Alexander der Große

ALEXANDER III. war König von Makedonien und eroberte in nur elf Jahren ein immenses Gebiet, das in etwa folgenden heutigen Ländern entspricht: Griechenland, Türkei, Syrien, Libanon, Israel, Jordanien, Ägypten, Irak, Iran, Afghanistan, Pakistan und Kaschmir. Er war einer der bedeutendsten Feldherren und Staatsmänner der Geschichte; nach seinem Tod gab man ihm den Beinamen „der Große“.
ALEXANDER war eine eindrucksvolle Persönlichkeit, geprägt von strategischem Instinkt und einem unbezwingbaren Willen zur absoluten Macht. Als genialer Heerführer setzte er sein eigenes Leben bei den Schlachten ein und lieferte damit seinen Soldaten ein Vorbild an Mut und Tatkraft. Gegenüber Gefolgsleuten und Gegnern konnte er ebenso großmütig wie grausam sein, ebenso ehrenhaft wie kaltblütig.

Kindheit und Jugend

ALEXANDER wurde 356 v. Chr. in der damaligen makedonischen Hauptstadt Pella geboren. Er war der Sohn von PHILIPP II., dem König von Makedonien, und Olympia, einer Prinzessin aus Epirus.
PHILIPP schickte den dreizehnjährigen ALEXANDER nach Mieza, wo er 342–340 v. Chr. Erziehung und Bildung durch den griechischen Philosophen ARISTOTELES erfuhr. Dieser unterrichtete ihn in Rhetorik, Literatur, Geografie und Kriegswesen und brachte ihm Naturwissenschaften, Medizin und Philosophie nahe. ARISTOTELES hatte einen starken und nicht zu unterschätzenden Einfluss auf ALEXANDER und prägte seine Geistesbildung und seine Verehrung der griechischen Kultur entscheidend. Von den späteren Feldzügen durch das Perserreich, auf denen viele Wissenschaftler Alexander begleiteten, sandte er ARISTOTELES regelmäßig neue Erkenntnisse über fremde Tiere, Pflanzen, Gewässer und Länder.
ALEXANDERS Kindheit und Jugend war jedoch nicht unbeschwert: Sein Vater war durch die ständigen Kriegszüge meistens abwesend, und ALEXANDER unterstand seiner herrschsüchtigen und willensstarken Mutter. Sie wollte ALEXANDER auf dem Königsthron sehen. Aus diesem Grund schreckte sie auch vor der Vergiftung seines Halbbruders ARRHIDAIOS nicht zurück, der dadurch schwachsinnig wurde. OLYMPIA hasste ihren Mann, weil er neben ihr andere Frauen heiratete. Seine letzte Frau KLEOPATRA wurde nach seinem Tod von OLYMPIA kaltblütig erschlagen. Auch zwischen Vater und Sohn gab es Konflikte, die bei der Heirat von KLEOPATRA 337 v. Chr. eskaliert waren. ALEXANDER war verbannt worden und geflüchtet; die Thronfolge blieb aber auch nach einer späteren Aussprache mit dem Vater unsicher.

Sicherung des Königsthrons und der Heeresfolge (336–335 v. Chr.)

Unter PHILIPP II., der 336 v. Chr. ermordet wurde, war aus dem unbedeutenden Makedonien ein mächtiges und wohlgeordnetes Königreich geworden – dank der Entdeckung der dortigen Goldvorkommen sowie der Kriegszüge und der Reformen PHILIPPS. Mit den griechischen Stadtstaaten hatte PHILIPP sich zu einem „Korinthischen Bund“ zusammengeschlossen.
Nach PHILIPPS Tod sicherte sich ALEXANDER die Thronfolge, indem er alle Rivalen ermorden oder hinrichten ließ. Er trat auch die Nachfolge als Heerführer und Leiter des Korinthischen Bundes an. Durch rebellische Barbarenstämme drohte das Reich auseinanderzufallen, doch ALEXANDER zerschlug die Aufstände der Thraker und Illyrer 335 v. Chr. in einem Balkanfeldzug. Als sich Theben weigerte, die Hegemonie ALEXANDERS anzuerkennen, ließ er die Stadt zerstören und alle Einwohner versklaven.

