Claus Graf Schenk von Stauffenberg

Herkunft

CLAUS GRAF SCHENK VON STAUFFENBERG wurde als Sohn des letzten Oberhofmarschalls des Königs von Württemberg ALFRED SCHENK GRAF VON STAUFFENBERG und dessen Ehefrau CAROLINE (geb. Gräfin Üxküll-Gyllenband) in Jettingen (Bayern) geboren. Zu seinen Vorfahren mütterlicherseits gehört der Heeresreformer General AUGUST GRAF NEITHARDT VON GNEISENAU (1760–1831).
Seine Kindheit verbrachte er vor allem in Stuttgart und auf dem Sommersitz der Familie in Lautlingen. Mit 16 Jahren wurde der junge STAUFFENBERG und sein zwei Jahre älterer Bruder BERTHOLD in den Kreis um den Dichter STEFAN GEORGE eingeführt.

Der Berufssoldat

Nach vorzeitiger Ablegung des Abiturs trat VON STAUFFENBERG im Jahre 1926 in Bamberg in das 17. Reiterregiment ein, in dem schon der Bruder seines Vaters gedient hatte. An der Infanterieschule in Dresden wurde er in den Jahren 1927 und 1928 ausgebildet. Hier lernte er MANFRED VON BRAUCHITSCH, den Neffen des späteren Heeresoberbefehlshabers (1938–1941) kennen. MANFRED VON BRAUCHITSCH charakterisierte STAUFFENBERG einem Historiker gegenüber:

„Im preußischen Sinne war er nie ein zackiger Soldat, in seiner Haltung, seinem Auftreten, seinem leicht wiegenden Gang eher salopp, nach damaligen Vorstellungen unmilitärisch. Das hervorstechendste Merkmal an ihm waren seine hervorragenden geistigen Fähigkeiten, sein Verstand.“

Bis 1933 durchläuft STAUFFENBERG weitere militärische Ausbildungen, u. a. einen Lehrgang an der Kavallerieschule in Hannover, den er als sechstbester abschließt. Für hervorragende Leistungen erhielt er hier einen Ehrensäbel.

