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John Maynard Keynes

* 5.06.1883 Cambridge
† 21.04.1946 London

KEYNES war ein britischer Nationalökonom.
Aus der Analyse der Ursachen der Weltwirtschaftskrise entwickelte er 1935/36 eine „Allgemeine Theorie der Beschäftigung, des Zinses und des Geldes“. Er machte die volkswirtschaftlichen Kreislaufgrößen (Konsum, Investition, Sparen) zum zentralen Forschungsgegenstand und stellte damit die moderne Volkswirtschaftslehre und die Wirtschaftspolitik auf eine neue Grundlage. KEYNES versuchte aufzuzeigen, dass es die aus Konsumtion und Investition bestehende Gesamtnachfrage ist, die das Niveau der Beschäftigung in der Volkswirtschaft bestimmt.

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Elternhaus, Schule und Ausbildung

JOHN MAYNARD KEYNES wurde am 5. Juni 1883 in Cambridge geboren. Sein Vater, JOHN NEVILLE KEYNES, schaffte über Stipendien den Sprung nach Cambridge. Glänzende Examensresultate waren Voraussetzung für seine Mitgliedschaft im Pembroke College. Später war er leitender Verwaltungsbeamter der Universität.
Seinen Kindern (MAYNARD hatte noch eine Schwester und einen jüngeren Bruder) vermittelte er Respekt vor den durch Leistung erzielten Stand, vor der Wichtigkeit von Examensresultaten und den in der intellektuellen Oberschicht abgesicherten Chancen, Leistungspflichten und Verdiensten.
Die Mutter, FLORENCE ADA KEYNES, war die Tochter des baptistischen Geistlichen Dr. JOHN BROWN. Sie war eine der ersten Studentinnen in Cambridge. Im Bezug auf ihre Kinder war sie noch ehrgeiziger als der Vater. Mit unablässiger Aufmerksamkeit hat sie über das Leben von JOHN MAYNARD gewacht und 34 Alben mit Zeitungsausschnitten ihres berühmten Sohnes hinterlassen. Sie selbst wurde Bürgermeisterin von Cambridge.

JOHN MAYNARD KEYNES war von 1897 bis 1902 Schüler des Eton-College. Von 1902 bis 1905 studierte er an King's College in Cambridge Mathematik. Nach dem Bachelor–Examen (Bakkaloreat = unterster akademischer Grad in England und Nordamerika) bereitete er sich auf das Civil Service-Examen (Staatsexamen) vor. Dabei war Ökonomie eines von vielen Fächern.
1906 geht er nach bestandenem Examen ins India Office nach London.
1908 wird er Dozent für Ökonomie an der Universität in Cambridge. Aufgrund seiner Arbeiten zur Wahrscheinlichkeitstheorie wird er im Jahre 1909 zum „fellow“ (Mitglied des Lehrkörpers) von King's College gewählt.
Bereits 1911 wird KEYNES Herausgeber des „Economic Journal“. Diese wissenschaftliche Zeitschrift zählte damals wie heute zu den führenden Zeitschriften der Nationalökonomie.

Beruflicher und politischer Werdegang

Nachdem er 1913 Mitglied einer Royal Commission war, tritt er Anfang 1915 ins englische Schatzamt als Assistent ein. Nach zwei Jahren ist er bereits Abteilungsleiter und für Devisenmanagement und Kriegsfinanzierung zuständig.
Im Jahre 1919 ist KEYNES als Vertreter des Schatzkanzlers in Versailles und nimmt an der Friedenskonferenz teil. Da es ihm nicht gelingt, seine Vorstellungen für einen gerechten Friedensvertrag durchzusetzen, verlässt er die Konferenz und auch das Schatzamt. In nur wenigen Wochen schreibt er das Buch „The Economices of the Peace“, das ihm sofort Weltruhm bringt.
Die fundierten ökonomischen Urteile sowie seine schriftstellerische Brillanz, mit der es ihm gelingt, einige Teilnehmer der Konferenz zu charakterisieren, sind nicht zuletzt Anlass für KEYNES Nachkriegskarriere.
Eine Kostprobe (übersetzt von Harald Scherf):

