Die Restauration und das Metternichsystem

METTERNICH und die Restauration

Das Wort „Restauration“ bedeutet Wiederherstellung eines früheren Zustandes. In der Geschichte der europäischen Staaten einschließlich Deutschlands wurde mit Restauration die geschichtliche Periode vom Wiener Kongress bis zu den Revolutionen in den Jahren 1848/49 bezeichnet. In dieser Epoche stand der Versuch führender europäischer Staatsmänner im Vordergrund, den Zustand vor Ausbruch der Französischen Revolution wiederherzustellen. Ein besonders exponierter Vertreter dieser Staatsmänner war Fürst METTERNICH.

Fürst METTERNICH – Biografisches

Am 15. Mai 1773 in Koblenz als Sohn eines kaiserlichen Diplomaten geboren, ging METTERNICH nach dem Studium der Rechts- und Staatswissenschaften in Straßburg und Mainz nach Wien. Hier fand er 1795 durch Heirat Eingang in die höchsten Kreise und erhielt den Fürstentitel.
Über ihn wird berichtet, dass sich hinter „äußerer Anmut, weltmännischer Bildung und einschmeichelnder Liebenswürdigkeit“ Verstandesschärfe, kühle Selbstbeherrschung und auch Menschenkenntnis verbargen. Ausgestattet mit diesen geistigen Gaben, gelang es ihm rasch, über Gesandtendienste in Dresden und Berlin und die Botschafterposten Österreichs in Petersburg und Paris bis zum Staatskanzler in Wien aufzusteigen.
Gegenüber dem Europa beherrschenden Kaiser NAPOLEON I. vertrat er eine sich an den Realitäten orientierende Politik. So vermittelte er 1810 die Heirat der österreichischen Kaisertochter Marie-Louise als dessen zweite Frau. Mit der Stellung eines Truppenkontingents von Österreichern unterstützte er 1812 auch den Russlandfeldzug NAPOLEONS. Gleichzeitig hielt er während dieses Feldzuges aber auch die Kontakte zum russischen Zaren ALEXANDER I. aufrecht. In diesem Sinne, d. h. zum Erhalt des Gleichgewichts zwischen den europäischen Mächten, trat er im 1. Pariser Frieden auch für die Schonung Frankreichs ein.
Mit seinen Fähigkeiten zum Lavieren und Manövrieren gelang es Metternich 1813 sogar, den von deutschen Patrioten begonnenen Volkskrieg zur Befreiung Deutschlands vom napoleonischen Joch in einen von den deutschen Territorialfürsten geführten Krieg zu verwandeln.

Der Wiener Kongress und das Metternichsystem

Den Höhepunkt seiner politischen Wirksamkeit erreichte er auf dem Wiener Kongress. Als entschiedener Gegner der Französischen Revolution bzw. jeglicher Revolutionen sorgte er zunächst für die Teilnahme des wiedereingesetzten Bourbonen-Königs Ludwig XVIII. am Kongress. Damit war das besiegte Frankreich wieder in den Kreis der europäischen Großmächte zurückgekehrt.
Unter dem Vorsitz METTERNICHS beschloss der Kongress die Wiederherstellung der politischen und sozialen feudalen Fürstenordnung in Europa. Diese sollte durch die ebenfalls von METTERNICH mitgestaltete Heilige Allianz zwischen den Monarchen Russlands, Preußens und Österreichs abgesichert werden. Dieser Allianz, die die christlichen Gebote als Richtschnur für die Politik verankerte, traten später mit Ausnahme Großbritanniens alle europäischen Staaten bei.
Seine Politik der Restauration wurde auch als System METTERNICH bezeichnet, das eine Reihe innen- und außenpoltischer Konsequenzen hatte.
Im Inneren stützte sich dieses System vor allem auf Polizeigewalt. Nach dem Wiener Kongress führte es in allen Ländern zur rücksichtslosen Verfolgung und Unterdrückung aller nationalen und liberaldemokratischen Kräfte.
So wurden auf der 1819 von METTERNICH einberufenen Karlsbader Konferenz, an der neben Österreich und Preußen acht weitere deutsche Staaten teilnahmen, die sogenannten Karlsbader Beschlüsse gefasst, die das demokratische Leben knebelten. Die Überwachung aller Hochschulen wurde beschlossen. Überwacht und entfernt werden sollten u. a. Hochschullehrer, die

„durch Missbrauch ihres rechtmäßigen Einflusses auf die Gemüter der Jugend, durch Verbreitung verderblicher, der öffentlichen Ordnung und Ruhe feindseliger oder die Grundlagen der bestehenden Staatseinrichtungen untergrabender Lehren ihre Unfähigkeit zur Verwaltung des ihnen anvertrauten wichtigen Amtes unverkennbar an den Tag gelegt haben“.

Ferner wurde durch die Konferenz die staatliche Vorzensur aller Zeitungen und Bücher beschlossen.
Außenpolitisch berechtigte das System METTERNICH die europäischen Großmächte u. a. zur, notfalls bewaffneten, Intervention gegen unerwünschte demokratische Bewegungen auch in Nachbarländern, wenn sie das politische System gefährdet sahen. Mit diesem Interventionsrecht wurde die absolutistische „Metternich-Doktrin“ zur Bremse aller liberalen und demokratischen Entwicklungen auf dem gesamten europäischen Kontinent.

Der „Abstieg“

METTERNICH hatte sich zum eigentlichen Herrn und Gebieter über das politische Geschehen in Europa entwickelt. Niemand, am allerwenigsten er selbst, zweifelte daran, dass das nach ihm benannte System nicht Bestand haben würde. Der Verächter jedes nationalen Liberalismus, in dessen Denken die Begriffe Volkssouveränität und politische Gewaltenteilung keinen Platz besaßen, war um so überraschter, als die revolutionären Ereignisse von 1848 die Grundfesten seines Systems erschütterten.
Bei Ausbruch der Revolution von 1848 musste er als verhasster Reaktionär zurücktreten und vor dem Volkszorn der Wiener ins Ausland fliehen. Erst im Herbst 1851 konnte er von London nach Österreich zurückkehren. Alle seine Versuche, wieder Einfluss auf die europäische Politik zu gewinnen, schlugen jedoch fehl. Er starb 1859 in Wien.

Stand: 2010
Dieser Text befindet sich in redaktioneller Bearbeitung.

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