Direkt zum Inhalt

Pfadnavigation

  1. Startseite
  2. Politik/Wirtschaft
  3. 4 Gesellschaft im Wandel
  4. 4.1 Soziologische Grundbegriffe und Leitlinien
  5. 4.1.2 Gesellschaftsmodelle
  6. Gesellschaftsmodelle

Gesellschaftsmodelle

Gesellschaftsmodelle sind keine Theorien im engeren Sinn. Sie dienen der Charakterisierung von Gesellschaften, eröffnen den Zugang zu strukturellen Wandlungsprozessen, signalisieren aber auch Ängste, Hoffnungen und Befürchtungen.
Bis in die 1880er-Jahre war Deutschland eine Agrargesellschaft, fast die Hälfte der Erwerbstätigen war im primären Sektor beschäftigt. Vom Ende des 19. Jh. bis in die 1970er-Jahre durchlief Deutschland die Phase einer Industriegesellschaft. Immer mehr Erwerbstätige arbeiteten im sekundären Sektor, in den sechziger Jahren fast die Hälfte. Der Anteil der Dienstleister stieg an und überholte in den 1970er-Jahren den inzwischen rückläufigen Anteil der Erwerbstätigen in der Produktverarbeitung. Der tertiäre Sektor dominierte schließlich in der Beschäftigung und in der Wertschöpfung und damit die industrielle Dienstleistungsgesellschaft.
Mit der Entwicklung neuer Technologien (Halbleiter, Computer, Software) und dem Aufbau eines Kommunikationsnetzes durch Internet, Mobiltelefon und e-commerce setzt sich seit Beginn der 1990er-Jahre die Informationsgesellschaft durch.

Schule wird easy mit KI-Tutor Kim und Duden Learnattack

  • Kim hat in Deutsch, Mathe, Englisch und 6 weiteren Schulfächern immer eine von Lehrkräften geprüfte Erklärung, Video oder Übung parat.
  • 24/7 auf Learnattack.de und WhatsApp mit Bildupload und Sprachnachrichten verfügbar. Ideal, um bei den Hausaufgaben und beim Lernen von Fremdsprachen zu unterstützen.
  • Viel günstiger als andere Nachhilfe und schützt deine Daten.
Jetzt 30 Tage risikofrei testen
Your browser does not support the video tag.

Gesellschaftsmodelle sind Auslegungen oder Annahmen, mit denen

  • soziale Beziehungen bzw.
  • typische Verhaltens- und Handlungsweisen der Lebenswirklichkeit

interpretiert werden. Gesellschaftsmodelle sind keine Theorien im engeren Sinn.

Sie

  • dienen der Charakterisierung von Gesellschaften,
  • eröffnen den Zugang zu strukturellen Wandlungsprozessen,
  • signalisieren aber auch Ängste, Hoffnungen und Befürchtungen.

Vielfach in Gegenüberstellung zu anderen, meist früheren Gesellschaftstypen werden im Sinne von Grundmodellen Begriffspaare zur Charakterisierung von Gesellschaften gebildet.

statische und dynamische
Gesellschaft
in Anlehnung an AUGUSTE COMTE (1798–1857), der den Begriff „Soziologie“ prägte und einführte
primitive und komplexe
Gesellschaft
in Anlehnung an EMILE DURKHEIM (1856–1917) und andere
bürgerliche und sozialistische
Gesellschaft
in Anlehnung an marxistische Theoretiker, insbesondere an KARL MARX (1818–1883)
offene und geschlossene
Gesellschaft
in Anlehnung an KARL R. POPPER („Die offene Gesellschaft und ihre Feinde“, 1944)
pluralistische und monokratische Gesellschaftin Anlehnung an GEORGES GURVITCH (1894–1965)
antagonistische und nichtantagonistische Gesellschaftin Anlehnung an WOLFGANG ABENDROTH (1906–1985) – etwa gleich mit bürgerlicher und sozialistischer Gesellschaft
industrielle und postindustrielle Gesellschaftin Anlehnung an DANIEL BELL („Die nachindustrielle
Gesellschaft“ 1975)
entwickelte Industriegesellschaften und EntwicklungsländerGesellschaftstypen mit unterschiedlichem Entwicklungsniveau, die das gegenwärtige Nord-Süd-Gefälle in der Welt markieren

Bis heute wird Gesellschaft vorwiegend national definiert. Im Zuge des Globalisierungsprozesses wird aber zunehmend auch über die Herausbildung einer „Weltgesellschaft“, die zu einer Umformung des Sozialen beitragen wird, diskutiert.

Gesellschaftsbegriffe als Zeitdiagnose

Seit den 1950er-Jahren werden in der Bundesrepublik verschiedene Modelle aufgestellt, die wichtige Tendenzen der gesellschaftlichen Entwicklung thesenhaft interpretieren.

