Kunst des Mittelalters (um 500–um 1500)

Man unterscheidet in der Kunstwissenschaft unterschiedliche Perioden, wobei der Beginn der mittelalterlichen Kunst in Europa dynastisch untergliedert wird. Eine herausragende Stellung nimmt die Gotik ein. Bis heute sichtbar sind die himmelan strebenden gotischen Kathedralen, deren Bau mit der Erfindung des Strebewerkes möglich wurde.

Kunstgeschichtliche Einteilung des Mittelalters
Frühmittelalter

5. Jh.–Mitte 11. Jh.

merowingische Kunst

um 500–750

karolingische Kunst

750–900

ottonische Kunst

950–1050

Hochmittelalter

Mitte 11. Jh.–Mitte 13. Jh.

Romanik

1000–1250

Frühgotik

1130–1200

Hochgotik

1200–1250

Spätmittelalter (Spätgotik)

Mitte 13. Jh.–um 1500

Das Spätmittelalter in Italien gliedert sich in:

  • Trecento und
  • Quattrocento

Die Gotik in England gliedert man in:

  • Early English Style (1180–1250),
  • Decorated Style (1250–1340),
  • Perpendicular Style (13040–1520).

Merowingische Kunst (um 500–750)

Als merowingische Kunst bezeichnet man die Kunst im Frankenreich zur Zeit der Merowingerkönige (vom König der salischen Franken MEROWECH). Sie verband die künstlerischen Vorstellungen der Völker des Frankenreiches mit den Errungenschaften des untergegangenen Weströmischen Reiches. In Metall fertigten die Handwerker Gürtelschnallen und Fibeln; Bücher wurden per Hand geschrieben und reich mit Tierdarstellungen verziert. In der Architektur herrschten Holzbauten vor, sowohl in der Sakral- als auch in der Profanarchitektur. Steinbauten sind nur wenige erhalten. Sie bildeten den Übergang zur karolingischen Basilika. Ein Vorbildbau für die merowingische Baukunst mag das Mausoleum THEODERICHs DES GROSSEN (um 453–526) in Ravenna bilden.

526

Der Ostgotenkönig THEODERICH DER GROSSE, der Dietrich von Bern der Sage, starb am 30. August 526 in Ravenna. Er wurde in dem von ihm errichteten Mausoleum beigesetzt. Dieses Grabmal hat die Zeiten fast unversehrt überstanden. Sein Bau markiert den Übergang von antiker hin zu merowingischer Bauweise. Er ist kunstgeschichtlich sowohl ein Rückgriff auf das Grabmal KONSTANTINs DES GROSSEN (um 380–337) in Konstantinopel als auch Vorbildbau für nachfolgende Bauten von KARL DEM GROSSEN bis hin zu OTTO EDUARD LEOPOLD, FÜRST VON BISMARCK (1815–1898). In der Renaissance wird er zum Ideal erhoben. Vorbild für das Mausoleum des THEODERICH war auch die Grablege der weströmischen Kaiserin GALLA PLACIDIA (um 390–450), Tochter THEODOSIUS DES GROSSEN, in Ravenna. Es wurde zwischen 425 und 433 errichtet und ist im Innern reich mit Mosaiken geschmückt. Auch an diesem Bau partizipierten die karolingischen Herrscher.

Karolingische Kunst (750–900)

Mit der Herrschaft KARLs DES GROSSEN (748–814) begann die karolingische Renaissance. KARL strebte ein Wiederaufleben spätantik-frühchristlicher und byzantinischer Traditionen in Kultur und Kunst an.

724

724 wurde das Kloster Reichenau im karolingischen Stil von Abt PIRMIN (724–727) als Benediktinerkloster auf der Insel Reichenau im Bodensee gegründet. Die Gründung erfolgte mit Unterstützung der karolingischen Hausmeier und Könige. KARL MARTELL (um 688–741) war damals als Hausmeier Herrscher des Frankenreichs. Den Ursprung des Klosters bildete ein aus Holz gebauter, lang gestreckter Saalbau, der bald durch einen Steinbau ersetzt wurde. 816 fand die Weihe der auf dem Fundament des ersten Steinbaues errichteten Kreuzbasilika mit noch kurzem Langhaus statt.
Die Übernahme der frühchristlichen Basilika als weitere Bauform neben dem Zentralbau durch die Baumeister der karolingischen Renaissance wirkte sich nachhaltig auf die Kirchenbauten der Romanik und Gotik aus. Vorbild wurde die Kirche von Saint Denis (775 geweiht, von Abt SUGER (1081–1151) im gotischen Stil umgebaut). Sie verfügte über

  • Langhaus sowie
  • Querhaus und
  • Apsis mit Ringkrypta.

