Ritterorden – der Deutsche Orden

Orden im Mittelalter

Als Orden bezeichnete man im Mittelalter den Zusammenschluss von Menschen, die ein gemeinsames Ziel verfolgten und sich nach festen Regeln (lat.: ordines) verhielten, auf die sie ein Gelübde abgelegt hatten. Unter diesen Voraussetzungen gab es geistliche und weltliche Orden:
Die Mitglieder der geistlichen Nonnen- oder Mönchsorden, die nach christlichen Heiligen benannt waren, legten ihr religiöses Gelübde auf Lebenszeit ab.
Auch die Mitglieder der weltlichen Orden hatten gemeinsame Ziele und unterlagen bestimmten Pflichten; an ihr Gelübde waren sie jedoch nicht auf Lebenszeit gebunden.

Ritterorden

Viele Ritter entwickelten ab dem 10. Jh. eine starke christliche Gesinnung und gründeten geistliche Ritterorden. Die wichtigsten dieser Orden entstanden im Zusammenhang mit den Kreuzzügen zur Verteidigung bzw. zur Eroberung der Heiligen Stadt Jerusalem; konnten doch vor allem im Kreuzzug die Ideale des Rittertums, wie der bewaffnete Schutz der Armen und Schwachen und der Dienst für Gott und Kirche, verwirklicht werden.
Als erster unter den bedeutenden Ritterorden entstand der Johanniterorden. Seine Mitglieder waren vor allem Kämpfer, Priester und Krankenpfleger, die bei der Verteidigung des Heiligen Landes eine wichtige Rolle spielten. Als sie sich später auf der Flucht vor den Türken auf der Insel Malta niederließen, nannten sie sich fortan Malteser.
Einer der mächtigsten geistlichen Ritterorden war der Templerorden, der in Jerusalem zum Schutz der christlichen Pilger gegründet wurde.
Weitere Ritterorden bildeten sich vor allem in Spanien und Portugal, wo der Kampf zwischen den Christen und den muslimischen Mauren entbrannt war.

Der Deutsche Orden

Der jüngste und erste deutsche unter den großen geistlichen Ritterorden war der Deutsche Orden. Der Legende nach ging er im Jahre 1190 aus einer Bruderschaft Bremer und Lübecker Kaufleute hervor, die in einem Feldhospital im Heiligen Land verwundete Deutsche pflegten. Diese Hospitalbruderschaft wurde wenige Jahre später von adligen deutschen Kreuzfahrern in einen Ritterorden umgewandelt.
Die Ordensregeln wurden vom Papst bestätigt. Der Papst verlangte noch darüber hinaus, der Orden möge nach den Regeln der Johanniter und Templer in Keuschheit, Armut und Gehorsam leben und die Heiden bekämpfen.
Als Ordenstracht wurde ein Kreuz auf weißem Mantel gewählt, woher auch der Name „Kreuzritter“ stammt.
Oberhaupt des Ordens war ein auf Lebenszeit gewählter Hochmeister. Ordenssitz und Sitz des Hochmeisters waren ab Beginn des 14. Jh. Marienburg und später in Danzig.

Die Ostkolonisation und der Deutsche Orden

Im Jahre 1225 rief der polnische Herzog von Masowien den Deutschen Orden im Kampf gegen die heidnischen Pruzzen (Preußen) zu Hilfe. Als Dank dafür bekam der Orden das fruchtbare Culmer Land im heutigen Polen zugesprochen. Von hier aus eroberte das Ordensheer bis 1280 das östlich liegende Land der Pruzzen. Mit Erlaubnis des deutschen Kaisers Friedrich II. errichtete der Orden hier den Ordensstaat Preußen. Damit wurden Heidenbekehrung und Staatsgründung im Osten zu den großen Aufgaben des Deutschen Ordens:

Im Jahre 1255 wird Samland erobert und die Stadt Königsberg gegründet.

Wenig später fasst der Deutsche Orden in Kurland und Livland Fuß.

Mit dem Vordringen errichtet der Orden auch Ordensburgen als Stützpunkte. Der beeindruckendste ist die Marienburg am Fluss Nogat, die dem Hochmeister des Ordens von 1308 an rund 150 Jahre als Hauptsitz diente.

Bis 1402 wurde dann durch die Eroberung von Pomerellen die Landverbindung zum Deutschen Reich hergestellt.

Mit der Unterwerfung des bis dahin dänischen Estland erreichte das Ordensgebiet dann Anfang des 15. Jh. seine größte Ausdehnung.

Ein weiteres Vordringen nach Osten verspielte der Orden bereits im Winter 1242. Da wurden die schwer gerüsteten, relativ unbeweglichen Ordensritter auf das Eis des Peipussees gelockt und vom Heer des Fürsten von Nowgorod, ALEXANDER NEWSKI, vernichtend geschlagen. Der Weg nach Russland und zur reichen Handelsstadt Nowgorod war damit auf Dauer versperrt.

Der Niedergang der Ordensherrschaft

Ende des 14. Jh. vereinigten sich Polen und Litauen zu einer Union. Diesem Gegner war der Orden militärisch nicht mehr gewachsen. Da die Litauer außerdem zum Christentum übergetreten waren, war ihm auch die wichtigste Existenzgrundlage abhandengekommen, die Heidenbekehrung.
Die Katastrophe brach 1410 über die deutschen Ritter herein. In einer der größten Feldschlachten des Mittelalters, der Schlacht bei Tannenberg (polnisch: Grunwald), unterlagen 14 000 Ordenskrieger der Übermacht von 22 000 Polen, Litauern und tatarischen Söldnern.
Von dieser Niederlage erholte sich der Orden nicht mehr. Parallel zur militärischen Niederlage wuchs im Ordensstaat Preußen die innere Opposition der Stände. Sie führte zum sogenannten Ständekrieg, der für den Orden wiederum verloren ging.
Die Städte Marienburg, Danzig und Elbing mussten dem polnischen König überlassen werden. Außerdem musste der Großmeister im 2. Thorner Frieden mit Kniefall die Oberhoheit des Königs über das übrige Ordensland anerkennen.
Im Jahre 1525 schloss sich schließlich der letzte Hochmeister, ALBRECHT VON BRANDENBURG-ANSBACH, der Reformation an. Er verwandelte die Reste des ehemaligen Ordensstaates in das weltliche Herzogtum Preußen, dass allerdings ebenfalls als Lehen unter Hoheit des polnischen Königs stand.

Lexikon Share
Geschichte Note verbessern?
 

Kostenlos bei Duden Learnattack registrieren und ALLES 48 Stunden testen.

Kein Vertrag. Keine Kosten.

  • 40.000 Lern-Inhalte in Mathe, Deutsch und 7 weiteren Fächern
  • Hausaufgabenhilfe per WhatsApp
  • Original Klassenarbeiten mit Lösungen
  • Deine eigene Lern-Statistik
  • Kostenfreie Basismitgliedschaft

Einloggen