Leben in Sparta

Bevölkerungsgruppen

Dorische Stammesverbände siedelten im 11. Jh. auf der Halbinsel Peloponnes und schlossen einige eroberte Dörfer zu Sparta zusammen. Die Bevölkerung Spartas bestand aus drei Gruppen (vgl. Bild 1). Die herrschende Gruppe waren die Spartiaten (die „Gleichen“). Sie allein hatten die politischen Rechte, stellten aber nur den geringsten Anteil der Bevölkerung – anfangs einige Tausend, in hellenistischer Zeit nur noch einige Hundert. Die Bewohner der umliegenden Gemeinden wurden Periöken („Herumwohner“) genannt. Sie hatten keine politischen Rechte und mussten für die Spartiaten Kriegsdienst leisten, doch waren sie persönlich frei und besaßen Selbstverwaltung. Die größte Gruppe mit mehr als 70 % stellte die unterworfene ansässige Bevölkerung Lakoniens, später auch Messeniens, die sogenannten Heloten. Sie waren unfrei und wurden von den Spartiaten gezwungen, deren Landgüter zu bewirtschaften und einen Großteil des Ertrages an sie abzugeben. Dadurch ermöglichten sie den Spartiaten das ausschließlich auf das Militärische ausgerichtete Gemeinschaftsleben. Andererseits war wegen der Unzufriedenheit der Heloten die Gefahr eines Aufstandes so groß, dass sich die Spartiaten beständig darauf konzentrieren mussten, die Heloten im unterdrückten Zustand zu halten. Die Abwehr von Helotenaufständen, vor allem aber die Sicherung der Vorherrschaft auf der peloponnesischen Halbinsel, gelang den Spartiaten allein durch ihre strenge Gemeinschaftsform, die von dem Verfassungsgeber LYKURGOS begründet worden sein soll.

Bevölkerungsgruppen im spartanischen Staat

Bevölkerungsgruppen im spartanischen Staat

Kulturelles und privates Leben in Sparta

Wenn man heute von einer „spartanischen“ Lebensweise spricht, meint man eine sehr einfache Lebensform.
Tatsächlich war – im Gegensatz zur Frühzeit – in der Zeit ihrer militärisch ausgerichteten Gemeinschaftsform das kulturelle Leben der Spartiaten überaus karg: Es gab keine neuere Dichtung, Geschichtsschreibung oder Philosophie, kein Kunstgewerbe, bildende Kunst oder gestalterische Architektur. Wie ein antiker Geschichtsschreiber berichtet, gab es auch keine Form privaten Lebens:

„Keinem stand es in Sparta zu, frei zu leben, wie er wollte. Die Bürger gewöhnten sich daran, ein Privatleben weder zu wünschen noch zu kennen, sondern wie die Bienen fest mit der Gemeinschaft verwachsen zu sein.“

Die gesamte Bevölkerung war eine abgegrenzte Kriegerkaste, deren einzige Aufgabe die Erhaltung der militärischen Schlagkraft Spartas war. Jede produktive Erwerbstätigkeit, Handel und Handwerk sowie landwirtschaftliche Arbeit waren untersagt. Sie wurde von Periöken und Heloten ausgeführt.

Sparta schloss sich auch nach außen hin vollständig ab: Reisen in die anderen griechischen Gegenden waren nur mit besonderer Genehmigung erlaubt, auch Fremde waren nicht gern gesehen und wurden regelmäßig ausgewiesen. Geldmünzen wurden verboten und stattdessen eine Art Eisenspieß als Zahlungsmittel wieder eingeführt, sodass der Wirtschaftsverkehr mit anderen griechischen Städten unmöglich wurde.

Erziehung der Jungen

Das gesamte Leben folgte einer totalitären, staatlich kontrollierten, militärischen Lebensordnung. Ein „richtiger“ Spartaner hatte in erster Linie ein harter und disziplinierter Krieger (Bild 3) zu sein. Von diesem Ziel wurde das Leben der Spartiaten schon gleich nach der Geburt bestimmt.

Wenn ein Kind geboren wurde, musste der Vater das Neugeborene zur Sprechhalle bringen, wo es von den Ältesten untersucht wurde. War es schwächlich oder missgebildet, wurde es ausgesetzt; bei einem kräftigen und gesunden Kind wurde seine Erziehung angeordnet. PLUTARCH berichtet: „Die Ammen erzogen die Säuglinge dazu, das vorgesetzte Essen zu sich zu nehmen, alleine oder im Dunkeln keine Angst zu haben, nicht zu weinen und nicht launisch zu sein.“

Bis zur Vollendung des 7. Lebensjahres verblieben die Knaben bei ihrer Mutter. Danach wurden sie in eine strenge Gemeinschaftserziehung gegeben, wo sie in kleinen Wohn- und Schlafgemeinschaften lebten. Unter der strengen Leitung eines Jugendlichen wurde ihre Abhärtung gefördert und allmählich mit der militärischen Schulung begonnen. Die Jungen lernten Disziplin und Gehorsam, Genügsamkeit und Ausdauer. Sie trieben viel Sport und lernten, Hunger, Durst und harte Körperstrafen zu ertragen. Ihr Ehrgeiz, im Kampf zu siegen und der Tapferste zu sein, wurde durch Wettkämpfe gesteigert.

