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Der I. Schriftstellerkongress 1947

Am Beginn zweier getrennter deutscher Literaturen (der DDR-Literatur und der Literatur in der Bundesrepublik, der Schweiz und in Österreich) liegt die Aufteilung Deutschlands nach dem Zweiten Weltkrieg in vier Besatzungszonen.

Nicht unerheblich trug auch der I. (gesamtdeutsche) Schriftstellerkongress, der vom 04.–08.10.1947 in Berlin stattfand, zum Auseinanderdriften der Literaturen bei. Sichtbar wurde an ihm auf jeden Fall bereits der „Kalte Krieg“, ein Konflikt zwischen den USA und der Sowjetunion und damit der beiden Weltsysteme.

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Deutschland und die Spaltung der Literatur

Die Spaltung der Literatur in eine ostdeutsche Literatur und die deutschsprachígen Literaturen der Bundesrepublik, der Schweiz und Österreichs hängt unmittelbar zusammen mit der Spaltung Deutschlands nach 1945. Von der Aufteilung des Landes in vier Besatzungszonen war auch der kulturelle Austausch zwischen den Kulturträgern in den Besatzungszonen berührt. Zwar wurde auch Österreich in vier Besatzungszonen aufgeteilt, doch hier wirkte sich diese Spaltung nicht aus, da das Land zunächst als staatliche Einheit wiederhergestellt worden war und auch weiterhin eine wirtschaftliche Einheit bildete.

Die Schriftsteller übernahmen nach 1945 sofort kulturpolitische Aufgaben, jedoch ihr Einfluss war auf die politischen und wirtschaftlichen Zonengrenzen beschränkt.

Der I. Schriftstellerkongress

Der I. Schriftstellerkongress – einberufen mit ausdrücklicher Billigung der Sowjetischen Militäradministration (SMAD) – hatte HEINRICH MANN als Ehrenpräsidenten und RICARDA HUCH als Alterspräsidentin. Der Kongress fand vom 4. bis 8. Oktober 1947 in Berlin statt und blieb bis 1989 der letzte gesamtdeutsche.

Bereits während und nach der Potsdamer Tagung und mit dem Abschluss des Potsdamer Abkommens waren zwischen den Besatzungsmächten ideologische Differenzen aufgetreten, die schließlich in den sogenannten Kalten Krieg führten. Und so nimmt es nicht wunder, wenn auf dem Schriftstellerkongress unterschiedliche Standpunkte zur weiteren Perspektive Deutschlands vertreten wurden.

Auseinandersetzungen zwischen Ost und West

Es begannen die Auseinandersetzungen zwischen Ost und West. Auch unter den Autoren war die auseinanderstrebende Entwicklung der literarischen wie politischen Konzepte immer offensichtlicher. Die Initiatoren verfolgten deshalb das Ziel, der offensichtlichen Frontenbildung zu begegnen und den politisch motivierten Meinungsverschiedenheiten ein überparteiliches „Parlament des Geistes“ entgegenzusetzen.

Autoren, die vor 1945 das Land verlassen hatten, und jene, die im Land geblieben waren, sollten zusammengeführt werden:

„Schriftsteller ..., die, sei es in der Heimat, sei es in der Emigration, die Reinheit und Würde der deutschen Literatur gewahrt haben“

lautete die kompromisshafte Formel. Über 300 Autoren aus allen Besatzungszonen waren dem Ruf der Initiatoren nach Berlin gefolgt. Die Resonanz war also sehr groß.

Die beiden Hauptthemen des Kongresses lauteten:

  • „Schriftsteller unter der Hitlerdiktatur“ und
  • „Schriftsteller in der Emigration“.

Einig waren sich die Anwesenden in der Ablehnung des Nazismus, uneinig darin, mit welchen literarischen Mitteln dies geschehen sollte.
Hier wurden die Unterschiede zwischen politisch engagierten Autoren aus dem Umfeld des Kulturbundes und der kommunistischen Bewegung auf der einen und demokratisch-humanistisch gesinnten, aber sich selbst als unpolitisch verstehenden Autoren auf der anderen Seite offenbar.

Die zentrale Rede hielt JOHANNES R. BECHER. Er appellierte noch an die Einheit Deutschlands und die Einheit deutscher Kultur. Es sei „verwerflich, Osten und Westen einander gegenüberzustellen“, betonte er in seiner Rede.

ANNA SEGHERS hob hervor, dass die „geistige Freiheit ... vielleicht das Teuerste für den Schriftsteller“ sei.