Karriere und Familie

Seit 1930, als die NSDAP bei den Reichstagswahlen zunehmend Erfolge feierte, wuchs bei den Offizieren, so auch bei STAUFFENBERG die Sympathie für die politischen Ziele ADOLF HITLERS. Im Jahre 1932 sprach sich VON STAUFFENBERG bei der Reichspräsidentenwahl für ADOLF HITLER und gegen PAUL VON HINDENBURG aus.
Gründe für diese Entscheidung lagen in HITLERS Bekenntnis zum Soldatentum, zum Heer, das er „als größten Wertfaktor unseres Volkskörpers“ bezeichnete.
Im Jahre 1933 wurde VON STAUFFENBERG zum Leutnant ernannt. Neben seinem militärischen Beruf und politischen Interessen ließ STAUFFENBERG sein Privatleben nicht außer acht. Am 26. September 1933 heiratete er die 20jährige NINA VON LERCHENFELD in Bamberg. Aus dieser Ehe gingen fünf Kinder hervor.
Im Jahre 1936 begann GRAF VON STAUFFENBERG an der Kriegsakademie in Berlin-Moabit ein Studium. Er war inzwischen Oberleutnant und wurde im Rahmen einer Begabtenauslese auf die Kriegsakademie versetzt. Diese zweijährige Ausbildung entschied darüber, ob der Kandidat für die weiterführende Generalstabsausbildung geeignet ist. STAUFFENBERG, der seit 1937 Rittmeister war, interessierte sich besonders für moderne Kriegstechnik. Er veröffentlichte mehrere Artikel über die Abwehr von feindlichen Fallschirmjägern, einer Spezialtruppe, die in Deutschland erst seit 1936 aufgebaut wurde und über den Einsatz von Panzerverbänden.
Im August 1938 wurde Stauffenberg als 2. Generalstabsoffizier nach Wuppertal abkommandiert, wo er für Ausrüstung, Nachschub und Unterkunft verantwortlich war. Unter Generalleutnant ERICH HOEPPNER nahm STAUFFENBERG an der Besetzung des Sudetenlandes teil. Entsetzt zeigte sich STAUFFENBERG über die Pogrome am 9. November 1938 (Reichskristallnacht), da er sich stets für Recht, Anstand und Sitte einsetzte. Diese Verbrechen führten aber noch nicht zu einem grundsätzlichen Meinungsumschwung bei STAUFFENBERG.
Mit Beginn des Zweiten Weltkrieges wurde er als Oberleutnant in einer Panzerdivision im Polenfeldzug eingesetzt. Bereits in diesem Jahre wurde VON STAUFFENBERG darum gebeten, an einem Umsturzversuch teilzunehmen, lehnte dies aber ab. Für STAUFFENBERG wurde ein Existenzkampf geführt. Die wahren Gründe des „Führers“, Abrechnung mit den alten Feinden, Schaffung von Lebensraum für das deutsch Volk und andere durchschaute STAUFFENBERG noch nicht.
Im zweiten Kriegsjahr nahm VON STAUFFENBERG als Generalstabsoffizier an der Westoffensive gegen Frankreich teil. Im Jahre 1941 wurden die Befehlsgewalt des Oberbefehlshabers des Heeres und des Obersten Befehlshabers der Wehrmacht in HITLERS Hände vereinheitlicht. Diese Entwicklung wurde von GRAF VON STAUFFENBERG begrüßt. Aber bereits im Folgejahr schloss sich von STAUFFENBERG angesichts der deutschen Massenmorde an den Juden, Polen, Russen und weiteren von den Nationalsozialisten verfolgten Bevölkerungsgruppen, aber auch wegen der unsachgemäßen militärischen Führung dem militärischen Widerstand an. Zunächst noch fühlte er sich aber, wie viele andere Militärs, durch seinen Treueid gegenüber HITLER gebunden.
Gemeinsam mit seinem Bruder Berthold war er an den Entwürfen zu Regierungserklärungen für die Zeit nach dem Umsturz beteiligt. Die Verschwörer legten sich zwar auf die Wiederherstellung der vor 1933 in der Verfassung garantierten Freiheiten und Rechte fest, lehnten jedoch die Wiederherstellung der parlamentarischen Demokratie ab.

Aktiver Widerstand

Im Jahre 1943 wurde VON STAUFFENBERG zur 10. Panzerdivision versetzt, die den Rückzug GENERAL ROMMELs in Afrika decken sollte. Bei einem Tieffliegerangriff verlor er ein Auge, die rechte Hand und zwei Finger der linken Hand. Nach seiner Genesung erarbeitete STAUFFENBERG gemeinsam mit Gesinnungsgenossen den Operationsplan „Walküre“. Nach offizieller Lesart diente der Plan der Niederwerfung innerer Unruhen.
Im Oktober wurde STAUFFENBERG zum Stabschef des Allgemeinen Heeresamtes ernannt, was ihm Zugang zu den Lagebesprechungen in den Führerhauptquartieren ermöglichte. Zusammen mit General FRIEDRICH OLBRICHT, dem Leiter des Allgemeinen Heeresamtes, baute er ein militärisch-oppositionelles Netz auf. Er koordinierte die Attentatspläne mit CARL-FRIEDRICH GOERDELER und LUDWIG BECK und hielt auch den Kontakt zum zivilen Widerstand um JULIUS LEBER, WILHELM LEUSCHNER und den Mitgliedern des Kreisauer Kreises.
Die Umsturzpläne sahen für STAUFFENBERG den Rang eines Staatssekretärs im Reichskriegsministerium vor. Nach der Verhaftung von GRAF VON MOLTKE im Januar 1944 fanden keine Treffen des Kreisauer Kreises mehr statt. Am 1. Juni 1944 wurde STAUFFENBERG zum Stabschef des Befehlshabers des Ersatzheeres ernannt. Anfang Juli erfuhr er von der Verhaftung von ADOLF REICHWEIN und JULIUS LEBER. Er entschloss sich nach mehreren missglückten Attentatsversuchen auf HITLER, den Anschlag nun selbst auszuführen.
Am 11. Juli 1944 unterließ STAUFFENBERG die Zündung einer Bombe, da geplant war, HITLER gemeinsam mit HERMANN GÖRING und HEINRICH HIMMLER zu beseitigen.
Am 15. Juli 1944 beabsichtigte STAUFFENBERG aber trotz der Abwesenheit von GÖRING und HIMMLER in der „Wolfsschanze“ in Rastenburg (Ostpreußen) einen Sprengsatz zu zünden. Als er aber nach einem Telefonat mit OLBRICHT in Berlin zur Besprechung zurückkehrte, hatte HITLER bereits den Raum verlassen.

