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Friedrich Dürrenmatt

* 05.01.1921 in Konolfingen (Kanton Bern, Schweiz)
† 14.12.1990 in Neuenburg (franz.: Neuchâtel; Kanton Neuenburg)

FRIEDRICH DÜRRENMATT gilt gemeinsam mit MAX FRISCH als der bedeutendste Vertreter deutschsprachiger Literatur in der Schweiz nach dem Zweiten Weltkrieg. Er hat ein umfangreiches Werk mit 23 Dramen, zahlreichen Erzählungen, Romanen, Essays sowie Hörspielen geschaffen.

Wie auch FRISCH trat er die Nachfolge von BERTOLT BRECHT in der Nachkriegsdramatik an. Bekannt wurde er u. a. mit seiner Tragikomödie „Der Besuch der alten Dame“ (1956).

DÜRRENMATT benutzt als stilistische Mittel die Satire, die Farce, das Paradoxon, die Groteske und den schwarzen Humor. Zentrale Themen seiner Werke sind die Macht und die Frage nach der Verantwortung und den Einflussmöglichkeiten des Einzelnen in einer immer chaotischer werdenden Welt.

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Lebensgeschichte

FRIEDRICH DÜRRENMATT wurde am 5. Januar 1921 als Sohn des protestantischen Pfarrers REINHOLD DÜRRENMATT und seiner Ehefrau HULDA, geb. ZIMMERMANN, in Konolfingen (Kanton Bern) geboren.
Nach dem Besuch der Primarschule in Stalden (1928–1933) und der Sekundarschule in Grosshöchstetten (1933–1935) zog die Familie nach Bern. Dort besuchte er zuerst zwei Jahre das freie Gymnasium, später das Privatgymnasium Humboldtianum. Er war kein besonders guter Schüler und bezeichnete seine Schulzeit als die „übelste“ seines Lebens. 1941 legte er sein Abitur ab und begann in Bern und Zürich Philosophie, Germanistik und Naturwissenschaften zu studieren.
Eigentlich wollte er Maler werden, aber schon in seinem ersten Studienjahr entstand sein Erstling, die Weltuntergangskomödie „Der Knopf“.

FRIEDRICH DÜRRENMATT gehörte ebenso wie HERMANN HESSE und EDUARD MÖRIKE in die Reihe der protestantischen Pfarrerssöhne, die es zur Schriftstellerei zog. Später allerdings lehnte er die Frömmigkeit seiner Eltern ab.
Sein erstes Drama „Es steht geschrieben“ (1947) verursachte einen Theaterskandal. 1946 heiratete er die Schauspielerin LOTTI GEIßLER. Da seine Frau ein Engagement am Basler Stadttheater hatte, zog DÜRRENMATT nach Basel. In der Ehe wurden drei Kinder geboren: PETER (1947), BARBARA (1949) und RUTH (1951). Um seine Familie ernähren zu können, übernahm DÜRRENMATT Auftragsarbeiten und schrieb Hörspiele und Kriminalromane. Erst mit seinem großen Erfolg, der Tragikomödie „Der Besuch der alten Dame“ (1956) hörten seine finanziellen Probleme auf.

1968/69 war DÜRRENMATT Theaterdirektor am Basler Theater. In dieser Zeit entstanden viele Neufassungen seiner älteren Werke. 1982 starb seine Frau, 1985 heiratete er die Filmemacherin CHARLOTTE KERR.
Am 14. Dezember 1990 starb DÜRRENMATT an den Folgen eines Herzinfarktes mit 69 Jahren.

Literarisches Schaffen

Das literarische Schaffen DÜRRENMATTs umfasst neben Romanen auch Theaterstücke und Hörspiele. Als ein gesellschaftskritischer Autor nahm DÜRRENMATT außerdem in Essays, Vorträgen und Festreden Stellung zur internationalen Politik. Hauptschaffensgebiet war allerdings die Dramatik.
In seinen ersten Dramen „Es steht geschrieben“ (1947) und „Der Blinde“ (1947) widmete er sich noch vollständig der Problematik einer religiösen Haltung im Konflikt mit der sich schnell verändernden Zeit.

Seinen Welterfolg verdankte er aber nicht diesen Werken, sondern der Tragikomödie „Der Besuch der alten Dame“ (1956). In diesem Werk machte DÜRRENMATT die Verhaltenskonventionen der Wohlstandsgesellschaft am Beispiel einer korrupten Kleinstadtbevölkerung deutlich, die durch ein verlockendes Geldangebot der Titelheldin sämtliche moralischen Skrupel verliert. Dieses Stück wurde 1964 von BERNHARD WICKI unter dem Titel „The Visit“ (dt.: „Der Besuch“) verfilmt und ist auch heute noch im Spielplan vieler Bühnen weltweit.

DÜRRENMATT studierte besonders die Theatertheorien BERTOLT BRECHTs. Ähnlich wie BRECHT wollte er beim Zuschauer Distanz zum Geschehen auf der Bühne erzeugen. Aber es gibt deutliche Unterschiede zu BRECHT. Im Gegensatz zu ihm präsentierte DÜRRENMATT auf der Bühne keine Weltanschauungen und Ideologien. Außerdem sah BRECHT im Theater eine Möglichkeit, die Gesellschaft zu verändern. Er wollte das Denken des Zuschauers in eine bestimmte Richtung lenken. BRECHTs Lehrstücke haben meist einen didaktischen Charakter, oft sind sie von der marxistischen Weltanschauung geprägt. Das Individuum soll sich einer Gruppe unterordnen. DÜRRENMATT dagegen bediente sich zwar der epischen Mittel BRECHTs, verwehrt sich aber gegen eine belehrende Dramaturgie. Spätestens nach seiner Russlandreise im Jahre 1964 distanzierte er sich eindeutig vom Marxismus.

