Konflikte zwischen Kaiser und Papst

Königsherrschaft im Mittelalter

In Europa beruhte im Mittelalter die Königsherrschaft auf dem Treueverhältnis zwischen Vasallen und ihrem König. Starb der König, trat nicht automatisch der älteste Sohn die Nachfolge an, wie das z. B. beim römischen Kaiser war, sondern die Herzöge und Vasallen wählten den König.

Vasallen hatten ab dem 8. Jahrhundert einen sozialen Aufstieg erfahren. Waren sie im Merowingerreich noch Unfreie, so wurden sie jetzt von ihren Herren mit

  • politischen,
  • gerichtlichen und
  • hohen Verwaltungsämtern betraut sowie
  • zum Kriegsdienst herangezogen.

Meist erhielten sie Grundbesitz als Benefizium auf Lebenszeit oder hohe Ämter. Eine besondere Stellung nahmen die Königsvasallen ein. Im Hochmittelalter wurde der Vasall zum Lehnsmann. Es bildete sich durch Erblichkeit der Lehen und Ritterfähigkeit aus dem Stand der Berufskrieger eine Lebensform heraus, das Rittertum. Der Adel zerfiel in Herren und Ritter.

BONIZO VON SUTRI stellte einen Kodex des christlichen Ritters auf (um 1090).
In ihm war der Ritter

  • zur Ergebenheit gegenüber dem Herrn,
  • zum Verzicht auf Beute,
  • zur Hingabe des Lebens für den Herrn,
  • zum Kampf für das Wohl des Landes,
  • zum Krieg gegen Ketzer,
  • zum Schutz der Armen, Witwen und Waisen und
  • zur ewigen Treue gegenüber dem Herrn

verpflichtet.

Kardinaltugenden des Ritters waren

  • Tapferkeit,
  • Gerechtigkeit,
  • Weisheit und
  • Maßhalten.

In der Dichtung fanden diese Tugenden ihre Widerspiegelung. Grundlage der Dichtung war der Frauendienst.
In der Epik wird der Dienst des Mannes als ritterliche Tugend dargestellt, in der Lyrik als Huldigung des Ritters an seiner Dame (Minne).

Die Blüte des Minnesangs wird in Deutschland durch

  • REINMAR VON HAGENAU,
  • HINRICH VON MORUNGEN (zwischen 1190–1200) und
  • WALTHER VON DER VOGELWEIDE (um 1190–1230) geprägt.

Hauptvertreter der höfischen Epik

  • HEINRICH VON VELDEKE,
  • HARTMANN VON AUE,
  • WOLFRAM VON ESCHENBACH,
  • GOTTFRIED VON STRASSBURG.

Papst und Kaiser

In Deutschland huldigten die Herzöge und Bischöfe von Mainz und Köln dem König, so ist es von OTTO I. (912–973) überliefert, zeigten ihre Verbundenheit in einer feierlichen Krönungsmesse. Um das Verhältnis zu den Bischöfen wohlwollend zu gestalten, setzten die ottonischen Könige ihnen gewogene Bischöfe ein.

OTTO I. verlieh z. B. seinem Bruder BRUNO die Bischofswürde. Diese Verleihung nennt man Investitur. Heute ist dies ausschließliches Recht des Papstes. Dieser Weg war von harten Machtkämfen begleitet.

Die Salier

In der Zeit der Salier erreichte der Investiturstreit seinen Höhepunkt. Zur Zuspitzung der Auseinandersetzung zwischen Kaiser und Papst kam es, weil der Papst die Investitur als innerkirchliche Angelegenheit ansah. Der deutsche König HEINRICH IV. bestand jedoch darauf, über die Einsetzung von Bischöfen selbst zu entscheiden.
HEINRICH IV. ließ 1076 durch eine Synode deutscher Bischöfe den Papst GREGOR VII. für abgesetzt erklären. Dieser verhängte daraufhin den Kirchenbann und entband damit auch dessen Untertanen (Vasallen) vom Treueid. HEINRICH IV. konnte nur durch den Gang nach Canossa (1077) im Büßergewand die Lösung des Bannes erzwingen. Im Jahre 1078 erließ Papst GREGOR VII. ein umfassendes Investiturverbot. Weltliche Fürsten durften danach keine Bischöfe und Prälaten einsetzen.