Der Zeitraum der merowingischen und karolingischen Kunst, also die Zeit zwischen Spätantike und Romanik wird auch Vorromanik genannt.

PIPPIN III. (714–768) wurde 751 König der Franken. KARL DER GROSSE, sein Sohn (748–814), war seit 768 der König der Franken. KARL war für jede Art der Bildung aufgeschlossen, sprach Latein und verstand Griechisch. Die kulturelle Erneuerung förderte er durch die Heranziehung berühmter Gelehrter. Das Haupt der Akademie am Hof KARLs war ALKUIN (732–804). Der Angelsachse war an der Kathedralschule von York ausgebildet worden und später dort Schulleiter. 781 traf er anlässlich einer Rom-Reise KARL DEN GROSSEN in Parma. KARL berief den berühmten Lehrer an seinen Hof in Aachen und machte ihn zu seinem Berater und zum Leiter der Hofschule. Neben ALKUIN wirkten u.a.

  • der langobardische Geschichtsschreiber PAULUS DIACONUS (728–797),
  • KARLs Biograf EINHARD (770–840),
  • der gotische Theologe THEODULF (750/760–821),
  • der aus Aquileja in Norditalien stammende lateinische Grammatiker PAULINUS VON AQUILEJA (vor 740–802) sowie
  • der irische Gelehrte DUNGAL.

Durch Zurückgreifen auf die Werke der Antike belebte KARL deren Kenntnis (karolingische Renaissance), auch bei seiner Bautätigkeit hielt er sich an die Vorbilder des Altertums. Daneben ließ er aber auch die alten germanischen Heldenlieder aufzeichnen. Letztere gingen aber zumeist in späterer Zeit verloren.
KARL gilt als eine der größten europäischen Herrscherpersönlichkeiten. Durch seine politische Konzeption, der Verschmelzung antiken Erbes, christlicher Religion und germanischer Gedankenwelt hat er die geschichtliche Entwicklung Europas maßgeblich bestimmt. Kaiser FRIEDRICH I. BARBAROSSA (1122–1190) ließ KARL 1165 heilig sprechen. Das Mittelalter sah in KARL das Ideal des christlichen Herrschers, dessen Züge in Sage und Geschichtsschreibung verklärt wurden (Karlssagen). An seine Bedeutung für das Europa der Gegenwart erinnert der Karlspreis.

781

KARL DER GROSSE ließ das Godescalc-Evangeliar (entstanden zwischen 781 und 783, benannt nach dem Hofschreiber KARLs DES GROSSEN), eine Prachthandschrift mit goldenen und silbernen Buchstaben auf Purpurpergament, in Auftrag geben, die eine Reihe karolingischer Miniaturen, ganzseitiger Initialen und Kanontafeln enthält und zugleich die von KARL angestrebte gesellschaftliche Erneuerung im Sinne einer christlichen Weltordnung begründet.

796

Die Aachener Kapelle in Form eines Achtecks wurde 796–805 nach einem Entwurf von EUDES (ODO) VON METZ als damals größter Kuppelbau nördlich der Alpen erbaut. Das Vorbild dafür stand in Ravenna. Die Kirche San Vitale (527 begonnen) war, wie auch THEODERICHs Grablege, ein Zentralbau.

