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Arbeitskämpfe in Ägypten – die ersten Streiks der Geschichte

Unter RAMSES III. lösten vermutlich durch Unterschlagung von Beamten verursachte Versorgungsprobleme unter den Bauarbeitern im Tal der Könige die ersten historisch fassbaren Streiks aus, die sich von da an im Neuen Reich regelmäßig wiederholten.Die Arbeiter griffen zu gewaltlosen Arbeitsniederlegungen, Sitzstreiks und -blockaden. Auch mit schriftlichen und mündlichen Protesten bei höchsten Beamten bis hin zum Wesir des Pharaos wurde von ihnen die Lieferung von Lebensmittelrationen erzwungen. Der ägyptische Staat akzeptierte solche gewaltfreien Arbeitskämpfe, wenn von den Arbeitern damit berechtigte Forderungen durchgesetzt werden sollten.

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Ursachen und Anlass der Streiks

In der Staatswirtschaft Ägyptens kam es immer wieder zu Problemen bei der Verteilung und Versorgung der Bevölkerung mit Nahrungsmitteln. Besonders Handwerker und Arbeiter, die keine Ackerflächen besaßen, waren auf die pünktliche und korrekte Belieferung mit ihren monatlichen Lebensmittelsrationen angewiesen.
Es gab unterschiedliche, aber genau festgelegte Rationen entsprechend Arbeitszeit und Arbeitsleistungen, die ebenfalls genau vorgeschrieben waren und kontrolliert wurden.
Ausbleibende oder verkürzte Rationen bedeuteten für die Betroffenen in jedem Falle aber Hunger und Existenzbedrohung und führten deshalb häufig zu Arbeitskämpfen.
Überliefert ist eine Tonscherbe (griech. Ostrakon), die folgende Situation schilderte:

„Ich arbeite an den Gräbern der
Kinder des Königs, die zu machen mein Herr in Auftrag gegeben hat. Ich arbeite sehr, sehr sorgfältig, sehr trefflich. ...(Aber) wir leiden sehr Mangel. Alle Vorräte für uns aus dem Schatzhaus, der Scheune und aus dem Magazin sind erschöpft. Eine Last von Steinschutt (zu schleppen) ist aber nicht leicht. Statt 6 Maß = 6 x 1/4 Sack(der monatlichen Kornration, ein Sack sind etwa 20 kg, d.h. 1 Maß = 5 kg Getreide) erhielten wir die gleiche Menge Dreck. Mein Herr möge Mittel finden, um uns am Leben zu erhalten. Wir sterben ja (Hungers). Wir (können einfach) nicht (mehr) leben. Und keiner gibt uns auch nur irgendwas.“
(nach: Wente/Brunner-Traut)

Gegen Ende der Regierungszeit von Pharao RAMSES III. beklagten sich die Einwohner der Arbeitersiedlung Deir el-Medina beim Wesir des Pharaos.
Die Arbeiter waren für den Bau von Königsgräbern im westlich der Stadt Theben gelegenen Tal der Könige zuständig. Trotz schwerer Arbeit und korrekter Leistung hatten Schatzhaus und Scheune des Pharaos die ihnen zustehenden Lebensmittellieferungen seit einiger Zeit eingestellt. Fällige Rationen von Gerste waren zwar zunächst noch angeliefert, dann aber wieder abtransportiert und gegen unbrauchbaren „Dreck“, wie die Bewohner schrieben, ausgetauscht worden.

Wenige Monate später klagten die Arbeiter erneut. Die Belieferung mit Lebensmittelrationen war wiederum stockend. Auf Initiative des für die Nekropole des Königs zuständigen Schreibers spendeten anstelle der königlichen Verwaltung die Priester des Reichstempels von Karnak das benötigte Getreide. Es stammte aus den Magazinen des Reichsgottes Amun-Re.
Danach fiel die Versorgung jedoch monatelang völlig aus. Die Arbeiter reagierten darauf mit Arbeitsniederlegung und Demonstrationen.

Verlauf der Streiks

Die Arbeiter und Handwerker beendeten ihre Arbeit und verließen geschlossen die Arbeitsplätze. Sie zogen zum Totentempel von THUTMOSIS III. im Tal der Könige und begannen dort einen ganztägigen Sitzstreik. Selbst die Zusage von Lebensmittellieferungen durch den höchsten für das Tal der Könige zuständigen Beamten zeigten keine Wirkung bei den Streikenden. Am nächsten Tag wurde von ihnen der Totentempel von RAMSES II. belagert und nachts das Tempelgelände besetzt. Das alarmierte nun auch den höchsten Beamten der nahen Hauptstadt Theben, von dem die Arbeiter

  • Kleidung,
  • Fisch,
  • Salben und
  • Gemüse

forderten. Der Beamte veranlasste sofort als „Anzahlung“ eine erste Teillieferung des ausstehenden Getreides.
Als dann aber die Restlieferung ausblieb, solidarisierte sich sogar der Polizeichef von Deir el-Medina mit den Streikenden und führte den von Frauen und Kindern begleiteten Demonstrationszug zum Totentempel von Pharao SETHOS I. Überliefert ist folgende Tonscherbe:

