf von Mexiko auf. Sie ist eine Fortsetzung der Rocky Mountains und verzweigt sich wie diese in mehrere Gebirgsketten.
Das zwischen den Randgebirgen liegende zentrale Hochland von Mexiko, die Meseta Central, wird von kurzen Gebirgsrücken überragt, die die Hochfläche in viele, z. T. abflusslose Becken aufgliedern.
Im Süden Mexikos werden das Hochland und seine Randgebirge bogenförmig von der Cordillera Volcánica begrenzt. Sie gehört zu der durch den ganzen Doppelkontinent verlaufenden Erdbeben- und Vulkanzone und wird von noch aktiven Vulkanen überragt. Hier liegen mit dem 5452 m hohen Popocatépetl und dem noch höheren Citlaltépetl die höchsten Berge Mexikos, beides Vulkane.
Jenseits des Vulkanriegels erhebt sich das Bergland von Chiapas, das östlich zur flachen, verkarsteten, weit in den Golf hineinreichenden Halbinsel Yucatán ausläuft. Beide gehören geologisch aber schon zu Zentralamerika. Der längste Fluss Mexikos ist der in den USA entspringende, insgesamt über 3000 km lange Rio Grande del Norte. Er bildet über eine Strecke von fast 2000 km bis zum Golf von Mexiko die Grenze zu den USA.
Infolge der beträchtlichen Nord-Süd-Ausdehnung und Reliefunterschiede liegt Mexiko in verschiedenen Klimazonen: Im subtropischen Norden dominiert kontinental geprägtes, trockenes Klima mit hohen jährlichen und täglichen Temperaturschwankungen (Bild 3). Die Sommer sind heiß mit Tagestemperaturen bis zu 40 °C, und vielerorts fallen in dieser Jahreszeit auch die meisten Niederschläge. Im Winter sind dagegen die Durchschnittstemperaturen mit 14 °C gemäßigt. Die nicht selten wehenden Nortes, Starkwinde aus dem Norden, können aber zu erheblichen Temperaturstürzen führen.
Im tropischen Süden Mexikos südlich des nördlichen Wendekreises ist es das ganze Jahr über feuchtheiß mit nur geringen Schwankungen der monatlichen Durchschnittstemperaturen, und es fallen stellenweise hohe Niederschläge bis zu 4000 mm.
Die tatsächlichen Temperaturen und die Vegetation hängen aber von der Höhenlage ab. Im tropischen Gebirgsland sind vier Höhenstufen zu unterscheiden:
Die Vegetation Mexikos ist außerordentlich vielgestaltig: An den niederschlagsreichen Hängen der Kordilleren gibt es dichte Regen- und Nebelwälder, die in den höheren Lagen zunächst in Mischwälder und dann in Nadelwälder übergehen.
Die nördlichen Teile des zentralen Hochlands tragen Dornstrauchvegetation und Sukkulentenformationen mit Kakteen, Agaven und Yucca. Weiter nach Süden wandelt sich der Charakter der Vegetation allmählich in Savannen mit Kurzgrasfluren.
In den Küstenebenen vor den Randgebirgen dominieren weithin die Feuchtsavannen.
Fläche: | 1 958 201 km² |
Einwohnerzahl: | 104,9 Mio. |
Bevölkerungsdichte: | 54 Einw./km² |
Bevölkerungswachstum: | 1,5 % jährlich |
Lebenserwartung: | 74 Jahre |
Staatsform: | Präsidiale Bundesrepublik |
Hauptstadt: | Mexiko-Stadt |
Bevölkerungsgruppen: | Mestizen 60 %, Indianer 30 %, Weiße 9 % |
Sprachen: | Spanisch 98 %, indianische Sprachen, u. a. Náhuatl (Aztekisch) und 25 Mayasprachen 7,5 % |
Religionen: | Katholiken 90 %, Protestanten 5 % |
Klima: | subtropisch trocken im Norden, sonst tropisch wechselfeucht mit Regenzeit im Sommer, auf Yucatán ganzjährig feucht, Durchschnittstemperaturen in Mexiko-Stadt im Januar 12 °C, im Juni 19 °C |
Bodennutzung: | Weideland 38,7 %, Ackerland 12,8 %, Wald 23,8 % |
Hauptexportgüter: | Erdöl, Mineralölprodukte, Zucker, Nichteisenmetalle, Baumwolle, Textilien, Chemieerzeugnisse, Maschinen |
Bruttoinlandsprodukt: | 626 080 Mio. US-$ (2003) |
Wirtschaftssektoren: (Anteil am BIP, 2003) | Industrie 26 %, Landwirtschaft 4%, Dienstleistung 70 % |
Bruttosozialprodukt: | 6 230 US-$/Einw. (2003) |
Klimadiagramm von Mexiko-Stadt
Die Mehrzahl der Mexikaner sind Mestizen, bei denen die mit spanischem Erbteil überwiegen. Die Indianer bzw. Indios als zweitstärkste Bevölkerungsgruppe gehören etwa 40 noch existierenden Stämmen an. Die Azteken, Maya, Otomi, Zapoteken, Mixteken und Totonaken sind die größten.