Die Aachener Kapelle ist ein beredtes Beispiel dafür, dass man sich zu Zeiten KARLs DES GROSSEN und seiner Nachfolger auch architektonisch am untergegangenen Römischen Reich zu messen suchte: Der Kuppelraum wird von einem kreuzgratgewölbten zweigeschossigen Umgang umzogen, dessen Außenmauern ein Sechzehneck bilden. Die über den halbrunden Arkaden befindlichen Geschosse des Umgangs stattete EUDES VON METZ mit Halbrundbögen unter Verwendung spätantiker Granit-, Porphyr- und Marmorsäulen aus Rom, Trier und Ravenna aus. An der Westseite des Oktogons befinden sich zwei aus karolingischer Zeit stammende Treppentürme sowie ein aufwendig gestaltetes Westwerk (als baulicher Ausdruck für das „imperium mundi“, die weltliche Herrschaft), das Vorbildcharakter für romanische und gotische Bauten hatte. Spätere An- und Einbauten stammen vorwiegend aus der Romanik (Karlsschrein) und Gotik (Chor, Kapellen).

800/910

Ein Höhepunkt dieser Orientierung an der Antike, der karolingischen Renaissance, war die Kaiserkrönung KARLs DES GROSSEN am 25.12.0800 durch Papst LEO III. (gest. 816) in Rom.

Herzog WILHELM I. VON AQUITANIEN gründete das Benediktinerkloster Cluny im Jahre 910. Die Kirche wurde zweimal umgebaut. Bereits Cluny II (981) galt als Vorbildbau für andere Kirchen, so für das 1095 von Graf ADALBERT VON ZOLLERN und ALWIK VON SULZ gegründete Benediktinerkloster Alpirsbach.

961/975

Beispiel für frühromanische (ottonische) Klosterkirchen ist die dem Heiligen Cyriakus gewidmete Stiftskirche in Gernrode (Baubeginn 961), die noch als flachgedecktes dreischiffiges Langhaus mit Querschiff, West- und Ostapsis und Doppeltürmen errichtet wurde. Die Seitenwände des Mittelschiffs weisen bereits einen Stützenwechsel Pfeiler-Säule-Pfeiler auf.

975 wurde die Johanniskirche in Mainz auf einem Vorgängerbau von 910 erbaut. Sie ist die älteste Kirche der Stadt.

Romanik (1000–1250)

Die alle Gattungen umfassende kunstgeschichtliche Epoche von etwa 1000 bis 1250 wird als Romanik bezeichnet. Der Begriff entstammt dem frühen 19. Jahrhundert. Hinsichtlich des zeitlichen Ablaufs ordnet man die Romanik in:

  • Frühromanik (um 1000–1024)
  • Hochromanik (1024–1150)
  • Spätromanik (1150–1250).

Am deutlichsten sichtbar werden die Merkmale der Romanik in der Sakralarchitektur. Romanische Kirchen waren eine Weiterentwicklung der frühchristlichen Basilika. Kennzeichen der romanischen sakralen Baukunst sind:

  • in der Regel aus einem christlichen Kreuz bestehender Grundriss,
  • dreischiffige Basilika mit erhöhtem Mittelschiff und mit zwei niedrigeren Seitenschiffen (Versammlungsort der Gemeinde),
  • Querschiff (Bezirk für den Klerus),
  • Chor mit der Apsis (Bezirk für den Klerus, Standort des Altars),
  • Rundbögen an Fenstern, Portalen und Arkaden,
  • Kreuz- oder Tonnengewölbe,
  • Pfeiler und Säulen,
  • Quadrat als Grundmaß,
  • massive Wände.

1005/um 1030

HEINRICH II. (973–1024) ließ um 1005–1015 in Goslar einen zweigeschossigen romanischen Bau errichten, der Ort von 23 Reichstagen wurde und das wichtigste profane Baudenkmal der Salierzeit darstellt. Der Kaisersaal im Obergeschoss mit eingebauter Warmluftheizung ist mit fast 50 m Saallänge der größte jemals in Deutschland gebaute der Romanik.

Der salische Kaiser KONRAD II. (um 990–1039) ließ um 1030 auf salischem Familienbesitz in Speyer die dreischiffige Pfeilerbasilika mit gewölbten Seitenschiffen, allerdings einer hölzernen Flachdecke im Mittelschiff, bauen. KONRADs Ehrgeiz war es, den größten Dom des christlichen Abendlandes zu errichten.

