Direkt zum Inhalt

Pfadnavigation

  1. Startseite
  2. Politik/Wirtschaft
  3. 5 Internationale Politik und Friedenssicherung
  4. 5.3 Weltpolitische Konflikte und Friedenssicherung
  5. 5.3.1 Ursachen und Strukturen von Kriegen und Konflikten
  6. Definitionen des Friedens

Definitionen des Friedens

Der Friedensbegriff kommt aus dem Althochdeutschen und bedeutete ursprünglich Schutz, Sicherheit. Seitdem sind im Laufe der Geschichte verschiedene Friedensauffassungen entwickelt worden, von THOMAS VON AQUIN im 13. Jh., über KANT im 18. Jh. bis zu JOHAN GALTUNG in die Gegenwart.
Frieden ist nicht nur die Abwesenheit von Krieg, er ist mehr als Nichtkrieg. Er schließt kulturelle, strukturelle und personelle Gewalt aus. In diesem Sinn kann von positivem Frieden gesprochen werden.
Die neuere Friedensforschung begreift Frieden nicht mehr nur als Zustand, sondern als Prozess. Dieser muss dadurch gekennzeichnet sein, dass er sowohl in den innerstaatlichen wie in den zwischenstaatlichen Beziehungen auf die Verhütung von Gewaltanwendung, die Verminderung von Unfreiheit und sozialer Ungerechtigkeit gerichtet ist. Zivilisierung und Frieden bilden eine Einheit. Deshalb sind Rechtsstaatlichkeit, Demokratie, soziale Gerechtigkeit, Toleranz und Dialogfähigkeit grundlegende Bedingungen für einen dauerhaften Frieden.

Schule wird easy mit KI-Tutor Kim und Duden Learnattack

  • Kim hat in Deutsch, Mathe, Englisch und 6 weiteren Schulfächern immer eine von Lehrkräften geprüfte Erklärung, Video oder Übung parat.
  • 24/7 auf Learnattack.de und WhatsApp mit Bildupload und Sprachnachrichten verfügbar. Ideal, um bei den Hausaufgaben und beim Lernen von Fremdsprachen zu unterstützen.
  • Viel günstiger als andere Nachhilfe und schützt deine Daten.
Jetzt 30 Tage risikofrei testen
Your browser does not support the video tag.

Auf die menschliche Gesellschaft übertragen ist Frieden der Zustand eines vertraglichen und gesicherten Zusammenlebens von Menschen sowohl innerhalb als auch zwischen den Gesellschaften und Staaten. Der Gegensatz zum Frieden ist der Krieg als Gewaltausübung zwischen sozialen Gruppen, Staaten, Staatengruppen.

Entwicklung des Friedensbegriffes

Frieden ist nicht von Natur aus gegeben, sondern er ist ein geschaffener Zustand, der durch ein Minimum an Ordnung und Vereinbarungen gesichert werden muss (enge Verknüpfung mit dem Begriff des Rechts).
Frühe Philosophen wie THOMAS VON AQUIN (1224/25–1274) betrachten den Frieden als politisches Gut schlechthin, als Zweck des Staates und unterscheiden zwischen „wahrem Frieden“ und „schlechtem Frieden“. Schlechter Frieden ist Ausdruck einer schlechten und gewaltsam herbeigeführten Ordnung. Nur wahrer Frieden sei erstrebenswert.

THOMAS HOBBES (1588–1679) betrachtet die Einhaltung des Friedens als erstes und wichtigstes Naturgesetz, ohne das es keinen Staat geben kann. Dass der Staat zur Sicherung eines Rechts- und Friedenszustandes dient, darüber besteht bei allen Theoretikern Konsens.

Mit der Schrift von IMMANUEL KANT (1724–1804) „Zum ewigen Frieden“ (1795) trat eine Wende in der völkerrechtlichen Bewertung des Friedens ein. Der Krieg wurde moralisch geächtet und Rechtsgrundsätze für zwischenstaatliche Sicherheitsmaßnahmen und allgemeine Bedingungen für eine umfassende Rechts- und Friedensordnung begründet.