Der 20. Juli 1944

Am 20. Juli 1944 flog STAUFFENBERG zusammen mit seinem Adjutanten WERNER VON HAEFTEN von Berlin zum Führerhauptquartier „Wolfsschanze“. Gegen 11.30 Uhr Mittag gelang es STAUFFENBERG und seinem Adjutanten aber nur einen der beiden Sprengsätze scharf zu machen. Gegen 12.35 Uhr betrat STAUFFENBERG den Besprechungsraum. Es gelang ihm aufgrund des Gedränges nicht, die Tasche mit dem Sprengstoff direkt neben HITLER zu platzieren und so stellte er sie weiter entfernt ab Dann verließ er unter einem Vorwand den Raum. Um 12.42 Uhr detonierte die Sprengladung in dem mit 24 Personen besetzten Raum. HITLER befand sich unter den 20 Überlebenden. An die Mitverschwörer in Berlin wurde gemeldet:

„Es ist etwas Furchtbares geschehen: Der Führer lebt!“

Diese nicht eindeutige Nachricht erreichte OLBRICHT in Berlin. STAUFFENBERG und HAEFTEN konnten die Wachmannschaften täuschen und gelangten zum Flugplatz. STAUFFENBERG war überzeugt, HITLER getötet zu haben. STAUFFENBERG und HAEFTEN trafen gegen 16.45 Uhr in Berlin ein.
Auf Initiative von GOEBBELS wurde gegen 17 Uhr im Rundfunk das Überleben HITLERS gemeldet. Am Abend gegen 22.30 Uhr wurden STAUFFENBERG und seine Mitverschwörer von einer Gruppe regierungstreuer Offiziere verhaftet. Es wurde die sofortige Erschießung wegen Hoch- und Landesverrates angeordnet.
Der Putschversuch scheiterte am fehlenden Rückhalt im Offizierskorps. Bestimmend für das Handeln der Verschwörer war nicht die Berechnung, durch Beseitigung HITLERS günstigere Kapitulationsbedingungen erwirken zu können.
Die Von BECK ausgearbeitete Rundfunkansprache nannte als zentrales Motiv der Verschwörer:

„Wir müssen handeln, weil – und das wiegt am schwersten – in Eurem Rücken Verbrechen begangen wurden (...)
Das Entscheidende ist nicht die Folge für das Volk, sondern entscheidend ist die Unerträglichkeit, daß seit Jahr und Tag (...) Verbrechen auf Verbrechen und Mord auf Mord gehäuft wird, und daß es sittliche Pflicht ist, mit allen verfügbaren Mitteln diesen (...) Verbrechen Einhalt zu tun.“

In der Nacht vom 20. auf den 21. Juli wurde GRAF VON STAUFFENBERG gemeinsam mit seinem Adjutanten, WERNER VON HAEFTEN, ALBRECHT RITTER MERZ VON QUIRNHEIM und FRIEDRICH OLBRICHT im Hof des Allgemeinen Heeresamtes (Bendler-Block) erschossen. STAUFFENBERG, so wird überliefert, starb mit dem Ruf: „Es lebe das heilige Deutschland!“
Die Leichen der Erschossenen wurden am 21. Juli 1944 mit ihren Uniformen und Ehrenzeichen bestattet. HIMMLER ließ sie ausgraben und ordnete deren Verbrennung an.
Ihre Asche wurde über die Felder verstreut.

Stand: 2010
Dieser Text befindet sich in redaktioneller Bearbeitung.

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