1070

Als der Normanne WILHELM DER EROBERER (1027–1087) in der Schlacht von Hastings die Briten besiegte und die Inseln besetzte, ließ er (ab 1070) als Schutz vor den Einheimischen eine Burg, den White Tower errichten. Es war zunächst nur ein Holzfort und wurde genau dort aufgebaut, wo sich zu römischer Zeit bereits eine Festung befand, wurde aber bald in Stein errichtet. Die Kalksteine, von denen sich der Name Weißer Turm ableitet, brachte man aus dem französischen Caen nach London. Im White Tower befindet sich eine dreischiffige romanische Basilika mit Tonnengewölbe und Apsis. Die St. John’s Chapel ist die älteste noch in ihrer Ursprungsgestalt existierende Kirche Londons.

1088

Der Abt von Cluny, HUGO (1049–1109), ließ ab 1088 ein monumentales, 187 m langes, fünfschiffiges Langhaus von elf Jochen mit einem Querhaus an der östlichen Seite errichten, das als Vorbildbau für viele Klosterbauten in Frankreich und dem übrigen Europa diente. Es sollte eine „Festung Gottes“ sein, baulich nicht nur die Nähe zu Gott symbolisieren, sondern auch demonstrieren, dass der Glaube an Gott und die Kirche als Institution über jeglicher weltlicher Macht standen.

1130/um 1150

Von 1130 bis 1181 wurde der Dom St. Peter in Worms bei gleichzeitigem Abriss einer frühromanischen Basilika errichtet.

Um 1150 entstand das romanische Kreuz des Meisters IMERVARD, das sich heute im Braunschweiger Dom befindet. Der Meister zeigt einen triumphierenden Christus ohne Dornenkrone, dessen Körper stark überdehnt erscheint, wie es für die romanische und gotische Kunst über lange Zeit typisch ist.

Gotik (1130/1250–1500)

Als Gotik bezeichnet man die kunstgeschichtliche Epoche zwischen 1130 und 1500, die teilweise zeitgleich mit der Romanik entstand, ihr folgte und von der Renaissance abgelöst wurde. Die Gotik beginnt um 1130 mit dem Gründungsbau der Gotik, der Abteikirche von Saint-Denis in Frankreich. Der Early English Style der englischen Gotik beginnt um 1180. Nach Deutschland gelangt sie um 1250.

Gotik umfasst alle Gattungen der Kunst bis hin zum Kunsthandwerk. Am eindrucksvollsten manifestiert sich die Gotik in der gotischen Architektur:

KennzeichenFormen
  • Spitzbögen
  • Skelettbauweise
  • Kreuzrippengewölbe
  • Bündelpfeiler
  • mächtige Raumhöhe
  • Auflösung der Wände
  • dreigeschossige Hochschiffwand (Arkade, Triforium, Obergaden)
  • rechteckiges Grundmaß
  • reichhaltiger plastischer Schmuck: (Maßwerke, Wimperge, Kreuzblumen, figürliche Plastik)
  • Verzierungen durch Dienste, Rippen, Strebewerke
  • Zweiturm- bzw. Einturmfassade
  • farbige Glasfenster und Fensterrosen (Fenstermalerei statt Freskomalerei)

Sakralbau:

  • drei- oder mehrschiffige Basiliken oder (in der Spätgotik)
  • Hallenkirchen (gleich hohe Schiffe)
  • Saalkirchen = einschiffig
  • Zentralbauten

Profanbau:

  • Bürgerhäuser
  • Rathäuser
  • Stadttore
  • Brunnen

1163

Die Kathedrale Notre-Dame in Paris befindet sich auf der Île de la Cité und gehört zu den beeindruckendsten Beispielen gotischer Architektur. Mit dem Bau begann man 1163, allerdings dauerte der Bau insgesamt 150 Jahre. Die Kathedrale ist der Maria geweiht (franz.: notre Dame = Unsere Liebe Frau, damit ist die Mutter Jesu gemeint).

Um 1166–1180

Der Herzog von Bayern und Sachsen, HEINRICH DER LÖWE (1129/1130–1195), ließ um 1166 ein Löwenstandbild in Bronze gießen, deren Kopie sich heute vor der Burg Dankwarderode und dem Dom in Braunschweig befindet. Es ist der erste große figürliche Bronzeguss seit der Antike.

Ab 1173 ließ HEINRICH DER LÖWE den Braunschweiger Dom als dreischiffige romanische Pfeilerbasilika erbauen. Er wurde seitdem mehrfach umgebaut, u.a. mit gotischen Fenstern im Mittelschiff ausgestattet.