Modell von HOBBES:
Frieden durch Hegemonie (Vormachtstellung) einer Supermacht; statt des rechtlosen Naturzustandes alles Recht bei dieser Macht; Frieden = Sicherheit vor Krieg und Gewalt (negativer Frieden)

Modell von KANT:
Frieden durch Gemeinschaftsbildung: Rechtsgemeinschaft der Staaten – Weltbürgergemeinschaft der Menschen; Sklaverei und Kolonialismus sind Rechtsverletzungen; Frieden = Herrschaft des Rechts (positiver Frieden)

Im 20. Jh. wurde Politik insgesamt als Bemühung um Frieden definiert:

„Der Frieden ist der Grund und das Merkmal und die Norm des Politischen.“

Mit dem Völkerbund (gegründet 1920) und der UNO (gegründet 1945) wurden Organisationen der internationalen Sicherheit geschaffen, die sich bei der Friedenssicherung, vor allem hinsichtlich der Begrenzung und Eindämmung von Konflikten sowie bei der Entwicklung friedensstrategischer Konzepte bewährt haben.

Die Politikwissenschaft – insbesondere die sich herausbildende Friedens- und Konflikttheorie – betrachtet den Frieden zwischen den Staaten stets in Abhängigkeit vom Gesellschaftszustand innerhalb der Staaten. Von daher wurde auch zwischen negativem Frieden und positivem Frieden unterschieden.

Negativer Frieden

Negativer Frieden ist die Abwesenheit von Krieg, d. h. von personeller Gewalt.

„Frieden ist ein Zustand innerhalb eines Systems größerer Gruppen von Menschen, besonders von Nationen, bei dem keine organisierte, kollektive Anwendung oder Androhung von Gewalt stattfindet“ (JOHAN GALTUNG, geb. 1930).

Die Regulierung der Gewaltanwendung im bestehenden internationalen System war Bedingung für die Stabilisierung des politisch-militärischen Konfliktverhältnisses zwischen den Supermächten USA und UdSSR während des Kalten Krieges in den 1960er-Jahren. Durch

  • Rüstungskontrolle und
  • vertrauensbildende Maßnahmen

in den 1980er-Jahren wurde eine Eskalation von Konflikten zwischen den beiden Militärblöcken NATO und Warschauer Vertrag letztlich verhindert. Dennoch war das zugrunde liegende Prinzip der Abschreckung bzw. die Strategie des „Gleichgewichts des Schreckens“ kein positiver Frieden. Allein die Existenz des auf beiden Seiten angehäuften hochtechnisierten Waffenpotenzials barg die latente Gefahr eines dritten Weltkrieges.

Positiver Frieden

Positiver Frieden ist der Zustand, der sowohl personelle Gewalt wie auch strukturelle und kulturelle Gewalt ausschließt.
Der positive Frieden ist geprägt von

  • wirtschaftlicher und sozialer Entwicklung,
  • Gerechtigkeit und
  • Freiheit.

Er setzt die Verwirklichung der Menschenrechte voraus. Jedes Individuum muss Entwicklungsmöglichkeiten gemäß seinen Anlagen und Fähigkeiten haben. Zunehmend wird die Entwicklung einer gerechten Weltordnung als Kennzeichen für die Realisierung des Friedens angesehen.

Frieden als Prozess

Die neuere Friedensforschung begreift Frieden als Prozess, also nicht mehr nur als Zustand. Dieser muss dadurch gekennzeichnet sein, dass er sowohl in innerstaatlicher wie in zwischenstaatlicher Hinsicht auf die Verhütung von Gewaltanwendung, die Verminderung von Unfreiheit und soziale Ungerechtigkeit gerichtet ist. Grundlegendes Ziel ist die Austragung von Konflikten ohne Einsatz militärischer, kultureller und struktureller Gewalt.
Das ist nicht gleichbedeutend mit der Abschaffung von Konflikten. Sie werden als notwendig und unvermeidlich in der Gesellschaft betrachtet. Es geht aber um eine zivile, um eine gewaltfreie Konfliktaustragung.
Die Erfahrungen Europas zeigen, dass dauerhafter Frieden mit gelungener Vergemeinschaftung innerhalb von Gesellschaften und zwischen den Staaten zusammenhängt. Sie sichert eine Koexistenz, in der Konflikte in vereinbarten Formen – durch Verträge und anerkannte Regelungen – ausgetragen werden.

