Direkt zum Inhalt

Pfadnavigation

  1. Startseite
  2. Geschichte
  3. 6 Das Zeitalter der großen geographischen Entdeckungen
  4. 6.1 Renaissance und Humanismus in Europa
  5. 6.1.1 Das neue Weltbild
  6. Ein neues Weltbild

Ein neues Weltbild

Seit dem Altertum versuchten die Menschen, die beobachteten Bewegungen am Sternhimmel und auf der Erde zu erklären und die erkannten Regelmäßigkeiten zu einem Weltbild zu vereinen. Die Herausbildung des heutigen heliozentrischen Weltbildes war ein langer, mit Irrtümern, Umwegen und vielen Opfern gepflasterter Weg der menschlichen Erkenntnis. Er begann mit dem geozentrischen Weltbild des PTOLEMÄUS vor knapp 2000 Jahren und ist untrennbar mit den Namen bedeutender Gelehrter des Mittelalters, wie KOPERNIKUS, KEPLER und GALILEI,
verbunden.

Schule wird easy mit KI-Tutor Kim und Duden Learnattack

  • Kim hat in Deutsch, Mathe, Englisch und 6 weiteren Schulfächern immer eine von Lehrkräften geprüfte Erklärung, Video oder Übung parat.
  • 24/7 auf Learnattack.de und WhatsApp mit Bildupload und Sprachnachrichten verfügbar. Ideal, um bei den Hausaufgaben und beim Lernen von Fremdsprachen zu unterstützen.
  • Viel günstiger als andere Nachhilfe und schützt deine Daten.
Jetzt 30 Tage risikofrei testen
Your browser does not support the video tag.

Altes und neues Weltbild -Das geozentrische Weltbild

Bereits im Altertum konnten die Menschen Bewegungen der Himmelskörper, vor allem der Sonne, des Mondes und der Sterne, am Himmel beobachten. Sie sahen die Gestirne in östlicher Richtung auf- und in westlicher Richtung untergehen. Das führte zu der naheliegenden Vermutung, dass sich die Erde fest im Zentrum der Welt befindet und sich alle Himmelskörper um die Erde bewegen. Zugleich erkannte man in den Bewegungen der Himmelskörper eine Reihe von Regelhaftigkeiten und nutzte sie, um Termine für Saat und Ernte zu bestimmen. So konnte man durch die Beobachtung der Sterne im alten Ägypten schon den Beginn der Nilüberschwemmung voraussagen.
Im antiken Griechenland versuchten Gelehrte, die beobachteten Fakten und erkannten Regelmäßigkeiten zu einem Weltbild zu vereinen, bei dem man aus wenigen Grundsätzen alles andere ableiten konnte. Wesentlich dabei waren die Auffassungen über Bewegungen im Kosmos und auf der Erde:

  • PLATON (427–347 v. Chr.) hatte zwei Voraussetzungen für die Bewegung am Himmel formuliert: Die himmlischen Körper sollten sich nur auf der vollkommensten geometrischen Bahnform, der Kreisbahn, und noch dazu mit gleichförmiger Geschwindigkeit bewegen können.
  • Für den griechischen Philosophen ARISTOTELES (384–322 v. Chr.) ruhte die Erde inmitten von sieben konzentrischen Kugelschalen, in die die sieben damals bekannten Planeten, zu denen auch Sonne und Mond gezählt wurden, eingelassen waren. Diese Äther-Kugelschalen existierten für ihn als physikalische Realität. Darüber hinaus unterschied er zwischen den Bewegungen der Erde und denen der Gestirne.

All diese und weitere Erkenntnisse wurden im 2. Jh. n. Chr. von dem Astronomen und Mathematiker CLAUDIUS PTOLEMÄUS aus Alexandria in seinem Hauptwerk „Syntaxis mathematike“ (Mathematische Zusammenstellung), arabisch auch „Almagest“ genannt, zusammengefasst. Mit diesem Werk begründete er das geozentrische Weltbild. Danach befindet sich die Erde im Mittelpunkt der Welt, und alle anderen Himmelskörper, zu denen immer noch Sonne und Mond gehörten, bewegen sich auf Kreisbahnen um die Erde.
Dieses Weltbild war eine großartige Leistung der antiken Wissenschaft. Man konnte mit ihm nach einem mathematischen Modell des PTOLEMÄUS schon die Position von Planeten recht genau vorausberechnen. Das war für die Navigation auf dem Meer von großer Bedeutung. Außerdem stimmte das Weltbild aufgrund der Relativität der Bewegungen am Sternhimmel mit der Beobachtung überein.
Und es stimmte auch mit den physikalischen Auffassungen des berühmten ARISTOTELES überein, dass sich schwere Körper zur Weltmitte hin bewegen: Die Erde war für die Menschen damals der schwerste bekannte Körper, musste sich also in der Weltmitte befinden.
Das geozentrische Weltbild war jahrhundertelang bis weit ins Mittelalter hinein die vorherrschende Lehrmeinung. Und trotzdem war es falsch:

  • Zum einen konnten die Ergebnisse neuerer astronomischer Beobachtungen der Bewegungen der Gestirne mit dem Weltbild nicht mehr widerspruchsfrei geklärt werden.
  • Zum anderen war die Genauigkeit von Berechnungen, die auf der Grundlage des Weltbildes erfolgten, für die Navigation auf den Weltmeeren und für den Kalender nicht mehr ausreichend.

Zwar wurde das ptolemäische Weltbild immer mehr ausgebaut. Gleichzeitig nahm aber auch die Zahl der Zweifler an dem immer komplizierter werdenden Gebilde zu.

Das heliozentrische Weltbild

Einer der größten Zweifler war der Astronom und vielseitige Renaissance-Gelehrte NIKOLAUS KOPERNIKUS. Er versuchte, wieder die Übereinstimmung zwischen dem „Modell der Welt“ und der zu beobachtenden physikalischen Realität herzustellen. Seine entscheidenden neuen Ideen hatte KOPERNIKUS schon in seinem um 1510 erschienenen Werk „Commentariolus“ festgehalten. Sein Hauptwerk „Von den Umdrehungen der Himmelssphären“ erschien erst viele Jahre später 1543 in Nürnberg. Im „Commentariolus“ formulierte er u. a. folgende Thesen:

„Die Himmelsbewegungen haben verschiedene Mittelpunkte. Die Erde ist nicht Mittelpunkt der Welt. Der Mittelpunkt der Welt befindet sich in der Nähe der Sonne.“

Auf diese Weise rückte er die Sonne als Zentralstern in den Mittelpunkt des Planetensystems, um den sich alle Planeten auf Kreisbahnen bewegen. Zugleich machte er damit den Menschen zur Randfigur im Weltall.
KOPERNIKUS brauchte fast 30 Jahre, um das heliozentrische Weltbild zu begründen. Das Weltbild des KOPERNIKUS war zwar dem geozentrischen des PTOLEMÄUS überlegen. Es war aber auch mathematisch recht kompliziert, u. a. weil er noch von der falschen Voraussetzung ausging, dass sich die Planeten auf Kreisbahnen um die Sonne bewegen.

Der Fehler wurde erst ein Jahrhundert später durch den deutschen Astronomen JOHANNES KEPLER korrigiert, der die gesamte damalige Astronomie erneuerte. KEPLER konnte sich dabei auf die Beobachtungen des Planetensystems durch den dänischen Astronomen TYCHO BRAHE stützen und die wesentlich verbesserten Instrumente von BRAHE nutzen.
Nach dem Tod von KOPERNIKUS löste sein Werk einen heftigen Meinungsstreit aus, in dem es nicht nur um wissenschaftliche Ansichten ging.
Insbesondere die christliche Kirche bekämpfte das neue Weltbild heftig. Dabei war vor allem die Position, die Erde sei nur ein Planet unter anderen, Gegenstand von Angriffen, weil sie so gar nicht ins kirchliche Dogma passte. So formulierten 1616 die kirchlichen Würdenträger der katholischen Indexkommission:

„Zu behaupten, die Sonne stehe unbeweglich im Mittelpunkt der Welt, ist absurd, philosophisch falsch und außerdem ketzerisch, weil es ausdrücklich der Heiligen Schrift zuwider ist.“

Die Kirche bekämpfte aber nicht nur das heliozentrische Weltbild, sondern auch seine Verfechter.