Ab dem 12. Lebensjahr wurden die Knaben unter die Aufsicht eines Erwachsenen gestellt. Gleichgeschlechtliche Beziehungen (Knabenliebe) wurden erwartet, da nach spartanischer Auffassung solche inneren Bindungen die Kriegstüchtigkeit förderten. Einige tapfere Jugendliche wurden in der Wildnis ausgesetzt, nur mit einem Schwert bewaffnet, und mussten allein zurückfinden. Dabei durften sie auch straffrei Heloten töten, denn das Töten von Kriegsgegnern war erlaubt, und den Heloten wurde jedes Jahr der Krieg erklärt. So gewöhnten sich die Jungen an das furchtlose Töten. Neben den kriegerischen Disziplinen wurde auch die Debattierkunst und Ausdrucksweise geschult: Sie sollte kurz und treffend sein. (Daher wird eine knappe und präzise Ausdrucksweise – manchmal allerdings auch eine wortkarge und einsilbige Redeweise – „lakonisch“ genannt.) Lesen und schreiben mussten die Jungen nur so viel wie unbedingt nötig.

Mit Beginn des 20. Lebensjahres traten sie ins Erwachsenenleben ein. Die jungen Männer wurden in Zelt- und Speisegenossenschaften aufgenommen, die kleinste militärische Einheit. Kennzeichen der Genossenschaften waren die gemeinsamen Mahlzeiten der Männer. Die Gemeinschaft entschied darüber, wer aufgenommen, aber auch wer ausgeschlossen wurde und damit seine Bürgerrechte verlor. In den Zelt- und Speisegenossenschaften übten die nun kriegstüchtigen Männer den Umgang mit Waffen: Sie gingen auf die Jagd und zogen in den Krieg. Auf dem Schlachtfeld kämpften die Spartiaten nebeneinander in der sogenannten Phalanx, einer Reihe schwer bewaffneter Soldaten, deren Schilde die eigene linke und zugleich die rechte Körperhälfte des Nachbarn schützte. So mussten die Männer dicht beieinander kämpfen – ein Spartiat sollte lieber sterben als fliehen. Auch Feigheit im Krieg führte zum Ausschluss und zum Verlust der Bürgerrechte.

Mit 30 Jahren wurden die Spartiaten Vollbürger. Obwohl die Männer nicht mehr zur Zeltgenossenschaft verpflichtet waren, lebten sie selten bei ihren Familien. Bis zum 60. Lebensjahr blieben sie für das Militär tätig.

Erziehung der Mädchen

Mädchen erhielten zwar keine militärische Ausbildung, unter staatlicher Aufsicht wurden sie aber dazu erzogen, ein anspruchsloses Leben zu führen und die militärische Lebensordnung mit zu tragen. Sie übten sich in Laufen, Ringen, Diskus- und Speerwerfen sowie in Reigentanz, denn nach spartanischer Auffassung gewährleistete ein tüchtiger Körper, dass gesunde und kräftige Kinder geboren wurden.

Viele Bräuche und Gesetze wie auch die Wertschätzung der Frauen Spartas richteten sich darauf, dass sie dem Staat viele Krieger gebären konnten. Im Gegensatz zu anderen griechischen Staaten durften die Spartiaten erst im Alter von 20 Jahren, wenn die Körper voll ausgebildet waren, heiraten und eine Familie gründen. Die Ehe trat erst durch eine Probe der Fruchtbarkeit in Kraft: Wenn die Frau schwanger war, wurde die Ehe endgültig beschlossen. Zum Zwecke der Kinderzeugung musste auch die monogame Ehe nicht eingehalten werden: An einen anderen Mann, dessen Frau keine Kinder bekommen konnte, wurde auch die eigene Ehefrau ausgeliehen. Umgekehrt konnten nicht zeugungsfähige Männer andere Männer dazu bestimmen, ihnen Kinder zu zeugen. Es galt als ehrenvoll, wenn Frauen die Geburt mit Kraft und Stärke durchstanden; Schmerzen zu zeigen war als Weichlichkeit verpönt.

Die Frauen in Sparta besaßen mehr Freiheit als in anderen griechischen Staaten. Ein Großteil der Ländereien gehörte ihnen. Sie verwalteten die Landgüter selbstständig und führten die Aufsicht über die auf dem Land arbeitenden Heloten.

Die Spartanerinnen teilten die kriegerischen Einstellungen der Männer. Nach einer verlorenen Schlacht zeigten die Witwen der Gefallenen Zufriedenheit, die Frauen der Überlebenden jedoch schämten sich. Mütter wünschten sich eher einen toten als einen feigen Sohn. Nach PLUTARCH überreichte eine Mutter ihrem Sohn den Schild mit den Worten:

„Lieber Sohn! Komm mit ihm wieder zurück
oder auf ihm!“

Das bedeutet, dass sie ihn lebendig oder tot wiedersehen wollte, doch nicht ohne den Schild.

Stand: 2010
Dieser Text befindet sich in redaktioneller Bearbeitung.

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