Darüber hinaus werden unter Hervorhebung bestimmter Merkmale oder Tendenzen weitere Modelle diskutiert, so

  • die Wohlstandsgesellschaft, die den relativ hohen Lebensstandard und Massenkonsum in Einheit mit einem hohem Maß an sozialer Sicherheit in den Mittelpunkt rückt; dabei werden auch Modelle entwickelt, die auf einen weniger güterintensiven Lebensstil und auf Ressourcen schonendes Wirtschaften gerichtet sind;
     
  • die Erlebnis- oder Spaßgesellschaft, die Konsum und Freiheit, Individualisierung und Lifestyle, Pop-, Körper- und Medienkultur als prägende Werte und Bedürfnisse einer Überfluss produzierenden Gesellschaft hervorhebt;
     
  • die multikulturelle Gesellschaft, die den Wandel der national-homogenen Gesellschaft erfasst und sowohl die Erfordernisse wie auch Probleme der Integration oder Assimilation von Bürgern unterschiedlicher rassischer, ethnischer oder religiöser Herkunft aufzeigt.

Gesellschaftlicher Strukturwandel

Komplexere Erklärungsansätze für strukturelle Wandlungsprozesse werden durch Modelle auf der Grundlage der Drei- bzw. Viersektoren-Theorie vorgenommen. Diese stellt die wirtschaftliche Tätigkeit in den Mittelpunkt und geht von einer Schwerpunktverlagerung

  • vom primären Sektor (Agrarsektor)
  • zum sekundären (Industriegesellschaft) und von diesem
  • zum tertiären (Dienstleistungsgesellschaft) aus. In der Gegenwart vollzieht sich
  • der Übergang zu einem vierten, dem Informationssektor.

Ihm entspricht die Informationsgesellschaft oder Kommunikationsgesellschaft.
Bis in die 1880er-Jahre war Deutschland eine Agrargesellschaft, fast die Hälfte der Erwerbstätigen war im primären Sektor beschäftigt. Vom Ende des 19. Jh. bis in die 1970er-Jahre durchlief Deutschland die Phase einer Industriegesellschaft. Immer mehr Erwerbstätige arbeiteten im sekundären Sektor, in den sechziger Jahren fast die Hälfte. Der Anteil der Dienstleister stieg an und überholte in den 1970er-Jahren den inzwischen rückläufigen Anteil der Erwerbstätigen in der Produktverarbeitung. Der tertiäre Sektor dominierte schließlich in der Beschäftigung und in der Wertschöpfung und damit die industrielle Dienstleistungsgesellschaft.

Mit der Entwicklung neuer Technologien (Halbleiter, Computer, Software) und dem Aufbau eines Kommunikationsnetzes durch

  • Internet,
  • Mobiltelefon und
  • e-commerce

setzt sich seit Beginn der 1990er-Jahre die Informationsgesellschaft durch. Schon 2000 arbeitete die Hälfte der Erwerbstätigen in entsprechenden Berufen bzw. ausgestatteten Berufsbereichen.
Wie schon die Übergänge von der Agrar- zur Industriegesellschaft ist auch der Übergang zur Informationsgesellschaft mit weit reichenden Auswirkungen

  • auf die sozialen Beziehungen der Menschen,
  • auf ihr Wertesystem,
  • ihre Mobilität,
  • ihr Freizeitverhalten u. a.

verbunden.

Wissensgesellschaft

Zu einem grundlegenden Faktor wird dabei das Wissen, weshalb auch von einer Wissensgesellschaft (Bild 1) gesprochen wird. Charakteristisch ist, dass die Verfügbarkeit über Wissen sowohl für jeden Einzelnen als auch für Unternehmen und Staaten zu einem entscheidenden Wettbewerbskriterium im Rahmen der Globalisierung wird und dass die Beherrschung moderner Informations- und Kommunikationssysteme alle Lebensbereiche durchdringt.
Die wachsende Bedeutung des Faktors Wissen ist auf verschiedene Ursachen zurückzuführen:

  • auf die technischen Entwicklungen vor allem der Mikroelektronik, wodurch Reichweite, Geschwindigkeit und Effizienz der Datenübertragung stark zugenommen hat – immer mehr Informationen sind für immer mehr Menschen verfügbar;
     
  • um in Wirtschaft, Gesellschaft und Politik handlungsfähig zu bleiben und den steigenden Anforderungen am Arbeitsplatz gerecht werden zu können, wird in der modernen Gesellschaft generell mehr Wissen benötigt;
     
  • durch die fortschreitende Vernetzung bisher eigenständiger Fachbereiche und den Ausbau der technischen Voraussetzungen (Multimedia) erweitern sich die Möglichkeiten zum Erwerb von Wissen ständig – das Wissen verdoppelt sich mittlerweile etwa alle fünf Jahre und die Hälfte der neuen Erkenntnisse ist schon nach drei bis vier Jahren überholt.

