Ursachen der Reichsteilung
Seit etwa 816 war eine kirchliche Reformbewegung aufgekommen, die das Ziel verfolgte, im Rahmen der Reichseinheit ein Gottesreich auf Erden zu schaffen (Einheit in Gott, Kirche und Kaiser). Das entsprach zwar den Gedanken der Hofschule KARLS DES GROSSEN, ging aber an der politischen Realität vorbei.
Denn die Großen aus der Gefolgschaft KARLS DES GROSSEN hatten sich bereits in den ihnen zugewiesenen Machtbereichen etabliert und vertraten immer mehr regionale Interessen. Die „Ordinatio Imperii“ von 817, die die Kaiserwürde nur für den ältesten Sohn vorsah, stieß auf scharfen Widerstand. Sie wurde durch die Erbentscheidung LUDWIG DES FROMMEN gegenüber KARL DEM KAHLEN, seinem viertgeborenen Sohn, und durch das komplizierte Teilungssystem zwischen den Brüdern zerstört. Das Kaisertum konnte in den Augen vieler den Bruch des Stammesrechtes, das eine gleichberechtigte Teilung vorsah, nicht legitimieren. Um die einzelnen Anspruchsberechtigten entstanden Adelsparteien, die den leidigen Streit der Brüder um das noch gar nicht fällige Erbe zur Staatsaffäre machten. Hinter KARL DEM KAHLEN stand beispielsweise das einflussreiche Geschlecht der Welfen, dem seine Mutter Judith entstammte. Im Zuge der strittigen Auseinandersetzungen um das Erbe wurde LUDWIG DER FROMME zweimal - 830 und 833 - abgesetzt. 842 verbündeten sich die Brüder mit den Straßburger Eiden gegeneinander, nachdem es 841 bei Fontenoy zum ersten Mal zu blutigen Kämpfen gekommen war.
Vertrag von Verdun
Am 11. August 843 trafen sich die Enkel KARLS DES GROSSEN in Verdun, um das Erbe ihres Großvaters zu teilen. Das Frankenreich wurde in drei Teile aufgeteilt, wobei man sich an der Größe des Domänenlandes orientierte:
· KARL DER KAHLE bekam Gallien (Westfranken),
· LUDWIG herrschte über Deutschland (Ostfranken),
· LOTHAR erhielt die Gebiete dazwischen (Mittelfranken) - Diese Gebiete wurden nach seinem Tode zwischen den anderen Brüdern wieder aufgeteilt.
Westfränkisches Reich | Mittelreich | Ostfränkisches Reich |
Aquitanien Neustrien Burgund Bretagne Normandie Franzien | Provence Arelat Lothringen | Bayern Schwaben Thüringen Sachsen Franken |
Diese im Vertrag von Verdun vereinbarten Grenzen verschoben sich später noch mehrere Male. Doch die Unterschrift unter den Vertrag gilt als Datum der eigentlichen Gründung Frankreichs und Deutschlands als Nationalstaaten.