  • Rechtsstaatlichkeit,
  • Demokratie,
  • soziale Gerechtigkeit,
  • Toleranz und
  • Dialogfähigkeit

sind grundlegende Bedingungen dafür, Frieden als Zivilisierungsprozess zu gestalten. Der Friedensforscher DIETER SENGHAAS (geb. 1940) entwickelte in Analyse des weltpolitischen Umbruchs 1989/90 das „zivilisatorische Hexagon“ (Bild 4) und begründete den engen Zusammenhang dieser Faktoren für einen dauerhaften Frieden.

  • Zivilisatorisches Hexagon
Lernhelfer (Duden Learnattack GmbH): "Definitionen des Friedens." In: Lernhelfer (Duden Learnattack GmbH). URL: http://www.lernhelfer.de/schuelerlexikon/politikwirtschaft/artikel/definitionen-des-friedens (Abgerufen: 20. May 2025, 08:54 UTC)

Suche nach passenden Schlagwörtern

  • positiver Frieden
  • Negativer Frieden
  • Frieden als Prozess
  • Schlechter Frieden
  • Völkerbund
  • Friedensbegriff
  • DIETER SENGHAAS
  • Friedens- und Konflikttheorie
  • Wahrer Frieden
  • JOHAN GALTUNG
  • IMMANUEL KANT
  • Krieg
  • Frieden als Zivilisierungsprozess
Jetzt durchstarten

Lernblockade und Hausaufgabenstress?

Entspannt durch die Schule mit KI-Tutor Kim und Duden Learnattack.

  • Kim hat in Deutsch, Mathe, Englisch und 6 weiteren Schulfächern immer eine von Lehrkräften geprüfte Erklärung, Video oder Übung parat.
  • 24/7 auf Learnattack.de und WhatsApp mit Bildupload und Sprachnachrichten verfügbar. Ideal, um bei den Hausaufgaben und beim Lernen von Fremdsprachen zu unterstützen.
  • Viel günstiger als andere Nachhilfe und schützt deine Daten.

Verwandte Artikel

African National Congress

Im Kampf gegen die Apartheid entwickelte sich der African National Congress (ANC) zur größten und einflussreichsten Widerstandsbewegung Südafrikas. Mit zunächst gewaltfreiem Widerstand und später auch militanten Aktionen setzte sich die Organisation gegen die Rassentrennung und die Unterdrückung der schwarzen Bevölkerungsmehrheit zur Wehr. Der ANC war federführend am Transformationsprozess beteiligt, der Anfang der 90er-Jahre die Demokratisierung Südafrikas einleitete. Seit den ersten freien und gleichen Wahlen von 1994 stellt er die südafrikanische Regierung und den Premierminister.

Kinder- und Frauenrechte

Menschenrechte sind die unveräußerlichen Rechte jedes Menschen gleich welcher Herkunft, Abstammung, Nationalität und welchen Alters oder Geschlechts. Die Entstehung dieser Rechte und die ersten Menschenrechtserklärungen in Nordamerika und Frankreich Ende des 18. Jh. verdeutlichen, dass sie inhaltlich vom Menschenbild der bürgerlichen Aufklärung geprägt waren. Sie spiegelten den Status und das Selbstverständnis des männlichen Staatsbürgers wider. Menschenrechte waren anfänglich Männerrechte. Das änderte sich im Zuge der von der Frauenbewegung eingeforderten Gleichberechtigung und der Diskussion um soziale und Entwicklungsrechte. Angesichts der fortdauernden geschlechtsbedingten Diskriminierung von Frauen sowie der Ausbeutung und Not von Kindern wurde auch der Katalog der Menschenrechte erweitert. So verabschiedeten die Vereinten Nationen Erklärungen, die den Schutz und die Rechte von Kindern (1989) sowie die Gleichberechtigung der Frau (1993) beinhalten.