Der Widerstand der Kirche regt sich

Das vielleicht prominenteste Opfer war der Italiener GALILEO GALILEI, Mathematikprofessor, Physiker und Philosoph an der Universität Padua.
GALILEI war durch astronomische Beobachtungen zum glühenden Verfechter des heliozentrischen Weltbildes geworden: So entdeckte er mit selbst gebauten Fernrohren vier Jupitermonde, also Himmelskörper, die sich nicht um die Erde, sondern um einen anderen Himmelskörper bewegen. Er entdeckte auch die bergige Struktur der Mondoberfläche, die Saturnringe, die Sonnenflecken und nicht zuletzt die Lichtphasen der Venus, die nur mit dem Umlaufen dieses Planeten um die Sonne erklärbar waren.
Diese Entdeckungen stützten seine Überzeugung von der Richtigkeit des heliozentrischen Weltbildes. Deshalb setzte er sich 1613 erstmals auch schriftlich für das neue Weltbild ein. Folgerichtig geriet er als berühmter Gelehrter jedoch in Widerspruch zur katholischen Kirche und zu deren eindeutigem Bekenntnis zum geozentrischen Weltbild. 1616 wurde GALILEI erstmals von der Inquisition ermahnt, von der Verteidigung des heliozentrischen Weltbildes abzusehen.
Er beachtete in der Folgezeit diese Mahnung aber nicht und veröffentlichte weitere Schriften. Den besonderen Zorn der Kirche zog sich GALILEI auch dadurch zu, dass er die Arbeiten des Mönchs ORATIO GRASSI über drei 1618 beobachtete Meteoriten widerlegte. In einer Komödie karikierte er sogar Papst URBAN VIII. als wissenschaftlich ungebildeten „Simplicio“.
Im Jahre 1633 wurde GALILEI deshalb vor ein Inquisitionsgericht in Rom, das „Gericht des Heiligen Offiziums“, geladen. Nach vier Verhören und unter Androhung von Folter wurde er von den katholischen Richtern gezwungen, öffentlich seinen Lehren und damit dem heliozentrischen Weltbild abzuschwören. Seine Schwurformel endete mit dem Satz:

„Ich halte jene Meinung des Kopernikus nicht für wahr und habe sie niemals für wahr gehalten.“

Mit diesem Lippenbekenntnis widerruft der damals 69-Jährige seine wissenschaftliche Überzeugung, rettet aber sein Leben vor dem Scheiterhaufen. Beim Verlassen des Gerichts soll er gesagt haben:

„Und sie bewegt sich doch!“

Die Äußerung ist allerdings historisch nicht belegt. Sie entsprach wohl auch mehr seiner inneren Überzeugung. Obwohl GALILEI nach dem Prozess unter Hausarrest gestellt wurde, konnten Buchmanuskripte von ihm mit Hilfe von Freunden ins Ausland geschafft und dort veröffentlicht werden.
Nach GALILEI stützten wichtige Entdeckungen vieler Wissenschaftler am Sternenhimmel das heliozentrische Weltbild immer aufs Neue. So wurde es im Laufe der Jahrhunderte zur allgemein anerkannten wissenschaftlichen Tatsache.

Übrigens: GALILEI wurde 1992, also 359 Jahre nach seinem Prozess vor dem Tribunal der heiligen Inquisition, von der Kirche rehabilitiert.

Lernhelfer (Duden Learnattack GmbH): "Ein neues Weltbild." In: Lernhelfer (Duden Learnattack GmbH). URL: http://www.lernhelfer.de/schuelerlexikon/geschichte/artikel/ein-neues-weltbild (Abgerufen: 20. May 2025, 06:47 UTC)

Suche nach passenden Schlagwörtern

  • Platon
  • heliozentrisches Weltbild
  • Bewegungen der Himmelskörper
  • Tycho Brahe
  • ARISTOTELES
  • Galileo Galilei
  • Und sie bewegt sich doch
  • Johanes Kepler
  • CLAUDIUS PTOLEMÄUS
  • geozentrisches Weltbild
  • Inquisition
Jetzt durchstarten

Lernblockade und Hausaufgabenstress?

Entspannt durch die Schule mit KI-Tutor Kim und Duden Learnattack.

  • Kim hat in Deutsch, Mathe, Englisch und 6 weiteren Schulfächern immer eine von Lehrkräften geprüfte Erklärung, Video oder Übung parat.
  • 24/7 auf Learnattack.de und WhatsApp mit Bildupload und Sprachnachrichten verfügbar. Ideal, um bei den Hausaufgaben und beim Lernen von Fremdsprachen zu unterstützen.
  • Viel günstiger als andere Nachhilfe und schützt deine Daten.

Verwandte Artikel

Claudius Ptolemäus

* um 100 n. Chr. Ptolemäus (Ägypten)
† um 170 n. Chr. Alexandria

Er war ein bedeutender antiker Astronom und hat auch bedeutende Werke über Mathematik, Geografie, Optik und Astrologie hinterlassen. Er entwickelte das geozentrische Weltbild mit der Erde als Mittelpunkt, das bis ins späte Mittelalter die Wissenschaft beherrschte und erst dann allmählich vom heliozentrischen Weltbild des NIKOLAUS KOPERNIKUS abgelöst wurde.