„Panhellenischer Rachefeldzug“ gegen Persien (334–330 v. Chr.)

Der Korinthische Bund hatte ALEXANDER mit dem Krieg gegen das Perserreich beauftragt. Grund und Legitimierung war die Rache für die Zerstörung Athens durch die Perser 480 v. Chr. und die Befreiung der kleinasiatischen Küstenstädte von der Herrschaft Persiens. Deshalb nannte man diesen Krieg „panhellenischen Rachefeldzug“.
Mit einem Heer von 35 000 Mann zog ALEXANDER 334 v. Chr. nach Kleinasien. Bereits die erste erfolgreiche Schlacht gegen ein persisches Heer am Fluss Granikos brachte die Befreiung der ionischen Küstenstädte griechischen Ursprungs. ALEXANDER zog nach Gordion, der Königsresidenz Phrygiens (in der Nähe des heutigen Ankara). Dort soll sich der Gordische Knoten befunden haben, den ALEXANDER mit seinem Schwert durchschlug. Einer Sage zufolge sollte der, dem es gelang, den komplizierten Knoten zu lösen, Herrscher über ein Weltreich werden. ALEXANDER zog weiter nach Süden und traf 333 v. Chr. bei Issos erstmals auf das Heer des persischen Großkönigs DAREIOS III., der die Flucht dem Kampf vorzog und dadurch die Schlacht verlor. Er ließ die gesamte Königsfamilie und den Hofstaat zurück, aber ALEXANDER behandelte die Gefangenen milde. Er heiratete die Perserin BARSINE. DAREIOS versprach ALEXANDER die Westhälfte seines Reiches, doch ALEXANDER ging nicht auf das Friedensangebot ein.

Er zog weiter an die syrische Küste, unterwarf 332 v. Chr. nach mehrmonatiger Belagerung die Seefestung Tyros sowie Palästina. Ägypten konnte Alexander kampflos einnehmen. Er gründete 331 v. Chr. die Stadt Alexandria, die für viele Jahrhunderte zur bedeutendsten Handelsmetropole der damaligen Welt wurde. Die Priester krönten ihn zum Pharao und anerkannten ihn als Sohn des ägyptischen Sonnengottes Amun (in Griechenland mit Zeus gleichgesetzt). Mit ALEXANDERS Nachfolge der Pharaonen und der Zeussohnschaft begründete er seine Gottkönigschaft – ein Machtanspruch, der die Makedonier und Griechen verstimmte.
König DAREIOS hatte inzwischen ein stärkeres Heer zusammengestellt. Bei der Schlacht von Gaugamela 331 v. Chr. konnte ALEXANDER DAREIOS endgültig besiegen, doch dieser entkam wieder. ALEXANDER ließ sich zum „König von Asien“ ausrufen und nahm kampflos die persischen Residenzstädte Babylon, Susa und Persepolis mit ihren immensen Staatsschätzen ein. Er ließ den Königspalast von Persepolis niederbrennen, als Sühne für die Zerstörung der Akropolis. ALEXANDER nahm die Verfolgung des DAREIOS auf, der aber inzwischen ermordet worden war. Seinen Leichnam bestattete er mit königlichen Ehrungen.
Mit der Wiedergewinnung der Küstenstädte und der Zerstörung des Palastes in Persepolis hatte ALEXANDER den Auftrag des „panhellenischen Rachefeldzuges“ im Jahr 330 v. Chr. erfüllt. Sein Kriegszug war damit aber noch nicht beendet: Er sah vor, das persische Reich vollständig zu erobern. Zunächst setzte er die persischen Adligen als Statthalter ein und nahm erstmals persische Soldaten als Gleichberechtigte in sein Heer auf. Als er dann noch das persische Hofzeremoniell einführte und von seinen Gefolgsleuten den Fußfall sowie die Verehrung als Gottkönig forderte, kam es zu Verschwörungen und zu Aufständen der Makedonier. ALEXANDER ließ die Aufrührer hinrichten.
Er eroberte das östliche Persien und Baktrien (das heutige Ost-Iran und Afghanistan) und heiratete 327 v. Chr. die baktrische Prinzessin ROXANE.

Indienfeldzug (327–325 v. Chr.)

