BLAISE PASCAL lebte in der gleichen Zeit wie die Naturwissenschaftler OTTO VON GUERICKE (1602-1686), JOHANNES KEPLER (1571-1630) und GALILEO GALILEI (1564-1642). Es war eine Zeit, in der sich die einzelnen Naturwissenschaften zu entwickeln begannen und zahlreiche Erfindungen und Entdeckungen gemacht wurden. So führte OTTO VON GUERICKE Untersuchungen zum Luftdruck durch. KEPLER fand die Gesetze der Planetenbewegung. GALILEI entdeckte die Fallgesetze und die vier Jupitermonde.
BLAISE PASCAL wurde am 19. Februar 1623 im französischen Clermont/Auvergne geboren. Schon in der Kindheit zeigte er einen ungewöhnlichen Verstand und außerordentliche Fähigkeiten. Das veranlasste seinen Vater, seine Stelle als Präsident an der Steuerkammer in Clermont aufzugeben und nach Paris zu ziehen, um seinen Sohn dort zu erziehen und ihm eine solide Ausbildung zu gewährleisten.
Als er eines Tages an der Tafel saß, stieß jemand zufällig an ein Weinglas und unterdrückte den entstehenden Ton durch Berühren mit der Hand. BLAISE PASCAL wollte wissen, weshalb der Ton verstummt. Da ihn die erhaltene Erklärung nicht befriedigte, schrieb er selbst einen Aufsatz über den Klang.
Er war damals 11 Jahre alt. Schon sehr früh veröffentlichte er auch seine ersten wissenschaftlichen Arbeiten.
Bereits mit 17 Jahren verfasste PASCAL eine Abhandlung über Kegelschnitte (Kreise, Ellipsen, Parabeln, Hyperbeln), von der der Mathematiker RENÉ DESCARTES der Meinung war, der Vater habe sie geschrieben.
PASCAL bereicherte die Mathematik durch Untersuchungen auf den Gebieten der Geometrie, der Kombinatorik, der Wahrscheinlichkeitsrechnung sowie der Differential- und Integralrechnung. Im Alter von 19 Jahren konstruierte er eine Rechenmaschine und begründete mit dem Mathematiker DE FERMAT die Wahrscheinlichkeitsrechnung. Bekannt ist auch eine Anordnung von Zahlen, die als pascalsches Zahlendreieck bezeichnet wird. Mit diesem Zahlendreieck kann man in einfacher Weise die Binomialkoeffizienten ermitteln.
Mitte der vierziger Jahre des 17. Jahrhunderts widmete sich PASCAL Untersuchungen zur Mechanik der Flüssigkeiten und Gase. Insbesondere beschäftigte er sich mit dem Luftdruck.
Seine physikalischen Erkenntnisse entwickelten das Verständnis über den Luftdruck weiter. Er war, wie mehrere Physiker seiner Zeit, der Meinung, dass der Luftdruck aufgrund der Schwere der Luft entsteht. PASCAL zog daraus den Schluss, dass dann der Luftdruck mit zunehmender Höhe, also z. B. beim Besteigen eines Berges, abnehmen muss. Da er selbst zu jener Zeit keine Gelegenheit hatte, das Experiment durchzuführen, schrieb er am 15. November 1647 an seinen Schwager PERIER in seiner Heimatstadt Clermont. Er bat ihn, zu prüfen, ob ein Barometer auf dem in der Nähe gelegenen etwa 900 m hohen Puy-de-Domê einen niedrigeren Wert anzeigt als in Clermont. PERIER war dazu bereit und führte den Versuch am 19. September 1648 mit viel Umsicht durch. Unter anderem maß er den Luftdruck an verschiedenen Stellen des Berges und ließ durch einen Beauftragten über den ganzen Tag ein Vergleichsbarometer im Ort beobachten. Das Ergebnis bestätigte die Vermutung, womit die Auffassung vom "horror vacui" endgültig widerlegt war. Zugleich war eine Möglichkeit aufgezeigt, wie man durch Messung des Luftdruckes die Höhe eines Berges messen kann. Das durchgeführte Experiment war ein echtes "Entscheidungsexperiment" der Physik. In einem Brief schrieb PASCAL dazu:
Die Jünger des ARISTOTELES tragen jetzt alle Argumente zu Haufen, die in den Schriften ihres Meisters oder seiner Kommentatoren zu finden sind, um die Dinge womöglich mit dem horror vacui zu erklären. Statt dessen sollten sie einsehen, daß die Erfahrung der einzige Lehrmeister ist, auf den man in der Physik zu hören hat, und daß dieser Versuch, den wir im Gebirge durchgeführt haben, die weitverbreitete Meinung umstößt, die Natur verabscheue das Vakuum. Es ist nunmehr offenbar und nicht mehr aus der Welt zu schaffen, daß die Natur überhaupt keinen Abscheu gegen das Vakuum hegt, nichts gegen sein Entstehen tut und daß endlich das Gewicht der Luftmassen der wahre Grund für alle Erscheinungen ist, die bisher diesem vermeintlichen Grundprinzip zugeschrieben wurden. (Aus: B. PASCAL, Antwortbrief auf eine Kritik von Pater NOEL, um 1645)
In den letzten Lebensjahren widmete sich PASCAL unter dem Eindruck eines Unfalls zunehmend religiösen Betrachtungen. Er trennte Mathematik und Physik von der Religion und erkannte die Begrenztheit des mathematischen Denkens, glaubte aber, dass die letzten Lebensfragen nur durch eine "Logik des Herzens", durch religiöse Intuition und Gefühl; erfasst werden könnten.
BLAISE PASCAL starb am 16. August 1662 in Paris. Er war ein hervorragender Mathematiker und Naturwissenschaftler seiner Zeit. Nach ihm sind die Einheit des Druckes (ein Pascal, 1 Pa) und die von N. WIRTH entwickelte Programmiersprache benannt.
Stand: 2010
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