„Bei der Befestigung der Nekropole verkündet der Polizeioberste Monthmose, was er sich über Nacht überlegt hat. Er wolle sich noch nicht an Pharao wenden, sondern die Sache selbst in die Hand nehmen und einen Protestmarsch anführen. 'Geht hinauf', forderte er die Arbeiter auf, 'und sammelt eure Geräte ein. Verschließt eure Türen und bringt eure Frauen und Kinder mit! Ich werde an eurer Spitze zum Sethos-Tempel marschieren. Den lasse ich euch morgen früh besetzen.“

Nach zwei Wochen wurden alle noch ausstehenden Rationen geliefert, und die Arbeit wurde zunächst wieder aufgenommen.
Einige Tage später begann aber ein erneuter Ausstand. Diesmal, weil den Arbeitern bei den Baustellen durch Beamte des Staates „Böses“ geschehen war. Dieses „Böse“ wird in der schriftlichen Überlieferung nicht genauer gekennzeichnet. Es ging aber mit hoher Wahrscheinlichkeit um Übergriffe der Beamten oder um verschlechterte Arbeitsbedingungen.
Ein Arbeiter verstieg sich sogar zur Majestätsbeleidigung an der Person des Pharaos. Er kam nur mit der Prügelstrafe davon.

Wiederum Wochen später gab es einen weiteren Zusammenstoß der immer noch aufgebrachten Arbeiter mit dem zufällig durchreisenden Wesir des Pharaos. Ihm wurde Unterschlagung der Rationen vorgeworfen. Dabei wurde er offensichtlich verbal so scharf und respektlos von den Protestierenden angegriffen, dass er umgehend die Ausgabe der schon wieder ausstehenden Rationen anordnete.
Ein erneuter Lieferstopp wenige Tage später provozierte jedoch neue Arbeitsniederlegungen und Sitzstreiks. Diesmal intervenierte der Bürgermeister von Theben, der eine Lieferung aus Tempelbeständen als Überbrückungshilfe durchsetzte.
Erst danach wurde der Streik beendet.

Folgen und Bedeutung der Streiks

Die Streikenden hatten schriftlich und verbal, in jedem Falle aber friedlich protestiert, demonstriert und blockiert.
Da sie nicht zur Gewalt griffen und das Herrschaftssystem nicht als Ganzes infrage stellten, stufte der Staat die Arbeitskämpfe und Streiks nicht als Revolten ein. Polizei- oder Armee-Einsatz unterblieben deshalb auch.
Es gab für die Arbeiter auch keine sonstigen negativen Konsequenzen, wie Freiheitsverlust, Verurteilung zur Zwangsarbeit oder Hinrichtung.
Die Streiks von Deir el-Medina brachten dennoch einen Stein ins Rollen: Die Verwaltung RAMSES III. versuchte zwei Jahre später die gesamte Arbeiterversorgung gänzlich neu zu organisieren. Und die Arbeiter bekamen alle ausstehenden Lebensmittelrationen geliefert.
Im Neuen Reich konnte die Effizienz der Versorgung jedoch nicht auf Dauer gesichert werden. Deshalb brachen regelmäßig wieder Streiks aus, die die Arbeiter im Tal der Könige als Instrument zur Durchsetzung ihrer Interessen entdeckt und erprobt hatten.

  • Der Totentempel von RAMSES III. ca. (1182–1151 v. Chr.) in Medinet Habu

    D. Langermann, Berlin

Lernhelfer (Duden Learnattack GmbH): "Arbeitskämpfe in Ägypten – die ersten Streiks der Geschichte." In: Lernhelfer (Duden Learnattack GmbH). URL: http://www.lernhelfer.de/schuelerlexikon/geschichte/artikel/arbeitskaempfe-aegypten-die-ersten-streiks-der-geschichte (Abgerufen: 23. May 2025, 16:58 UTC)

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Das Tal der Könige

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Die Arbeitersiedlung Deir el-Medina

Mit Beginn des Neuen Reiches wurde zum Bau der Königsgräber im Tal der Könige eine spezielle Arbeitersiedlung errichtet. Sie existierte bis zum Ende des Neuen Reichs.
Die Arbeiter waren hoch spezialisiert. Sie waren vom Abbau der Gesteinsblöcke bis zur künstlerischen Gestaltung der Grabmäler mit Reliefs und Bildern für die komplette Fertigstellung der Königsgräber zuständig. Um die reibungslose Arbeit an den für die Jenseitsvorsorge der Pharaonen notwendigen Grabanlagen zu ermöglichen, lieferte der Staat den Arbeitern in regelmäßigen Rhythmen Lebensmittel und Konsumgüterrationen als Lohn. Darüber hinaus war ein Stab staatlicher Bediensteter zur Rundumversorgung der Arbeiter im Einsatz.
In der Praxis versagte die Staatsverwaltung bei der komplizierten Versorgung der Arbeiter öfters ganz oder teilweise. Die Arbeiter stritten dann mit Streiks für ihr Recht.

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