1180 war die Kaiserpfalz Gelnhausen (Wasserburg), eine der Pfalzen Kaiser FRIEDRICHS I., BARBAROSSAs, als romanischer Profanbau errichtet worden. Hier fand in jenem Jahr der Prozess gegen HEINRICH DEN LÖWEN statt.

Early English Style (1180–1250)

Die frühe Periode der englischen Gotik von um 1180–1250 nennt man Early English Style. Dazu gehören

  • die Kathedrale von Salisbury (1237–58) sowie
  • die Kathedrale von Canterbury (1174–1497).

Der Early English Style war noch stark vom normannischen Stil Nordfrankreichs geprägt. Dabei war er in der Übernahme der überlieferten Formen wesentlich freier als gotische Stile auf dem Kontinent. Englische Kathedralen der Frühgotik sind im Vergleich zu ihren französischen Vorbildern oft niedriger, allerdings meist länger und immer wesentlich reicher ausgestattet. Die St. Mary’s Cathedral von Salisbury (Grafschaft Wiltshire) ist die wohl einzige englische Kirche, die ganz und gar in diesem Stil gebaut wurde. Alle anderen Kirchen in England sind Mixe aus verschiedenen gotischen Stilen.

1190–1209

Um 1190 begann man, den Limburger Dom im spätromanischen Stil zu errichten. Der Dom wurde auf den Resten eines Ottonischen Baus ausgeführt. Die bis heute beeindruckende, prachtvoll ausgestattete westliche Doppelturmfront war um 1235 fertig gestellt worden. Der Limburger Dom stellt ein wichtiges Zeugnis dar für die Baukunst im Übergang von der Romanik zur Gotik.

1194 begann man mit dem Neubau der Kathedrale Notre-Dame in Chartres. Sie wurde auf den Resten eines romanischen Vorgängerbaus errichtet, der beim Brand zerstört worden war. Die Weihe fand 1260 statt. Heute gilt sie als eine der schönsten Denkmäler französischer Gotik.

1209 begann der Bau des Quirinus-Münsters als spätromanische Kirche in der Stadt Neuss.

1211

Zwischen 1211 und 1300, auf dem Höhepunkt der gotischen Architektur, wurde die Kathedrale Notre-Dame („Unsere Liebe Frau“) in Reims erbaut. 1210 war ihr romanischer Vorläufer bei einem Brand zerstört worden. Die im 14. Jahrhundert fertig gestellte Westfassade mit der „Galerie der Könige“ ist ein großartiges Beispiel hochgotischer Bau- und Bildhauerkunst.

1215

1215 wurde der Kaiserdom zu Bamberg auf einem durch ein Feuer zerstörten älteren romanischen Bauwerk errichtet. TILMAN RIEMENSCHNEIDER (um 1455/1460–1531) schuf das Hochgrab des Kaisers HEINRICH II. (973–1024) und seiner Frau KUNIGUNDE (um 980–wahrscheinlich 1033). Berühmteste Plastiken sind der Bamberger Reiter, der zwischen 1225 und 1237 entstand und als erstes lebensgroßes Reiterstandbild seit der Antike gilt, sowie das Grabmahl des Bamberger Bischofs FRIEDRICH VON HOHENLOHE, der 1352 verstarb. Beide Skulpturen sind Meisterwerke frühgotischer Plastik.

1230

1230 wurde das Dreikönigenhaus in der Simeonstraße in Trier als frühgotischer Wohnturm erbaut. Der Eingang befand sich ursprünglich in der ersten Etage. Das Haus war also nur mit einer Zugtreppe zu betreten. Die Fenster des ersten Geschosses weisen noch Rundbögen auf, im zweiten Geschoss sind über den rundbogigen Fenstern bereits spitzbogige Scheinarkaden zu sehen.

1248

Der Kölner Dom wurde ab 1248 nach den Vorbildern der Kathedralen von Amiens und Beauvais gebaut und wurde über eine lange Zeit nicht weiter gebaut. Erst 1880 wurden, nach 300 Jahren Baustopps, die Westtürme fertig gestellt. Auch der gotische Ziergiebel über dem Portal der Hohen Domkirche stammt erst aus dem 19. Jahrhundert.

