Galileo Galilei von der Inquisition zum Widerruf gezwungen

Rom, 22. Juni 1633: Der italienische Mathematiker und Physiker GALILEO GALILEI wird gezwungen, nach über 20-jähriger Auseinandersetzung mit der Inquisition der römisch-katholischen Kirche seinen angeblichen Irrlehren abzuschwören.
Im Angesicht des Inquisitionstribunals schwor er mit den Worten ab:

„Ich halte jene Meinung des KOPERNIKUS nicht für wahr und habe sie nie für wahr gehalten.“

Mit dieser unter der Androhung von Folter seitens des Gerichtes der „Heiligen Inquisition“ erzwungenen Notlüge rettete GALILEI Leib und Leben vor dem Feuertod. Andererseits musste er seine wissenschaftlichen Überzeugungen opfern.
Wie kam es dazu?

GALILEO GALILEI – aus seinem Leben und Wirken

GALILEI wurde Mitte des 16. Jh. in der ausgehenden Epoche der Renaissance als Sohn eines bekannten Komponisten und Musiktheoretikers in Pisa geboren. Pisa gehörte mit anderen norditalienischen Städten, wie Venedig, Florenz oder Siena, zu den Zentren der Renaissance, in denen Kunst und Wissenschaft blühten und die bedeutende Wissenschaftler und Künstler hervorgebracht hatten, beispielsweise den Universalgelehrten LEONARDO DA VINCI und den Maler RAFFAEL.

Nach dem Besuch einer Klosterschule bei Florenz nahm er ab 1581 an der Universität Pisa das Studium der Medizin auf, schwenkte aber später interessehalber auf Mathematik und Physik um. Als Student beobachtete er die Gesetzmäßigkeiten der Pendelschwingungen und stellte fest, dass gleich lange Pendel unabhängig von Gewicht und Ausschlagweite gleich schnell schwingen. Außerdem erfand er die hydrostatische Waage zur Bestimmung des spezifischen Gewichts von Stoffen.

Seine wissenschaftlichen Erfolge brachten ihm zunächst eine Dozentenstelle in Pisa ein, wo er sich mit den Gesetzen des freien Falls beschäftigte. 1592 wechselte er als Professor der Mathematik nach Padua und erhielt 1610 in Florenz die Stelle als „Philosoph und Erster Mathematiker des Großherzogs von Toscana“.
Hier konstruierte er ein Jahr nach der Erfindung des Fernrohrs in den Niederlanden ein ähnliches, aber verbessertes Fernrohr (Bild 2). Mit dem neuen Fernrohr entdeckte er den gebirgigen Charakter der Mondoberfläche, die Sonnenflecken, die Saturnringe und die Lichtphasen der Venus. Eine seiner wichtigsten Entdeckungen waren aber die vier Jupitermonde. GALILEI hielt sie zunächst für kleine Fixsterne. Dann bemerkte er aber ihre Ortsveränderungen zum Jupiter und untereinander. Schließlich konnte er sogar ihre Umlaufperioden berechnen.

Im Frühjahr 1611 reiste GALILEI nach Rom, wo er mit seinen Vorträgen vor führenden Mathematikern und Astronomen seiner Zeit großen Erfolg hatte. Er wurde sogar in die bedeutendste wissenschaftliche Einrichtung Italiens, die „Akademie der Luchse“, aufgenommen.

Die Auseinandersetzung mit Kirche und Inquisition beginnt

Aus seinen astronomischen Beobachtungen und Berechnungen wusste GALILEI von den Bewegungen und den Bahnen der Planeten und ihrer Monde. Deshalb hielt er das geozentrische Weltbild, das vom antiken Denker PTOLEMÄUS stammte, für falsch. Diese Lehrmeinung, die die ruhende Erde in den Mittelpunkt des Universums stellte, wurde auch von der katholischen Kirche verfochten.
GALILEI geriet deshalb erstmals mit der Kirche in Konflikt und wurde bei der Inquisition denunziert, als er in Briefform öffentlich das heliozentrische Weltbild des NIKOLAUS KOPERNIKUS verteidigte. Das hatte folgende Gründe:
Im Jahre 1616 war das wissenschaftliche Hauptwerk von KOPERNIKUS von einer päpstlichen Kommission verworfen und auf den Index der für Katholiken verbotenen Bücher gesetzt worden. Besonders folgende Thesen von KOPERNIKUS wurden als töricht, absurd und ketzerisch angesehen:

  • Die Sonne ist der Mittelpunkt der Welt und besitzt keinerlei örtliche Bewegung.
  • Die Erde ist nicht Mittelpunkt der Welt und nicht unbeweglich, sondern bewegt sich als Ganzes sowie in täglicher Umdrehung um sich selbst.

... und spitzt sich zu

Im selben Jahr formulierte GALILEI seine Theorie zur Entstehung von Ebbe und Flut. Diese Theorie stützte sich in erster Linie auf die Bewegungen der Erde um sich selbst und um die Sonne. Das und seine Abhandlungen zum Verhältnis zwischen Bibel und heliozentrischem Weltsystem erforderte aber die Neuinterpretation der Bibel. Das wiederum musste zwangsläufig die Inquisition auf den Plan rufen, die ihn dann erstmals auch energisch zum Schweigen ermahnte.
Im Jahre 1623 provozierte er den mächtigen Jesuitenorden, als er die mystischen Erklärungsversuche eines Mönchs im Hinblick auf drei Meteore, die 1618 beobachtet worden waren, widerlegte. Er verschärfte diesen Konflikt noch dadurch, dass in seiner Schrift ein wissenschaftlich ungebildeter „Simplicio“ auftauchte, in dem seine Kritiker Papst URBAN VIII. zu erkennen glaubten.

Als GALILEI 1632 sein wissenschaftliches Hauptwerk „Dialog über die beiden hauptsächlichen Weltsysteme, das ptolemäische und das kopernikanische“ veröffentlichte, indem er wiederum das heliozentrische Weltbild zu verteidigen suchte, schlug die Inquisition zu.
Die Auslieferung des Buchs wurde gestoppt und GALILEI vor Gericht geladen, wo er des Ungehorsams und der Ketzerei angeklagt wurde.
Im April 1633 begann die Verhandlung des Inquisitionsgerichts.
GALILEI wurde für schuldig befunden, an der verbotenen Lehre des KOPERNIKUS festgehalten und diese verteidigt zu haben. Um sein Leben zu retten, sprach dieser die am Anfang zitierte Schwurformel.

Tod und Vermächtnis von GALILEI

Trotz seines Schwurs blieb GALILEI bis zu seinem Tod Gefangener der Inquisition. Auf einem Landgut bei Florenz lebte er unter strengem Hausarrest. Hier schloss er auch die Arbeit an einem weiteren Grundlagenwerk über die Physik ab. In ihm bemühte er sich um weitere Beweise der Mechanik für das heliozentrische Weltbild.
Am 8. Januar 1642 starb GALILEI erblindet in seinem Landhaus.
Die Kirche verweigerte seine Bestattung in der Familiengruft und stimmte erst fast 100 Jahre später der Umbettung seiner sterblichen Überreste in ein Mausoleum zu.
Weitere 100 Jahre dauerte es noch, bis die katholische Kirche auch seinen „Dialog...“ aus der Liste der verbotenen Bücher herausstrich. Und 550 Jahre mussten vergehen, ehe Papst Johannes Paul II. 1992 nach einer Überprüfung des Prozesses von 1633 die Rehabilitation GALILEIS anordnete.
Der Papst erklärte dabei, dass der Fall GALILEI für die Kirche von bleibender Bedeutung für den Umgang mit den Wissenschaften sein könne. Es gäbe eben zwei Bereiche des Wissens:
„Der eine hat seine Quelle in der Offenbarung, der andere aber kann von der Vernunft mit ihren eigenen Kräften entdeckt werden.“
Beim Fall GALILEI, schließt der Papst, habe es sich um ein „schmerzliches Missverständnis zwischen Wissenschaft und Glauben gehandelt“.

Stand: 2010
Dieser Text befindet sich in redaktioneller Bearbeitung.

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