Alexander VI. – Renaissancepapst und skrupelloser Politiker

Durch Bestechung wurde ALEXANDER VI. aus dem Fürstengeschlecht der Borgia 1492 zum Papst gewählt. Er war der erste der sogenannten Renaissancepäpste. Diesen war die Liebe zur Kunst, von Prunk und eines angenehmen Lebens sowie ein starkes machtpolitisches Streben gemeinsam.
Die notwendigen inneren Reformen der Kirche mussten dabei nicht selten auf der Strecke bleiben.
Auch ALEXANDER VI. war ein machtbewusster Politiker, wurde aber eher wegen seines unsittlichen Lebenswandels bekannt. Das Hauptziel seines politischen Strebens war es, Reichtum und Territorium und damit die Macht des Hauses Borgia zu vergrößern. Vor allem mithilfe seiner Kinder CESARE und LUCREZIA BORGIA suchte er dieses Ziel zu erreichen.
1489 wurde einer seiner bedeutendsten Kritiker, der Mönch und Bußprediger SAVONAROLA in Florenz hingerichtet. Vorher hatte ihn ALEXANDER VI. exkommuniziert, d. h., aus der Kirche ausgeschlossen.

Hexenverfolgung und Hexenwahn

Im ausgehenden Mittelalter waren immer mehr Menschen der Überzeugung, dass für alle möglichen tragischen Ereignisse und Missstände Hexen verantwortlich waren. Durch Folter, Wasser- und Eisenprobe versuchte man Geständnisse zu erzwingen. Im 15.–17. Jahrhundert wurden zwischen 50 000 und 80 000 Menschen hingerichtet, oftmals auf dem Scheiterhaufen verbrannt. Etwa drei Viertel davon waren Frauen.

Ignatius von Loyola

* 1491;
† 31.Juli 1556

IGNATIUS stammte aus altem baskischen Adel. Dieser Umstand prägte seinen Lebensstil. Er war zunächst im höfischen und militärischen Dienst. Seine Erfahrung als Offizier hat ihn in Taktik und Strategie geschult. Nach einer Palästinawallfahrt 1523 bis 1524 fing IGNATIUS mit dem Studium u. a. der Theologie in Barcelona, Alcanta de Henares, Paris und Venedig an. Wegen seelsorgerischer Tätigkeit musste er mehrmals vor dem Inquisitionsgericht erscheinen. 1534 schloss er sich mit Freunden in Paris zu einer religiösen Gemeinschaft zusammen. 1537 erhielt IGNATIUS die Priesterweihe. Seitdem lebte er in Rom ganz mit dem Aufbau seiner Gemeinschaft, der Gesellschaft Jesu, beschäftigt. Sie wurde 1540 päpstlich von PAUL III. bestätigt, und IGNATIUS wurde deren Generaloberer.
Die Ordensgründung war von entscheidender Bedeutung für die katholische kirchliche Erneuerung im 16. Jahrhundert.

Galileo Galilei von der Inquisition zum Widerruf gezwungen

Am 22. Juni 1633 wurde der italienische Mathematiker und Physiker GALILEO GALILEI gezwungen, nach über 20-jähriger Auseinandersetzung mit der Inquisition der römisch-katholischen Kirche seinen angeblichen Irrlehren abzuschwören.
Der bedeutende Gelehrte der Renaissance hatte mit den Ergebnissen seiner astronomischen Beobachtungen das von der Kirche verfochtene geozentrische Weltbild des antiken Gelehrten PTOLEMÄUS widerlegt. Andererseits hatte er mit seinen Erkenntnissen das heliozentrische Weltbild des KOPERNIKUS wissenschaftlich untermauert. Das rief die Inquisition auf den Plan, die GALILEI der Ketzerei für schuldig befand. Um sein Leben zu verteidigen, musste GALILEI seinen Lehren abschwören.
Jahrhunderte später, nachdem das heliozentrische Weltbild zum allgemein akzeptierten Bestandteil des Wissens der Menschheit geworden war, wurde GALILEO GALILEI vom Papst rehabilitiert.

Ein Angebot von

Footer

  • Impressum
  • Sicherheit & Datenschutz
  • AGB
© Duden Learnattack GmbH, 2025