1250

1250 begann der Bau der Lübecker Marienkirche auf den Resten einer romanischen Backsteinkirche. Die dreischiffige Lübecker Backstein-Basilika hatte ihre Vorbilder in den gotischen Sandsteinkirchen Frankreichs. Nach ihrer Errichtung wurde sie selbst wiederum Vorbild für viele Kirchen im Ostseeraum, so für Backsteinkirchen in Stralsund.

Decorated Style (1250–1340)

Der Decorated Style der englischen Gotik (1250–1340) übernahm Maßwerke von der Kontinentalgotik und entwickelte sie weiter zum Perpendicular Style. Die Westminster Abbey in London (siehe Bild) wurde zwischen 1045 und 1065 unter EDWARD THE CONFESSOR (EDUARD DER BEKENNER, um 1004–1066) als Benediktinerabtei gegründet. 1245, unter HENRY III. (1207–1272), wurde mit dem Bau der heutigen Kirche als dreischiffiger Basilika mit Querhaus, Chor und Chorumgang begonnen. Seit WILLIAM THE CONQUEROR (WILHELM I. DER EROBERER, 1027/1028–1087) diente die Abbey als Krönungskirche und Grablege der britischen Monarchen.

1267

Der italienische Maler AMBROGIO BONDONE, genannt GIOTTO (um 1267–1337) wurde 1266 oder 1267 entweder in Colle di Vespignano (Val de Mugello) oder in Florenz geboren. GIOTTO, ein Künstler der italienischen Gotik, gilt als Wegbereiter der italienischen Renaissance. Ausgehend von der byzantinischen Ikonographi schuf er eine völlig neue Bildsprache, die durch Frische und Lebendigkeit gekennzeichnet ist. GIORGIO VASARI (1511–1574) zitierte den Renaissance-Künstler MICHELANGELO BUONAROTTI (1475–1564), der über einige Fresken gesagt haben soll,

„daß die Besonderheit dieser Historie nicht natürlicher und wahrer hätte dargestellt werden können“.

Berühmt wurden die von GIOTT geschaffenen Fresken in Assisi. GIOTTO starb am 8. Januar 1337 in Florenz.

1270

Der Deutsche Orden errichtete im Zuge seiner Ostexpansion seit 1270 die Marienburg (Malbork, heutiges Polen) im gotischen Backsteinstil als seinen Hauptsitz. Die Burg gilt als größter Backsteinbau Europas. Sie war 1309 bis 1457 Sitz des Hochmeisters des Deutschen Ordens von.

1290

1290 begann man den Bau des Doms zu Verden an der Aller mit gotischem Hallenumgangschor, Querhaus und erstem Langhausjoch auf einem romanischen Vorgängerbau. 1473 erst setzte man den Bau fort mit der Fertigstellung des Langhauses. Der Hallenumgangschor ist der wohl älteste Deutschlands.

um 1390

JAN VAN EYCK, „Erfinder der Ölmalerei“, wurde um 1390 in Maaseyck in der Nähe von Maastricht geboren. Ab 1425 als Hofmaler im Dienst des Herzogs PHILIPP DES GUTEN VON BURGUND (1396–1467), unternahm er zahlreiche diplomatische Reisen.
In seinen naturalistischen Werken überwand VAN EYCK die mittelalterliche Kunst und wurde zu einem der Begründer und führenden Meister altniederländischer Malerei. Stilistisch orientierte er sich am Realismus der Brüder LIMBURG und setzte minutiöse realistische Detailschilderungen und eine innovative Lichtführung ins Bild. Wohl mit seinem Bruder HUBERT VAN EYCK (um 1370–18. September 1426) malte er das wohl herausragendste Beispiel für die mittelalterliche Altarmalerei, den berühmten Altar von Gent. JAN VAN EYCK wurde am 9. Juli (1441) in Brügge begraben.

um 1399

Der spätgotische Maler ROGIER VAN DER WEYDEN (ROGIER DA LA PASTURE) wurde um 1399 in Tournai in der heutigen Provinz Hainaut in Belgien geboren. Er war einer der führenden Meister seiner Zeit. Sein Oevre wurde stilbildend für die niederländische und deutsche Kunst des späten 15. und frühen 16. Jahrhunderts.

