Direkt zum Inhalt

Pfadnavigation

  1. Startseite
  2. Deutsch Abitur
  3. 3 Literaturgattungen
  4. 3.1 Dramatik
  5. 3.1.3 Die Figuren
  6. Figurencharakterisierung

Figurencharakterisierung

Möglichst viele Informationen über die Personen sind nötig, um den Handlungsverlauf für den Zuschauer nachvollziehbar zu machen. Werden diese Informationen vom Autor selbst gegeben, spricht man von auktorialer Charakterisierung.
Figuren können sich aber auch selbst charakterisieren oder durch andere Figuren, also figural charakterisiert werden.
Eine weitere Möglichkeit der Unterteilung verschiedener Charakterisierungstechniken ergibt sich bei der Beantwortung der Frage, ob die Informationen direkt über Figuren und ihren Charakter gesprochen wird (explizit), oder der Zuschauer den Charakter aus der Gesamtheit der sprachlichen und außersprachlichen Mittel entnehmen muss, die Information also nicht ausdrücklich, sondern implizit gegeben wird.

Schule wird easy mit KI-Tutor Kim und Duden Learnattack

  • Kim hat in Deutsch, Mathe, Englisch und 6 weiteren Schulfächern immer eine von Lehrkräften geprüfte Erklärung, Video oder Übung parat.
  • 24/7 auf Learnattack.de und WhatsApp mit Bildupload und Sprachnachrichten verfügbar. Ideal, um bei den Hausaufgaben und beim Lernen von Fremdsprachen zu unterstützen.
  • Viel günstiger als andere Nachhilfe und schützt deine Daten.
Jetzt 30 Tage risikofrei testen
Your browser does not support the video tag.

Auktoriale Charakterisierung

Möglichst viele Informationen über die Personen sind nötig, um den Handlungsverlauf für den Zuschauer nachvollziehbar zu machen. Werden diese Informationen vom Autor selbst gegeben, spricht man von auktorialer Charakterisierung. Sie kann durch Nebentext geschehen, wie in HANS CHLUMBERGS „Die Führer“ (1919):

„Bergmann sitzt vor seinem Schreibtisch. Er ist ein hochgewachsener, streng aber zuverlässig aussehender Mann von etwa 54 Jahren, mit ruhiger Sorgfalt gekleidet. Er spricht langsam, mitunter scharf
pointiert und erweckt durch eine selbstverständliche Offenheit seines Auftretens und seiner Sprache unbedingtes Vertrauen.“
(Chlumberg, Hans: Die Führer. Wien, Leipzig: Verlag Karl Harbauer, 1919, S. 21.)

  • Unterteilung verschiedener Charakterisierungstechniken über Figuren und ihren Charakter bzw. aus der Gesamtheit der sprachlichen und außersprachlichen Mittel

Figurale Charakterisierung

Figuren können sich aber auch selbst charakterisieren oder durch andere Figuren, also figural charakterisiert werden. In SHAKESPEAREs Drama „König Richard III.“ (1592, siehe PDF "William Shakespeare - König Richard III.") wird die Charakterisierung der Hauptfigur als Ausbund der Hässlichkeit, mit festen Vorsätzen, ein Bösewicht zu werden, schon im Eingangsmonolog deutlich:

„Entstellt, verwahrlost, vor der Zeit gesandt in diese Welt des Atmens, halb kaum fertig Gemacht, und zwar so lahm und ungeziemend, Dass Hunde bellen, hink´ ich wo vorbei.“
(William Shakespeare: Sämtliche Werke in vier Bänden. Band 3, Herausgegeben von Anselm Schlösser. Berlin: Aufbau, 1975, S. 793)

Explizite und implizite Charakterisierung

Eine weitere Möglichkeit der Unterteilung verschiedener Charakterisierungstechniken ergibt sich bei der Beantwortung der Frage, ob

  • die Informationen direkt über Figuren und ihren Charakter gesprochen wird (explizit), oder
  • der Zuschauer den Charakter aus der Gesamtheit der sprachlichen und außersprachlichen Mittel entnehmen muss, die Information also nicht ausdrücklich, sondern implizit gegeben wird.

Im Drama treten die einzelnen Charakterisierungstechniken selten in reiner Form auf. Die Kombination einzelner Techniken ermöglicht die Darstellung vielschichtiger dramatischer Konflikte aus unterschiedlichen Perspektiven.