Die Wissensgesellschaft birgt Chancen und Risiken. Sie wird daran gemessen werden, ob und wie es ihr gelingt, allen den Zugang zu Informationen und zur Wissensaneignung zu gewähren, damit eine Teilung der Bevölkerung in Gutinformierte und Nichtinformierte, in Bildungsbesitzer und Bildungsverlierer vermieden wird.
In der Gegenwart verfügen nicht alle Menschen in den Industrieländern über die bildungsmäßigen und finanziellen Voraussetzungen zur Teilhabe an den modernen Kommunikationssystemen. Die Entwicklungsländer sind im Hinblick auf Technologie und Forschung insgesamt stark benachteiligt.
Die Wissensgesellschaft muss aber auch klären, inwieweit eine Kommerzialisierung des Wissens (z. B. die Finanzierung von Internetseiten durch Werbung) den freien Zugang erschwert und wie der Schutz des geistigen Eigentums sowie der Datenschutz im Netz zu gewährleisten sind.

Lernhelfer (Duden Learnattack GmbH): "Gesellschaftsmodelle." In: Lernhelfer (Duden Learnattack GmbH). URL: http://www.lernhelfer.de/schuelerlexikon/politikwirtschaft/artikel/gesellschaftsmodelle (Abgerufen: 20. May 2025, 09:39 UTC)

Suche nach passenden Schlagwörtern

  • multikulturelle Gesellschaft
  • primitive Gesellschaft
  • offene Gesellschaft
  • geschlossene Gesellschaft
  • Weltgesellschaft
  • GEORGES GURVITCH
  • Wohlstandsgesellschaft
  • Daniel Bell
  • Viersektoren-Theorie
  • BECK
  • EMILE DURKHEIM
  • statische Gesellschaft
  • Auguste Comte
  • KARL R. POPPER
  • KARL MARX
  • SCHELSKY
  • dynamische Gesellschaft
  • Spaßgesellschaft
  • komplexe Gesellschaft
  • Informationsgesellschaft
  • Dienstleistungsgesellschaft
Jetzt durchstarten

Lernblockade und Hausaufgabenstress?

Entspannt durch die Schule mit KI-Tutor Kim und Duden Learnattack.

  • Kim hat in Deutsch, Mathe, Englisch und 6 weiteren Schulfächern immer eine von Lehrkräften geprüfte Erklärung, Video oder Übung parat.
  • 24/7 auf Learnattack.de und WhatsApp mit Bildupload und Sprachnachrichten verfügbar. Ideal, um bei den Hausaufgaben und beim Lernen von Fremdsprachen zu unterstützen.
  • Viel günstiger als andere Nachhilfe und schützt deine Daten.

Verwandte Artikel

Globale Finanzmärkte

Die Globalisierung der wirtschaftlichen Beziehungen betrifft in starkem Maße auch die Finanzmärkte. Unvorstellbare Summen werden täglich weltweit gehandelt, investiert oder transferiert. Hauptaugenmerk liegt für Deutschland allerdings in der Schaffung der Europäischen Wirtschafts- und Währungsunion und der Stabilisierung der gemeinsamen Währung. Globalisierungsprobleme gibt es bei der Zusammenarbeit mit Entwicklungsländern. Hier haben die Bemühungen der wirtschaftlichen Integration die nationalen Probleme eher verstärkt, was seinen Ausdruck in der negativen Entwicklung der Handelsbilanzen sowie in der hohen Auslandsverschuldung der meisten dieser Staaten findet.

Historischer Hintergrund der Globalisierung

Globalisierung ist kein fundamental neues Phänomen der Gegenwart. Die Tendenz der weltweiten Verflechtungen in Ökonomie, Medien, Politik und Kultur hat sich langfristig herausgebildet. Sie reicht in die Jahrhunderte der großen Entdeckungen, der Eroberung der „neuen“ Welt und der Herausbildung von Kolonien im 17. Jh. zurück. Der sich in dieser Zeit entwickelnde europazentrierte Welthandel war eine Vorläuferstufe der Globalisierung.
Die Herausbildung einer arbeitsteiligen Weltwirtschaft zu Beginn des industriellen Zeitalters kann als eine erste Globalisierungsphase angesehen werden. Sie war geprägt durch einen ausgedehnten Handel innerhalb Europas und über den Nordatlantik hinweg.
Nach den großen Einbrüchen des internationalen Handels in der Zeit der beiden Weltkriege sind eine Reihe von Abkommen und Vereinbarungen abgeschlossen worden, die eine weitere Phase der Globalisierung begründeten. Bewirkt wurde vor allem eine immer enger werdende wirtschaftliche Verflechtung der Staaten, Regionen und Erdteile.
Seit den 1990er-Jahren vollzieht sich eine sprunghafte Entwicklung von Handel und Wirtschaftswachstum in allen Regionen der Erde, gewinnt die Globalisierung eine neue Dimension.