DÜRRENMATT verursachte mehrere Skandale. So hielt er zum Beispiel 1980 in einem Interview CARL ZUCKMAYERs Werk für „Scheiße“, GÜNTER GRASS „für zu wenig intelligent, um so dicke Bücher zu schreiben“, MAX FRISCH für einen „Autor der Fehlleistungen“ und 1985 in einem Stern-Interview ADOLF MUSCHG „für besonders langweilig“.
Aber die Skandale betrafen immer nur sein Werk, nie seine Person. Man könnte vermuten, dass sie inszeniert worden sind, denn da der Erfolg seiner Spätwerke ausblieb, brachte er sich gerade durch die Skandale wieder in Erinnerung.

Seine Komödien „Romulus der Große“ (1949), „Die Ehe des Herrn Mississippi“ (1952), „Ein Engel kommt nach Babylon“ (1954), „Die Physiker“ (1961) und „Der Meteor“ (1966) wurden dagegen begeistert von der Öffentlichkeit aufgenommen.

Die literarischen Stoffe DÜRENNMATTs sind vielfältig, trotzdem kristallisieren sich einige Grundthemen heraus. Zum einen Zweifel am Sinn des menschlichen Tuns oder daran, dass der Einzelne fähig ist, am Lauf der Dinge etwas zu ändern. Ein anderes Thema ist die Hilflosigkeit des Einzelnen in der Welt, die eher Chaos ist und vom Zufall regiert wird. Trotz dieses teilweisen Pessimismus lohnt es sich, seine Werke zu lesen, bereitet doch der Sprachwitz große Freude.

Für sein literarisches Werk wurden DÜRRENMATT folgende Preise verliehen:

  • der Schillerpreis der Stadt Mannheim (1959),
  • der Große Preis der Schweizerischen Schillerstiftung (1960) und
  • die Buber-Rosenzweig-Medaille der Stadt Frankfurt (1977

In den Achtzigerjahren erhielt er

  • den Georg-Büchner-Preis (1986),
  • den österreichischen Staatspreis für Europäische Literatur und
  • den Prix Alexei Tolstoi der Association internationale des Ecrivains de Romans Policiers.

Werke (Auswahl)

  • Der Knopf (1941, Weltuntergangskomödie)
  • Weihnacht (1942, Erzählung)
  • Der Folterknecht (1943, Erzählung)
  • Die Wurst (1943, Erzählung)
  • Der Sohn (1943, Erzählung)
  • Untergang und ein neues Leben (1943, Komödie)
  • Der Alte (1945, Erzählung)
  • Die Falle (1947, Erzählung)
  • Pilatus (1947, Erzählung)
  • Der Blinde (1947, Drama)
  • Es steht geschrieben (1947, Drama)
  • Romulus der Große (1949, Komödie)
  • Der Richter und sein Henker (1950, Kriminalroman)
  • Der Hund (1950, Erzählung)
  • Der Prozeß um des Esels Schatten (1951, Hörspiel)
  • Nächtliches Gespräch mit einem verachteten Menschen
    (1952, Hörspiel)
  • Die Ehe des Herrn Mississippi (1952, Komödie)
  • Der Tunnel (1952, Erzählung)
  • Der Verdacht (1953, Kriminalroman)
  • Ein Engel kommt nach Babylon (1954, Komödie)
  • Die Panne (1956, Hörspiel)
  • Der Besuch der alten Dame (1956, Tragikkomödie, Bild 2)
  • Das Versprechen (1958, Kriminalroman)
  • Die Physiker (1961, Komödie)
  • Der Meteor (1966, Komödie)
  • Sätze aus Amerika (1970, Essay)
  • Der Mitmacher (1976, Stück)
  • Zusammenhänge (1976, Israel-Essay)
  • Albert Einstein (1979, Vortrag)
  • Achterloo (1983, Komödie)
  • Justiz (1985, Roman)
  • Durcheinandertal (1989, Roman)

 

  • Zitat von FRIEDRICH DÜRRENMATT
Lernhelfer (Duden Learnattack GmbH): "Friedrich Dürrenmatt." In: Lernhelfer (Duden Learnattack GmbH). URL: http://www.lernhelfer.de/index.php/schuelerlexikon/deutsch-abitur/artikel/friedrich-duerrenmatt (Abgerufen: 29. September 2025, 11:04 UTC)

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*3. April 1903 in Berlin-Lichterfelde
† 30. April 1981 in Staufen (Baden-Württemberg)

PETER HUCHEL – Lyriker – war Schriftsteller und verfasste politisch-verschlüsselte Naturgedichte. Einen Namen hat er sich auch als Chefredakteur der nicht immer, mit Wohlwollen betrachteten Kulturzeitschrift „Sinn und Form“ geschaffen.

Obwohl er nur fünf schmale Gedichtbände herausgab („Gedichte“ (1948), „Chausseen, Chausseen“ (1963), „Die Sternenreuse“, Gedichte 1925-1947 (1968), „Gezählte Tage“ (1972) und „Die neunte Stunde“ (1979)) gehört er unbestritten zu den bedeutendsten deutschsprachigen Lyrikern des 20. Jahrhunderts.

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