  • BWS-DEU2-0149-03.pdf (409.53 KB)

Spiegelung des Charakters einer Figur durch andere Figuren

Gerade diese Spiegelung des Charakters einer Figur durch andere Figuren führt dem Zuschauer die Komplexität der Handlungssituation vor Augen. Das Verhalten einer Figur in Entscheidungssituationen stellt sich als besonders aufschlussreich dar. Schwankt GOETHEs Gretchen im „Faust“ (siehe PDF "Johann Wolfgang von Goethe - Faust I") zwischen Bedenken und Hingabe, so entscheidet sie sich im Moment, da Faust ihr den Schlaftrunk reicht, für ihre Liebe:

Seh´ ich dich, bester Mann, nur an, Weiß nicht, was mich nach deinem Willen treibt; Ich habe schon so viel für dich getan, Dass mir zu tun fast nichts mehr übrig bleibt.
(Goethes Werke. Hamburger Ausgabe in 14 Bänden. Textkritisch durchgesehen und mit Anmerkungen versehen von Erich Trunz, Hamburg: Christian Wegener, 1948 ff. S. 112)

Dramen konzentrieren sich in der Regel auf einen zentralen Punkt der Auseinandersetzung. Deshalb sind die Motive, sich „richtig“ oder „falsch“ zu entscheiden, von besonderem Interesse beim Erfassen einer Dramenfigur. Nicht nur die vordergründigen Handlungsanlässe sind hierbei in Betracht zu ziehen, sondern vor allem die Hintergründe und die oft im Verborgenen bleibenden Zusammenhänge.

Um die Besonderheiten einer literarischen Figur herauszuarbeiten, sollte man folgende Fragen zu beantworten versuchen:

  • Was hebt die Figur von anderen Figuren ab, die schon in Dramen auftraten?
  • Was unterscheidet die Figur von anderen Figuren mit gleichen Interessen im Stück?
  • Mit welchen Gegenfiguren im Stück lässt sich die Figur im Stück kontrastierend vergleichen?
  • Ist die Figur mit realen Menschen oder Personen in der Geschichte vergleichbar?

Charaktereigenschaften könnte für einen dramatischen Text folgendermaßen gestaltet werden:

1. Einleitung
Die Einleitung enthält bündige Informationen über den Autor und den Titel des Theaterstückes, sowie Angaben zur Textart. Weiterhin sollte der Inhalt kurz zusammengefasst werden, sodass auch die Bedeutung der Figur innerhalb des Dramas erkennbar wird.

2. Hauptteil
Im Hauptteil geht es um die Themenfrage, bei der die beobachteten Merkmale sorgfältig erfasst und aufgelistet werden, um ein ganzheitliches Bild der analysierten Figur entstehen zu lassen.

2.1 Die äußere Erscheinung der Figur (über Anweisungen der Regie zu erarbeiten)

2.1.1 Alter und Geschlecht

2.1.2 Körperbau

2.1.3 Kleidung

2.2 Die soziale Lage der Figur

2.2.1 ...

2.2.2 ...

2.3 Die psychische Verfassung der Figur

2.3.1 ...

2.3.2 ...

2.4 Das Verhalten und Handeln der Figur

2.4.1 Sprachliche Fähigkeiten

2.4.2 Verhalten in Bezug auf Mimik und Gestik (ebenfalls über Regieanweisungen zu erhalten)

3. Schluss
Zum Schluss der Einzelcharakteristik wird ein zusammenfassendes, abschließendes Werturteil über die charakterlichen Eigenschaften der Figur formuliert.

  • BWS-DEU2-0149-04.pdf (319.47 KB)
Lernhelfer (Duden Learnattack GmbH): "Figurencharakterisierung." In: Lernhelfer (Duden Learnattack GmbH). URL: http://www.lernhelfer.de/index.php/schuelerlexikon/deutsch-abitur/artikel/figurencharakterisierung (Abgerufen: 24. May 2025, 02:44 UTC)

Suche nach passenden Schlagwörtern

  • Volltext
  • Figurencharakterisierung
  • Motive
  • Charakterisierungstechniken
  • auktorial
  • Shakespeares Richard III.
  • Biberpelz
  • implizit
  • Primärtext
  • Pdf
  • figural
  • explizit
  • Faust von Goethe
  • Gerhart Hauptmann
  • Quelltext
Jetzt durchstarten

Lernblockade und Hausaufgabenstress?

Entspannt durch die Schule mit KI-Tutor Kim und Duden Learnattack.

  • Kim hat in Deutsch, Mathe, Englisch und 6 weiteren Schulfächern immer eine von Lehrkräften geprüfte Erklärung, Video oder Übung parat.
  • 24/7 auf Learnattack.de und WhatsApp mit Bildupload und Sprachnachrichten verfügbar. Ideal, um bei den Hausaufgaben und beim Lernen von Fremdsprachen zu unterstützen.
  • Viel günstiger als andere Nachhilfe und schützt deine Daten.

Verwandte Artikel

Reigen

ARTHUR SCHNITZLERs „Reigen“ von 1896/1897 wurde 1920 am „Kleinen Schauspielhaus“ in Berlin uraufgeführt und erlebte einen heftigen Theaterskandal.

In dieser „Komödie“ gesellen sich stets zwei Partner, wobei eine der beiden Personen in der folgenden Szene einen neuen Partner findet. Die Dirne aus der letzten Szene tritt zugleich in der ersten Szene auf. Mit ihr schließt sich der Reigen. Der Zuschauer trifft die Personen, die unterschiedlichen gesellschaftlichen Schichten angehören, in Gesprächen vor oder nach dem Geschlechtsakt an. Aus ihrer Herkunft leitet sich auch die Art und Weise ihres Umgangs miteinander ab. Allen gemeinsam ist jedoch die Abwesenheit jeglichen Liebesgefühls.