In Auseinandersetzung mit den Arbeiten von JAN VAN EYCK (um 1390–1441) und ROBERT CAMPIN (ca. 1375–1444) gelangte der flämische Künstler zu einem monumentalen, vom hohen Gefühlspathos der Spätgotik erfüllten Werk. Keines der Werke VAN DER WEYDENs ist durch eine Signatur oder eine zeitgenössische Quelle gesichert.

VAN DER WEYDEN begann als Erster außerhalb Italiens mit der Tafelmalerei. Damit beeinflusste er zahlreiche Künstler nach ihm, u.a. HANS MEMLING (zw. 1433/1440–1494) und FRANS FLORIS (zw. 1516/1520–1570). Er starb am 18. Juni 1464 in Brüssel.

Perpendicular Style (1340–1520)

Der Perpendicular Style (Senkrechtstil, 1340–1520) der englischen Gotik ist durch die gitterartigen, senkrechten Maßwerkstäbe an Fenstern und Wänden gekennzeichnet. Im Innern der Kirchen finden sich Fächergewölbe. Spitzbögen werden zu flachen Korb- und Tudorbögen. Erstmals wurde die Benediktinerabtei von Gloucester im Perpendicular Style gebaut. Für die Architektur nach 1485 wird manchmal auch der Terminus Tudor Style verwendet, deren prägendes Merkmal die Tudor-Rose ist. Die Kapelle (1500–1525) HEINRICHS VII. (1485–1509) in der Westminster Abbey stammt aus dieser spätgotischen Zeit.

1344

Der Veitsdom in Prag wurde ab 1344 auf Anweisung Kaiser KARLs IV. (1316–1378) erbaut. Er wurde unter der Ägide der Baumeister PARLER (PETER, WENZEL und JOHANN) fertig gestellt und war Krönungskirche der böhmischen Könige.

1377

Die Grundsteinlegung des Ulmer Münsters fand am 30. Juni 1377 unter Meister HEINRICH II. PARLER statt. Erst 1890 wurde der Bau vollendet. Er hatte demnach eine ähnliche Geschichte wie der Kölner Dom. Der Turm der Kirche ist mit 161,5 m der höchste Kirchturm der Welt. Er wurde allerdings erst 1885 fertig gestellt.

Der italienische Architekt und Bildhauer FILIPPO BRUNELLESCHI wurde 1377 in Florenz geboren. Er war einer der wichtigsten Vertreter der Frührenaissance. Die Kuppel des Florentiner Doms Santa Maria del Fiore stammt von ihm. Sie wurde zum Vorbildbau für spätere Kuppelbauten in Italien. BRUNELLESCHI starb am 15. April 1446 in Florenz.

1386

Der Mailänder Dom wurde ab 1386 als fünfschiffige Basilika im gotischen Stil erbaut. Er ist die viertgrößte Kirche der Christenheit und das bedeutendste Werk der gotischen Baukunst in Italien. Über 40 000 Menschen finden in dem Bau Platz. Die Westfassade stammt allerdings erst aus dem 19. Jahrhundert.

Der italienische Bildhauer DONATELLO (DONATO DI NICCOLÒ DI BETTO BARDI) wurde um 1386 in Florenz geboren. Er war ein Schüler und Gehilfe von LORENZO GHIBERTI (1387–1455). 1408 begann er mit einer ersten Figur des David. Aber erst der David von 1440 machte seinen Namen unsterblich: Dieser neue, jugendliche David soll so echt gewirkt haben, dass manche Zeitgenossen meinten, DONATELLO habe den Abguss eines lebenden Jungen angefertigt. Es ist zugleich die früheste freistehende Aktfigur, die seit der Antike hergestellt wurde. Der Bildhauer starb 1466 in Florenz.

1387

Der italienische Goldschmied und Bildhauer LORENZO GHIBERTI wurde um 1387 in Pelago geboren. Die Paradiespforte am Baptisterium des Florentiner Doms stammt von ihm. Neben BRUNELLESCHI wurde er zweiter Dombaumeister beim Dombau von Florenz. GHIBERTI starb am 1. Dezember 1455 in Florenz.

Stand: 2010
Dieser Text befindet sich in redaktioneller Bearbeitung.

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