Globalisierung der Medien

Globalisierung berührt auch in besonderem Maße die Medien. Sie hat erhebliche Auswirkungen auf den Markt der Nachrichten. Globalisierung der Medien hat eine ökonomische und kulturell-gesellschaftliche Dimension. Die Medien sind eine schnelllebige Industrie, die sich ständig an die wirtschaftlichen und politischen Bedingungen anpassen muss. Weltweit befindet sich die Medienlandschaft in einem schnellen Wandel. Sie ist heute vor allem geprägt durch einen deregulierten Markt, zunehmende Digitalisierung und neue Finanzierungsformen.

Transnationale Fusionen zielen darauf, dass die Mediengiganten über die gesamte Wertschöpfungskette verfügen, von der Produktion der Bilder über die Informationen bis hin zum weltweiten Vertrieb. In Deutschland gibt es neben der Pressekonzentration eine stärkere Konzentration der Medien im privaten und digitalen Fernsehen.

Unternehmenskonzentration im Bereich der Medien schafft auch Möglichkeiten zum Missbrauch von Medienmacht durch einen marktbeherrschenden Konzern, hat aber auch Auswirkungen auf Politik und Wirtschaft.

Vernetzte Welt und digitale Spaltung

Die Innovationen in der Mikroelektronik und Telekommunikation sowie die Methoden zur Gewinnung, Übertragung und Speicherung von Informationen gehören zu den wesentlichen Merkmalen der Globalisierung. Die immer stärkere Nutzung des Internets ist zum Inbegriff des Globalisierungseffekts der Informationsrevolution geworden. Weltweit waren 2003 über 650 Mio. Internetnutzer online. Dennoch haben nur 10 % der Weltbevölkerung Zugang zum Internet.
Die neuen Techniken beeinflussen im Besonderen die Wirtschaft der Industrienationen, sie bieten aber auch den Entwicklungsländern eine Chance, viele Standortnachteile aufzuheben. Die Mehrzahl dieser Staaten bleibt jedoch von diesen Fortschritten ausgeschlossen, sodass sich wirtschaftlicher Rückstand verfestigt und sich die digitale Kluft zwischen den armen und den reichen Ländern weiter vertieft. Ursachen dafür sind:

  • mangelnde technische Voraussetzungen,
  • niedriger Alphabetisierungsgrad,
  • geringe Fachkompetenz,
  • hohe Kosten sowie
  • schwach entwickelte Infrastruktur.

Auf dem Weltinformationsgipfel der Vereinten Nationen 2003 in Genf wurde nach Lösungen gesucht, um die digitale Kluft zwischen Industrie- und Entwicklungsländern zu überwinden. Mit einem Aktionsplan soll erreicht werden, dass bis 2015 mindestens die Hälfte der Weltbevölkerung Zugang zu den Informationstechnologien erhält.

Multikulturelle Gesellschaft

Das Zeitalter der Globalisierung ist auch gekennzeichnet durch den Wandel der national-homogenen Gesellschaft zu einer Gesellschaft mit einem breiten Spektrum an Subkulturen, Weltanschauungen und Religionen. Der Begriff multikulturelle Gesellschaft zeigt sowohl das Erfordernis als auch die Probleme der Integration oder Assimilation von Bürgern unterschiedlicher ethnischer oder religiöser Herkunft auf.

Multikulturelles muss sich im Zusammenleben der Menschen oft durchsetzen in Auseinandersetzung mit Demokratiedefiziten und Frauenfeindlichkeit, mit Korruption, Alkoholismus und Drogenmissbrauch.
In Demokratien, wie der Bundesrepublik Deutschland, besteht ein Problem darin, wie die Tatsache der Begegnung und Vermischung verschiedener kultureller Einflüsse von Personen, sozialen Gruppen, Parteien wahrgenommen wird (einseitig oder differenziert), wie sich insbesondere Entscheidungsträger dieser Entwicklung praktisch stellen, ob sie eine ethnisch-kulturelle Vielfalt fördern oder behindern.

Die wechselseitige Akzeptanz und Beeinflussung der Kulturen zeigt heute eine ganze Reihe von Dimensionen, die gleichzeitig auftreten und untrennbar miteinander verbunden sind: lokale (kommunale), regionale, national-staatliche, europäische, eurasiatische, globale.

Ein Angebot von

Footer

  • Impressum
  • Sicherheit & Datenschutz
  • AGB
© Duden Learnattack GmbH, 2025