HEINRICH IV. lässt 1080 auf einer Synode einen Gegenpapst wählen. 1084 erobert HEINRICH IV. Rom und setzt den Papst Gregor VII. ab. Vom Gegenpapst CLEMENS III. wird er zum Kaiser gekrönt.

Erst im Jahre 1122 konnte der Investiturstreit vorerst im Wormser Konkordat beigelegt werden.
Dieser Vertrag besagte, dass die deutschen Könige bei der Auswahl der Bischöfe zwar mitwirken konnten, aber die formale Wahl war der Kirche übertragen. Endgültig war der Streit und der Kampf zwischen weltlicher und geistlicher Macht damit noch nicht entschieden.

Die Staufer

Unter FRIEDRICH I.(1152–1190) erlebte das Kaiserreich einen neuen Höhepunkt der Macht. Der Papst dagegen glaubte seine Macht gefährdet, wenn FRIEDRICH I. (Barbarossa) in Oberitalien zu mächtig wird. Sechsmal zog FRIEDRICH gegen Oberitalien, musste dann aber mit dem Papst Frieden schließen. Der Sohn Barbarossas – HEINRICH VI. (1190–1197) – erhielt durch Heirat zu seinem Reich – Deutschland, Oberitalien und Burgund – Sizilien. Mit 32 Jahren starb er bereits.
Sein Sohn, FRIEDRICH II. (1214–1250) baute Sizilien zu einem bestens verwalteten Staat aus. Dieser Kaiser war ein großer Förderer von Kunst und Wissenschaft. So wandelte er seinen Hof von Palermo in eine Akademie um, er gründete die Universität von Neapel und stattete die medizinische Hochschule in Palermo, die übrigens bereits weibliche Studenten zuließ, reich aus.

Die Verwaltungsaufgaben übernahmen Beamte, meistens deutsche Ministerialien. Anstelle von Lehen oder Anteilen am Ertrag erhielten sie feste Gehälter. FRIEDRICH II. hatte ein stehendes Heer, das die mittelalterliche Lehnstruppe ersetzte. Seit der Kaiser über Sizilien so erfolgreich herrschte, fühlte sich der Papst in seinem Kirchenstaat bedrohlich umklammert. Als nach dem Tod HEINRICH VI. in Deutschland ein fast 20-jähriger Thronstreit ausbrach, bot sich für den Papst INNOZENZ III. die Gelegenheit, seine Macht zu stärken, indem er den Kirchenstaat fast verdoppelte. Nachdem dann FRIEDRICH II. die Kaiserkrone zugefallen war, setzte der Papst wieder die Waffe des Kirchenbanns ein. Am Ende erlag der Kaiser der geistlichen Übermacht der Kirche.

Nach dem Tod FRIEDRICH II. zerfiel das Stauferreich und man könnte glauben, der Papst habe endgültig gesiegt. Die Kirche ereichte auch einen enormen Machtzuwachs bis sie moralisch und politisch ihre Stellung so missbrauchte, dass Gegenbewegungen erstarkten, die in Deutschland zur Reformation des Kirchenwesens führten.

Im 14. Jahrhundert kam es zu weiteren einschneidenden gesellschaftlichen Veränderungen. Innerkirchliche Machtkämpfe führten zur Spaltung der Kirche, in Avignon wurde ein Gegenpapst eingesetzt. Das schwächte den Klerus. Es kam zu einem Zerfall des Rittertums und des Lehnswesens. Raubrittertum breitete sich aus, der mit den Idealen des Hochmittelalters nichts gemein hatte. Mit dem Aufkommen der Geldwirtschaft und den vielen Städtegründungen konnte sich der bürgerliche Stand etablieren. Man gründete Schulen und Universitätenbildete eine eigene bürgerliche Elite aus, wurde zu Förderern der Kultur. Bessere Bildung führte zu einem Machtkampf zwischen den Patriziern und den Zünften und Gilden (spätes Mittelalter), in dessen Ergebnis Handwerksmeister in den Räten mit über die Geschicke der Städte entschieden, sich eine eigene Kultur schufen (Meistergesang).

Stand: 2010
Dieser Text befindet sich in redaktioneller Bearbeitung.

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