PHILIPP MELANCHTHON wurde am 16. Februar 1497 in Bretten geboren. Sein Vater war der kurpfälzische Waffenschmied Georg SCHWARZERT. Auf Anraten seines Großonkels JOHANNES REUCHLIN wurde der Name SCHWARZERT, häufig auch SCHWARZERD, ins Griechische übertragen. Bereit seit 1510 hatte sich so der Name MELANCHTHON eingebürgert.
Nach dem Tod des Vaters im Jahre 1507 siedelte MELANCHTHON mit seiner Großmutter nach Pforzheim über. Dort besuchte er die Lateinschule. Seine Großmutter war eine Schwester des Humanisten, Gelehrten und Schriftstellers JOHANNES REUCHLIN.
Schon mit 12 Jahren, im Jahre 1509, studierte MELANCHTHON in Heidelberg. Hier gab er bereits Adelssöhnen Privatunterricht. 1512 verließ er Heidelberg und ging nach Tübingen. Dort begegnete er wieder JOHANNES REUCHLIN, der großen Einfluss auf ihn ausübte. Im Jahre 1514 schloss er in Tübingen sein Studium mit der Magisterpromotion ab. Hier hielt er als Magister Vorlesungen über ARISTOTELES. Außerdem verfasste er noch während seiner Tübinger Zeit eine Grammatik und schrieb zu verschiedenen Schulbüchern Vorwörter.
Im Jahre 1518 folgte PHILIPP MELANCHTHON einem Ruf des sächsischen Kurfürsten FRIEDRICH DES WEISEN an die neu gegründete Universität Wittenberg. Unterstützt wurde die Berufung durch seinen Onkel JOHANNES REUCHLIN, während damals noch MARTIN LUTHER gegen ihn stimmte. MELANCHTHON bekam die Professur für Griechisch und Hebräisch. In seiner Antrittsvorlesung sprach er von Reformen des Studiums. Diese Reformvorschläge verband er mit humanistischen Ideen und der Annäherung an die Bibel. Solche Ideen fanden den Zuspruch von LUTHER. Die Freundschaft zwischen MELANCHTHON und LUTHER hielt bis zum Tode LUTHERS an.
Ab 1518 vertrat MELANCHTHON die reformatorische Theologie. An der Seite Martin LUTHERS nahm er 1519 an dem Religionsgespräch in Leipzig teil.
Im Jahre 1521 entstand die Schrift „Loci communes“, „Hauptpunkte“, die eine Zusammenfassung von LUTHERS Rechtfertigungslehre war. Sie stellt die erste evangelische Schrift dar, die eine Zusammenfassung aus MELANCHTHONS Vorlesungen über die Römerbriefe war.
MELANCHTHON, der Theologe und Pädagoge war, versuchte stets, beiden Fachbereichen gerecht zu werden. So entstand aus diesem Bemühen seine Studienanleitung mit dem Titel „Ratio discendi“, „Rationell lernen“. Des Weiteren veröffentlichte MELANCHTHON in den Jahren 1522 bis 1525 religionspädagogische Schriften wie Katechismen (Unterweisungen in der christlichen Glaubenslehre). MELANCHTHON hielt während der Reformationszeit seine Verbindung zu dem bekannten Humanisten ERASMUS VON ROTTERDAM aufrecht, obwohl es zwischen LUTHER und ROTTERDAM theologische Meinungsverschiedenheiten gab. LUTHER hatte aus diesem Grund seine Verbindung zu ERASMUS abgebrochen. Hier äußerte sich bereits der mehr vermittelnde Charakter MELANCHTHONs, der später die Reformatoren nach LUTHERs Tod in Lutheraner und Philippisten spaltete.
In den Jahren 1525 bis 1528 führte MELANCHTHON im Kurfürstentum Sachsen eine überregionale Kirchen- und Schulorganisation ein. Danach widmete er sich weiter der Schaffung neuer Schulordnungen.
Hinsichtlich der Durchsetzung der Reformation der Kirche vertrat er das Kurfürstentum Sachsen und die evangelischen Stände auf den Reichstagen in Speyer und Augsburg sowie in den Religionsgesprächen, z. B. in Worms und Regensburg.
Im Jahre 1530 verfasste er die evangelische Bekenntnisschrift, die „Augsburgischen Bekenntnisse“ sowie die „Apologie des Augsburgischen Bekenntnisses“. Diese Bekenntnisse, auch Augsburger Konfession, hatte MELANCHTHON auf der Grundlage der Schwalbacher Artikel geschrieben. Die Augsburger Bekenntnisse waren eine Zusammenstellung der evangelischen Lehre, die von MARTIN LUTHER gebilligt wurden. Auf dem Reichstag in Augsburg 1530 wurden diese Bekenntnisse verlesen. Sie sollten als Verständigungsgrundlage dienen, um die Differenzen zwischen Katholiken und Protestanten zu verringern und die Einheit der Kirche und des Glaubens zu bewahren. MELANCHTHON nannte in diesen Bekenntnissen die Missstände, wie das Zölibat, das Klostergelübde, die Beichte und die bischöfliche Gewalt, erwähnte jedoch päpstliche Gewalt, Ablass und Fegefeuer nicht. Die Mehrzahl der protestantischen Reichsstände unterschrieb das Augsburger Bekenntnis. Das Augsburger Bekenntnis wurde nach der katholischen Ablehnung zum verbindlichen Bekenntnis des Protestantismus.
Große Verdienste erwarb sich auch MELANCHTHON, indem er LUTHER aufgrund seiner Sprachkenntnisse bei der Übersetzung der Bibel ins Deutsche zur Seite stand. Zugrunde lag dieser Übersetzung die erst kurz vorher erschienene Ausgabe des griechischen Neuen Testaments von ERASMUS VON ROTTERDAM. Am 21. September 1522 erschien in Wittenberg „Das Neue Testament Deutzsch“, das sogenannte Septembertestament. Das aus dem hebräischen Urtext übersetzte Alte Testament wurde 1534 veröffentlicht. LUTHER feilte, stets unterstützt von MELANCHTHON, an seiner Bibel unermüdlich weiter. Die vollendete Ausgabe erschien 1545. LUTHERS Bibel wurde für Jahrhunderte die Bibel des Protestantismus. Ihr Einfluss auf die Weiterentwicklung der deutschen Sprache war beträchtlich. Die von LUTHER zugrunde gelegte kursächsische Hof- und Kanzleisprache wurde zur allgemeinen Hoch- und Schriftsprache.
Für seine Verdienste auf dem Gebiet der Universitäts- und Schulreform, die vom humanistischen Gedankengut geprägt war, wurde MELANCHTHON mit dem Ehrentitel „Praeceptor Germaniae“, zu Deutsch Lehrmeister Deutschlands, geehrt. Zu seinen Verdiensten gehörte auch die Einführung des Religionsunterrichts in das allgemeine Schulwesen. MELANCHTHONS vermittelnde Art ebnete der evangelischen Reformationsbewegung viele Wege. Andererseits hatte er auch eine große Gegnerschaft, vor allem radikaler Reformer. Zu weiteren Leistungen MELANCHTHONS zählen die Verfassung des ersten evangelischen Katechismus und dass er die Verbreitung der Reformation in Europa auf ökumenischer Basis vertrat, d. h., dass im Vordergrund das Verbindende zwischen den Kirchen steht.
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