„Erzberger (kaiserlicher Staatssekretär und Zentrumsabgeordneter), fett und abstoßend, im Pelzmantel, kam den Bahnsteig entlang zum Salonwagen des Marschalls. Mit ihm gingen ein General und ein Marinekapitän mit Eisernem Kreuz um den Hals und einer außerordentlichen Ähnlichkeit von Gesicht und Figur mit dem Schwein aus Alice Wonderland. Als Gruppe entsprachen sie wundervoll der populären Vorstellung von den „Hunnen“. Die persönliche Erscheinung dieser Rasse nimmt außerordentlich gegen sie ein. Wer weiß, ob das nicht der wirkliche Kriegsgrund war! ... Ein trauriger Haufen waren sie in diesen ersten Tagen, mit gezeichneten, niedergeschlagenen Gesichtern und müde starrenden Augen, wie Männer, die auf der Börse zerbrochen worden sind.“

KEYNES lebte fortan in Cambridge und London, er ist in Beratungsgremien großer Versicherungsgesellschaften, verwaltet Investmentfonds, ist Berater von Politikern und gleichzeitig geachteter Publizist zahlreicher Presseartikel (in 15 Jahren schreibt er mindestens einen Artikel pro Woche).
Nachdem er eine Reihe kleinerer Bücher geschrieben hat, veröffentlicht er 1930 die monumentale „Abhandlung vom Geld“ und 1936 „The General Theory of Employment, Interest and Money“ („Allgemeine Theorie der Beschäftigung, des Zinses und des Geldes“). Letzteres gilt als die Keynesianische Revolution des ökonomischen Denkens.

Die zahlreichen Aktivitäten, Berufungen und Ernennungen KEYNES vor allem in den Jahren 1920 bis 1937, seine verschiedenen Selbstverpflichtungen und Interessen erforderten viel Energie und das, obwohl seine Gesundheit seit Jugend gefährdet war. 1937 kann er zwar von einer Thrombose der Herzkranzgefäße gerettet werden, sein Gesundheitszustand bleibt jedoch besorgniserregend. Der Zweite Weltkrieg lässt ihn aber darauf keine Rücksicht nehmen. Er schaltet sich 1940 in die Geschäfte der Regierung ein, wird unter anderem Direktor der Bank of England. Er steht seinem Land auch als Berater und Verhandlungsführer bei der schwierigen Regulierung der Kriegs- und Nachkriegsfinanzierung zur Verfügung; der „KEYNES-Plan“ führte nach zähen Verhandlungen zur Gründung des IWF (Internationaler Währungsfonds) und der Weltbank.
Diesen Anstrengungen nicht mehr gewachsen, starb er am 21. April 1946 in London, nachdem er noch 1942 für seine Verdienste geadelt worden war.

Keynesianismus - Keynes Wirken bis in die Gegenwart

Ende der 20er, Anfang der 30er Jahre kommt es zur Weltwirtschaftskrise, die zu einem starken Produktionsrückgang, einem Preisverfall insbesondere bei Rohstoffen sowie einem Rückgang der Bankkredite und des Außenhandels führte. Ihren Ausgangspunkt nahm die Krise in den USA und ergriff in der Folgezeit fast alle westlichen Industriestaaten.
England wurde vor allem wegen seiner Außenhandelsverflechtungen mit den USA in die Weltwirtschaftskrise hineingezogen. Schwer getroffen war die englische Exportindustrie. Die Arbeitslosigkeit verschärfte sich.
Die Weltwirtschaftskrise in England analysierend, schrieb JOHN M. KEYNES 1936 sein Hauptwerk „The General Theory of Employment, Interest and Money“. Neben der Diagnose, dass im marktwirtschaftlichen System Instabilitäten wie Massenarbeitslosigkeit, Inflation vorherrschen können, erarbeitete er Alternativen, wie im Rahmen des kapitalistischen Wirtschaftssystems diese Instabilitäten beseitigt werden können. Er betrachtete seine Alternativen als einzigen Weg, um den Zusammenbruch des Kapitalismus zu vermeiden.
Die Keynesianische Theorie beinhaltet folgende zentrale Elemente:

  • Der Geldsektor und der Produktionssektor sind nicht strikt getrennt. Der Geldmarkt beeinflusst den realen Wirtschaftsprozess. Diese Beeinflussung erfolgt deshalb, weil das Geld nicht nur Tauschmittel ist, sondern gerade von den Wirtschaftssubjekten aus Vorsichts- und Spekulationsgründen „gehalten“ (aufbewahrt) wird. Damit kann der Zusammenhang von Einnahmen und Ausgaben unterbrochen werden.
    Wenn Haushalte oder Unternehmen einen Teil ihres Einkommens nicht ausgeben, dann ist das Angebot größer als die Nachfrage. Die Folge sind Produktionseinschränkungen und Arbeitslosigkeit.
     
  • Von zentraler Bedeutung ist die Rolle der Erwartungen. Besonders bei der Investitionsnachfrage führen Erwartungsunsicherheiten zu Schwankungen. Es gibt keinen inneren Marktmechanismus, wodurch der Ausfall von Investitionen ausgeglichen werden könnte. Da der private Sektor also instabil ist, gibt es auch keine automatische Vollbeschäftigung.
     
  • Für den Arbeitsmarkt analysiert KEYNES zwei Fälle.
  1. Auf Grund empirischer Untersuchungen kam er zu dem Schluss, dass die Nominallöhne nach unten weitgehend starr sind. Daraus ergibt sich bei einem Nachfragerückgang ein Gleichgewicht bei Unterbeschäftigung.
     
  2. Bei flexiblen Löhnen und Preisen muss es nicht unbedingt eine Rückkehr zur Vollbeschäftigung geben. Dabei spielt wieder die Erwartung die bestimmende Rolle. Erwarten die Konsumenten und Investoren z.B. Lohn- und Preissenkungen, werden sie ihre Konsum- und Investitionsausgaben hinausschieben. Auf dem Arbeitsmarkt ändert sich dann nichts. Für KEYNES bedingt die höhere Nachfrage letztendlich die höhere Beschäftigung.

Wesentlich ist für KEYNES, dass es keine Selbstregulierung des Marktes für Vollbeschäftigung gibt. Daraus folgt, dass dem Staat wichtige Aufgaben bei der Stabilisierung der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung und insbesondere beim Ausgleich der zyklischen Schwankungen von Angebot und Nachfrage zukommen. Damit bildeten die Theorien KEYNES die wirtschaftspolitische Grundlage des modernen Wohlfahrtsstaates. In Deutschland führte der Keynesianismus zur gesetzlichen Verankerung der vier wichtigsten wirtschaftspolitischen Ziele (magisches Viereck) im Stabilitätsgesetz vom 8. Juni 1967. Obwohl seit den 70er Jahren eine gewisse Abkehr vom Keynesianismus zu verzeichnen ist, gelten die Zielsetzungen des Stabilitätsgesetzes nach wie vor. Ein Grund für die Abkehr politischerseits ist darin begründet, dass KEYNES einen autonom handlungsfähigen Staat voraussetzt. Dieser müsste über ausreichende Informationen und auch über die notwendige Unabhängigkeit von Verbandsinteressen verfügen. Beides trifft in der Realität nicht bzw. nicht immer zu.

Lernhelfer (Duden Learnattack GmbH): "John Maynard Keynes." In: Lernhelfer (Duden Learnattack GmbH). URL: http://www.lernhelfer.de/schuelerlexikon/politikwirtschaft/artikel/john-maynard-keynes (Abgerufen: 20. May 2025, 17:56 UTC)

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