Alexander wollte ein Weltreich schaffen, von Gibraltar bis zum östlichen Ende der Welt. Er führte seine Truppen noch weiter, über den Hindukusch bis zum Indus (im heutigen Pakistan). Wegen der Krokodile glaubte man am Nildelta zu sein. Pandschab wurde bis zum Fluss Hyphasis erobert. Am Fluss Hydaspes kam es 326 v. Chr. zu einer kräftezehrenden Schlacht gegen den indischen König POROS und seiner fremdartigen Streitkräfte, die von Kriegselefanten herab mit Speeren und Pfeilen schossen. Trotz großer Verluste in ALEXANDERS Heer unterlag POROS.
Die Truppen waren bis hierhin etwa 18 000 km marschiert. Der weitere Vormarsch ging wegen der anhaltenden Regenfälle kaum voran, und die Soldaten zogen unter unmenschlichen Mühen weiter: Kleidung und Stiefel waren zerschlissen und ständig durchnässt, die Lebensmittel verdorben, Waffen, Pferde und Wagen unbrauchbar geworden. Das fremdartige Wetter, die Strapazen des Marsches und die endlosen, nicht zu erobernden Weiten Indiens untergruben ihre Moral, weiter zu marschieren und zu kämpfen. Die nun endgültig entmutigten Soldaten begannen zu meutern und zwangen ALEXANDER 325 v. Chr. schließlich zur Umkehr.
Über den Indus gelangte ALEXANDER zum Indusdelta. Von dort brach das Heer dreigeteilt nach Persien auf: ALEXANDERS Admiral NEARCHOS nahm mit einer eigens gebauten Flotte den Seeweg; KRATEROS kehrte mit einem Teil der Truppen durch das Landesinnere zurück; ALEXANDER führte den dritten und größten Heeresteil durch die Wüste Gedrosien (heutiges Belutschistan). ALEXANDER erreichte sein Ziel ausgezehrt nach einem unbeschreiblich beschwerlichen und verlustreichen Marsch, den der Großteil der Truppen nicht überlebte.

Massenhochzeit von Susa (324 v. Chr.)

Die Massenhochzeit von Susa verkörpert Alexanders Verschmelzungspolitik: Sein Ziel war es, die ethnische, kulturelle und politische Verschiedenheit der Völkerteile seines riesigen Reiches – des makedonisch-griechischen wie des persischen – zu überwinden. Durch die Verheiratung von 10 000 Makedoniern mit Perserinnen wollte er eine neue, einheitliche Führungsschicht schaffen. ALEXANDER selbst, seit 327 v. Chr. mit ROXANE verheiratet, ehelichte nun STATEIRA, eine Tochter des DAREIOS.
ALEXANDER ordnete das Reich neu und eröffnete damit den Griechen ein immenses Siedlungs- und Handelsgebiet: In Reichsverwaltung und Heer erhielten Perser und Makedonier Gleichberechtigung. Durch zahllose neu gegründete Städte, die Alexander mit Griechen besiedeln ließ und denen er eine demokratische Verfassung nach athenischem Vorbild gab, festigte er den Zusammenhalt im Reich. Der Ausbau eines Straßennetzes und das neu geprägte Alexandergeld als eine einheitliche Währung förderten den Welthandel. Die Sprache wurde vereinheitlicht (Griechisch als Amtssprache). Teilweise wurden die Neuerungen von den Makedoniern, die manche Gleichsetzung mit den Persern als Demütigung empfanden, nur unter heftigen Widerständen aufgenommen.

ALEXANDERS Tod in Babylon (323 v. Chr.)

ALEXANDER vollendete in Babylon seinen Plan der Völkervereinigung und bereitete neue Eroberungszüge gegen Arabien und Karthago bis hin nach Gibraltar vor. Doch die Vorhaben konnte er nicht mehr umsetzen – ALEXANDER starb 323 v. Chr. in Babylon an einer Fieberinfektion.
ALEXANDERS Weltreich zerfiel allmählich durch die Kämpfe seiner Nachfolger (der „Diadochen“) um die Reichsaufteilung. Dennoch wurde die griechische Kultur weiterverbreitet. Die durch das Alexanderreich bewirkte Verschmelzung der griechischen Kultur mit der orientalischen (in Sprache, Religion und Lebensweise) nennt man „Hellenismus“.

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