HANS MAYER (1907–2001) betonte, dass der Schriftsteller nicht mehr wie früher seine „schrankenlose Freiheit“ in der Entscheidung zwischen beliebigen Weltanschauungen habe. Für ihn bestehe die Wahl zwischen einem katholischen Standpunkt, einem sozialistischen Humanismus, dem Erbe eines bürgerlichen Humanismus, Resten eines neoliberalen Standpunktes und dem Existenzialismus. Eine Entscheidung dafür oder dagegen müsse der Schriftsteller davon abhängig machen, inwieweit der jeweilige Standort dazu beitrage, „die geistige Spaltung“ der Gesellschaft zu überwinden.

Der Eklat

Zum Eklat kam es bald: Der sowjetische Autor WSEWOLOD WISCHNEWSKI (1900-1952) warf den Engländern und Amerikanern vor:

„Die reaktionären Kräfte in Washington und London wollen einen Eisernen Vorhang schaffen. (...) Brüder, Genossen, wir wissen darauf zu antworten! Wenn ihr uns braucht, ruft um Hilfe, und wir werden gemeinsam kämpfen!“

Zum Eklat kam es, als MELVIN J. LASKY (1920-2004), amerikanischer Autor und Journalist, auf den Diskussionsbeitrag von WISCHNEWSKI reagierte, der die Autoren aufgerufen hatte „Schulter an Schulter mit der Sowjetunion gegen den amerikanischen Imperialismus zu kämpfen“. LASKY berichtete im Deutschen Theater zunächst kritisch von „kleingeistigen amerikanischen Bürokraten und ihre(r) inoffizielle(n) Kontrollausübung“ und den „engstirnigen Mittelklassemoralisten“. Auf einer Rede in Jena 1995 gestand LASKY, wenn er „an dieser Stelle aufgehört hätte, hätten die sowjetischen Autoren und die deutschen Kommunisten sich mit einer Ovation bedankt“. Dann ging er jedoch dazu über, die Unfreiheiten in der Sowjetunion ebenso kritisch zu betrachten und an das Los kritischer sowjetischer Autoren zu erinnern. Er führte aus:

„Ich möchte sagen, dass wir uns solidarisch fühlen mit den Schriftstellern und Künstlern Sowjetrusslands. Auch sie kennen den Druck und die Zensur. Auch sie stehen im Kampf um kulturelle Freiheit. Und ich glaube, wir alle müssen ihnen unsere offenherzige Sympathie entgegenbringen.“

VALENTIN KATAJEW (1897–1986) wies dies zurück:„Das, was der unbekannte Lasky über die Sowjetunion sprach, ist natürlich ... eine Lüge. Noch der verstorbene Dr. Goebbels hat sich derselben Mittel bedient.“ Er bezeichnete LASKY als „lebendigen Kriegsbrandstifter“.

EVA-MARIA BRAILSFORD fragte nach verschwundenen Studenten der Humboldt-Universität. Wie könnte man von Frieden und Verständigung sprechen, wenn auch nach 1945 weiter verschleppt und verhaftet würde?

NOEL BRAILSFORD sagte: „Meine Frau hat nicht um Gnade gebeten für die Berliner Studenten, die spurlos aus der Universität verschwanden. Sie hat die Schriftsteller aufgerufen, ihre Stimme zu erheben und eine öffentliche Untersuchung zu fordern.“ Die deutschen Teilnehmer enthielten sich der Diskussion unter den „alliierten“ Teilnehmern.

Die deutschen Autoren hatten sich getroffen, um zur „Aussöhnung zwischen Ost und West“ beizutragen. Sie konnten die politische und wirtschaftliche Entwicklung Nachkriegsdeutschlands nicht beeinflussen. Der Schriftstellerkongress machte jedoch deutlich: Ein Auseinanderdriften der beiden Lager und damit eine Teilung Deutschlands war kaum aufhaltbar.

Teilnehmer

Teilnehmer waren außer den oben genannten Autoren u. a.:

  • MARIELUISE FLEISSER,
  • ELISABETH LANGGÄSSER,
  • GÜNTHER WEISENBORN,
  • ALFRED KANTOROWICZ,
  • WOLFGANG HARICH,
  • STEPHAN HERMLIN.

(vgl. hierzu: Erster Deutscher Schriftstellerkongreß 4.–8. Oktober 1947. Protokoll und Dokumente von Ursula Reinhold, Dieter Schlenstedt und Horst Tanneberger)

Lernhelfer (Duden Learnattack GmbH): "Der I. Schriftstellerkongress 1947." In: Lernhelfer (Duden Learnattack GmbH). URL: http://www.lernhelfer.de/index.php/schuelerlexikon/deutsch-abitur/artikel/der-i-schriftstellerkongress-1947 (Abgerufen: 20. October 2025, 20:20 UTC)

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  • Ricarda Huch
  • Westliteratur
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