Viele Indianer fühlen sich aber zunehmend von der Landesregierung und den gesellschaftlich dominierenden Mestizen diskriminiert. Die sich daraus ergebenden ethnischen Spannungen eskalieren nicht selten wie jüngst in den Bergen von Chiapas. Hier kämpfen seit 1994 die Zapatisten für die Belange der Indianerbevölkerung.
Mexiko ist nach Brasilien das bevölkerungsreichste Land Lateinamerikas. Mit fast 2 % jährlich besitzt das Land darüber hinaus ein hohes Bevölkerungswachstum. Ein erheblicher Teil der Bevölkerung, vor allem in den ländlichen Gebieten und in den schnell wachsenden Elendsvierteln am Rande der übervölkerten Großstädte, kann nur unzureichend versorgt werden. Viele arme Mexikaner versuchen deshalb, vorzugsweise in die USA auszuwandern. Die meisten gelangen aber nur illegal über die stark gesicherte Grenze oder werden festgenommen, da die amerikanische Regierung die Einwanderung begrenzen will.
Die Bevölkerungsverteilung ist sehr ungleichmäßig. In der Zentralregion um die Hauptstadt leben mehr als die Hälfte aller Mexikaner. Auch der Anteil der städtischen Bevölkerung wächst ständig und beträgt mittlerweile rund 75 %. Allein im Ballungsraum Mexiko-Stadt leben fast 20 Mio. Menschen.
Mexiko zählt heute zu den wirtschaftlich stärksten Schwellenländern Lateinamerikas (Bild 4). Trotzdem ist das Land das nach Brasilien größte Schuldnerland Lateinamerikas. Das hatte in den 80er Jahren bereits einmal zum Staatsbankrott und Mitte der 90er Jahre zu einer tiefen Wirtschaftskrise geführt. Durch die Reprivatisierung der großen staatlichen Industrieunternehmen und erhöhte Auslandsinvestionen versucht die mexikanische Regierung seitdem mit wechselndem Erfolg, die Wirtschaft des Landes zu stabilisieren.
Mexiko ist reich an Bodenschätzen, die sogar z. T. noch nicht erschlossen sind.
Im Mittelpunkt des stark entwickelten Bergbaus stehen die Erdöl- und Erdgasförderung. Mexiko nimmt bei der Förderung dieser Rohstoffe Spitzenplätze in der Welt ein und erreicht mit ihrem Export einen nicht geringen Teil seiner Devisenerlöse. Die großen Öl- und Gasfelder befinden sich vor allem an der Golfküste.
Darüber hinaus werden etwa 45 verschiedene Metallerze und Mineralien gefördert. Bei der Förderung und Verarbeitung einiger dieser Rohstoffe steht Mexiko weltweit mit an führender Stelle (z. B. Silber, Zink, Mangan, Antimon, Wismut, Blei, Graphit). Mexiko gehört zu den industriell fortgeschrittensten Ländern der Region.
Die Industrie ist breit gefächert und verarbeitet vor allem einheimische Rohstoffe, auch die der Landwirtschaft.
Der Großteil der Unternehmen ballt sich an wenigen Standorten im Hochland um Mexiko-Stadt, Puebla und Guadalajara.
