Direkt zum Inhalt

Pfadnavigation

  1. Startseite
  2. Deutsch Abitur
  3. 4 Literaturgeschichte
  4. 4.5 Renaissance, Humanismus, Reformation
  5. 4.5.1 Der Mensch als Individuum: Das neue Denken
  6. Die Geschichte von Messer, Gabel und Löffel

Die Geschichte von Messer, Gabel und Löffel

Das Essen ist wie das Schlafen eines der wichtigsten Grundbedürfnisse des Menschen und dem entsprechend auch in primitiven Kulturen bereits ritualisiert. Löffel und Messer gehören zweifelsohne zu den ältesten Werkzeugen der menschlichen Gesellschaft. Besteck als einheitlich gestalteten Satz von Messer, Gabel und Löffel gab es jedoch nicht vor 1600.

Schule wird easy mit KI-Tutor Kim und Duden Learnattack

  • Kim hat in Deutsch, Mathe, Englisch und 6 weiteren Schulfächern immer eine von Lehrkräften geprüfte Erklärung, Video oder Übung parat.
  • 24/7 auf Learnattack.de und WhatsApp mit Bildupload und Sprachnachrichten verfügbar. Ideal, um bei den Hausaufgaben und beim Lernen von Fremdsprachen zu unterstützen.
  • Viel günstiger als andere Nachhilfe und schützt deine Daten.
Jetzt 30 Tage risikofrei testen
Your browser does not support the video tag.

Eine alte umgangssprachliche Floskel, wie die vom „Löffel abgeben“ für den Tod eines Menschen, deutet gleichsam die Wichtigkeit des Esswerkzeuges im Zusammenhang mit der menschlichen Existenz an.
Das deutsche Wort Besteck leitet sich von mhd. besteck ab, der Bezeichnung für ein Futteral mit Werkzeug (daraus: Messer und Löffel, später auch Gabel), das man am Gürtel trug oder unter den Gürtel dabei gesteckt hatte.

Besteck als einheitlich gestalteten Satz von Messer, Gabel und Löffel gab es nicht vor 1600. Bis zum 17. Jh. war ein solcher Bestecksatz ein überaus wertvolles Unikat. Später stellte man Serien zu 6, 12 oder mehr Exemplaren des jeweiligen Satzes her. Mit der Industrialisierung im 19. Jh. wurde das Besteck zur Massenware. Noch bis ins 18. Jh. hinein konnte man – abgesehen vielleicht von Esszeremonien in reichen Adelshäusern mit höchster Tafelkultur – nicht selbstverständlich davon ausgehen, vom Gastgeber das nötige Essgerät gestellt zu bekommen. Dies galt auch für Gasthäuser. So erschien es geradezu notwendig, sein Besteck mitzuführen, wenn man zu einem Essen geladen oder auf Reisen war.

Kurioserweise hat sich in Deutschland, statt in Frankreich, dem Land mit der traditionell höchst entwickelten Tafelkultur, ein wirklich eigenständiger Begriff für das Essbesteck herausgebildet. Auch im hochzivilisierten England (cutlery) und in den USA (flatware) umfassen die üblichen Begriffe als Synonyme auch andere ursprünglich vom Messerschmied hergestellte Dinge oder alle flachen Tafelgeräte. Das multifunktional zusammengestellte, größenmäßig genormte „Menübesteck“ ist nicht nur begrifflich ebenfalls eine Erfindung, die der deutschen Rationalität oder Bequemlichkeit geschuldet sein dürfte, aber mittlerweile in vielen Ländern benutzt wird. Die geringer dimensionierten Teile des Menübesteckes sind einfach im Gebrauch praktischer als die langen Messer und Gabeln der traditionellen Tafelbestecke. Bereits um 1900 gab es Bestecksätze mit über 200 Einzelteilen.

Ein ausgewiesener Kenner wie BODO GLAUB bietet in seinem Kölner Spezialgeschäft mehr als fünf Dutzend verschiedene Grundtypen aller wohl nur möglichen Esswerkzeuge vom Apfelmesser bis zum Zahnstocher in den unglaublichsten Varianten an und vermittelt die Herstellung jedes beliebigen Stückes nach einer Mustervorlage. Spezielle Bestecks für besondere Lebensbereiche sind Entwicklungen des 20. Jh.:

  • Campingbesteck,
  • Armeebesteck und
  • Flugzeugbesteck.

Der Kontrast zwischen der gleichzeitigen Existenz nobelster, massivsilberner Besteckunikate und vielfacher Varianten von Wegwerfbestecks aus Kunststoff kennzeichnet ebenfalls die Esskultur der Gegenwart.

