Frühe Hochkulturen in Asien und Nordafrika ...

Zwischen dem 3. und 2. Jahrtausend v. Chr endete die Vorgeschichte, als sich erste frühe Hochkulturen in Asien und Nordafrika herausbildeten. Es begann mit dem Altertum die eigentliche, durch schriftliche Quellen belegte geschichtliche Zeit.

Als erste Hochkulturen der Menschheitsgeschichte gelten (Bild 1):
im Alten Orient die Staaten in Mesopotamien, dem Zweistromland zwischen Euphrat und Tigris, sowie das ägyptische Reich beiderseits des Nil im Nordosten Afrikas,
in Südasien die Harappa-Kultur am Indus auf dem indischen Subkontinent und
in Ostasien die chinesischen Reiche am Hwangho, dem Gelben Fluss, und am Jangtsekiang.

... an Flüssen – warum?

Dass sich die ersten menschlichen Hochkulturen gerade an Flüssen entwickelten, ist kaum ein Zufall:

Alljährlich wechselte an Euphrat, Tigris, Nil und Indus der Rhythmus von Hochwasser und Niedrigwasser. In der Hochwasserzeit bedeckten die Flüsse das umgebende Land mit fruchtbarem Schlamm, der sich hervorragend für die landwirtschaftliche Nutzung eignete. Die fruchtbaren Streifen des Schwemmlands beiderseits der Flüsse wurden deshalb schon früh von Menschen besiedelt. Sie ließen sich als Ackerbauern und Viehzüchter nieder, die aus wilden Gräsern Getreide züchteten und Tiere zu Haustieren domestizierten. So waren sie nicht mehr wie die Jäger und Sammler gezwungen, als Nomaden zu leben. Außerdem erzielten sie auf den fruchtbaren Schwemmböden Nahrungsüberschüsse, also mehr Nahrungsmittel, als zu ihrer eigenen Versorgung notwendig waren.

Andererseits waren die Flüsse von Wüsten umgeben. Flusswasser war deshalb wegen der monatelangen Trockenheit für die Bewässerung besonders kostbar. Um Bewässerungsanlagen, -gräben und -dämme bauen und unterhalten zu können, bedurfte es jedoch der straffen Führung des Volkes und eines gut organisierten Gemeinwesens. Land und Wasser mussten außerdem gerecht verteilt und sinnvoll verwaltet werden. Das übernahmen spezielle Beamte dieses Gemeinwesens. Auf diese Weise entstanden an den Flüssen Staatsgebilde mit einer geordneten Verwaltung.

Blieb das Hochwasser allerdings aus, drohten Hungersnöte. Um das zu verhindern, war Vorratswirtschaft notwendig. Nicht nur aus Mesopotamien und dem alten Ägypten ist deshalb der Bau großer Getreidespeicher in den Städten überliefert. Überhaupt besaßen die Städte bereits einen hohen Entwicklungsstand.
So verfügten Städte der Harappa-Kultur am Indus, wie Funde belegen, beispielsweise über hervorragende Kanalisationssysteme, ein rechtwinkliges Straßennetz mit breiten Prachtstraßen, mehrstöckige, aus gebrannten Lehmziegeln errichtete Häuser und öffentliche Badeanlagen, die kultischen Zwecken dienten.

Die Wahrzeichen der mesopotamischen Städte wiederum waren aus Lehmziegeln errichtete Tempeltürme, sogenannte Zikkurate . Die Bauwerke waren einerseits Heiligtümer und dienten den Priestern als Wohnräume. Andererseits waren sie Wirtschaftszentren, von denen aus die Staaten von den Königen und ihren Beamten verwaltet wurden.

Vor allem, um nicht vom Hochwasser überrascht zu werden, aber auch zur Bestimmung der Aussaat- und Erntetermine wurde in Ägypten schon früh ein zuverlässiger Kalender geschaffen. Die Ägypter verknüpften diesen Kalender mit dem Stern Sirius. Der Stern erscheint jedes Jahr nach einer Periode der Unsichtbarkeit genau am 19. Juli wieder über dem Horizont, einem Tag, in dessen Umfeld die Nilschwelle, die Periode der Nilüberschwemmung, beginnt. Die Astronomie erlebte jedoch nicht nur in Ägypten ihre erste Blüte. Auch die Städte der Harappa-Kultur waren wahrscheinlich ebenfalls schon nach astronomischen Gesichtspunkten angelegt.

Die Bedeutung der Flüsse für das Alltagsleben der Menschen in den frühen Hochkulturen prägte auch deren religiöse Vorstellungen. In Ägypten wird der Nil als Gott verehrt. Diesen Gott stellen die Ägypter sinnigerweise als Mann mit den schwellenden und nährenden Brüsten einer Frau dar.
Über Kaiser YU, den sagenhaften Begründer der ersten Dynastie in China, wird berichtet, dass er alle wichtigen chinesischen Flüsse regulieren und Berge durchstechen ließ. Wegen dieser schier übermenschlichen Leistungen wird er als Retter Chinas verehrt.

Das Gemeinsame der frühen Hochkulturen

Es ließen sich noch weitere Begründungen für die Entstehung früher Hochkulturen gerade in den gekennzeichneten Regionen finden. Eines müsste aber auch deutlich geworden sein: Nicht allein die günstigen natürlichen Voraussetzungen führten zu ihrer Herausbildung. Vor allem die Menschen haben im zähen Ringen mit der Natur diese Kulturen geschaffen, denen deshalb die folgenden Merkmale gemeinsam sind:

  • Der ständige Existenzkampf der Menschen mit der Natur erzwang eine straffe gesellschaftliche Organisation. So entstanden an großen Flüssen erste Staatsgebilde, deren Herrschafts- und Wirtschaftszentren blühende Städte waren.
  • Die Formen der technischen Naturbeherrschung sind in diesen Staaten schon relativ weit entwickelt. Durch erstaunliche technische Leistungen, wie den Bau von Deichen, Kanälen und Bewässerungsanlagen, wurden die Flusstäler in fruchtbare Kulturlandschaften umgestaltet.
  • Die Erzielung von Nahrungsüberschüssen machte die Arbeitsteilung entsprechend anfallender Aufgaben möglich. So konnten Priester, Beamte, Kaufleute und Wissenschaftler von der täglichen Arbeit zur Existenzsicherung freigestellt werden und anspruchsvolle wissenschaftliche und künstlerische Leistungen erbringen. Zu diesen Leistungen gehört auch die Herausbildung von Schriften als herausragende Mittel der Kommunikation zwischen den Menschen und Kulturen sowie der Überlieferung für die Nachwelt.

Städtische Lebensweise, arbeitsteiliges Wirtschaften und Leben, ein gut organisierter Staat, den schriftkundige Priester und Beamte verwalten, sind folglich wichtige Merkmale aller frühen Hochkulturen.

Stand: 2010
Dieser Text befindet sich in redaktioneller Bearbeitung.

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