Von Bedeutung ist auch die entlang der Grenze zu den USA angesiedelte Industrie. Hier nutzen vor allem US-Konzerne das niedrige Lohnniveau in Mexiko zur Profitmaximierung.
Etwa die Hälfte der Landesfläche ist landwirtschaftlich nutzbar. Ackerbau ist aber in den nördlichen Gebieten häufig nur bei künstlicher Bewässerung möglich.
In der Landwirtschaft überwiegen kleine und mittlere Betriebe, die nicht sehr effizient sind, zum Teil auch nur für die Eigenversorgung wirtschaften.
Der Anbau von Mais, Bohnen, Weizen, Obst und Gemüse reicht deshalb nicht für die Eigenversorgung, sodass Grundnahrungsmittel eingeführt werden müssen.
Stark exportorientiert ist dagegen der Anbau von Kaffee, Baumwolle, Südfrüchten und Tabak.
In der Tierhaltung ist die Bienenzucht von Bedeutung. Mexiko ist einer der weltweit größten Honigproduzenten.
Eine Wachstumsbranche der Wirtschaft ist der Tourismus. Zu Hauptanziehungspunkten haben sich vor allem die Badeorte am Atlantik und Pazifik und die Vielzahl archäologischer Stätten mit Zeugnissen altindianischer Hochkulturen entwickelt.
Mexiko - Wirtschaft
Auf dem Territorium Mexikos, vor allem in Zentral- und Südmexiko,
blühten bereits lange vor der Zeitenwende bis ins 16. Jahrhundert hinein indianische Hochkulturen:
Die Hochkultur der Olmeken mit dem Kultzentrum La Venta am Isthmus von Tehúantepec brachte um 1100 v. Chr. eine hoch entwickelte Bildhauerkunst und reiche Kleinkunst hervor.
Die Maya-Kultur erreichte zwischen 300 und 900 ihre Blütezeit. Der Urwald auf der Halbinsel Yucatán birgt die Reste prächtiger Mayastädte, die bis zu Zehntausend Bewohner hatten, z. B. Chichén Itzá und Uxmal. Die Mayas besaßen mathematische und astronomische Kenntnisse. Ihr Kalender war noch genauer als der gregorianische Kalender, und in Chichén Itzá blieb ein Observatorium erhalten. An die Maya-Kultur erinnern gewaltige Stufenpyramiden und Paläste, die noch längst nicht alle ausgegraben sind.
Einen besonderen Höhepunkt bildet die Kultur von Teotihuacán mit ihren gewaltigen Pyramiden. Die Stadt Teotihuacàn liegt 48 km nördlich von Mexiko in 2300 m Höhe. Sie wurde 200 v. Chr. von einem unbekannten Volk gegründet und hatte um 600 n. Chr. ungefähr 150000 Bewohner. Die Stadt war schachbrettartig angelegt. Die Sonnenpyramide, die beeindruckendste Schöpfung altmexikanischer Kultur, stieg vermutlich einst bis zu 75 m auf. Erhalten sind weiter Paläste und Wohnhäuser mit prachtvollem Reliefschmuck. Die Stadt, deren Reste zum UNESCO-Weltkulturerbe erklärt wurden, wurde von ihren Bewohnern im 8. Jh. aus unbekannten Gründen aufgegeben.
Als eines der letzten Völker gründeten die Azteken 1370 an der Stelle der heutigen Hauptstadt die Stadt Tenochtitlán, die Hauptstadt des Aztekenreiches wurde. Die Azteken beherrschten über Jahrhunderte ein mächtiges Reich, das sich vom Golf von Mexiko bis zur Pazifikküste erstreckte. Es wurde durch zentrale Rechtsprechung, durch eine entwickelte Verwaltung und mithilfe eines stehenden Heeres nach innen und außen gefestigt. Die Azteken, bei denen das Kunsthandwerk auf hoher Stufe stand, entwickelten eine Bilderschrift, besaßen einen auf astronomischen Beobachtungen basierenden Kalender und bauten von Tempeln gekrönte Pyramiden. Der Aztekenstaat wurde vom spanischen Eroberer H. CORTEZ 1519–1521 unterworfen und seine Hauptstadt zerstört. An ihrer Stelle entstand Mexiko-Stadt.
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