Die grundlegenden Essgeräte sind

  • Messer,
  • Gabel und
  • Löffel.

Das Messer weist eine flache, einseitig zum Schneiden geeignete Klinge auf, die mit einem sicher handhabbaren, im Querschnitt meist gerundeten oder ovalen Heft (Griff) verbunden ist.

Der flache Griff der Gabel steht für das so genannte Schiff mit zumeist vier leicht nach oben gebogenen Gabelzinken in Verbindung. Das flächig ausgebildete Schiff gewährleistet besseren Halt für nicht gespießte Nahrungsteile, z. B. Kartoffeln oder Erbsen. Zinken und Schiff bilden die Kelle der Gabel. Die Anzahl der Gabelzinken differiert traditionell, kann aber auch funktional bedingt sein.

An den innerhalb eines Bestecksatzes mit dem Griff der Gabel identischen flachen, relativ langen und leicht geschwungenen Stiel schließt sich die gewölbte, rundspitz endende, ovale Laffe (laffen = schlürfen) des Löffels an. Der Löffel ist das älteste, ausschließlich zur Nahrungsaufnahme bestimmte Gerät. In Tischzuchten des 15. Jahrhunderts wird schon für den gemeinsamen Gebrauch eines Löffels erwähnt, dass er vor dem Weiterreichen abzuwischen sei.

Das Messer erscheint traditionell als ein hauptsächliches Essgerät dem Löffel fast ebenbürtig. Sein Gestaltwandel von einem Werkzeug mit langer, spitzer Klinge, das sowohl dem Zerteilen des Bratens als auch zum Führen mundgerechter Bissen zum Munde diente, bis zur heutigen Form des Tafelmessers mit gebogener Schneide und gerundeter Klingenspitze deutet ebenfalls auf Änderungen des Gebrauches hin.

Schon ERASMUS VON ROTTERDAM wies in einer Schrift von 1530 darauf hin, dass ein Messer keinesfalls mit der Spitze zum Nachbarn oder Gegenüber gerichtet oder gar gereicht werden solle.

Eine Gabel galt im mittelalterlichen Abendland angesichts verhältnismäßig rauer Tafelsitten seit ihrem ersten Auftauchen bei burgundischen Hofmahlen als Kuriosum oder exotisch-exzentrisches Schmuckstück. Scherzhaft, aber nicht ohne wahren Hintergrund hieß es:

„Mit der Gabel ist‘s ‘ne Ehr, mit dem Löffel kriegt man mehr!“

Ihr Gebrauch bei Tisch wurde verlacht oder als unschicklich verurteilt, während sie am Hofe zu Byzanz durchaus übliches Essgerät war. Erst mit der Reformation kam es zum Abgehen vom Aberglauben der Gabel als Teufelsgerät und zur Reduzierung gewisser sinnlich-christlicher Dogmen, z. B. wie CHRISTUS mit den Fingern essen zu müssen. Durchsetzung fand die Gabel allmählich ab der zweiten Hälfte des 16. Jh., als die Esstechnik angesichts aufkommender modischer Kragen- und Ärmelformen bei Hofe und später auch in der bürgerlichen Oberschicht dringend einer Änderung bedurfte.

Lernhelfer (Duden Learnattack GmbH): "Die Geschichte von Messer, Gabel und Löffel." In: Lernhelfer (Duden Learnattack GmbH). URL: http://www.lernhelfer.de/schuelerlexikon/deutsch-abitur/artikel/die-geschichte-von-messer-gabel-und-loeffel (Abgerufen: 18. July 2025, 22:31 UTC)

Suche nach passenden Schlagwörtern

  • Gabel
  • ERASMUS VON ROTTERDAM
  • Messer
  • Essen
  • Löffel
  • Besteck
Jetzt durchstarten

Lernblockade und Hausaufgabenstress?

Entspannt durch die Schule mit KI-Tutor Kim und Duden Learnattack.

  • Kim hat in Deutsch, Mathe, Englisch und 6 weiteren Schulfächern immer eine von Lehrkräften geprüfte Erklärung, Video oder Übung parat.
  • 24/7 auf Learnattack.de und WhatsApp mit Bildupload und Sprachnachrichten verfügbar. Ideal, um bei den Hausaufgaben und beim Lernen von Fremdsprachen zu unterstützen.
  • Viel günstiger als andere Nachhilfe und schützt deine Daten.