Entwicklung der Menschenrechte

Die modernen Menschenrechte haben sich aus dem bis in die griechische Antike zurückweisenden Naturrecht entwickelt. Es leitete aus der Natur des Menschen, seiner göttlichen Abkunft oder Vernunft fundamentale Rechte ab, die für jeden Herrscher verbindlich sind. Zur Eindämmung der staatlichen Willkür entwarfen aufklärerische Denker wie JOHN LOCKE und JEAN-JACQUES ROUSSEAU Vertragsmodelle, in denen die Gesellschaft als freiwilliger Zusammenschluss freier Bürger konzipiert wurde, um dem Prinzip der Volkssouveränität Ausdruck zu verleihen.

Mit der „Virginia Bill of Rights“ und der von der französischen Nationalversammlung beschlossenen „Erklärung der Menschen- und Bürgerrechte“ werden erstmals die unveräußerlichen Rechte jedes Menschen verfassungsmäßig festgeschrieben. Nach dem Zweiten Weltkrieg verabschiedeten die Vereinten Nationen (UNO) die „Allgemeine Erklärung der Menschenrechte“. Die Mitgliedstaaten der UNO haben sich verpflichtet, diesen Zielen weltweit Geltung zu verschaffen und sie als Grundrechte in ihre Verfassungen zu übernehmen. Der Katalog der Menschenrechte hat sich in den letzten Jahrzehnten erweitert. Zu den individuellen Freiheits- und Gleichheitsrechten sind soziale Rechte und Kollektivrechte hinzugekommen. Auch eine Ergänzung der Menschenrechte durch so genannte Menschenpflichten wird diskutiert.

Menschenrechtsorganisationen

Angesichts der schweren Menschenrechtsverletzungen in fast allen Regionen der Welt hat sich seit dem Zweiten Weltkrieg eine Vielzahl von Menschenrechtsorganisationen gebildet. Ihre Mitglieder engagieren sich für die Menschenrechte – weltweit oder in bestimmten Gebieten –, indem sie Verstöße gegen diese Rechte dokumentieren und der Öffentlichkeit bekannt machen. Sie organisieren Kampagnen wie Petitionen und Unterschriftenaktionen, Patenschaften für Opfer, Boykott-Aufrufe. Und sie fordern Regierungen und internationale Organisationen dazu auf, die Zusammenarbeit mit menschenrechtswidrigen Regimen einzustellen und auf die Einhaltung der Menschenrechte zu dringen. Bei der überwiegenden Mehrheit dieser Vereinigungen handelt es sich um Nichtregierungsorganisationen (NGOs), die hauptsächlich von Spenden und dem Engagement ihrer Mitglieder leben.

Humanitäre Intervention

Der Begriff humanitäre Intervention wird seit dem zweiten Golfkrieg und der Resolution des Weltsicherheitsrates von 1991 zum Schutz der Kurden im Irak in der internationalen Politik verwendet. Er wird als Weiterentwicklung beziehungsweise Veränderung des Völkerrechts diskutiert und gilt als umstrittener Rechtfertigungsgrund für militärisches Eingreifen.
Die humanitäre Intervention wird als Rechtsgrund für die Verletzung des nationalstaatlichen Souveränitätsprinzips bezeichnet.
Als Beispiel für eine humanitäre Intervention wird der NATO-Luftkrieg gegen das ehemalige Jugoslawien 1999 im Kosovo-Konflikt angeführt.

Ein Angebot von

Footer

  • Impressum
  • Sicherheit & Datenschutz
  • AGB
© Duden Learnattack GmbH, 2025