 

Urfaust

GOETHEs Manuskript des „Urfaust“ ist vom Autor selbst vernichtet worden. Es wurde jedoch in einer einzigen Abschrift des Weimarer Hoffräuleins LUISE VON GÖCHHAUSEN überliefert. Allerdings tauchte das Exemplar erst 50 Jahre nach dem Tod seines Verfassers auf. Angelegt hatte GOETHE seinen „Urfaust“ als Tragödie. Jedoch hatte er zuvor Bekanntschaft mit SHAKESPEARE gemacht. Und „beim Shakespeare gibt es die berühmte Mischung von Ernst und Spaß“ schreibt BRECHT über den Zusammenhang von Tragödie und Komik. Diesen Aspekt arbeitete GOETHE in seinen „Faust I“ (Vorspiel auf dem Theater, Prolog im Himmel) und später in seinen „Faust II“ ein. Im „Urfaust“ ist die Spannung zwischen Tragischem und Komischem bereits in der Szene „Auerbachs Keller“ angelegt.

Wilhelm Tell

GOETHE berichtete über die Arbeitsweise SCHILLERs am „Tell“:

„Schiller fing damit an, alle Wände seines Zimmers mit so viel Spezialkarten der Schweiz zu bekleben, als er auftreiben konnte. Nun las er Schweizer Reisebeschreibungen, bis er mit Weg und Stegen des Schauplatzes des Schweizer Aufstandes auf das Genauste bekannt war. Nachdem er alles Material zusammen gebracht hatte, setzte er sich über die Arbeit, und buchstäblich genommen, stand er nicht eher vom Platze auf, bis der „Tell“ fertig war. Überfiel ihn die Müdigkeit, so legte er den Kopf auf den Arm und schlief. Sobald er erwachte, ließ er sich nicht, wie fälschlich nachgesagt worden ist, Champagner, sondern starken schwarzen Kaffee bringen, um sich munter zu halten. So wurde der „Tell“ in sechs Wochen fertig; er ist aber auch wie aus einem Guss.“

Das Stück geht auf eine alte Schweizer Legende zurück, nach der ein gewisser Tell das Signal für den Unabhägigkeitskampf ausgelöst hätte, indem er nach einem erzwungenen Schuss auf einen Apfel, der sich auf dem Kopf seines Sohnes befand, den Reichsvogt ermordete.

Amphitryon


HEINRICH VON KLEISTs Lustspiel „Amphitryon“ (1807) greift einen Sagenstoff der Antike auf. Göttervater Jupiter und und Götterbote Merkur besuchen die Erde in Gestalt von Menschen. Jupiter will in der Gestalt des Amphityron ein Schäferstündchen mit der schönen Alkmene verleben. Merkur verkleidet sich als der Diener Sosias. So entsteht eine Verwechslungskomödie, in der Alkmene und ihr wahrer Gatte schweren Prüfungen unterworfen werden, denn am nächsten Morgen trifft Amphitryon zu Hause ein: Alkmene begegnet ihm voller Verzweiflung. Das Selbstbewusstsein beider, ihre Selbsterkenntnis bzw. die Erkenntnis des Anderen wird auf die Probe gestellt, wobei Kleist seine Figuren an den Rand der Verzweiflung treibt. Indem Jupiter sich dem Ehepaar in seiner Doppelgängerrolle offenbart, verhindert er schließlich das Schlimmste. Zurück bleiben gebrochene Identitäten. (siehe PDF zum Volltext von "Amphitryon")

 

Der zerbrochne Krug

„Diesem Lustspiel liegt wahrscheinlich ein historisches Faktum (...) zum Grunde. Ich nahm die Veranlassung aus einem Kupferstich, den ich vor mehreren Jahren in der Schweiz sah. Man bemerkte darauf – zuerst einen Richter, der gravitätisch auf einem Richterstuhl saß: vor ihm stand eine alte Frau, die einen zerbrochenen Krug hielt, sie schien das Unrecht (...) zu demonstrieren: Beklagter, ein junger Bauerskerl, den der Richter, als überwiesen, andonnerte, verteidigte sich noch, aber schwach: ein Mädchen, das wahrscheinlich in dieser Sache gezeugt hatte (...) spielte sich, in der Mitte zwischen Mutter und Bräutigam, an der Schürze: wer ein falsches Zeugnis abgelegt hätte, könnte nicht zerknirschter dastehn: und der Gerichtsschreiber sah (...) jetzt den Richter misstrauisch von der Seite an ...“

äußerte HEINRICH VON KLEIST über die Entstehungsgeschichte seines Lustspiels „Der zerbrochne Krug“ (siehe auch Volltext auf PDF "Heinrich von Kleist - Der zerbrochne Krug").

Ein Angebot von

Footer

  • Impressum
  • Sicherheit & Datenschutz
  • AGB
© Duden Learnattack GmbH, 2025