Verwandte Artikel

Herausbildung des Buchmarktes bis zur Spätaufklärung

Von der Vervielfältigung von Texten in den klösterlichen Schreibstuben bis zum Druck mit beweglichen Lettern war es ein großer technologischer Schritt, der das Zeitalter der Gutenberg-Galaxis (MARSHALL MACLUHAN) einleitete. Das Lesen von Büchern war nicht länger ein Privileg der höheren Stände, sondern wurde ein Massenphänomen. Mit der Aufklärung bildeten sich die Berufsbilder des Verlegers, des Buchhändlers und des freien Autors heraus. Angebot und Nachfrage bestimmten die Buchproduktion. Wichtige Regelungen zur Etablierung des modernen Buchgewerbes wurden in damaliger Zeit getroffen, die zum Teil heute noch Bestand haben.

Anton Koberger

* um 1440 in Nürnberg
† 03.10. 1513 in Nürnberg

ANTON KOBERGER war ein bedeutender Buchdrucker, Buchhändler und Verleger. Er gründete 1470 eine eigene Druckerei und schuf in den folgenden Jahren den überregional leistungsstärksten und marktbeherrschenden Branchenbetrieb des 15. Jahrhunderts. KOBERGER arbeitete mit der großen Malerwerkstatt des MICHAEL WOLGEMUT/ PLEYDENWURFF und mit ALBRECHT DÜRER, seinem Patenkind, zusammen. Seine Produktion war sehr umfangreich. Man schätzt, dass KOBERGER bis zum Jahr 1500 rund 250 Titel gedruckt hat.
Zu den berühmtesten Werken, die aus seiner Werkstatt hervorgingen, gehören die 1493 gedruckte SCHEDELsche Weltchronik und die zweibändige deutsche Bibelausgabe von 1483, die auch Koberger-Bibel oder Koburger-Bibel genannt wird. Es handelt sich dabei um einen der wichtigsten deutschen Bibeldrucke vor LUTHER.

Martin Luther

* 10.11.1483 in Eisleben
† 18.02.1546 in Eisleben

Der Theologe MARTIN LUTHER leitete die Reformation der Kirche ein. Seine deutsche Bibelübersetzung hatte entscheidenden Einfluss auf die Entwicklung einer einheitlichen, dialektfreien deutschen Hochsprache. Mit seinem Kleinen und Großen Katechismus wirkte er bahnbrechend auf dem Gebiet des Volksschulwesens und der Volksschulbildung. LUTHER erkannte außerdem die Bedeutung des Kirchenliedes für die Beteiligung des Volkes am Gottesdienst und wurde zum Schöpfer des evangelischen Gesangbuchs.

Neues Denken und Literatur

Im 14. und 15. Jahrhundert entwickelten sich in Europa neue philosophische Strömungen (Humanismus), die die Weltanschauung stark verändern sollten und eine Gegenbewegung zur Scholastik und der damaligen kirchlichen
Autorität darstellten. Byzantinische Philologen brachten neue Denkansätze nach Europa. Die Würde und die Bedeutung eines jeden Menschen sowie seine freie geistige Entfaltung rückten in den Mittelpunkt des Humanismus. Es entstand das Bild vom Menschen als Individuum. Das hatte auch Auswirkungen auf Stadtplebejer und Bauern in den deutschen Kleinstaaten: Sie stritten für eine Verbesserung ihrer sozialen Lage.
Die Renaissance orientierte sich an der griechisch-römischen Kunst. Die Landesfürsten ließen sich Prunkhäuser bauen, die sich an denen der italienischen Architektur anlehnten.

Johannes von Tepl

* um 1350 in Tepl oder Sitibor
† um 1415 wahrscheinlich in Prag

Dem Autor, der sich JOHANNES DI TEPLA, JOHANNES VON TEPL oder auch JOHANNES AUS SAAZ nannte, wird ein einziges Buch zugeschrieben, das als wichtiges und frühes Zeugnis des deutschen Renaissancehumanismus gilt. Es handelt sich um das Streitgespräch „Der Ackermann aus Böhmen“, das in Frühneuhochdeutsch geschrieben wurde. Über das Leben des Autors ist äußerst wenig bekannt. So geht lediglich aus dem „Ackermann“ hervor, dass seine Frau MARGARETHA 1400 im Kindbettfieber gestorben ist. Dies war auch der Schreibanlass für seine Dichtung.

Ein Angebot von

Footer

  • Impressum
  • Sicherheit & Datenschutz
  • AGB
© Duden Learnattack GmbH, 2025